Anlagen Beschäftigten 2746 weiblichen Geschlechtes waren. Im Gewerbeinspektionsbezirk Chemnitz stieg die Zahl der beschäftigten Arbeiterinnen von 1899 auf 1909 um 8,6 Prozent, unter je 10 000 Beschäftigten waren 2780 Arbeiterinnen. Im Jnspektionsbezirk Annaberg wuchs im Laufe des Jahres die Zahl der Arbeiterinnen garum 4,9 Prozent, im Bezirk Glauchen wurden unter 10000 Beschäftigten 3690 Arbeiterinnen gezählt. Auch in der KreishauptmannschaftDresden hatte die Zahl der beschäftigten Frauen und Mädchen zugenommen, auf 10000 Beschäftigte kamen 2240 Arbeiterinnen. Ebensowar in der Kreishauptmannschaft Leipzig ein Steigen der beschäftigten Arbeiterinnen festzustellen. In der KreishauptmannschaflZwickau, wo die gleiche Erscheinung beobachtet wurde, betrug dieZahl der beschäftigten Frauen auch mehr als ein Dritttheil der Arbeiter überhaupt(33,4 Prozent). Auch in den BerginspektionsbezirkenDresden, Oelsnitz a. E. und Zwickau I ist die Zahl der Arbeiterinnengestiegen, im Berginspektionsbezirk Zwickau II ist sie gleichgeblieben,im Berginspektionsbezirk Leipzig zurückgegangen, in den beiden Frei-berger Bezirken wurden keine Frauen beschäftigt. Die Schwankungenin der Beschäftigung von weiblichen Arbeitern in einzelnen Jndustrie-gruppen gleichen sich in den verschiedenen Landestheilen aus, blosin der Zigarrenindustrie scheint ein Rückgang der beschäftigten Arbeiterinnen eingetreten zu sein, der auf die elende Entlohnung zurückzuführen ist. Es wird erwähnt, daß zu unreinen Arbeilen in einzelnen Bezirken schwer Arbeiterinnen erhältlich waren. Das Hebenschwerer Steine in Steinbrüchen war zu rügen, ebenso der Transportgebrannter Steine in Ziegeleien, sowie schwerer Kisten, das Befördernvon Langholz, das Säckekarren, das Tragen schwerer Kellenbäume,von Blechgefäßen.Arbeitszeit, Ueberarbeit.Die Arbeitszeit in der Kreishauptmannschaft Bautzen war inder Regel eine 10'/» bis 11 stündige, wegen schlechten Geschäftsgangeskam eine Kürzung dieser Arbeitszeit um täglich eine Stunde vor. Ineiner Wollspinnerei dagegen wurde die Arbeitszeit über die gesetzlicheDauer hinaus verlängert. Die Zahl der Ueberzeitbewilligungen nahmab. In der Kreishauptmannschaft Zwickau stieg die Zahl der fürArbeiterinnen bewilligten Ueberstunden von 1899 auf 1900 um 1841,sie betrug im letzten Jahre 117801'/«, um 3210 Arbeiterinnen hattenmehr Ueberstunden zu machen wie im Jahre 1399. Die meistenUeberstunden— fast 100000— entfielen da auf die Textilindustrie.Nachtarbeit war in einer Briquettfabrik zu untersagen. In derKreishauptmannschafl Dresden war die Zahl der Ueberstunden vonHartingers alte Swtin.Von L. Anzengruber.(Fortsetzung.)Mit aller Bedächtigkeit fertigte der Hartinger das Antwortschreiben aus, und mit der nächsten Woche kam die Sixtin aufden Hof; sie sah damalen nicht anders aus wie heute, sie schrittauf den Bauer zu, meldete ihm einen Gruß von seinem hochwürdigen Herrn Bruder, und sie wäre die, wie er wohl wisse.„Ich weiß", sagte er rauh.„Also Du bist es? No, wasich einmal versprochen Hab', das halt' ich auch." Er bot ihr zurBekräftigung die Hand, und als sie dieselbe ergriff und küßte, dafühlte er, wie ihre Lippen krampfhaft zuckten, und zwei schwereTropfen rannen ihm über den Knöchel. Er trat zurück und sagteleutseliger:„'s hat Dich hart angegangen."Da beugte sie sich noch tiefer, als wollte sie zusammensinken.In des Bauers Brust erwachte ein Gefühl, das Jeden befällt,vor dem, wenn auch verschuldetes Elend in seiner ganzen rathlosenAngst und hilflosen Demuth steht, rasch sagte er in begütigendemTone:„No, sei halt g'scheit", und wandte sich ab.So war sie ins Haus gekommen, etliche, die sich in derNähe verhielten, hatten kein Wort verloren, aber doch nichts ausgefunden. Nein, es war nicht klug zu werden über die Sixtin,die nämliche, die jetzt dort im Garten vor dem Holunderstrauchkniete, aus dem nun in aller Hast die kleine Dirne hervorbrach.„Guten Abend, Sopherl", rief die Magd sie an.Die Füße wurzelten dem Mädchen an dem Boden, und wiees erschrak, das bewies die Rechte, die schnell nach dem hochklopfenden Herzen fuhr, doch blickte es trotzig und finster und sagte:„Hast gelauert?"„Zufällig", sagte die Sixtin, während sie sich erhob.„Nitmit Willen, aber nit ungern." Sie trat näher und sagte zutraulich, indem sie Sopherl neckend in die Seite stupste:„Suchst465943'/- im Jahre 1399 auf 274522 im Jahre 1900 zurückgegangen,über die Hälfte der letzteren� entfielen auf die Zucker- und Chokolade-fabriken, hieran reihten sich Blumen- und Blätterfabriken, dann dieBetriebe der Draht- und Blechwaarenfabrikation und der Papierindustrie. In der Kreishauptmannschaft Leipzig ist die Zahl derUeberstunden von 135265 auf 168080 gestiegen, ebenso ist in derKreishauptmannschaft Zwickau die Zahl der Ueberarbeitbewilligungengrößer geworden.4. Gesetzesübertretungenwurden verhältnißmäßig wenige festgestellt, in ganz Sachsen blos 322,die die Beschäftigung der Arbeilerinnen betrafen und ganze 10 Unternehmer wurden deshalb bestraft. Man ersieht hieraus, daß die derArbeiterbewegung gegenüber so strammen sächsischen Behörden nochimmer„gemiedhlich" sein können. 60 Feststellungen von Gesetzesübertretungen betrafen das Fehlen von Anzeigen und Aushängen,106 die Dauer der Beschäftigung. Interessant ist dabei, daß in denKreishauptmannschaften Leipzig und Dresden, dann von der Bergwerks- und Steinbruchinspektion keine einzige Uebertretung der Bestimmungen über die Arbeitszeit festgestellt wurden, dagegen 100 inder Kreishauptmannschafl Zwickau. Vier Uebertretungen der Bestimmungen über die Mittagspause kamen in ganz Sachsen zurKenntniß der Behörden, 29 Uebertretungen der Sonntagsruhebestimmungen, 2(!) bezüglich der Nachtarbeit, 1 wegen nicht gewährtemWöchnerinnenschutz, 16 wegen des Ausschlusses der Beschäftigungvon Arbeiterinnen, keine wegen der Bestimmungen des Bundesrathsüber Pausen, Ruhezeit zc., dann 93 sonstige Uebertretungen.Wir meinen, daß eine schärfere Inspektion vor Allem durch geeignete und in genügender Zahl bestellte weibliche Aufsichtsbeamtedie oben angeführten Zahlen gewaltig in die Höhe schnellen lassenwürde. Eine gute Organisation der Arbeiterinnen könnte in dieserHinsicht auch sehr viel nützen, sie würde die Gewerbeaufsicht unterstützen, fördern und vorwärts treiben. Um einen umfassenderenArbeiterinnenschutz, wirksamere Fabrikinspektion und bessere gewerkschaftliche Organisation der Arbeiterinnen zu erlangen, dazu bedarfes auch in Sachsen noch ausdauernden Kampfes und vieler Arbeit.a. br.Aus der Bewegung.Jahresbericht der Acrtrauensperson für Hamburg. Wiean sehr vielen Orten Deutschlands eine lebhaftere Bewegung unterdem weiblichen Proletariat erst seit der Frauenkonferenz in MainzDir auch schon was Lieb's? Aber gelt, armer Hascher, die Zeitwird Dir allmächtig lang werden, bis er fensterln kommt, derSteffel?"Hätte der Hartinger die Beiden beobachtet, er würde sichergeglaubt haben, nun gingen die schlimmsten Befürchtungen, die erder Sixtin wegen hatte, in Erfüllung und— er hätte ihr damitUnrecht gethan. Wollte die Magd dem Mädchen gegenüber sichals Sittenrichterin aufspielen, so gönnte ihr dasselbe kein gutesWort, wenn überhaupt eines, und es blieb nichts über, als denHandel dem Vater zu verrathen; dann aber wäre es an einstrenges Behüten und Aufpassen gegangen und dabei groß' Fragegewesen, ob sich's dadurch mit der Dirn' gebessert und wer esschließlich dem andern abgewonnen hätte. Die Sixtin dachte ihreneigenen Weg zu gehen und wenn es für sie auch ein Leidenswegwar, darum fuhr sie in der von ihr angenommenen, zweideutigenFreundlichkeit fort:„Ja, ja,'s is noch a liebe, lange Weil' hin,aber wenn's Dir recht sein möcht', so ging ich mit Dir auf DeinKammerl und da thäten wir reden von lauter Lirbssachen."„Weißt Du auch davon?" kicherte die Sopherl.„Ei freilich. Glaubst Du, ich war all mein' Zeit nur Hautund Knochen, wie jetzt? I bewahr. Komm nur, komm. Ichverstör' euch nit, ich verhalt' mich kein Minuten länger, als sichschickt, wie sich unterm Fenster! was meld', gewinn ich die Thür."„Geh Du, was Du für Eine bist, das säh' wer Dir garnicht an", sagte Sopherl und legte ihren Arm um die Hüfte derMagd und zog sie mit sich vorwärts nach dem Wohngebäude;dieses stand so recht inmitten der ganzen Wirthschaft, nach rückwärts hinaus lag der große Garten und nach vorne ein geräumigerHof mit Scheunen und Ställen, der durch ein großes Thor�mitzwei Holzgatterflügeln abgeschlossen wurde, es war breit genug,um einen Heuwagen einzulassen. Unter dem Fenster von SopherlsSchlafkammer befand sich ein kleines Vorgärtel und hatte seineeigene, rings mit Latten benagelte Umfriedung.