hat nicht nur durch den Initiativantrag unserer Fraktion an Aktualität gewonnen, sondern auch dadurch, daß sich jüngst der Bundesrath, auf Grund der vom Reichsamt des Innern gemachten Erhebungen über den Umfang der Erwerbsarbeit schulpflichtiger Kinder, mit einem sogenannten Kinderschußentwurf" beschäftigte. Gerade dem Regierungsentwurf gegenüber, der, soweit er bekannt geworden, kaum den Namen eines Kinderschutzgesetzes" verdient, galt es unsere Stellung zu präzisiren, laut und nachdrücklichst die dringendsten Reformen zu heischen. In allen Versammlungen brachten unsere Genossinnen den Ausführungen ein lebhaftes Interesse entgegen, sowohl demjenigen Theile, der eine Kritik der bestehenden Verhältnisse, der Ursachen der traurigen Erscheinungen des Siechthums und der Kindersterblichkeit enthielt, als nicht minder dem Theile, der nachdrücklichst die nothwendigen Reformen forderte. In allen Versammlungen fand die in Nr. 3 der„ Gleichheit" veröffentlichte Resolution einstimmige Annahme. Es wurden außerdem eine stattliche Anzahl weiblicher Mitglieder den sozialdemokratischen Vereinen zugeführt, sowie circa 200 Abonnenten der„ Gleichheit" gewonnen, so daß wir deren insgesammt jetzt fast ein halbes Tausend zu verzeichnen haben. Am 19. Februar fand auch in Altona eine gutbesuchte Frauenversammlung mit demselben Thema und Genossin Ziet als Referentin statt. Auch hier wurden einige Abonnenten für die„ Gleichheit" gewonnen.
L. Z.
Eine sehr gut besuchte Frauenversammlung tagte Mitte Februar in Blankenese . Genossin Zieß referirte über:" Die Frau nicht Haussklavin, sondern Kampfesgenossin." Zur planmäßigen Agitation unter dem weiblichen Proletariat wurden die Genossinnen Schröder und Deutsch als Vertrauenspersonen gewählt. 30 Genossinnen meldeten sich zum Abonnement auf die„ Gleichheit". L. Z.
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3wei gut besuchte Volksversammlungen fanden im Februar im Hamburger Landgebiet, in Seefeld und in Howe, statt. Genosfin Zietz sprach über das Thema:" 3ur politischen Lage." Auch hier waren erfreulicher Weise die Frauen, namentlich in der letzten Versammlung, stark vertreten. In Howe gehören sogar schon einige Frauen der politischen Organisation an. Es geht eben überall vorwärts. Eine sehr stark besuchte Volksversammlung, in der die Frauen und Mädchen ein hohes Kontingent der Versammlungsbesucher stellten, tagte am 15. Februar in Woltmershausen bei Bremen .„ Die politische Lage" bildete auch hier das Thema, über das Genossin Zieh unter dem Beifall der Versammelten referirte. Da ein Theil der weiblichen Besucher als Wäscherinnen und Plätterinnen in der Dampfwäscherei des Ortes beschäftigt sind, wies die Referentin in ihrem Schlußwort auf die Nothwendigkeit der gewerkschaftlichen Organisation für diese Arbeiterinnen hin. Sie erzielte damit, daß sich nach
Frau Rath Goethe.
Don Manfred Wittich. ( Fortsetzung.)
Am 20. August 1748 fand die Trauung des kaiserlichen Rathes und Doktors beider Rechte, Johann Kaspar Goethe, mit der Jungfrau Katharine Elisabeth Tertor, Tochter des Stadtschultheißen und Kaiserlichen Rathes statt. Die junge Frau war 17, der Herr Nath, geboren 1710, demnach damals 38 und somit 17 Jahre älter, auch im Charakter und Temperament wesentlich anders geartet, als sein junges Weibchen.
Vor Allem scheint der aus dem Handwerkerstand hervorgegangene tüchtige Mann- sein Vater war ein Schneider, später wohl habender Gastwirth zum Weidenhof in Frankfurt starken Bürgerstolz und Bürgertroz besessen zu haben.
Das landläufige Bild, welches man sich von dem alten Herrn Rath Goethe gemacht hat, war bis vor gar nicht so langer Zeit nicht sehr schmeichelhaft; er erschien als ein recht trockener, steifleinener Pedant, der im Gegensatz zu seiner fast zwanzig Jahre jüngeren, so ganz anders genaturten" Frau in den Goethebiographien eine ziemlich schlechte Figur macht.
Eine deutsche Frau, Felicie Ewart, hat sich in einer Sonderschrift des alten Herrn warmherzig angenommen und mit Recht besonders hervorgehoben, daß wir im Dichter Goethe die glückliche Mischung der väterlichen und mütterlichen Elemente vor uns haben; besonders treffend ist von ihr auf den segensreichen pädagogischen Einfluß des Vaters hingewiesen worden.
Aus leidenschaftlicher Liebe war das Ehebündniß unserer Heldin mit dem Herrn Rath nicht geschlossen worden, aber jedenfalls zollte die junge Frau dem inallewege ehrenwerthen und tüchtigen Gatten
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Schluß der Versammlung beim Privatgespräch circa 20 Arbeiterinnen in den Verband aufnehmen ließen. Genossin Bode- Bremen, die anwesend war und vorzüglich zur Diskussion gesprochen hatte, versprach, in Gemeinschaft mit unseren dortigen Genossen den weiteren Ausbau der jungen Organisation sich angelegen sein zu lassen. Anfang März fand in Uetersen eine sehr gut besuchte Volksversammlung statt, in der auch eine stattliche Anzahl weiblicher Besucher erschienen waren. Unter lebhafter Zustimmung der Versammelten referirte Genossin Zieh über" Brotwucher und Krisis". Eine hübsche Anzahl neuer Mitglieder wurden dem sozialdemokratischen Verein zugeführt. L. Z.
Um die Agitation unter den Frauen von Magdeburg neu an-, zuregen, berief der Vertrauensmann Mitte Februar zwei öffentliche Frauenversammlungen ein, von denen die eine in Sudenburg , die andere in Neustadt tagte. Genossin Ihrer sprach über" Brotvertheuerung und Arbeitslosigkeit". Beide Versammlungen waren gut und fast ausschließlich von Frauen besucht. Besonders in der Neustadt bekundeten die Frauen ein großes Interesse an dem Vortrag, welches sich auch darin äußerte, daß drei von ihnen lebhaften Antheil an der Diskussion nahmen. Wir dürfen hoffen, daß, gefördert von den Vertrauenspersonen, die Antheilnahme der Frauen an der Arbeiterbewegung in Magdeburg wieder eine rege und kräftige wird, wie sie es in früheren Jahren gewesen, damit endlich auch in dieser großen Industriestadt eine weibliche Vertrauensperson die nöthige Agitationsarbeit weiterführen kann. In Halberstadt hatte unsere dortige Vertrauensperson, Genossin Schulze, eine Volksversammlung nach dem Odeon einberufen, in der Genossin Ihrer ebenfalls über das obengenannte Thema sprach. In der Diskussion hob Dr. Krohn besonders die neueste Auslegung des Vereinsgesetzes durch Minister Hammerstein hervor. Eine Genossin aus Magde burg forderte die Frauen auf, sich soviel als in ihren Kräften steht an der Agitationsarbeit für die sozialdemokratische Partei zu betheiligen. Die Mahnung, sich dem Bildungsverein der Frauen anzuschließen, hatte guten Erfolg. Es meldeten sich 34 neue Mitglieder zum Beitritt. E. I.
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In Bremen fand am 12. Februar eine von Genossin Simon einberufene Versammlung statt, in der Genossin Bosse über das Thema sprach:„ Die Entwicklung der Arbeiterinnenbewegung in Deutschland ." An den beifällig aufgenommenen Vortrag schloß sich als zweiter Punkt der Tagesordnung: Bericht der Vertrauensperson der Genossinnen und Neuwahl der Vertrauensperson. Als Vertrauensperson wurde einstimmig Genossin Bosse, als Stellvertreterin Genoffin Simon gewählt, die beide bereits im vorigen Jahre diese Aemter bekleidet hatten.
hohe Achtung und treue Ergebenheit, indem sie ihn nahm wie er war und wohl auch geschickt und taktvoll zu behandeln wußte, da ihr der offenbar tüchtige Kern in seiner rauhen Schale zur Genüge bekannt war.
Am 28. August 1749 gebar sie ihr erstes Kind, unseren großen Johann Wolfgang Goethe , mit und in dem ihrem Leben ein glänzender Stern aufging. Zwei Söhne und drei Töchter folgten, von denen nur einer Tochter ein längeres Leben beschieden war, der schwesterlichen Herzensfreundin unseres Dichters, Kornelia Goethe. Erst mit ihren Kindern entfaltete sich ein reicheres Leben für die Frau Rath, die später den Herangewachsenen im Fühlen und Empfinden näher stand, als dem ernsten, zuweilen bärbeißigen Gemahl.
Kornelia stand ihr wesentlich weniger nah am Herzen als Wolfgang; in ihrem Hätschelhans", später dem„ Doktor", schien sie allzeit fast ohne Rest aufzugehen. Man müßte also, da ihr Leben große aufregende Abenteuer nicht aufweist, nun Wolfgangs Leben erzählen und notiren, welchen Eindruck dessen ganzer Entwicklungsgang und Schicksale auf sie machten. Doch ist es mir, schon in Rücksicht auf den beschränkten Raum gar nicht darum zu thun, den Lebenslauf der Frau Rath mit allen einzelnen Daten wie ein Tagebuch vor unseren Leserinnen und Lesern auszuframen, vielmehr nur ihren Charakter in seiner prächtigen, einzigen Eigenart so viel als möglich mit ihren eigenen Worten und in Zeugnissen der Zeitgenossen lebendig zu machen vor den geistigen Augen der Leser.
Die Briefe von Goethes Mutter", billig zugängig in der Reclamschen Sammlung( Nr. 2786 bis 88 der Universalbibliothek nach der guten Suphanschen Ausgabe) zeigen uns die herrliche Frau im vollen Glanze ihres Gemüthsreichthums, Humors und