energischer, an ihren eigenen Forderungen'festzuhalten, als sie großes Gewicht auf die Verkürzung der Arbeitszeit legen. Sie wollen sich nicht länger mit dem Mißstand abfinden, daß Abends die Arbeit nicht endet, daß sie erst spät»ach Mitternacht todtmüde, wie zer- schlagen dem armseligen Heim zuwandern. Sie haben sich darauf besonnen, daß sie nicht bloß Wasch- und Plättmaschinen sind, sondern lebendige Menschen, mit einem Recht auf Gesundheit. Muße, Bildung. Familienglück und Erholung. Tüchtige Arbeit muß nicht nur tüchtigen Lohn beanspruchen, vielmehr auch tüchtige Ruhe zur Stärkung und Erfrischung von Körper und Geist. Von der Erkenntniß durchdrungen, daß nur ein einheitliches. planmäßiges Handeln, das von einer festen Organisation geleitet wird und an ihr einen Rückhalt findet, der eingeleiteten Bewegung zu Erfolgen zu verhelfen vermag, nahmen die Versammellen folgende Resolution an:Die heute, 26. Juni, in Kellers Festsälen tagende, von ca. 1500 Personen besuchte Versammlung der Alt-Plätterinnen und Wäscherinnen in Berlin   erklärt, daß nur durch festes Zusammen- halten ein planmäßiges Arbeiten möglich ist und verpflichtet sich, der Organisation aller Arbeiter und Arbeiterinnen von der Wäsche- und Kravattenbranche beizutreten." Nachdem die Versammlung entschieden hatte, gingen Lohn- kommission und Organisation freudig an die ihnen zugefallene Auf- gäbe, den Arbeiterinnen möglichst auf dem Wege gütlicher Berhand- lung bessere Arbeitsbedingungen zu schaffe». Vom 27. Juni an konnten alle Wäscherinnen und Plätterinnen im Bureau der Lohnkommission Tarifzettel mit den aufgestellten Forderungen erhalten. Diese Zettel­sollten den Meistern und Meisterinnen vorgelegt werden, die sich bis zum 7. Juli durch Unterschrift zur Einhaltung der geforderten Arbeits- bedingungen zu verpflichten hatten. War bis zum Ablauf der fest- gesetzten Bedenkzeit die Unterschrift nicht erfolgt, der Tarif also ab- gewiesen, so galt vom 30. Juni ab die Kündigung des Arbeitsver- hältnisses seitens der Arbeiterinnen. Durch die letztere Bestimmung wurde die lltägige Kündigung gewahrt. Die Plätterinnen und Wäsche- rinnen sind der erhaltenen Losung gemäß vorgegangen. Nur ein kleiner Theil der Unternehmer hat die Forderungen bewilligt. Die Verhandlungen zwischen der Lohnkommission und einer Kommission der Unternehmer haben zu keiner Verständigung geführt. Um einen friedlichen Verlauf der Bewegung zu sichern, haben nun die Plätte- rinnen und Wäscherinnen auf Vorschlag der Lohnkommission das Eini- gungsamt des Gewerbeschiedsgerichts angerufen. Die Inhaber der Wäschereien und Plättestuben sind dem Vorschlage beigetreten. Die Wäscherinnen und Plätterinnen haben in einer Versammlung die Lage erörtert und über die weiterhin zu unternehmenden Schritte beschlossen. Ihre Vertretung vor dem Einigungsamt wurde Genossin Ihrer, vier Plätterinnen und dem Vorsitzenden der Organisation. Genossen Trinks, übertragen. Die Verhandlungen vor dem Einigungsamt beginnen am 13. Juli. Wir wünschen ihnen besten Erfolg. Nach den Berichten der Lohnkommission ist die Situation den Arbeiterinnen günstig. Es mehrt sich die Zahl der Meister, welche die Forderungen bewilligen. Der Arbeitsnachweis desVereins der Wäsche- und Kravattenbranche" kann der Nachfrage nach Arbeite- rinnen zu den neuen Bedingungen nicht genügen. Die Stimmung unter den Plätterinnen und Wäscherinnen ist vorzüglich. Die Organi- sation ist entschlossen, ihnen mit Rath und Thal kraftvoll zur Seite zu stehen. Die Lohnkommission erklärt es in der Folge für ein schändliches Manöver, daß sogenannteparteilose" Blätter, wie Lokalanzeiger" undMorgenpost", verkünden, die Bewegung werde im Sande verlaufen. Ueberall, wo Arbeiterinnen und Arbeiter am eigenen Leibe er- fahren, was Ausgebeutetwerden bedeutet, da wird man auch von ganzem Herzen mit den Plätterinnen und Wäscherinnen sympathi- siren. welche sich nach einer menschenwürdigeren Existenz sehnen. Aus dem Vcrständniß für ihr trauriges Loos, aus der Sympathie für ihre so gerechtfertigten Bestrebungen wird im Falle der Roth, im Falle des Kampfes treue, opferfreudige Hilfsbereitschaft erwachsen. Der Verlauf und der Ausgang der in Fluß gekommenen Bewegung ist in der Hauptsache von den Wäscherinnen und Plätterinnen selbst abhängig. Erlischt ihr Wille nach günstigeren Arbeitsbedingungen nicht einem Strohfeuer gleich, halten sie vielmehr mit Festigkeit. Ausdauer und vor allem mit unerschütterlicher Einmüthigkeit fest. was sie mit hochflammender Begeisterung als Ziel erkoren, so können Erfolge nicht ausbleiben. Die Wäscherinnen und Plätterinnen von Neu-Isenburg   haben ihren Berliner   Schwestern der Frohn und des Leidens durch einen lange Wochen dauernden Kampf schon vor Jahren gezeigt, welche Siege durch Einigkeit, Ausdauer und treues Festhalten an der Organisation errungen werden können. Die Lohn- erhöhung bei kürzerer Arbeitszeit, welche die Wäscherinnen und Plätterinnen der Pariser Vororte erst kürzlich ihren Unternehmern abAetrotzt haben, beweist das Gleiche. In England haben die Wäsche- rinnen und Plätterinnen ihrer Agitation und Organisation eine Reihe werthvoller gesetzlicher Schutzmaßregeln zu verdanken, welche bessere sanitäre Verhältnisse in den Wäschereien geschaffen haben. Wenn die Wäscherinnen und Plätterinnen im Verlaufe ihrer Bewegung erkennen lernten, daß es für sie nicht gilt schweigend zu leiden und zu dulden, vielmehr agitirend, kämpfend für Besserung zu wirken. wenn sie sich von der Bedeutung des Zusammenhalts überzeugen und die Wichtigkeit der gewerkschaftlichen Organisation erfassen, so ist das ein Gewinn, der nicht hoch genug eingeschätzt werden kann. Der Hinblick auf die gegenwärtig erhobenen Forderungen, die Rücksicht auf weitere Verbesserung der Lage und auf eine dauernde Sicherung der errungenen Vortheile, aber auch das heiße Begehren nach Auf- klärung, nach dem Wirken in einer Gemeinsamkeit, nach dem Empor der Persönlichkeit aus der Enge und dem Dunkel einer nothbelasteten Existenz, aus der Kälte der Vereinsamung, kurz das Streben nach einer Antheilnahme an allen materiellen und geistigen Errungen- schaften der Kultur, predigt den Plätterinnen und Wäscherinnen ein- dringlich: Organisirt Euch! Aus der Bewegung. Von der Zlgitation. Im Auftrag der Generalkommission und des Tabakarbeiterverbandes sprach Genossin Z ietz- Hamburg vom 10. Juni bis 1. Juli in einer Reihe öffentlicher Gewerkschaftsversamm- lungen. welche in folgenden Orten stattfanden: Frankenhausen. Langewiesen  . Geschwenda   bezw. Gräfenroda  . Älrnstadt. Kahla  . Lehesten. Hof, Kösen, Osterfeld, Weißenfels  , Raum- bürg und Merseburg  . In Frankenhausen, wo vor einiger Zeit die Knopfarbeiter durch ihr einiges Zusammenstehen einen schönen Sieg errungen haben, wo auch eine gute Organisation der Tabak- arbeiter und-Arbeiterinnen vorhanden ist. war die Versammlung gut besucht. Leider dürfen nach Schwarzburg  -Rudolstädter   Versammlungs- recht keine Minderjährigen an öffentlichen Versammlungen theil- nehmen, und doch thäre es diesen so noth, etwas mehr in das Wesen der Arbeiterbewegung eingeführt zu werden. Die Lohnsätze der Heim- arbeiter und-Arbeiterinnen sind zum großen Theile gar zu traurig. In Langewiesen  (Schwarzburg-Sondershausen  ) war die Versamm- lung die erste, in welcher eine Frau sprach. Unter den zahlreich Er- schienene» befanden sich denn auch zum ersten Male einige Dutzend Frauen, die alle mit sichtlichem Interesse den Ausführungen folgten und zum Schlüsse erklärten, von jetzt ab regelmäßig die Versammlungen besuchen zu wollen. In Geschwenda   war es dem Einfluß des Bürgermeisters gelungen, den Wirth zur Zurücknahme seiner Zusage betreffs des Lokals zu bewegen. So waren wir also obdachlos. Wenn der Ortsgewaltige jedoch gehofft hatte, dadurch die Versammlung zu hintertreiben, so hatte er sich arg verrechnet. Als gegen 9 Uhr die Versammlungsbesucher in großer Zahl beieinander waren, hieß es Abmarsch ins Gothaische, nach dem nahegelegenen Gräfenroda  ". Im Gothaischen brauchen Versammlungen in geschlossenen Räumen nicht angemeldet zu werden. Bald marschirten Männlein und Weib- lein bei herrlichem Mondenschein bergauf und bergab insAusland". wo sie imFelsenkeller" zu Gräfenroda   gastliche Aufnahme fanden. Bis auf den letzten Platz war das Lokal besetzt. Wer beim Ab- marsche vielleicht noch unschlüssig gewesen war, ob er mitgehen solle. der war vom Gendarmen dazu getrieben worden. Dieser jagte nämlich die Leute vor dem Lokal in Geschwenda   mit den Worten auseinander: Das wäre noch schöner, wenn hier ein Straßenauflauf entstände". Als wir nun in Gräfenroda   die prächtige Versammlung und die be- geisterte Stimmung der Besucher sahen, dachten wir unwillkürlich: Es leben unsere Freunde, die Feinde! Der schöne Abend wird den Genossen und Genossinnen sicher noch recht lange im Gedächtniß bleiben. Eine gut besuchte Versammlung fand in Arnstadt   statt, wo den verschiedensten Organisationen eine ganze Anzahl neuer Mit- glieder zugeführt wurde. Am anderen Tage sollte im Rathhaussaale zu Plaue eine Versammlung stattfinden. Jedoch es hieß: der Ver- trauensmann von Plaue denkt, und der Bürgermeister lenkt. Zu- nächst hatte der Gendarm des Ortes versucht, den Wirth zu bestimmen, wortbrüchig zu werden und das zugesagte Lokal zu verweigern. Der Wirth erklärte jedoch, falls die Gemeinde ihm die Hälfte der Pacht erlasse, werde künftighin keine Arbeiterversammlung mehr bei ihm stattfinden; geschehe das nicht, so müsse er sehen, wie er durchkomme. Daraufhin verbot der Bürgermeister kurzerhand die Versammlung. DieGleichheit" hat bereits in letzter Nummer über das Verbot. seine Begründung und die folgenden Chikanirungen und Flegeleien berichtet, denen Genossin Zietz seitens des Bürgermeisters ausgesetzt war. Ob wohl der Ortsgewaltige allen Ernstes glaubt, durch der- artige Maßnahmen und Chikanen denUmsturz" vom Miniatur- ländchen fernhalten zu können? Die Erbitterung der Leute, welche der Versammlung beiwohnen wollten, war groß, und der Herr Bürger-