Zahl der im Telegraphendienst thätigen Frauen soll bedeutend vermehrt werden; für den Dienst an den Postschaltern will man versuchsweise weibliche Hilfskräfte verwenden, welche statt der Be­amten die. Postwerthzeichen verkaufen sollen. Die Verwaltung der Staatsbahnen zieht die Anstellung von Frauen an den Fahr­fartenschaltern zunächst zum Verkaufe der Vorortsbillets in Gr­wägung. Schon früher wurde die Verwendung von Frauen im Manipulationsdienste der Güterstationen erwogen. Wie im Tele­phondienste werden jedenfalls auch in den übrigen Zweigen des Ver­kehrswesens die Frauen als billige Arbeitskräfte Verwendung finden. Der Kapitalistenstaat übt betreffs der Entlohnung der Frauenarbeit die nämlichen profitwüthigen Praktiken, wie jeder Privatunternehmer. Leider leisten viele höhere Töchter" seiner Gehalt- und Lohndrückerei Vorschub. Sie begnügen sich mit wahren Spottgehältern, weil sie nicht die vollen Unterhaltungskosten verdienen müssen, vielmehr nur einen Zuschuß zu denselben. In ihrem furzsichtigen Egoismus ver­schlechtern sie die Erwerbsverhältnisse der männlichen Beamten, wie ihrer Kolleginnen, welche durch Berufsarbeit ihr Brot zu erwerben gezwungen sind.

* Ueber die Zahl der weiblichen Dienstboten macht Dr. F. Hirschberg in seinem kürzlich erschienenen Buche: Die soziale Lage der arbeitenden Klassen in Berlin  " einige interessante Angaben. In Berlin   fommen auf 1000 Einwohner 38 Dienstboten: günstiger ist, was die Zahl der Dienstboten anbetrifft, Köln   daran, hier kommen 39 Dienstboten auf 1000 Einwohner. In Königsberg   41 auf 1000; in Braunschweig   42, in Hamburg   45, in Nürnberg   und Hannover   je 47, München   und Bremen   je 50; am günstigsten sind hinsichtlich der Zahl der Dienstboten Charlottenburg  ( 70 auf 1000), Stuttgart  ( 71) und Frankfurt   a. M.( 73) gestellt. Ungünstiger als Berlin   stehen Elberfeld  ( 27), Dortmund  ( 27), Barmen( 24), Düsseldorf  ( 36), Altona  ( 30); die wenigsten Dienstboten giebt es in Chemnitz  ; hier kommen nur 22 auf 1000 Einwohner. Im Allgemeinen kann man wohl als richtig voraussetzen, daß aus der Verhältnißzahl der Dienstboten in einer Stadt sich ein Schluß auf die Wohlhabenheit der letzteren ziehen läßt. Die Zahl der Haushaltungen in Berlin   mit Dienstboten ist im Rückgang befindlich. Im Jahre 1875 war es noch ein Fünftel der Haushaltungen in Berlin  , die Dienstboten hatten, 1890 nur noch ein Sechstel, 1895 nur noch ein Siebentel. Jm Thiergartenviertel trifft man in über der Hälfte der Haushaltungen Dienstmädchen, in dem Arbeiterviertel der Louisenstadt nur in dem zwanzigsten Theile.

Eine Enquete über Frauen-, Männer- und Kinderarbeit in Nordamerika  . Das Arbeitsamt der Vereinigten Staaten  hat sehr interessante Erhebungen über die Arbeit der Männer, Frauen und Kinder in ihrem Verhältniß zu einander und über ihre Ent­lohnung in 1067 Betrieben von 30 verschiedenen Staaten angestellt. Diese beschäftigten 1895/96 in einer Woche 148367 Personen, früher, vor mindestens zehn Jahren, dagegen in einer Woche nur 94529 Personen.

Davon waren:

Männer

Gegenwärtig Früher

18 Jahre und älter 43 295 26497

Mehr jetzt:

unter 18 Jahren 7540 4175 16716 3365 ( 63,1%)( 80,5%)

18 Jahre und älter 45162

Von den Frauen wurden gezählt:

Unverheirathete

Gegenwärtig 70921

32801

Früher Mehr jetzt:

Frauen

unter 18 Jahren 12751

27163 6743 17999 6008 ( 66,3%)( 89,1%)

Verheirathete

6775 1375

Verwittwete 2011 498

38080( 115,8%) 5400( 392%) 1513( 303,8%).

Eine Tabelle giebt Aufschluß über das Verhältniß der Löhne der Frauen und Kinder zu denen der Männer bei gleicher Arbeits­leistung. In Betracht kamen 781 Fälle. Die Tabelle ergiebt einen

um

in Fällen Prozent höheren Verdienst der Männer gegenüber den Frauen 595( 76,2%) 32,3 - Männern 129( 16,5%) 10,4 29( 10,5%) 8,6 182( 79,8%) 56,6 .. 57( 7,3%) 22( 9,7%)

4

Frauen

W

=

Kinder

Männer

Kindern

gleichen Verdienst der Männer und Frauen

.

M

Kinder

D

Der Mehrverdienst der Frauen und Kinder gegenüber den Männern wurde in fast der Hälfte der Fälle in der Baumwoll­industrie erzielt. Als Gründe der Bevorzugung der Frauen sind u. A. angegeben: billiger, streiken nicht, sind leichter zu

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behandeln, verlangen nicht den ganzen Betrieb zu erlernen, sondern begnügen sich mit ihrer Theilarbeit. Daneben wurde jedoch auch bemerkt: geeigneter, sorgsamer, trinken nicht.

Kinderarbeit.

* Die Heimarbeit in London  , soweit sie in den Händen von Frauen und Kindern liegt, ist in einem Theile Gegenstand einer Er­hebung seitens des Londoner Ausschusses für Frauenarbeit gewesen. 35 Industriezweige sind in ca. 400 Einzelwohnungen beobachtet worden. Es stellte sich dabei heraus, daß die Verfertigung von Zündhölzchen­schachteln am schlechtesten, die von Schirmbezügen am besten bezahlt wird. Bei der erstgenannten Arbeit waren Kinder in großer Zahl von Morgens bis spät Abends beschäftigt. Man fand förmliche Kinderwerkstätten unter Aufsicht und Leitung eines Erwachsenen. In Folge der entdeckten schrecklichen Zustände hat der Ausschuß beschlossen, beim Erziehungsdepartement des Ministeriums des Innern, sowie beim Parlament Schritte zu thun, um die Erhöhung der Schulpflicht bis auf 14 Jahre und das Verbot der Erwerbsarbeit schulpflichtiger Kinder durchzusetzen. Verschiedene weibliche Fabrikinspektoren, und bekannte Vorkämpferinnen der Arbeiterinnenbewegung, wie Mrs. Amie Hicks und Mrs. Beatrice Webb   traten für eine Resolution dieses In­halts ein, die denn auch, bei Gelegenheit einer Konferenz über die Hausindustrie, einstimmig angenommen wurde.

* Ueber die Erwerbsarbeit schulpflichtiger Kinder hat der deutsche Lehrerverein wie wir schon einmal mittheilten Er hebungen veranstaltet, denen wir folgende Einzelheiten entnehmen: Die Direktoren der Leipziger   Schulen stellten fest, daß von 500 Kindern einer Bezirksschule nicht weniger als 248, 153 Knaben und 95 Mädchen, durch die gedachten Dienstleistungen Erwerb suchen mußten. Von 2411 Schülern in Altenburg   waren 809, also ein volles Drittel, außerhalb der Schulzeit in fremden Diensten thätig, zumeist aus den mittleren und oberen Klassen. Große Verdienste um die Erkenntniß dieser Mißstände hat sich der Lehrer K. Agahd, der an einer Rigdorfer Volksschule wirkt, erworben. In diesem größten Dorfe der Monarchie waren 1894 von 3267 Schulfnaben 600 erwerbsmäßig nebenbeschäftigt, davon 104 als Regeljungen, 360 als Zeitungsjungen, 62 als Laufburschen, 24 in Fabriken, 56 als Tücherknüpfer, 170 als Polirer, Weber, Wagen­aufseher, Bierabzieher, Blumen und Brezelverfäufer. Eingehende Untersuchungen wurden in den Jahren 1895 und 1897 von den Rek­toren der Charlottenburger   Gemeindeschulen veranstaltet. Nach den Feststellungen vom Juli 1897 gingen daselbst von 8706 Volfsschülern 705, also 812 Prozent, und zwar von 3635 Knaben 397 und von 5071 Mädchen 308 einem der erwähnten Nebenerwerbe nach, darunter nach einer früheren Charlottenburger Statistik von 1895 über ein Viertel im Alter von unter 10 Jahren! Näheres darüber findet sich in dem siebenten Jahresbericht des Sanitäts- und Medizinal­wesens der Städte Berlin   und Charlottenburg  ". Danach besorgten die Kinder bereits vor acht Uhr Morgens bis zu fünfzig Kunden, wobei sie bis zu hundert Treppen zu steigen hatten, die Zeitungs­träger auch Abends; die Kegelaufsetzer waren oft bis nach Mitter­ nacht   thätig. Auch in einer Reihe anderer Städte sind solche Er­mittelungen vorgenommen worden. In Hannover   stellte der dortige Lehrerverein im Sommer 1896 fest, daß von 9235 Knaben insgesammt 1094, also 12 Prozent, außerhalb der Schulzeit beschäftigt wurden, und von 8566 Mädchen insgesammt 526, also nur 6 Prozent, die Knaben mit einem Durchschnittsverdienst von 5,16 Mt., die Mädchen mit einem Durchschnittsverdienst von 3 Mt. monatlich. Nach einem Bericht der Hamburger Oberschulbehörde wurden daselbst im Jahre 1891 von 6208 Schulkindern 12,9 Prozent Knaben und 6,24 Prozent Mädchen in der schulfreien Zeit zu gewerblichen Dienstleistungen ver­wendet. Aehnliche Ergebnisse hatten die Ermittelungen in Dresden  , Altona  , Sonneberg  , Spandau  , Mainz  , Stettin  , beiläufig auch in Zürich  . Nur in Berlin   wurden Untersuchungen zur näheren Fest­stellung dieser Art von Kinderausbeutung nicht beliebt. Nach den Erhebungen eines freisinnigen Berliner   Lehrers, des Rektors Bandt, waren an der von ihm geleiteten 162. Gemeindeschule, welche in ver­hältnißmäßig günstiger Gegend liegt, durchschnittlich 10 Prozent Kinder in verschiedenen Gewerbebetrieben thätig.

Sozialistische Frauenbewegung im Ausland.

Die erste Konferenz der sozialdemokratischen tschechischen Frauen hat in Brünn   während der Weihnachtsfeiertage in den Räumen des neuerbauten Arbeiterheims getagt. Auf der Tages­ordnung der Konferenz standen folgende Punkte: 1. Prinzipienerklä­rung; 2. Organisation, Agitation und Tattit; 3. Presse; 4. Verschie­denes. Ein Bericht über die Konferenz liegt zur Zeit noch nicht vor.