Der neueste Bericht der badischen Fabrikinspektion über die Lage der Arbeiterinnen.
Die durch ihre Unparteilichkeit und Energie befannte Thätigkeit des badischen Fabrikinspektors wurde in diesen Blättern oft genug gewürdigt. Natürlich war aber gerade diese Unparteilichkeit und Energie nicht nach dem Herzen des badischen Unternehmerthums. Zumal die Mannheimer und Pforzheimer Fabrikanten wütheten gegen den Fabrikinspektor Dr. Wörishoffer, der so respektwidrig war, die schändlichsten Ausbeutungspraktiken der Herren festzunageln, statt sie mit dem Mantel christlicher Klugheit zu decken. Der Mannheimer Fabrikantenklüngel wendete sich sogar in einer Beschwerde an das Ministerium und versuchte dieses gegen den unbequemen Fabrikinspektor zu hetzen. Das Ministerium wies die Beschwerdeführer ab, aber gar mancher recht gewundene Satz seiner Antwort enthielt an die Adresse Dr. Wörishoffer's die versteckte Mahnung, sich den Unternehmern gegenüber größerer Vorsicht zu befleißigen.
Dieser Umstand ist jedenfalls nicht ohne Einfluß darauf geblieben, daß der letzte Bericht der badischen Fabrikinspektion an Energie und Bestimmtheit hinter seinen Vorgängern zurücksteht. Trotzdem ist er noch unvergleichlich besser, als die Berichte der preußischen, sächsischen 2c. Gewerbeinspektoren.
Wir wollen uns an dieser Stelle nur mit den Mittheilungen des Berichts beschäftigen, welche sich auf die Lage der Arbeiterinnen in Baden beziehen.
Was zunächst die Gesammtzahl der Arbeiterinnen von Anlagen betrifft, die unter gewerblicher Aufsicht stehen, so betrug sie 1893 nach den Ergebnissen der statistischen Aufnahme 44283 oder 33 Prozent sämmtlicher in diesen Anlagen beschäftigten Personen gegen 41 441 oder 32,9 Prozent im Vorjahre. Die Zahl der Arbeiterinnen hat also ab= solut( an und für sich) wie relativ( verhältnißmäßig) zugenommen, auch in Baden greift die Frauenarbeit langsam aber stetig um sich.
Von der Gesammtzahl der Arbeiterinnen waren 5706 oder 12,9 Prozent jugendliche und 38 557 oder 87,1 Prozent über 16 Jahre alte Arbeiterinnen, gegenüber 5893 oder 14 Prozent und 35 598 oder 86 Prozent im Vorjahre. Der Rückgang der Arbeiterinnen unter 16 Jahren erklärt sich aus dem Zurückdrängen der Kinder aus der Industrie, das in Folge der neuen Fabrifgesetzgebung eingetreten ist.
Bezüglich der Vertheilung der erwachsenen Arbeiterinnen auf die einzelnen Industriezweige ist zu bemerken, daß die absolute Zu
feine Stimme, auf daß er stumm werde, zur Strafe seines Hochmuths. Aber ich singe nur von ihm, den ich nicht vergessen kann. Ich sehe noch den stillen, dunklen Waldsee und höre die Erlen flüstern, der Mond flimmert golden auf dem Wasser und die Königskerze duftet. Dann kommt die Sehnsucht, und mein Herz ist todestraurig. Ich will Dir singen von meiner Liebe, von meinem Weh, von meinem Sehnen." Und sie sang..., doch der Adler schüttelte den Kopf. Das war es nicht, was ihm fehlte, das war seine Sehnsucht nicht.
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Da hatte er einen Traum und in dem Traum sah er eine Gestalt, deren Anblick ihn durchzuckte wie ein Bliz, denn es war die Gestalt, die er geahnt hatte sein Leben lang. Glänzend schwebte sie über ihm und senkte sich herab, ein Hauch traf seine Stirne und das Wehen und Brausen um ihn her gestaltete sich zu Worten:„ Du sollst haben, wonach Du begehrst, denn ich will den Urquell der That, das schrankenlos drängende Wollen, in Dich legen. Mache Dich los vom Althergebrachten, zerbrich die Fesseln, die Dich erdrücken, steig auf, steig auf zur Freiheit!" Und " Freiheit" sang und klang es in den Lüften, Freiheit" rauschten die Eichen um ihn," Freiheit"," Freiheit" da was war das? Klirrend fiel die Kette von seinem Fuß, das Gitter über ihm weitete sich- verwirrt sah er in die unendlichen Fernen, und es faßte ihn wilder Taumel, wie er ihn nie gekannt, es war ihm, als wüchse er und würde mächtig und stark, brausende Flügelschläge trugen ihn hinauf in Sonnenglanz und Glückseligkeit, und er wogte und schwebte da ein Ruck am Fuß, er stürzt
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und erwacht. Erwacht zum Bewußtsein, erwacht zur Verzweiflung. Ueber ihm und um ihn nichts, nichts als Eisen und eine Kette am Fuß, die ihn wund scheuert, je mehr er baran zerrt, und die er doch immer getragen hat; ihm ist, als müßte er ersticken. Und wild fährt er auf, bis ihn die Kette am Fuß zurückreißt, fährt wieder auf und sinkt zurück, bis zur Erschöpfung, und er meint zu sterben.
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nahme von 2959 Arbeiterinnen zum größten Theil hervorgerufen ist durch eine Zunahme von rund 1500 Arbeiterinnen in der Tabakfabrikation, von 600 in der Textilindustrie und 200 in der Papierund Lederindustrie. Der Rest der Zunahme an Arbeiterinnen vertheilt sich auf die anderen Gruppen, wobei die Verschiebungen gegen das Vorjahr so unbedeutend sind, daß sich keine gewichtigen Schlüsse auf die Zu- resp. Abnahme der Verwendung weiblicher Arbeitskräfte innerhalb dieser Industrien bieten lassen.
Was ferner die Zahl der verheiratheten Arbeiterinnen anbelangt, so hat sie mit 10467 gegen das Vorjahr mit 10 159 absolut und zwar um 308 oder um 3,03 Prozent zugenommen." Relativ", meint der Fabrikinspektor, ist eine Abnahme eingetreten", denn, sagt er ,,, im Vorjahre waren von 100 Arbeiterinnen über 16 Jahre 28,27 verheirathet oder verwitwet, im Berichtsjahre nur 27,15."
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Das Verfahren, auf Grund dessen der Fabrikinspektor zu seiner Behauptung gelangt, scheint uns unrichtig. Man muß doch bedenken, daß verhältnißmäßig selten Arbeiterinnen sich vor dem 18. Lebensjahre verheirathen. jahre verheirathen. Die Erschwerung der Beschäftigung der Arbeiterinnen unter 16 Jahren mußte aber mit Nothwendigkeit bewirken, daß eine rasche Vermehrung eintrat der Arbeiterinnen im Alter von 16-18 Jahren, die nur sehr selten verheirathet sind. Darauf und auf keine andere Ursache kann mit größter Wahrscheinlichkeit die relative Abnahme der verheiratheten Arbeiterinnen zurückgeführt werden!
Von einer sogar blos verhältnißmäßigen Besserung der Verhältnisse kann, unserer Ansicht nach, keine Rede sein. Die Zunahme der Zahl der verheiratheten Arbeiterinnen läßt eher darauf schließen, daß sich die Erwerbsverhältnisse der Arbeiter verschlechtert haben. Jedenfalls ist sie ein Anzeichen dafür, daß die proletarische Familie mehr und mehr durch den Kapitalismus zersetzt und aufgelöst wird. Dies trotz aller schönen Redensarten von der„ Heiligkeit der Familie" und dem„ Naturberuf der Frau" im Haus.
Sehen wir nun, wie es in Baden mit der Beobachtung der Gesetzesvorschriften zum Schutze der Arbeiterinnen stand.
„ Der Vollzug der gesetzlichen Bestimmungen", schreibt der Fabrikinspektor, ließ vielfach zu wünschen übrig. Mehrfach wurde Beschäftigung der Arbeiterinnen zur Nachtzeit bezw. über die regelmäßige Arbeitszeit ohne Erwirkung einer Bewilligung in Anlagen wahrgenommen, bei denen man die Kenntniß der gesetzlichen Vorschriften voraussetzen darf. Die meisten
Aber er starb nicht. Er lebt mit der brennenden Ungeduld und der fressenden Qual im Herzen. Er lebte und sah vor sich das lockende Ziel in den Wolfen und konnte nicht hin. Doch Tag für Tag, Stunde für Stunde mühte er sich ganz heimlich, daß es Niemand sab, er faßte zwei Stäbe seines Käfigs mit starken Klauen, um sie zu erweitern, und riß an seiner Kette. Dann kam die Phantasie und half ihm, und er träumte schlafend und wachend seinen einzigen Traum. Und wieder ward es Abend. Hei, wie der Frühlingssturm um das Vogelhaus heult, als wollte er es wegfegen vom Erdboden, wie er finstere Staubwolken vor sich herpeitscht und die Bäume ächzend und knarrend zu Boden biegt. Da träumt der Adler, daß seine Zeit gekommen ist, daß die Natur selber ihm hilft. Und wieder fährt er auf ein verzweifelter Ruck und noch einer und noch einer und träumte er wieder? die Kette zerriß mit hellem Klang, nur das Glied um seinen Fuß war geblieben.... Nein, er träumte nicht. Da lag die Kette am Boden und er war frei? Noch nicht, noch galt es, durch das Gitter zu gelangen. Er rang mit der Riesenkraft der Verzweiflung, er drängte sich, fast zu Tode erschöpft, weiter und weiter. Manche Feder flatterte zu Boden, er achtete es nicht nur weiter, weiter und, wie er zwei Stäbe seines Käfigs mit starken Klauen faßt und sie weit auseinander reißt, holt der Sturm aus mit gewaltigem Athem und donnernd birst es entzwei, das Gefängniß, und stürzt zusammen- Freiheit! Freiheit!
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Der junge Adler aber schaut trunken hinaus in unendliche Fernen, wie er es im Traume gesehen. Keine Gitterstäbe trennen ihn mehr von dem Weltall , das er glaubt an sich reißen zu können mit einem Flügelschlage. Seine Brust weitet sich im größten, höchsten Entzücken. Doch nur einen Moment des Zögerns- dann schwingt er sich auf, auf brausenden, begeisterten Schwingen.