Sonnabend durch die Männer protestirten die meisten Frauen, weil sie nur an Maschinen arbeiten wollen, die von ihnen selbst gereinigt sind. Die Antworten der Unternehmer sind nur insofern von In­teresse, als sich von 681 nur 97 für die Verkürzung der Sonnabends­arbeitszeit aussprachen.

Gestützt auf die Resultate ihrer Enquete haben die Fabrik­inspektoren dem Bundesrath vorgeschlagen, von einer gleichmäßigen gesetzlichen Regelung vorläufig abzusehen; den Frauen, die ein Haus­wesen zu besorgen haben, dagegen das Recht einzuräumen, am Sonn­abend um 4 Uhr auf bloße Anzeige hin die Arbeit zu verlassen. Diese ungenügende Maßregel wird lediglich die Folge haben, die wir bei der Bestimmung bezüglich der längeren Mittagspause in unserer Gewerbeordnung immer wieder beobachten können: die Mehrzahl der Frauen wird aus Furcht vor Entlassung oder Lohnverkürzung von der Anzeige Abstand nehmen.

Die weiblichen Fabrikinspektoren in Frankreich haben sich, wie die Soziale Praxis" mittheilt, nach dem vor Kurzem erschienenen Jahresberichte der französischen Gewerbeaufsichtsbeamten für das Jahr 1895 trefflich bewährt. Da die betreffenden Angaben des Berichts unbeabsichtigt der Amtsthätigkeit der Inspektorinnen ein ehrenvolles Zeugniß ausstellen, so ist ihre Beweiskraft um so größer. Verschiedene statistische Mittheilungen der Bezirksinspektoren rücken namentlich den Fleiß und die Sorgfalt der weiblichen Gewerbebeamten in helles Licht. Die fleißige und gewissenhafte Amtsführung ist um so bemerkens­werther, als die Inspektorinnen ausschließlich zu der sehr schwierigen Kontrolle der kleingewerblichen und hausindustriellen Betriebe ver­wendet werden. Im 7. Aufsichtsbezirk, der die Departements von den Côtes- du- Nord bis zur Vendée umfaßt, waltet Frau v. Laforgnes ihres Amtes und besichtigte bei 2083 Besuchen ca. 1000 Wäsche-, Konfektions und Modegeschäfte, also jeden Betrieb durchschnittlich zweimal im Jahre, 108 in der Nacht, 130 am Sonntag, während ihre vier männlichen Kollegen nur 1500 bis 1800 Besuche, davon höchstens 54 in der Nacht und 17 am Sonntag, aufzuweisen haben. Jm 6. Aufsichtsbezirt, den Departements um die Seinemündung herum, hat die Inspektorin, Fräulein Sochaczewska in Rouen , mit 1308 Be­suchen im Jahre 1895 und 1187 im Jahre 1894 die dritthöchste Besuchsleistung unter ihren fünf männlichen Kollegen erreicht. Der Bezirksinspektor rühmt hier die Sorgfalt seiner Beamtin ganz be­sonders und giebt noch folgende Spezialübersicht über ihre Thätigkeit seit Amtsantritt. Die Inspektorin besuchte:

Nähanstalten

Modiftinnen

Wäschereien

In Rouen

In Le Havre

Betriebe

mit Kindern

uoa

In Dieppe

In Elbeuf

von

A 12 bis 13 Jahren

18 bis 16 Jahren

von

Mädchen

16 bis 18 Jahren

von 18 bis 21 Jahren

Frauen

Männer

267 197 75 56 60 367 597 709 489

85 53 15 24 14 95 60 605 76 246 228 78 53 19 348 604 714 335 14 8 3 2

-

Arbeiter

überhaupt*

2222 350 2 2022

88

land, Amerika und Australien , daß die Frauen sich im Gewerbe­aufsichtsdienst trefflich bewähren. Ob wohl die Regierungen der deutschen Staaten von der Hessens abgesehen endlich die Kon­sequenzen dieser Thatsachen ziehen und in größerem Maßstabe Frauen mit der Gewerbeaufsicht betrauen?

-

Ein Frauenkongreß, der zahlreich besucht war, tagte im Februar in Des Moines , Jowa( Vereinigte Staaten ). Er nahm einen Beschluß an, eine allgemeine Agitation für das Stimmrecht des weiblichen Geschlechts zu entfalten. Auch die Gründung einer großen, sich über das ganze Land erstreckenden Organisation wurde berathen. Die Frauenbewegung", das Organ der deutschen so­genannten radikalen" Frauenrechtlerinnen, zieht aus den Reden der Kongreßtheilnehmerinnen freudig den Schluß, daß auch die amerikani­ schen Frauenrechtlerinnen keine Parteipolitik treiben, wohl aber die individuelle Freiheit betonen, sich zu dieser oder jener Partei zu bekennen. Wäre dem so, so würde das nur eins beweisen: daß die amerikanischen Frauenrechtlerinnen genau so konfus sind und genau so wenig Einblick in das soziale Getriebe besitzen, wie ihre schwäch­lichen deutschen Schwestern". Die Thatsachen beweisen dagegen, daß die deutschen Frauenrechtlerinnen wieder einmal die aus ihrer Unklarheit und Halbheit geborenen Wünsche und Ansichten für baare Wirklichkeit nehmen. Die amerikanischen Frauenrechtlerinnen haben z. B. gelegentlich der letzten Präsidentenwahl sehr kräftig Partei­politik" getrieben. New Yorker Frauenorganisationen entfalteten eine äußerst rührige Agitation zu Gunsten der Wahl Mac Kinleys, in den ,, Silberstaaten" traten die Frauenrechtlerinnen für den demokrati­schen Kandidaten ein; sozialistische Frauengruppen wirkten agitatorisch für den Kandidaten der sozialistischen Arbeiterpartei. Aber derartige Thatsachen eristiren für unsere im Stande paradiesischer politischer Unschuld dahinvegetirenden Frauenrechtlerinnen nicht.

* An den Munizipalwahlen in Kansas ( Nordamerika ) haben sich die Frauen in großer Zahl betheiligt. Aus einer der Städte des Landes, Wichita , liegt folgende Zusammenstellung über die Betheili­gung der Männer und der Frauen an den Wahlen vor: Stimm­berechtigt waren 4609 Männer und 2327 Frauen; es übten ihr Wahl­recht aus: 3445 Männer und 2300 Frauen. Wie hier im Kleinen, so hat es sich anderwärts im Großen fast immer gezeigt, daß der Prozentsatz der an der Wahl theilnehmenden Frauen ein höherer ist, als der der Männer.

* Ein neuer ,, Beruf für Frauen ist in Amerika entdeckt worden. Die Gattinnen und Töchter der oberen Zehntausend pflegen ihre vielen Mußestunden gern durch Kartenspielen Whist, Tarock 2c.- auszufüllen. Eine New Yorker Dame hat es daraufhin unternommen, Spielunterrichtsstunden einzurichten, die sehr besucht sein sollen. Ihr Beispiel fand schnell Nachahmerinnen; verschiedene große Hotels in bekannten Badeorten stellen sogar solche Lehrerinnen" mit festem Gehalt an, um ihren Gästen die Langeweile sommerlicher Regentage zu vertreiben.

"

.

Korsetfabriken.

Wäschefabriken

Schneider

Blumenfabriken

Spitzenfabriken

Fabriken für kirchliche

Ornamente

.

Pelzfabriken

-

-

4 15 19 21 49

-

108

14 10 8 6

1 22 15 17 21

76

56 38 15 10 7 12 13 4 1

6 21 47 37 15

126

-

1 2 15 90 58 91

-

215

-

2 16 4

-

22

13

2

6 9

19

3

-

71

I I

23

6 10 5 25 Bild von der

Diese tabellarische Uebersicht giebt ein anschauliches Wirksamkeit, die eine Fabrikinspektorin entfalten kann. Bezeichnend für die Gewissenhaftigkeit der weiblichen Beamten ist es, daß der Bezirksinspektor für das Seinedepartement( Paris und Umgebung) den Eifer seiner vierzehn Inspektorinnen gewissermaßen als zu lästig empfindet. Er äußert, daß dieselben durch die verhältnißmäßige Kleinheit ihrer Aufsichtsbezirke dazu veranlaßt werden, jeden Betrieb mehrmals im Jahre zu besuchen, und er plädirt deshalb dafür, die Bezirke zu vergrößern und die Zahl der weiblichen Gewerbebeamten auf zehn herabzusetzen. Die betreffenden Aeußerungen sprechen ebenso deutlich für die trefflichen Leistungen der weiblichen Beamten, wie von der durchaus irrigen Auffassung, die der Herr Bezirksinspektor von den Aufgaben der Gewerbeaufsicht hat. Die Erfahrungen, welche bezüglich der Amtsthätigkeit der Fabrikinspektorinnen in Frankreich vorliegen, beweisen also, wie die einschlägigen Verhältnisse in Eng­

* Diese amtlichen Sammelzahlen stimmen nicht durchweg mit der mathematischen Summe der Einzelzahlen; ob in diesen oder jenen ein Fehler ist, läßt sich nicht feststellen.

Quittung.

10 Mt. von den Genossinnen in Chemnitz und 10 Mt. von den Genossinnen in Königsberg zu Agitationszwecken erhalten zu haben bescheinigt dankend

Frau M. Wengels

Vertrauensperson.

Berlin O, Fruchtstraße 30, Quergeb. 2 Tr.

Quittung.

Für die streikenden Wäscherinnen in Neu- Isenburg liefen bei der Unterzeichneten bis jetzt ein: 427 Mt. 15 Pf.

Frau M. Wengels, Vertrauensperson.

Der Redaktion der ,, Gleichheit" gingen zu: Gesammelt durch den Arbeiterinnen- Bildungsverein für Dresden und Umgegend bei der silbernen Hochzeit von Genossin Rössel 16 Mt., K. K. 1 Mt., von einigen Abonnentinnen durch Frau Sch. Stuttgart 5 Mt., S. Sch. 1 Mt., Gesammelt in der Versammlung graphischer Arbeiterinnen Stuttgart 5 Mt., Frau G. Ulrich 20 Mt., von den Leipziger Ge­nossinnen durch Frau Aug. Jäger 72 Mt. Summa 120 Mt. Zu­sammen mit den in Nr. 11 quittirten 150 Mt.= 270 Mt.

-

Die Beträge sind dem Vorsitzenden der Lohnkommission der streikenden Wäscherinnen übermittelt worden. Weitere Gaben werden von Genossin Wengels und der Redaktion der Gleichheit" entgegen­genommen.

Verantwortlich für die Redaktion: Fr. Klara Zetkin ( Eißner) in Stuttgart .

"

Die Redaktion der Gleichheit".

Druck und Verlag von J. H. W. Diez in Stuttgart .