59lung der Hilfsarbeiter und-Arbeiterinnen:„Nothwendigkeit undNutzen der Gewerkschaftsorganisation"(Genosse Rüther); öffentlicheVersammlung für Frauen und Männer, einberufen von der Frauen-Agitationskommission:„Die Gehaltsverhältnisse der städtischen Lehrerund Lehrerinnen"(Genossin Altmann);„Welches Interesse haben dieFrauen an der städtischen Verwaltung?"(Reichstagsabgeordneter Zu-beil). Die Versammlung nahm folgende Resolution an:„Die Versammlung erklärt, im Einvcrständniß mit der Referentin,daß die Besserung der heutigen Zustände nur durch das Volk für dasVolk erreicht werden kann. Das Volk bezahlt mit den Steuern dieLehrer und Lehrerinnen, hat also dann auch das Recht zu fordern, daßdie Schule eine Erziehungsanstalt im wahren Sinne des Wortes werde.Das ist aber nur möglich, wenn jeder Einzelne dieses Werk fördern Hilstdurch Aufklärung über die Zwecke und Ziele der Sozialdemokratie, dereinzigen Verfechterin der Rechte des Volkes."Blumenau, öffentliche Volksversammlung:„Wie lebt die arbeitendeMenschheit, und wie könnte sie leben?"(Genosse Kühn); Dessau.öffentliche Versammlung für Männer und Frauen:„Die Verurtheilungund Hinrichtung Jesu vom Standpunkte unbefangener Geschichtsforschung"(Genosse Peus); Furtwangen i. Schwarzw., öffentlicheVersammlung für Frauen und Männer:„Die Frauen des Proletariats und der Militarismus"(Genossin Zetkin); Groitzsch, öffentliche Versammlung für Frauen und Männer:„Die Frau und derSozialismus"(Genossin Kühler); Hanau, öffentliche Volksversammlung:„Tie Maifeier"(Genosse Kiefer); Leipzig, öffentliche Versammlung für Frauen und Männer:„Frauenunterdrückung, Frauenkultus und Frauenrechte"(Genossin Kühler); Lindenau, öffentlicheVersammlung für Frauen und Männer:„Was wird der Befreiungskampf des Proletariats den Frauen bringen?"(Genossin Kühler);Mannheim, öffentliche Versammlung der Schneider und Schneiderinnen:„Der Untergang des Handwerks"(Genosse Or. Rüdt); Ohligs,Volksversammlung für Frauen und Männer:„Das Elend des Proletariats und die Bedeutung des 18. März"(Genossin Gotthusen);Ottensen, öffentliche Versammlung der sozialdemokratischen Partei:„Der 13. März"(Genosse Kölle); Paunsdorf, öffentliche Versammlung für Frauen und Männer:„Was wird der Befreiungskampf desProletariats den Frauen bringen?"(Genossin Kühler); Rixdorf,öffentliche Versammlung der Textilarbeiter und-Arbeiterinnen:„Bericht über die Thätigkeit der Kommission"(Genosse Pause); Solingen,öffentliche Versammlung für Frauen und Männer:„Die Kulturentwicklung der Menschheit"(Genossin Schneider); Stuttgart, öffentliche Versammlung des sozialdemokratischen Vereins Westen:„Bürgerliche und proletarische Frauenbewegung"(Genossin Zetkin); Triberg,öffentliche Versammlung für Männer und Frauen:„Die Frauen desProletariats und der Militarismus"(Genossin Zetkin).— Vereinsversammlungen fanden in der nämlichen Zeit statt in:Berlin, Mitgliederversammlung des Verbands der Schneider undSchneiderinnen:„Die Praxis des Berliner Gewerbegerichts"(GenosseTäterow); Generalversammlung der Mitglieder des Verbands der imKürschnergemerbe beschäftigten Arbeiter und Arbeiterinnen:„Thätig-keitsbericht, Kassenbericht, Statutenänderung"; Mitgliederversammlungdes Vereins der in Holzbearbeitungssabriken und auf Holzplätzen beschäftigten Arbeiter und Arbeiterinnen:„Innere Angelegenheiten";Mitgliederversammlung des Bildungsvereins für Frauen und Mädchen:„Antheil der Frauen in der französischen Revolution"(GenossinLöwenherz); Hamburg, zwei Mitgliederversammlungen des Verbandsder Fabrik-, Land-, Hilfsarbeiter und-Arbeiterinnen: 1)„Herbergswesen, Interne Angelegenheiten"; 2)„Bericht vom Gewerbegericht"(Genosse Becker),„Die Arbeitslosenstatistik"(Genosse Liebscher);Ottensen, Mitgliederversammlung des Zentralvereins der Frauenund Mädchen:„Bericht von der Generalversammlung in Lübeck"(Genossin Eilken);„Der Zweck des Vereins"(Genossin Heitmann); inden Ausschuß des Vereins wurden gewählt die Genossinnen Möller,Fischer, Breuer, Krimson, Leibing; Stuttgart, Mitgliederversammlung des Verbandes der in der Metallindustrie beschäftigten Arbeiterund Arbeiterinnen:„Die Thätigkeit der Frau auf industriellem Gebiete"(Genossin Zetkin); Veddel-Rothenburgsort, Mitglieder-versammlung des Zentralvereins der Frauen und Mädchen:„Dieethische Bedeutung der Arbeiterbewegung"(Genosse Saalfeld).— Frankfurt a. M.* Um weitere Schichten der proletarischenFrauenwelt für die Ideen des Sozialismus zu gewinnen, hatten diehiesigen Genossen und Genossinnen in Verbindung mit der BerlinerFrauen-Agitationskommission eine größere Agitationstour in der Gegendvon Frankfurt a. M. organisirt. Genossin Blohm-Hamburg war damitbeaustragt worden, die Arbeiterinnen und Arbeiterfrauen der Gegendaufzuklären über ihre Lage als Proletarierinnen, ihnen die Schwereihrer Leiden zum Bewußtsein zu bringen, ihnen die Möglichkeit einer* Wegen Raummangels verspätet.Wiedergeburt der Gesellschaft durch den Sozialismus nachzuweisenund sie als Kämpferinnen in Reih und Glied der sozialdemokratischenArbeiterbewegung zu führen. Die Agitationstour fand im MonatMärz statt und erstreckte sich auf folgende elf Orte: Orb, Hanau,Frankfurt a. M., Bockenheim, Oberrad, Offenbach, Mannheim, Eschersheim, Wiesbaden, Fechenheim, Klein-Stein-heim. Genossin Blohm referirte hier in öffentlichen Volksversammlungen über folgende Themata:„Die kapitalistische und die sozialistischeGesellschaftsordnung",„Arbeitslosigkeit früher und jetzt und die Fürsorge für das Wohl der Arbeiter und Arbeiterinnen",„Die kapitalistische Gesellschaft und die Fürsorge für die Arbeiterklaffe",„DieStellung der Frau in der Industrie und in der Gesellschaft". Sämmt-liche Versammlungen waren sehr gut besucht; in Orb, Hanau undanderen Orten war der Zudrang ein so großer, daß die Leute Kopfan Kopf gedrängt auf der Straße standen. Wo an die Ausführungender Referentin eine Diskussion anknüpfte, wurde energisch betont, daßman die proletarischen Frauen aufklären und in das politische Leben,in die gewerkschaftlichen Organisationen hineinziehen müsse. DieseUeberzeugung fand auch in einstimmig angenommenen Resolutionenihren Ausdruck. Der ausgestreute sozialistische Samen ist auf einenguten, auf einen von der kapitalistischen Ausbeutung aufgeackertenBoden gefallen. Die Arbeits- und Lebensverhältnisse der werkthätigenMasse der Gegend— zumal dort, wo diese in der Tabakindustrie beschäftigt ist— sind so ungemein elende, daß auch die stumpfsinnigstenMänner und Frauen zum Nachdenken wachgerüttelt werden, und daßihnen der Gegensatz zwischen Ausbeutern und Ausgebeuteten zumBewußtsein kommt. Was in der Brust der armen Lohnsklaven undLohnsklavinnen gährt an dumpfer Verzweiflung, an bitterem Weh,an berechtigtem Groll und Zorn, an heißem Verlangen nach Brot,Freiheit und Glück, das gilt es zu erwecken zu klarer Erkenntniß, zuzielbewußtem Wollen. Und dazu hat auch die Agitation von GenossinBlohm das ihrige beigetragen, sie hat der Arbeiterbewegung in denReihen der Frauen neue Streiter geworben. l-. ö.Die Ausbeutung der Avbritskeast.i- Je mehr Arbeit, desto weniger Rast. Wer 18 Stunden arbeitet.dem bleiben nur 6 Stunden zum Ausruhen, wer 6 Stunden arbeitet,dem bleiben 18 Stunden frei, u. s. w. Wer nichts thut, der brauchtdie Ruhe am wenigsten, und wer sie braucht, der hat sie nicht.Sich sein Leben lang abrackern, ist das Schicksal des Lohnsklaven,der Lohnsklavin. Wenn sie auch keine Ketten mehr zwingen, so bindetsie jetzt nicht weniger die Roth. Was bringt ihnen ihre mühevolleArbeit? Nichts, als ein jämmerliches Dasein, Verkrüppelung, Siechthum, Verthierung und einen frühzeitigen Tod.„Wenn die freiwillige produktive(schaffende) Thätigkeit der höchsteGenuß ist, den wir kennen, so ist die Zwangsarbeit die härteste, entwürdigendste Qual. Nichts ist fürchterlicher, als alle Tage vonMorgens bis Abends etwas thun zu müssen, was einem widerstrebt.Und je menschlicher der Arbeiter fühlt, desto mehr muß ihm die Arbeitverhaßt sein, weil er den Zwang, die Zwecklosigkeil für ihn selbstfühlt, die in ihr liegt.„Weshalb arbeitet er denn? Aus Lust am Schaffen? AusNaturtrieb? Keineswegs. Er arbeitet um des Geldes, um einerSache willen, die mit der Arbeit selbst gar nichts zu schaffen hat; erarbeitet, weil er muß, und er arbeitet noch dazu so lange und soununterbrochen einförmig, daß schon aus diesem Grunde allein ihmdie Arbeit in den ersten Wochen zur Qual werden muß, wen» ernoch irgend menschlich fühlt."(Engels.)Je mehr die Maschinerie sich entwickelt, desto mehr geistes-tödtend wird die Arbeit.„Die Thätigkeit des Arbeiters wird leicht,die Anstrengung der Muskeln wird gespart, und die Arbeit selbstwird unbedeutend, aber eintönig im höchsten Grade. Sie gewährtihm kein Feld für geistige Thätigkeit, und nimmt doch seine Aufmerksamkeit gerade so viel in Anspruch, daß er, um sie gut zu besorgen,an nichts Anderes denken darf."(Engels.)Im Joche des Kapitals frohnden Arbeiter und Arbeiterinnenschlimmer als Lastthiere. Denn der Besitzer eines Lastthieres hatselten ein Interesse daran, es zu überanstrengen. Er hat es gekaustfür baares Geld, und verendet es vor der Zeit oder wird es wenigerleistungsfähig, so erleidet er dadurch einen Verlust. Er schont deshalb die Kräfte seines Thieres und dessen Gesundheit. Anders ist dasVerhältniß des Kapitals zum Lohnarbeiter. Ter Kapitalist kauft dieKraft der Arbeiter und Arbeiterinnen stückweise, tag- und wochenweise. Haben sie diese Zeit abgearbeitet, für die sie entlohnt werden,so haben sie eben dadurch dem Kapitalisten den gezahlten Lohn abgeliefert und einen ansehnlichen Profit noch obendrein. Habe» siesich überarbeitet, brechen sie in der Folge zusammen, so ist dies für