jährigen Dienstzeit nothwendig werden. Die zweijährige Dienstzeit ist der Speck, mit der sich die Mäuse der bürgerlichen Parteien fangen lassen. Um der zweijährigen Dienstzeit willen, die nicht einmal für alle Truppenkörper gelten und nicht gesetzlich festgelegt werden soll, werden die Herren viele Millionen bewilligen und nur der Wähler willen werden sie etliche Millionen streichen. Die Regierung aber wird auf dem Wege der Abschlagszahlungen nach und nach Alles er­reichen, was sie gewollt hat. Die bürgerlichen Parteien können auch gar nicht anders handeln, sie müssen dem Moloch neue und neue Opfer bewilligen. Sie sind wohl vorkommenden Falles Gegner einer bestimmten Forderung, aber sie sind in jedem Fall Anhänger und Stützen des Systems des Militarismus. Sie brauchen den Mili­tarismus zur Aufrechterhaltung der bürgerlichen, kapitalistischen Gesell­schaftsordnung, zur Aufrechterhaltung des Gegensatzes von Besitzenden und Nichtbesitzenden, Herrschenden und Beherrschten, Ausgebeuteten und Ausbeutern. Daher der Grund, daß sie gegenüber den höchsten Ansprüchen an die Steuerkraft des Volks zuerst laut Nein" und hinterdrein nach einer andern Melodie Ja" sagen.

Die Vertreter einer einzigen Partei haben sich mit aller Ent­schiedenheit und Schärfe nicht blos gegen die Vorlage, sondern gegen den Militarismus überhaupt erklärt: die Vertreter der Sozialdemo fratie, des klassenbewußten Proletariats. Liebknecht und Bebel wiesen mit Ziffern und Thatsachen nach, daß sich das deutsche Volk wirth­schaftlich verbluten müsse, wenn es noch weiter und länger zu Gunsten des kulturfeindlichen Militarismus belastet würde. Und dies oben­drein zwecklos, ohne seine Vertheidigung zu sichern. Eine verkehrte Politik, die Annerion von Elsaß- Lothringen hat Deutschland in eine ungünstige politische Lage versetzt. Bricht ein europäischer Krieg aus, so muß es nach zwei Seiten hin kämpfen, das stehende Heer wird der Aufgabe nicht gewachsen sein. Mit Rücksicht auf die Vertheidigungs­fähigkeit des Landes, wie auch die Kräfte und die Entwicklung der Nation muß deshalb an Stelle des stehenden Heeres von Berufssoldaten die allgemeine Voltsbewaffnung treten. Die Schweiz hat noch nicht die allgemeine Volksbewaffnung, aber doch wenigstens ein Milizsystem ( Bürgerwehr), das beträchtliche Vortheile aufweist. Das kleine Land hat verhältnißmäßig mehr waffengeübte Mannschaften als Deutsch­ land , und dies bei verhältnißmäßig geringeren Kosten.

Bebel machte der oben erwähnten Behauptung des Reichskanzlers gegenüber geltend, daß wenn die Frauen das Stimmrecht hätten, sie sich als entschiedene Gegnerinnen der Vorlage und des Militarismus erweisen würden. Er forderte im Interesse der Wehrhaftigkeit der

"

Eine der Grafenfamilien?" wiederholte er, die Witherbys von New Grange vielleicht?"

" Nein," sagte Franz; aber Freunde der Witherbys: Burn­

hams."

Troß allen verzweifelten Kämpfens konnte Wardour nicht Herr über sich bleiben. Er fuhr heftig zurück. Das um seine Hand gebundene Tuch fiel herab. Grayford bückte sich danach, Crayford bückte sich danach, Wardour noch immer nicht aus dem Auge lassend.

" Hier ist Ihr Taschentuch, Richard," sagte er. Sonderbar!" " Was ist sonderbar?"

" 1

Sie sagten uns, Sie hätten sich mit der Art verlegt Nun?"

" An ihrem Tuche ist aber kein Blut zu sehen."

"

"

"

Wardour riß Crayford das Tuch heftig aus der Hand und schritt, ihm den Rücken kehrend, der äußeren Thüre zu. Kein Blut an dem Tuche zu sehen," wiederholte er für sich. Es werden Flecken daran sein, wenn er es wieder steht." An der Thüre wandte er sich noch einmal zu Crayford: Sie erinnerten mich daran, von den Kameraden Abschied zu nehmen, bevor es zu spät ist, ich gehe, Ihrem Rathe zu folgen."

"

Als er die Hand auf den Drücker legte, wurde die Thüre von Außen geöffnet und ein Quartiermeister des Wanderer" trat ein. " Ist Kapitän Helding hier, Herr?" fragte er Wardour. Dieser zeigte auf Crayford.

Was wünschen Sie von Kapitän Helding?" sagte Crayford,

dem Mann entgegen gehend.

Ich habe eine Meldung zu machen, Herr. Es ist auf dem

Eise Jemand verunglückt."

Einer Eurer Leute?"

"

,, Nein, Herr, einer unserer Offiziere."

Wardour, der eben im Begriffe stand, hinauszugehen, blieb bei der Entgegnung des Quartiermeisters stehen. Einen Moment

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Nation eine militärische Jugenderziehung, ferner einen durchgreifenden Arbeiterschutz, besonders auch für die Frauen. Will ein Volk gesunde Kinder haben, so bedarf es nicht nur fräftiger Väter, auch kräftiger, gesunder Mütter.

Leider ist die Zahl der im Reichstag vertretenen Sozialdemo­fraten nicht groß genug, die Gut und Blutsteuer vom Volke abzu­wenden. Dieses sendet eben noch in blinder Verkennung seiner ureigensten Interessen Leute in den Reichstag , welche die Klinke der Gesetzgebung nur zu Nutz und Frommen der Besitzenden und Herr­schenden handhaben.

Will die Masse verhindern, daß die Steuerschraube stärker an= gezogen wird, und daß sie den Hungerriemen fester schnallen muß, so gilt es, ihren Unwillen über die Forderungen der Regierung mit so elementarer Gewalt zu äußern, daß kein Abgeordneter die Hand zur Mogelei zu bieten wagt. Wie Sturmeswind muß es durch Hunderte und Hunderte von Versammlungen brausen: Nieder mit der Vorlage! Nieder mit dem Militarismus! Die Pflichten und Interessen der Frauen erfordern es, sich rege an den Protestversammlungen zu be theiligen, eventuell solche zu veranstalten. Der Herr Reichskanzler fann sich dann in nicht mißzuverstehender Weise davon überzeugen, wie die Rekrutenmütter und Landwehrfrauen über den Militarismus und seinen Ausbau denken.

Böhmische Stuben- und Café- Mädchen.

In den Badeorten Böhmens , wie in Marienbad , Franzens­ bad , Karlsbad 2c., ruht die Bedienung in den Logierhäusern, und das sind neun Zehntel aller Häuser der betreffenden Orte, sowohl wie in den Cafés durchweg in den Händen des weiblichen Geschlechts.

Wie die wirthschaftliche Lage der weiblichen Angestellten sich in diesen noch patriarchalischen Verhältnissen" gestaltet hat, wird die geneigte Leserin aus dem Folgenden ersehen.

Werfen wir zuerst einen Blick auf die Lage der Stuben­mädchen: Da die offizielle Badesaison am 1. Mai beginnt, so heißt es Häuser und Zimmer bis zu der Zeit im nobelsten Zustand und Buz bereit haben. Im Winter aber werden wegen Mangel an Badegästen unnüße Esser nicht gehalten. Die im April neu zuziehenden Mädchen müssen nun das Haus von oben bis unten einer gründlichen Reinigung unterwerfen, die während des Winters schmutzig gewordene Wäsche reinigen, kurzum alle Vorbereitungen

ging er mit sich zu Sathe, dann schritt er langsam an Franz' Seite zurück. Crayford wies dem Quartiermeister die gewölbte Seitenthüre und sagte:

" Ich bedaure, von dem Unfall hören zu müssen. Sie werden Kapitän Helding in jenem Zimmer finden."

Zum zweiten Male erneute Wardour mit sonderbarer Be­harrlichkeit das Gespräch mit Franz.

Sie fannten also die Burnhams? Was wurde aus Clara, nachdem ihr Vater starb?"

Franz' Gesicht wurde roth vor Aerger und heftig fuhr er auf: ,, Clara? Was berechtigt Sie von Fräulein Burnham in so vertraulicher Weise zu reden?"

"

Wardour ergriff die Gelegenheit, Streit mit ihm anzufangen und entgegnete barsch:

Welches Recht haben Sie zu fragen?"

er

Franz' Blut fam in Wallung. Er vergaß das Clara ge= gebene Versprechen, ihre Verlobung noch geheim zu halten vergaß alles bis auf das Herausforderude in Wardour's Sprache und Auftreten.

"

Ein Recht, welches ich zu respektiren bitte; das Recht ihres Verlobten."

Crayford's forschendes Auge ruhte noch immer fest auf War­dour und jener fühlte es. Noch einen Schritt weiter, und Gray­ford stellte sich zwischen die Beiden. Selbst Wardour erkannte plößlich die Nothwendigkeit, sich zu beherrschen, foste es, was es wolle. Mit überströmender Höflichkeit entschuldigte er sich gegen Franz mit den Worten:

" Es wäre unmöglich, dieses Ihr gutes Recht Ihnen streitig machen zu wollen. Sie werden mich aber vielleicht entschuldigen, wenn ich Ihnen sage, daß ich ein alter Freund Fräulein Burn­hams bin. Unsere Väter waren Nachbarn. Wir sind einander stets wie Bruder und Schwester begegnet

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