Zahl. Ihre Thätigkeit würde noch umfassender gewesen sein, wenn sie nicht wegen Krankheit während zehn Wochen ihre dienstliche Thätigkeit hätte unterbrechen müssen. In Folge der Revision durch die Funktionärin sind in 116 Fällen wiederholte Besichtigungen von Betrieben nothwendig geworden. Besucht wurden von ihr 204 Fabriken, wovon 23 ausschließlich weibliche Arbeiter beschäftigten, 174 vorwiegend Arbeiterinnen, 7 hauptsächlich männliche Arbeiter. ,, Die Aufnahme der Funktionärin bei den Arbeitgebern und Arbeitern war eine durchaus freundliche." Anordnungen wurden in 39 Fällen getroffen. Die von der Beamtin jeden Sonntag abgehaltene Sprech stunde wurde nicht benüßt, auch sind sonst keine besonderen Be­schwerden an dieselbe gelangt.

In Oberfranken wurden von der Beamtin an 24 Tagen 76 Revisionen ausgeführt, und zwar in 6 Fabriken mit ausschließlich weiblicher Arbeiterschaft( 272 Arbeiterinnen) und in 60 Fabriken mit 6252 Arbeiterinnen und 5390 Arbeitern. Bei den Besichtigungen wurden 30 Beanstandungen erhoben. Die Aufnahme der Funktio­närin war sowohl seitens der Unternehmer wie der Arbeiter keine ungünstige. Eine Inanspruchnahme durch Arbeiterinnen gelegentlich der Revisionen oder in den Sprechstunden ist nicht vorgekommen. ,, Im Allgemeinen ist der Eindruck gewonnen worden, daß die Arbeite­rinnen sich dem weiblichen Aufsichtsbeamten gegenüber noch ziemlich zurückhaltend benehmen. Mit der Zeit wird das wohl besser werden."

Auf den unterfränkischen Aufsichtsbezirk verwandte die Assi­stentin nur 6 Reisetage, an denen sie 23 Revisionen vornahm. Die Revisionsthätigkeit der Funktionärin hat sich bewährt", urtheilt der Fabrikinspektor. Besucht hat sie 1 Tamenschneiderin, 1 Brausebonbon­und 1 Kartonnagefabrik, 2 Wäschereien, 2 Schuhfabriken, 2 Betriebe für Herstellung pharmazeutischer Artikel, 3 Kunstwolle- und Lumpen­sortiranstalten und 11 Bigarrenfabriken. Der unterfränkische In­spektor bestätigt die Schwierigkeit für die Arbeiter, in den Betrieben mit den kontrollirenden Aufsichtsbeamten zu sprechen. Er war näm lich in einigen Fällen genöthigt," Arbeitgeber wegen Ungehaltenseins über die im Betrieb erfolgte Rücksprache mit Arbeitern... zurecht­zuweisen". Dieses Ungehaltensein" beweist das böse Gewissen der ,, ungehaltenen" Unternehmer, das volle Bewußtsein von den un­befriedigenden Zuständen in ihren Betrieben und die beständige Furcht, daß davon Unberufene" Kenntniß erhalten und das Fabrikidyll" unliebsam gestört werden könnte. Arbeiter und Arbeiterinnen aber, die in den Verdacht kommen, an dieser Störung schuld" zu sein, fliegen sofort und ohne jede Rücksicht aus der Fabrit auf die Straße.

Im pfälzischen Aufsichtsbezirk führte die Funktionärin 39 Revisionen aus, und zwar in 9 Schuhfabrifen, 8 Spinnereien und Webereien, 7 Wäschefabriken und Nähereien, 4 Zigarrenfabriken, 2 Kunstwollefabriken bezw. Lumpenfortiranstalten, 1 Puppenfabrik, 1

fich einen Namen erworben hatte, der ihn sicher noch lange über­leben würde. Um das zu erklären, wird es nothwendig aber nicht ausreichend sein, mitzutheilen, daß Niels Nilen trant. Denn diese Eigenschaft theilte er mit jedem unbescholtenen Lillelunder, der über das Konfirmationsalter hinaus war. Auf alle Fälle muß hinzu­gefügt werden, daß Niels Nilen so gut wie ganz und ausschließ­lich von Branntwein lebte, ja, daß sein kleiner zusammengeschrumpfter, vom Spiritus gleichsam durchbrannter Körper zuletzt gewöhnliche menschliche Nahrung gar nicht mehr annehmen wollte, so daß es erbarmungswürdig anzusehen war, mit welchen Anshengungen er selbst die kleinste Brotkrume durch seine zusammengeschnürte Kehle herabpreßte. Erwägt man nun, daß er nichtsdestowenigec ein pfiffiger Kopf mit allzeit schlagfertiger Zunge und einem nicht umzubringenden Galgenhumor war und daß er noch nach seinem Tode den man fann sagen: wissenschaftlichen- Triumph er­lebte, daß der Distriktsarzt entzückt und äußerst vorsichtig seinen kleinen, zähen, beinahe kugelförmigen Magen herausschnitt, der darauf wie ein seltener und kostbarer Schatz in Spiritus gesteckt und später unter allgemeiner Bewunderung auf einer großen Aerzte­versammlung in Kopenhagen vorgezeigt wurde: dann wird man sicher nicht länger darüber staunen, daß er von den Lillelundern wie eine Art Kirchspielsheiliger verehrt wurde, wie ein lokaler Heros, dessen verschiedene wundersame Thaten, Flüche und Schlag worte noch immer zum bewundernden Gedächtniß aufbewahrt wurden. Nun waren sie aber wirklich auch einzig und unerreicht, die Massen von gebrannten Getränken aller Art, die täglich durch seine Rehle laufen konnten und es war beinahe unglaublich, was er an List und Kniffen ersinnen konnte, um in ihren Besitz zu gelangen. Unter Anderem hatte er sich eine eigene, unwiderstehliche Methode angeeignet, mittels welcher er für den ersten Schnaps

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Bürstenfabrik, 1 Korkstöpselfabrik, 1 Maßstabfabrik, 1 Munitions­fabrik, 1 Metallwaarenfabrik, 1 Zuckerraffinerie, 1 Zündholzfabrik und 1 Ziegelei. Als unpraktisch muß das Verfahren der Assistentin bezeichnet werden, anläßlich der Revisionen in den Betrieben Sprech­gelegenheit zu bieten. Aus dem Bericht ist nicht zu ersehen, ob sie damit Erfolg hatte; wahrscheinlich ist aber die Gelegenheit nicht be= nügt worden, denn unter der Kontrolle von Aufsehern oder Fabri­fanten selbst mit der Aufsichtsbeamtin Fabrikzustände zu besprechen, ist, wie wir oben gezeigt haben, für Arbeiterinnen wie Arbeiter nicht rathsam. Daher ist auch der schweizerische Fabrikinspektor Dr. Schuler auf Grund seiner reichen Erfahrungen schon vor Jahren dazu ge­langt, auf die Befragung von Arbeitern bei den Betriebsrevisionen gänzlich zu verzichten. Zu diesem Entschluß werden voraussichtlich auch die bayerischen Fabrikinspektionsassistentinnen gelangen. Er­wähnt sei noch, daß im pfälzischen Aufsichtsbezirk die Funktionärin bei Näherinnen einmal schlechte Luft und Unordnung bemängeln mußte, ein andermal, daß in der Arbeitsstube auch ein Bett auf­gestellt war.

Ein abschließendes Urtheil über die Thätigkeit der beiden baye­rischen Fabritinspektionsfunktionärinnen läßt sich auf Grund der im all­gemeinen Bericht zerstreuten Notizen über ihr Wirken nicht gewinnen. Dagegen gewährt das vorliegende Material immerhin einigen Ein­blick in die Art, wie die beiden Beamtinnen ihre Thätigkeit auffassen und ausüben, und diese erscheint durchaus nicht unbefriedigend. Man fann gewiß nicht annehmen, daß die männlichen Fabrikinspektoren aus purer Höflichkeit und Galanterie und ohne Berechtigung ihren Gehilfinnen das beste Zeugniß ausstellen. Nach diesem Zeugniß aber darf der Versuch der Mitarbeit der Frauen an der Fabrik­inspektion heute schon als gelungen bezeichnet werden. D. Z.

Aus der Bewegung.

Von der Agitation. Im Auftrag des württembergischen Agitationsfomites der Textilarbeiter unternahm Genossin Tröger­Offenbach vom 13. bis 25. Juli eine Agitationstour durch Würt­ temberg , die den Verband der genannten Arbeiterkategorie fräftigen und erweitern sollte. Versammlungen fanden statt in Bietigheim , Balingen , Truchtelfingen, Ebingen , Bezingen, Reutlingen , Göppingen , Groß- Eislingen, Steinheim und Hall. In der ziemlich gut besuchten Versammlung zu Bietigheim wurden der Organisation nicht blos neue Mitglieder gewonnen, sondern auch solche schon organisirte Arbeiter und Arbeiterinnen aufs Neue an den Verband gefesselt, die demselben wegen der beschlossenen Beitrags­erhöhung den Rücken gekehrt hatten. Obgleich die Textilarbeiter­

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flötete", für den zweiten frähte", für den dritten ,, weinte" u. s. w. Für einen halben Quart hüpfte er in der Stube umher wie eine Elster, für einen ganzen er eine Laus; und wenn er in den Höfen mit Fischen, die Andere gefangen hatten, hausiren ging, war es hauptsächlich, um sich auf diese Weise das Eine, was Noth thut" wie er es selbst offenherzig und mit einer demüthigen Geberde nannte Geberde nannte zu erwerben. Aber kam die Trinklust einmal ernstlich über ihn, war dieser Weg ihm zu beschwerlich und langsam, dann riß er buchstäblich den eigenen Kindern den letzten Lappen vom Leibe und plünderte das Haus, um seiner Begierde zu fröhnen. An solchen Tagen sah man ihn gewöhnlich in den Dörfern des Kirchspiels umherschlendern Dörfern des Kirchspiels umherschlendern bald mit einem alten Stuhl, einer Kaffeemühle, einem Hemd seiner Frau, einer Brat­pfanne, einem Baar Kinderholzschuhe oder Kinderwäsche, alles Dinge, die er seinem Heim gestohlen hatte und die er nun unter viel spaßigem Geschwäß und Gestikuliren auf den verschiedenen Höfen feilbot... immer zum selben Preis von 9 Dere das Stück, weil dies nämlich im Laden des Krämers den Preis für ein Quart Branntwein ausmachte. Erst wenn er sich auf diese Weise mitunter mehrere Tage und Nächte- herumgetrieben hatte und sich kaum mehr auf den Beinen erhalten und aus den Augen sehen konnte, raffte er sich mit einer Kraftanstrengung auf, strich sich mit der wunderlich fleinen, welfen Hand über die große warzige, dunkelrothe Nase, die wie eine ungeheure Erdbeere mitten in dem blauvioletten Gesicht thronte und sagte hichsend zu der schreienden Jugend, die ihm gewöhnlich durch die Straßen folgte:

" Nun, gute Nacht, Leute! Jetzt gehe ich heim zu meiner

Braut."

( Fortsetzung folgt.)