schaft von Balingen   erst kürzlich Dank der Organisation eine Ver- besserung ihrer Arbeitsbedingungen errungen hat, war es hier nicht möglich, dem Verband neue Mitglieder zuzuführen. Erfolgreicher waren die Bemühungen in Truchtelfingen, wo die Textilarbeiter und-Arbeiterinnen bisher jeder Organisation ermangelten. Im An- schluß an die Versammlung traten dem Verband dort soviel Mit- glieder bei, daß eine Zahlstelle gegründet werden kann. Ein Lehrer, welcher der Versammlung beiwohnte, widerrieth den Anwesenden d n Anschluß an den Verband und befürwortete die Gründung ein r Lokalorganisation. Zu Gunsten einer Lokalorganisation führte er on, daß eine solche die Verhältnisse der Arbeiter am Orte besser der r- theilen könne als die ferne Verbandsleitung, ferner daß die Arbeiter bei einer Lokalorganisation genau die Verwendung der Gelder zu kontrolliren vermöchten. Gegen den Verband wendete er noch ein, daß man nicht wisse,was hinter ihm eigentlich noch stecke". Ge- nossin Tröger erwiderte dem Herrn, daß die Ziele des Verbandes in breitester Oeffentlichkeit bekannt seien. Er vertheidige die Interessen der Arbeiter und Arbeiterinnen gegen die Ausbeutung des über- mächtigen Kapitals; er erstrebe die wirthschaftliche Hebung der Lage der Arbeitenden in der Gegenwart und damit eine größere Antheil  - nähme derselben an den Errungenschaften der Kultur. Angesichrs der heutigen wirthschastlichen Verhältnisse und der Macht der Unter- nehiner ermangelten die kleinen Lokalorganisationen der Kraft, die Arbeitende» wirksam schützen zu können, da müsse zur Wahrung von deren Interessen der zentralisirte Verband eingreifen. Die aller Orten gewählten Revisoren, welche die Kassenverhältnisse zu prüfen haben und für etwaige Schäden derselben mit haftbar sind, bieten den Ver- bandsmitgliedern allerwärts Bürgschaft, daß die Verbandsgelder richtig verwendet werden. Die Referentin nahm den Eindruck mit fort, daß die Mitglieder der neugegründeten Zahlstelle sich in der Werthschätzung des Verbandes nicht beirren lassen werden. Während der Versammlungsbesuch in Ebingen   zu wünschen übrig ließ, war der in Betzingen   zufriedenstellend, auch traten hier dem Verband neue Mitglieder bei. In Reutlingen  , wo es Hunderte von Textil- arbeiter und-Arbeiterinnen giebt, war die Versammlung leider nur schwach besucht. Hier, wie in anderen Orten, war nicht genügend unter den Indifferenten agitirl worden. Will man diese zum Ver- sammlungsbesuch veranlassen, so genügt es nicht,'daß eine betreffende Annonce ein- bis zweimal in der Zeitung erscheint, die oft gar nicht gelesen wird. Es müssen vielmehr Laufzettel verbreitet und in der Rühe der Fabriken Plakate angeschlagen werden. Ferner ist es Pflicht jedes Verbandsmitgliedes, unter den Kameraden und Kamera- binnen eine rührige Agitation für den Besuch der Versammlung zu entfalten. Die Versammlung in Göppingen   erfreute sich eines guten Besuchs, war von schöner Begeisterung! getragen und führte dem Verband 20 Mitglieder zu. In Groß-Eislingen wohnten der Versammlung nur organisirte Arbeiter bei, in Stein he im und Hall war die Versammlung gut besucht, jedoch in der Hauptsache von Nichttextilarbeitern. Immerhin gewann der Verband in Hall neue Mitglieder, auch schloffen sich mehrere Anwesende der Organi- sation der»ichtgewerblichen Arbeiter an. Hoffen wir, daß die Agi- tationstour das Ihrige dazu beigetragen hat, die Kreise der würt- tcmbergischen Textilarbeiter und-Arbeiterinnen mit der Ueberzeugung zu durchdringen, daß sie ein Recht auf eine menschenwürdige, kultur- würdige Existenz haben, und daß der Verband für dieses ihr gutes Recht käinpfl. Das Bild des angenehmen Lebens, das Die führen, welche nicht arbeiten, sondern die Proletarier für sich frohnden lassen; das Bewußtsein der Dürftigkeit, des Elends, in dem die Arbei- tenden nicht leben, nein vegetiren, muß die männlichen und weiblichen Lohnsklaven de» Textilindustrie der Organisation zuführen, welche ihre schwache Kraft stärkt und die Macht verleiht, dem protzigen Unternehmerthum bessere Arbeilsbedingungeu abzutrotzen. C. T.  Bon der Agitation. Im Auftrag des Tabakarbeiterver- bandes sprach Genossin Zieh in öffentlichen Versammlungen in Duisburg   und Köln  , die beide sehr gut besucht waren, leider jedoch sehr wenig von Frauen, die in der Tabakindustrie thätig sind. In Aachen   mußte die geplante Versammlung für die Tabakarbeite- rinnen ausfallen. Der Kartellvorsitzende war nämlich der Meinung, die Versammlung lohne sich nicht, weil der hier gegründeten Zahl- stelle nur noch einige Mitglieder angehören, und weil er in der Folge die Einberufung einfach unterlassen hatte. Hoffentlich wird die von den Genossen gewünschte Hausagitation wieder Leben in die Orga- nisation der Aachener Tabakarbeiterschast bringen. I-. Z. Am 16. Juli fand in Köln   eine gut besuchte Frauenversammlung statt, in der Genossin Zietz über das Thema referirte:Die Frauen in der Industrie". Die Versammlung nahm des Weileren Stellung zu der vorgeschlagene» Besprechung der Genossinnen zu Mainz  . Genossin Zeise wurde einstimmig als Delegirte zu derselben gewählt. In Duisburg   fand eine gut besuchte Volksversammlung mit der- selben Tagesordnung statt. Hier wurde zwar von der Entsendung einer eigenen Vertreterin nach Mainz   abgesehen, jedoch zeigten die Frauen ein lebhaftes Interesse für die Sache, äußerten ihre Ansichten und Wünsche der Referentin gegenüber und baten dieselbe, sie mitzuvertreten. In der Versammlung zu Düren  , wo erst seit kurzem ein Lokal zur Verfügung steht, schloß sich an den Vortrag eine lebhafte Diskussion an. Das war jedenfalls nicht nach dem Geschmack des über- wachenden Beamten, denn um 11 Uhr trat er an den Vorstandstisch heran und erklärte, daß er, da die Versammlung einen so erregten Charakter angenommen hätte, unbedingt die Polizeistunde in An- wendung bringen werde, falls man weiter debatlire. Wenn jedoch die Referentin jetzt das Schlußwort spreche, so daß die Versammlung zu einemruhigen" Schlüsse komme, wolle er es nicht so genau nehmen. Da Niemand mehr in die Rednerliste eingezeichnet war, erhielt Genossin Zietz das Schlußwort. Ruhig, aber nachdrücklich ver- bat sie sich die Einmischung des Beamten in die Geschäftsordnung. Sie erklärte ihm, daß erstens die Polizeistunde die Versammlung absolut nichts angehe. Der Beamte könne dem Wirth nach Anbruch der Polizeistunde die Verabreichung von Getränken untersagen, er dürfe aber nicht die Verhandlungen der Versammlung stören. Zweitens kümmere es den Beamten nicht, wenn die Versammlung einen er- regten Charakter annehme. Daß dies geschehen, bestritt die Referentin übrigens entschieden. Für ordnungsgemäßen Verlaus habe nicht der Beamte, sondern der Vorsitzende zu sorgen, und jede Einmischung und Bevormundung müßte die Versammlung entschieden zurückweisen. Erfreulicherweise waren eine stattliche Anzahl Frauen in der Ver- sammlung anwesend, die versprachen, von jetzt ab fleißige Versamm- lungsbesucherinnen zu werden. L. Z. Im Auftrag des Textilarbeiterverbandes sprach Genossin Zietz in zwei öffentlichen Versammlungen in Haan   und Hückes- wagen. Im letzteren Orte betheiligte sich der Kaplan an der Dis- kussion, der der Referentin in allem Recht gab, auch die Anwesenden energisch aufforderte, sich zu organisiren, aber--- im christ­lichen Arbeiterverein. Tie sogenannten freien Organisationen würden von Sozialdemokraten geleitel, behauptete der Herr, der sich des Wei- teren in Verleumdungen und Schimpfereien auf die Sozialdemokraten erging, daß man die Geduld der Anwesenden bewundern mußte, die bis zum Schluß sich vollständig ruhig verhielten. In ihrer Entgeg- nung konstatirte Genossin Zietz zunächst, daß nicht sie die Politik in die Debatte hineingetragen habe, sondern der Herr Kaplan. Jetzt, wo es geschehen, müsse sie allerdings darauf antworten. Punkt für Punkt wurde nun demVerkünder der christlichen Nächstenliebe" die aufgetischten Unwahrheiten widerlegt. Zum Schluß forderte die Red- nerin die Anwesenden auf, mit aller Kraft für den deutschen Textil- arbeilerverband einzutreten. Dem Herrn Kaplan bemerkte sie, daß ihrer Meinung nach es nicht nur sein Recht, sondern sogar seine Pflicht als Geistlicher sei, für Stärkung und Ausbreitung des reli- giöse» Gedankens einzutreten. Aber der Gewerkschaftsbewegung solle er die Religion fern halten. Da hätten wir nicht zu fragen, wenn wir Mitglieder werben� bist du Katholik, Protestant, Jude, oder Dissi- dent, sondern nur: bist du ein ehrlicher Kerl, eine ehrliche Frau, wollt ihr mit ganzer Kraft an der Erkämpfung besserer Lohn- und Arbeitsbedingungen theilnehmen. Im wirthschastlichen Kampfe heiße die Losung nicht, hier Christ und dort Nichtchrist, sondern hier Arbeit- geber und dort Arbeiter, und wer eine andere Parole ausgebe, sei der Arbeiter schlimmster Feind, weil er Uneinigkeit unter sie trage nnd damit ihre Kraft schwäche. Ein wahrer Beifallssturm erhob sich nach diesen Ausführungen und zeigte dem Herrn Kaplan, daß er gründlich Fiasko gemacht hatte. Eine Anzahl neuer Mitglieder ließen sich den Abend in den Verband aufnehmen und versprachen, durch mündliche Agitation noch weitere Mitkämpfer zu erwerben. L. Z. Die Arbeiterinnen und Arbeiter der Wäsche- und Kra- vattenbranchc zu Berlin   beschäftigten sich in einer gut besuchten Versammlung mitWerth und Nutzen der Gewerbegerichte". Genosse Jahn, der über das Thema referirte, betonte besonders die schreiende Ungerechtigkeit, daß die Arbeiterinnen weder Gewerbe- richter wählen, noch selbst als solche fungiren können. Die Versamm- lung stellte sechs Kandidaten zu den bevorstehenden Gewerbegcrichls- wählen auf. Schließlich besprachen die Genossinnen Baar  , Hill und Hoffmann die Verhältnisse der Plätterinnen. Eine neue Plättmaschine, welche neuerdings mehr angewendet wird, soll nach der Drohung der Plätlstubenbesitzer die Plätterinnenkirre machen". Des Weitere» wurde konstatirt, daß die vereinbarte Verkürzung und Regelung der Arbeitszeit noch nicht überall eingehalten wird, obgleich eine kürzlich stattgefundene Versammlung der Meister und Meiste- rinnen die von dem Gewerbegericht getroffenen Vereinbarungen an-