Folgen, dieselbe zu beantragen. Ein Arbeitgeber äußerte diesbezüg­lich auf Anfrage bei der Revision, daß er einem solchen Antrag aller­dings stattgeben müßte, daß aber die betreffenden Arbeiterinnen dann gleich zu Hause bleiben könnten."

Was die Beschäftigungsart anbelangt, so wurden in ein­zelnen Ziegeleien Arbeiterinnen in gesetzwidriger Weise bei der Gewinnung und dem Transport von Rohmaterialien verwendet. Grund dafür war für den Unternehmer der Umstand, daß diese Arbeiterinnen einen geringeren Lohn als selbst jugendliche Arbeiter beansprucht hatten. In einer Ziegelei besorgte eine Arbeiterin das Befeuern des Ringofens; die von Aufsichts wegen angeordnete Zuweisung einer anderen Beschäftigung hatte für die betreffende Arbeiterin eine wöchentliche Lohnminderung von 3 bis 6 Mt. zur Folge. Die Verwendung Schwangerer bei Arbeiten, welche eine andauernd gebückte Körperhaltung erfordern( Kistenpacken und dergleichen), mußte gleichfalls beanstandet werden. Als ein Bedürfniß wurde es anerkannt, in Betrieben, in denen die Arbeit stehend ver­richtet werden muß, für passende Siggelegenheit zu sorgen, welche die Arbeiterinnen während der Pausen benüßen können. Die Fabrik­inspektion beanstandete ferner in einer Emaillirfabrik ein in der Hof­unterfellerung befindliches gesundheitsschädliches Lokal, in welchem Arbeiterinnen beschäftigt wurden. Im Ganzen waren wegen unge­eigneter Beschäftigung von Fabrikarbeiterinnen 26 bedeutendere Be­anstandungen erforderlich. Die Arbeitsräume sind insbesondere in den älteren Theilen Münchens   oft bis zur äußersten Grenze aus­genügt, weshalb das Verlangen, eine Trennung der Arbeiter nach Geschlechtern herbeizuführen oder Bedürfnißanstalten, Wasch- und An­kleideräume in der erforderlichen Weise herzustellen, vielen Schwierig­feiten begegnet".

Insgesammt wurden im Berichtsjahr im oberbayerischen Auf­sichtsbezirk 52,4 Prozent der Fabritbetriebe revidirt, welche Arbeite­rinnen im Alter von über 16 Jahren beschäftigen. Die in den revi­dirten Betrieben thätigen Arbeiterinnen machen 52,6 Prozent der Gesammtzahl der im Bezirk gezählten Fabrikarbeiterinnen aus. Von den Handwerksbetrieben wurden 32 revidirt, in denen 2,2 Pro­zent der in sämmtlichen Betrieben dieser Art beschäftigten Arbeite­rinnen verwendet wurden. Von den 32 Betrieben hatten 18 eine höchstens 10stündige, 5 eine 10- bis 11stündige, 4 eine 11- bis 12stün­dige, ebensoviele eine mehr als 12stündige und 1 eine unbestimmte Arbeitszeit. Die vorstehenden Zahlen zeigen, wie unabweisbar eine ganz bedeutende Vermehrung der Zahl der Aufsichtsbeamten ist, soll der gesetzliche Schutz wirksamer gestaltet werden. Man denke, daß die Revisionsthätigkeit noch nicht ganz der Hälfte der Fabrikarbeite­rinnen und wenig über einem Fünfzigstel der Arbeiterinnen der Handwerksbetriebe zu Gute fam!

Jm mittelfränkischen Aufsichtsbezirk revidirte die Funktionärin in 16 ganzen und 3 halben Reisetagen 60 Betriebe, in denen sie

Aber durch die Plagen der Hize dringen die des Hungers hindurch und die Unruhe vor dem morgigen Tage. Er steht auf und nimmt die Gabel wieder auf, schleppt sie die schwere Höhe hinauf dem Triumphbogen zu, in einem fort rufend: Quatre liards la botte!"

An der letzten Gassenecke kauft eine Näherin zwei Büschel. Und dann zieht er durch die Champs- Elysees   und begegnet dem reichen Jüngling, der hinter einem englischen Kutscher nach dem Boulogner Wäldchen hinausfährt, um über den Zweck des Daseins zu grübeln. Der Palast und die großen Restaurants handeln nichts, aber die Sonne beginnt auf die Stresse zu brennen, und die Blumenkohlköpfe lassen ihre langen, grünen Ohren hängen, so daß er bei der Fontaine am Rond- Point sie mit Wasser auf­frischen muß. Es ist Mittag, als er die Place de la Concorde  passirt hat und auf die Quais gekommen ist. Auf den Trottoirs dejeuniren Herren; einige sind bereits bis zum Kaffee gekommen. Sie sehen satt aber bekümmert aus, wie wenn sie eine trübe und schmerzliche Pflicht zu erfüllen hätten, um das Dasein in Stand zu halten. Aber der Alte sieht sie wie selige Sterbliche an, während er selbst sein Ich wie einen gedörrten Apfel zusammen­schrumpfen fühlt.

Die Karre flappert am Pont- Neuf   vorbei, und er fühlt jeden Straßenstein gegen das Rad stoßen und die Muskeln und Nerven der müden Arme schütteln. Er hat seit dem Morgen nicht gegessen noch getrunken, und die Stimme ist dünn wie die eines Schwind­süchtigen, so daß die Rufe nunmehr wie Nothschreie lauten mit einem kleinen Vorschlag von Seufzern in tiefer Seelennoth. Die Füße brennen und die Hände beben; der Rücken ist heiß, als wenn

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folgende Beanstandungen erhob: Unpassende Beschäftigung einer Frau in gesegneten Umständen in 1 Falle, unpassende Beschäftigung einer jugendlichen Person in 1 Falle, Unreinlichkeit und Staub in 8 Fällen, fehlende Garderobe in 3 Fällen, fehlende Anschläge in 3 Fällen, Fehlen von Schutzvorrichtungen in 2, ungesetzliche Arbeits­zeit jugendlicher Arbeiterinnen in 2 Fällen, zu später Arbeitsschluß am Samstag, Fehlen von Spucknäpfen und ungesetzliche Arbeitszeit erwachsener Arbeiterinnen in je 1 Falle.

Bemerkenswerth ist die Mittheilung, daß der gesetzliche Elf­stundentag in mit Wasserkraft betriebenen Metallhammerwerfen auf dem Lande übertreten wurde, wo die Arbeiterinnen im Akkordlohn arbeiten und nicht begreifen wollen, daß ihre Arbeitsdauer einer Be­schränkung unterliegen soll. Die Verfehlungen bezüglich der Beschäfti­gung am Sonnabend bestanden im Arbeitsschluß um 6 Uhr, anstatt um 5 Uhr Abends. In 8 Fällen wurde für den Samstag Ueber­zeitarbeit zu Reinigungszwecken bewilligt. Es sind jedes Jahr die gleichen Betriebe, welche diese Bewilligung nachsuchen, zu deren Versagung kein Grund besteht". Wirklich nicht? Wenn die übrigen 1981 Betriebe mit mehr als 5 Gehilfen ohne Ueberstunden am Samstag auszukommen vermögen, sollte dies dann den betreffenden 8 Betrieben nicht ebenfalls möglich sein?

Im Berichtsjahr wurde nicht beobachtet, daß die Gewährung längerer Mittagspausen an Arbeiterinnen zur Besorgung des Haus wesens zurückgegangen wäre. Nicht selten wurde das Gegentheil fonstatirt. Mit der zunehmenden Einführung allgemeiner längerer Mittagspausen im Industriegebiet Nürnberg- Fürth wird der Rücksicht auf die häuslichen Pflichten der Arbeiterinnen am zweckmäßigsten Rechnung getragen, ohne daß diese einen Lohnentgang befürchten müssen. Die anderthalbstündige Mittagspause für Arbeiterinnen mit eigenem Haushalt scheint im Bezirk Oberpfalz   nicht üblich zu sein. Mit nur wenigen Ausnahmen verzichten die Arbeiterinnen auf diese Vergünstigung", heißt es, d. h. wohl, die Arbeiterinnen müssen darauf verzichten, weil die betreffende gesetzliche Bestimmung nur fakultativ und nicht obligatorisch ist und deshalb nach dem Belieben der Unternehmer nur auf dem Papier stehen kann.

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Eine Verschiebung der Arbeitszeit der Arbeiterinnen gegen­über jener der Arbeiter wurde im vergangenen Jahre nur in 2 Be­trieben bemerkt: in einer Leimfabrik, welche für ihre Arbeiterinnen eine 9stündige Arbeitszeit bei 1stündiger Mittagspause festgelegt hat, und vor Allem in dem Betrieb der Nürnberger Elektrizitäts- Aktien­gesellschaft, vormals Schuckert& Co.  , wo die zahlreichen Arbeite­rinnen eine 9/ 2stündige Arbeitszeit bei 13/ 4stündiger Mittagspause haben, während die Arbeitszeit der Männer 10 Stunden beträgt.

In 27 Prozent aller besichtigten Betriebe mit Arbeiterinnen wurden diese an Maschinen beschäftigt; in 31 Prozent waren die Geschlechter getrennt, in 4 Betrieben fand sich weibliche Aufsicht. Was die Einrichtung von Wasch- und Ankleideräumen anbelangt, das Rückenmark schmelzen wollte, und das dünne Blut hämmert in den Pulsen der Schläfen, als er nach der Cité abweicht und am Quai de l'Horloge Schatten sucht. An der Place du Parvis bleibt er vor einer Brasserie stehen und überlegt, ob er sich ein Glas Wein für seine Sous faufen soll. Aber dann faßt er sich und zieht weiter, an Notre- Dame   vorbei und bis zur Morgue. Er kann an diesem geheimnißvollen kleinen Hause von einem Stock­werk nicht vorbeigehen, wo so manche Lebensräthsel gelöst worden sind, und er tritt ein. Wie kühl und schön es darin aussieht, wo die Todten auf Marmor liegen wie der reiche Jüngling, und wo der Reiffrost in Haar und Bart schimmert wie an einem schönen heilsamen Wintertag. Einige sehen mißvergnügt aus, weil es nicht gut that, das Wasser in die Lungen, das Messer ins Herz oder in den Bauch zu bekommen; einer lächelt, als wäre er froh, daß es ein Ende nahm; einer liegt da und sieht indifferent aus, als wenn es just dasselbe sei; das Problem war in jedem Falle gelöst: er hatte gelebt bis er starb. Keine Kleider, kein Essen, fein Hausraum mehr! Kein Kummer, keine Sorge. Alle hatten das höchste Gut des Lebens bekommen: eine Ruhe, die nicht durch Noth, Mißwachs, Krankheit, Todesfall, Krieg und Kriegsnöthe, das amerikanische Getreide noch durch das harte Gesez über den Arbeitslohn verrückt werden konnte. Ein Schlaf ohne Träume, wie sanft! und ohne Erwachen, wie herrlich!

Der Alte mußte sie beneidet haben, denn als er ging, wandte er sich noch einen Augenblick, um seine Augen an dem Anblick der Seligen zu erfrischen, die innerhalb der großen Glasscheiben kühl ſchliefen.

( Schluß folgt.)