und Mädchen Deutschlands : 1." Charles Fourier "( Genosse Martikke), 2. Interne Angelegenheiten, 3. Vorstandswahl; der Vorstand besteht aus den Genossinnen Thormann, Benkowski, Winter, Dehlters, Beeken, Stark, Jske, Bühl , Blatt und v. Hacht.
( Schluß.)
Die Stellung der girondistischen Minister war eine äußerst schwierige. Sie sollten und wollten die neue Zeit, die Interessen des dritten Standes vertreten, wurden aber in ihrem Handeln durch den König und seinen Anhang gehindert. Der König gebrauchte das ihm zustehende Recht des Veto, um alle Maßregeln zu hintertreiben, welche die Neuordnung der Dinge nothwendig machte. Besondere Erbitterung erregte es, daß er sein Veto einlegte gegen zwei Dekrete, von denen das eine die Bestrafung der Emigranten und eidweigernden Priester bestimmte, das andere die Errichtung eines Lagers von 20000 Föderirten in Paris . Roland protestirte gegen die Haltung des Königs in einem berühmten Briefe, welcher an Ludwig XVI. gerichtet, aber offenbar für die Oeffentlichkeit bestimmt war. Der Brief erfüllte seinen Zweck: er rechtfertigte die girondistischen Minister vor dem Lande und bewirkte ihre Entlassung. Roland theilte nun das Schreiben der gesetzgebenden Versammlung mit, welche es drucken und in die Departements versenden ließ. Der Brief, welcher mit den Worten anhebt:„ Die Freiheit ist nun die Religion der Völker", war das Werk von Madame Roland ; sie hatte ihn in einem Zuge geschrieben. In ihm gelangt das Machtgefühl des dritten Standes zum Ausdruck, aber auch die Halbheit der girondistischen Auffassung der Verhältnisse. Der Brief trug dazu bei, das Ansehen des Königs zu erschüttern und den Sturz des Königthums vorzubereiten.
Dieser Sturz wurde damals von der„ Gironde " ebenso leidenschaftlich erstrebt als von dem„ Berg ". Denn das Königthum war die Stütze der Feinde, welche an der Grenze und im Innern Frank reichs die Neuordnung der Dinge bedrohten', damit das Eigenthum und die politische Freiheit der Bourgeoisie. So suchten die Girondisten mit den Montagnards zusammen die Macht des Königthums zu brechen, und sie appellirten zu diesem Zwecke mehr als einmal an das revolutionäre Eingreifen des arbeitenden Volfes von Paris . Sie waren für Bewaffnung der Pariser Arbeiter mit Piken und für ihre Einbeziehung in die Nationalgarde, sie organisirten den 20. Juni, wo das Pariser Volk friedlich, aber in Waffen gegen das Königthum demonstrirte. Die Erstürmung der Tuilerien und die Gefangennahme des Königs( 10. August 1792) war allerdings das Werk der energischen Agitation der Bergpartei. Aber die Girondisten waren mit derem revolutionären Vorgehen einverstanden und besannen sich nicht einen Augenblick, die Früchte der geschaffenen Situation zu ernten. Als Ludwig XVI. für abgesetzt erklärt wurde, gelangte die regierende Gewalt zunächst in die Hände eines Ministeriums, das mit einziger Ausnahme des Montagnards Danton ausschließlich aus Girondisten bestand. Roland wurde von Neuem mit dem Ministerium des Innern betraut.
In dem Nationalkonvent, welcher am 20. September 1792 an Stelle der gesetzgebenden Versammlung trat, kam es nun zu jenen gewaltigen Kämpfen zwischen„ Gironde " und" Berg ", welche auch Madame Roland's Schicksal besiegelten. Der Gegensatz zwischen den beiden Parteien, d. h. der Gegensatz zwischen den Interessen der Bourgeoisie und denen der arbeitenden Masse war bis jetzt verschleiert worden durch die gemeinsamen und in Aller Interesse liegenden Kämpfe gegen das Königthum. Nun, nach dessen Sturz, traten sie schroff in Erscheinung und spizten sich mehr und mehr zu.
Die äußere und innere Lage Frankreichs wurde mit jedem Tage gefahrdrohender und forderte die energischsten Maßregeln, sollten nicht die Errungenschaften der bisherigen Ereignisse verloren gehen. An vier Seiten fiel der Feind in das Land ein und sein Sieg hätte die Wiederherstellung der alten Zustände bedeutet. In der Normandie und Vendée , in Lyon und Toulon hatten Adelige und Priester einen Aufstand entfesselt, an allen Orten gab es heimliche, aber erbitterte Feinde der Republik . In der arbeitenden Masse herrschte entsetzliche Noth. Die Arbeiter besaßen gar nichts, die Handwerker und Bauern nur geringes Eigenthum, das Geschäftsleben lag darnieder, die Preise aller Lebensbedürfnisse waren unerschwinglich und nicht zum wenigsten in Folge unsauberer, verbrecherischer Spekulationen der Besitzenden, das Geld war rar, die Assignaten( Anweisungen auf die Nationalgüter) hatten geringen Werth. Zumal in Paris war der Nothstand ein unbeschreiblicher. Der äußere Feind mußte aus dem Land getrieben, der innere unschädlich gemacht werden, es galt das Massenelend mindestens zu mildern und die neuen Verhältnisse organisch auszugestalten.
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Jede der beiden Parteien wollte diese Aufgaben lösen in Gemäßheit ihrer Natur, d. h. mit Berücksichtigung der Interessen der Bevölkerungsschicht, welche sie vertrat. Die„ Gironde " glaubte alle Krisen zu beschwören durch glänzende Parlamentsreden, durch theoretische Erörterungen und Erklärungen über Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Republik, Tugend, Bürgerpflicht 2c. Ihr fehlte die Energie zur Bekämpfung der äußeren und inneren Feinde der Republik , der Klasseninstinkt der Bourgeoisie war zu rege in ihr, als daß sie die Interessen des werkthätigen Volks erkannt und wahrgenommen hätte. Sie widersetzte sich allen Maßregeln, welche zu Gunsten der Republik und der arbeitenden Bevölkerung das bürgerliche Eigenthum antasteten. So war sie für Beibehaltung des beschränkten und indirekten Wahlrechts, so verweigerte sie der Kommune von Paris die Mittel zur Linderung des Nothstandes 2c. Der Berg" erkannte dagegen die Nothwendigkeit, der Republik den Rücken frei zu halten durch die schonungslose Niederwerfung der Verschwörer im Innern Frankreichs . Er erkannte, daß die Republik nur gerettet werden könne, durch das thatkräftige Eintreten der Masse, und er fand es für recht und billig, daß die Besitzenden die Gutsteuer der Kämpfe trugen, wenn die Besitzlosen die Blutsteuer brachten, und daß die Republik auch ihrerseits durch soziale Reformen etwas für ihre opferwilligsten Vertheidiger thue. Und je energischere Maßregeln die Bergpartei ergriff, je entschiedener sie die Interessen der Kleinbürger und Arbeiter vertrat, um so haltloser und schwankender wurde die Gironde , um so mehr gab sie in Wirklichkeit ihre theoretischen Ideale preis.
Wie Madame Roland mit glühender Seele den Kampf gegen das Königthum geführt hatte, so nahm sie leidenschaftlichen Antheil an dem Ringen zwischen„ Berg “ und„ Gironde ". Ja, sie gab gewissermaßen das Signal zu der Entfesselung der Parteikämpfe, indem sie Roland veranlaßte, in dem Konvent einen Brief und später einen Bericht vorzulegen- beide von ihr verfaßt, in welchem der„ Berg " wegen der Septembermorde aufs Heftigste angegriffen wurde. Alle Annäherungsversuche zwischen den Montagnards und Girondisten bekämpfte sie auf das Energischste. Sie war die entschiedenste und konsequenteste Vertreterin der girondistischen Grundsäße und an Thatkraft und Charakter in manchen Lagen der einzige„ Mann" der Partei. Nach wie vor blieb sie deshalb der Mittelpunkt, um den sich die glänzendsten Geister der Gironde schaarten, und ihre Ansicht war meist ausschlaggebend für die Haltung der Partei. Ihrem Manne war sie während dessen zweimaliger Amtsthätigkeit als Minister eine treue Mitarbeiterin. Roland entschloß sich zu keiner Maßregel, ohne sich vorher mit ihr berathen zu haben. Sie prüfte die einlaufenden Bittgesuche, sie verfaßte die Erlasse, Rundschreiben, Instruktionen, Aufrufe und freute sich über die Wirkung der Schriftstücke, in welche sie „ diese Mischung von Milde und Kraft, von Gewichtigkeit der Vernunft und Reiz der Empfindungen legte, die vielleicht nur bei einer Frau von Herz zu finden ist, welche gleichzeitig einen gesunden Kopf besitzt." Welch bedeutenden Einfluß sie in ihrer Partei und auf die öffentlichen Angelegenheiten ausübte, erhellt am deutlichsten aus den heftigen Angriffen, welche die hervorragendsten Führer des„ Bergs" gegen sie richteten. Die Presse dieser Partei war voll von Ausfällen und Beschuldigungen gegen die„ tugendhafte Frau des tugendhaften Roland", der als„ Küchendragoner" seiner Frau bezeichnet wurde. Marat nannte diese eine„ Circe , welche ihre Freunde bezaubert", und Hébert legt ihr den Spiznamen„ Königin Coco" bei. Danton erklärte unmuthig, man brauche Minister, die nicht mit den Augen ihrer Frauen sehen", und als es sich darum handelte, Roland zum Verbleiben in seinem Amt aufzufordern, meinte er bissig: erst müſſe man die Einladung dazu an dessen Frau richten.
Im Laufe der Parteikämpfe wurden die gegen Madame Roland und ihren Gatten erhobenen Beschuldigungen immer ernster. Es kam zu einer Anklage vor dem Konvent. Madame Roland erschien vor der Versammlung und führte die Vertheidigung mit so viel Klugheit und Beredtsamkeit, daß sich die Sigung zu einem wahren Triumph für sie gestaltete. Im Dezember 1792 hatten sich die Feindseligkeiten zwischen den Parteien so scharf zugespitzt, daß die Freunde für ihr Leben fürchteten und sie zur Flucht in einer Verkleidung zu bewegen suchten. Sie wies das Ansinnen entrüstet mit den Worten zurück: " Ich schäme mich der Rolle, die man mich spielen lassen will. Ich will mich weder verkleiden, noch entfernen. Wenn man mich ermorden will, so soll es in meinem Hause geschehen. Ich bin mir dieses Beispiel von Festigkeit schuldig, und ich werde es geben."
Durch die Ereignisse gezwungen, gab Roland Ende Januar 1793 seine Entlassung als Minister. Die Familie kehrte wieder in ihre bescheidene Wohnung in der Rue de la Harpe zurück. Der Wechsel fiel Madame Roland und ihrem Gatten nicht schwer; auch zur Zeit ihrer Macht hatten sie die Einfachheit und puritanische Strenge ihrer Sitten bewahrt, so daß man nach dem Ausspruch eines Zeitgenossen