rinnen, Verkäuferinnen 2c. charakterisirten, die Nothwendigkeit der gewerkschaftlichen Organisirung der Arbeiterinnen nach. Für den nächsten Abend hatte das Frauenagitationskomite unter Leitung der weiblichen Vertrauensperson, Genossin Emmel, eine Privatversamm lung einberufen, in der Genossin Zetkin das Thema behandelte:„ Die Gleichberechtigung des weiblichen Geschlechtes- eine Nothwendigkeit". Die sehr stark besuchte Versammlung äußerte wiederholt begeisterte Zustimmung zu den Ausführungen und Forderungen der Rednerin. Genossin Immensberger sprach wirksam in der Disfussion. Die Mülhauser Tertilindustrie, in der Tausende von Arbeiterinnen beschäftigt sind, hat der Aufklärungs- und Organisations: arbeit unserer Genossinnen ein sehr großes und dankbares Arbeitsfeld geschaffen. Möchten ihre Bemühungen, es mit Ernst und Treue zu bestellen, von bestem Erfolg gefrönt werden.- In Stuttgart , Bezirksverein Westen, referirte Genossin Zetkin über, Die Kommunalpolitik der französischen Arbeiterpartei"; in Neckargartach sprach sie zum Stiftungsfest des Arbeitervereins über„ Die Noth wendigkeit des organisirten politischen und gewerkschaftlichen Klassenkampfes".
Jahresbericht der Vertrauensperson der Genossinnen von Bremen . Im Jahre 1901 wurden von der Vertrauensperson der Genossinnen in Bremen vier öffentliche Frauenversammlungen einberufen, welche der allgemeinen Aufklärung und der politischen und gewerkschaftlichen Organisation der Proletarierinnen dienten und eine Stellungnahme zu den Fragen des gesetzlichen Arbeiterinnenschutzes und des Zollwuchers bezweckten. In den beiden Versammlungen, wo diese Stellungnahme erfolgte, referirte Genossin Zieh, in den zwei übrigen Genossin Bosse. Die entfaltete politische Agitation hat dem sozialdemokratischen Verein eine Anzahl von Mitgliedern zugeführt, sie hat der sozialdemokratischen Presse Leser und Leserinnen gewonnen. Auf gewerkschaftlichem Gebiet lassen sich die Genossinnen angelegen sein, den Gedanken der Organisation mehr und mehr unter den Arbeiterinnen zu verbreiten. Sie wendeten sich dabei vor Allem an die Buchdruckereihilfsarbeiterinnen, die Plätterinnen und Wäscherinnen 2c., und das nicht nur in Bremen selbst, sondern auch in Orten der Umgegend. Unstreitig ist es gelungen, in weiteren Kreisen der proletarischen Frauenwelt Bremens das Interesse für die moderne Arbeiterbewegung zu wecken, das Verständniß und die Sympathie für sie zu erhöhen. Es ist ferner gelungen, um die Vertrauensperson einen Kreis von Genossinnen zu sammeln, die regen und verständnißvollen Antheil an der Agitationsund Organisationsarbeit nehmen und mit Begeisterung für unsere Jdeale wirken. Wir sind überzeugt, daß diese kleine Kerntruppe auch in Zukunft fest zusammenhält und planmäßig zusammenwirkt, so daß die proletarische Frauenbewegung sich in Bremen kraftvoll und gesund weiterentwickelt. A. B.
Die Behörden im Kampfe gegen die proletarischen Frauen. Im Gegensatz zu den unzweideutigen Bestimmungen des Vereinsgesetzes, welche die Anwesenheit von Frauen in Volksversammlungen berechtigen, forderte in einer Volksversammlung zu Magdeburg der überwachende Polizeibeamte die Entfernung der Frauen. Es gelang jedoch, ihn über die Rechtswidrigkeit seines Anfinnens zu belehren, alle heißen, sich untereinander Bruder nannten, versteht sich leicht; aber ein glänzendes Zeugniß für die herzgewinnende Art und Kunst" der Frau Rath ist es, daß sie alle, alle die Mutter ihres großen Freundes als" Mutter" adoptirten. Vater und Mutter bedeutet in den Kreisen dieser Freunde allemal den alten Herr Rath Goethe und seine Gattin, die Frau Aja ".
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Als Haugwizz und die beiden jungen Grafen Stolberg ihren Freund Wolfgang besuchten, machte sich, wie Letzterer berichtet, zur Frau Rath sofort ein eigenes Verhältniß. Man sprach unter Anderem von dem alten Volksbuch„ Von den vier Haimonsfindern", vier ritterlichen Necken der mittelalterlichen Sage, die selbviert auf dem herrlichen Wunderroß Bayard auf Abenteuer in die weite Welt ausreiten: mit diesen Sagenhelden verglich Goethe sich und seine drei Freunde, die aus Goethes Vaterhaus eine Reise in die Schweiz antraten. Goethe berichtet über seine Mutter:" Sie wußte in ihrer tüchtigen geraden Art sich gleich ins Mittelalter zurückzuversezen, um als Aja( das Wort ist Eigenname, aber auch Titel, spanisch aya, d. h. Hofmeisterin) bei irgend einer lombardischen oder byzantinischen Prinzessin angestellt zu sein. Nicht anders als " Frau Aja " wurde sie genannt und sie gefiel sich in dem Scherze und ging in die Phantastereien der Jugend mit ein." Die Mutter der vier Haimonskinder hieß ja auch Aja.
( Fortsetzung folgt.)
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so daß die drohende Auflösung unterblieb. In Aue bei Zeit wurden die Frauen, der Aufforderung des überwachenden Beamten entsprechend, aus einer öffentlichen Versammlung ausgewiesen. Gegen das Vorgehen des Ueberwachenden ist Beschwerde eingelegt worden. Im Gegensatz zu der ersten Erklärung des Ministers v. Hammerstein im preußischen Abgeordnetenhaus verlangte der überwachende Polizeibeamte in Berlin , in Riel und Magdeburg die Ausweisung von Zuhörerinnen aus öffentlichen politischen Vereinsversammlungen. In Berlin handelte es sich in einem Falle um eine Versammlung des ,, Vereins der freiheitlichen Sozialisten"( Anarchisten), in einem zweiten Falle um eine öffentliche Versammlung des sozialdemokratischen Wahlvereins des vierten Wahlkreises. Dieser überaus gut besuchten Versammlung, deren Tagesordnung lautete:„ Die Ideen des März", wollten 30 bis 40 Frauen als Zuhörerinnen beiwohnen. Gleich nach Eröffnung forderte der überwachende Beamte die Ausweisung der Frauen. Der Vorsitzende der Versammlung, Genosse Hofmann, verweigerte dieselbe unter Berufung auf die bekannten Ausführungen des preußischen Polizeiministers im Abgeordnetenhaus und machte geltend, daß die Frauen in einem„ besonderen Segment" des Lokales der Versammlung beiwohnen würden. Der Polizeibeamte erklärte nichtsdestoweniger die Anwesenheit der Frauen für unzulässig und drohte mit Auflösung der Versammlung. Auf erneute Weigerung des Vorsitzenden, die Frauen auszuweisen, löste der Ueberwachende die Versammlung auf. Die Versammelten gingen unter dem Gesang der Marseillaise auseinander. In der Versammlung des sozialdemokratischen Vereins zu Kiel weigerte sich der Vorsitzende ebenfalls, der Aufforderung zur Ausweisung der Frauen stattzugeben. Der Ueberwachende löste in der Folge die Versammlung auf. Raum war das geschehen, so stürzte eine Anzahl Schuyleute in das Versammlungslokal, fand aber natürlich keine Gelegenheit, durch Hauenlassen des Säbels Ordnung zu stiften. Die Kieler Parteigenossen werden Beschwerde erheben und eventuell den Klageweg beschreiten, wenn nicht um ihr Recht zu erlangen, so wenigstens um sich von allen Instanzen bescheinigen zu lassen, daß in Preußen zweierlei Recht für Proletarier und Agrarier gilt. Auch in Magdeburg wurde eine Versammlung des sozialdemokratischen Vereins aufgelöst, weil der Vorsitzende der Aufforderung nicht nachkam, die als Zuhörerinnen anwesenden Frauen auszuweisen. Bemerkt sei, daß wie Herr v. Hammerstein gewünscht hatte, eine besondere Abtheilung des Versammlungslokals für die Frauen reservirt worden war. In Halle wurde abermals gegen die Gewerkschaftsbewegung und§ 152 der Gewerbeordnung eine ganz schiefe Auslegung des Vereinsgesetzes mobilisirt. Es erfolgte die Auflösung einer öffentlichen Gewerkschaftsversammlung, weil die geforderte Ausweisung von zwei Frauen verweigert wurde. Der eingeleitete Kampf gegen das Gewerkschaftskartell das partout zu einem politischen Verein umdefinirt werden soll wird, wie andere Vorkommnisse seither beweisen, lustig weitergeführt. In München- Gladbach verlangte der überwachende Polizeikommissar die Entfernung der weiblichen Mitglieder aus einer Mitgliederversammlung der Filiale des deutschen Textilarbeiterverbandes. Der Vorsitzende leistete diesem Verlangen keine Folge. Der Ueberwachende löste daraufhin die Versammlung auf, obgleich er auf das Ungesetzliche seiner Handlung aufmerksam gemacht worden war. Das Vorgehen des Kommissars ist um so auffälliger, als die Polizeibehörden von München- Gladbach vor nicht langer Zeit bei der Praxis der nämlichen Nücken und Tücken gegen die Gewerkschaftsbewegung von den Gerichten in die Schranken der Gesetzlichkeit zurückgewiesen worden sind. Jm vorigen Jahre hatten dieselben bereits die Filiale des Textilarbeiterverbandes für einen politischen Verein erklärt und dem Vorstand verboten, weibliche Personen als Mitglieder aufzunehmen. Es kam zur Klage. Sowohl das Schöffengericht zu M. Gladbach wie die Straftammer in Düsseldorf sprachen den angeklagten Vorstand frei. Der neuerliche Vorstoß der Polizei gegen die Gewerkschaftsorganisation der Textilarbeiter in M.- Gladbach luft wittern". Der leidige Raummangel hindert uns, heute noch spricht dafür, daß die reaktionären polizeilichen Gesetzesdeuter„ Morgeneine stattliche Zahl polizeilicher und richterlicher Entscheidungen mitzutheilen, durch welche die öffentlichen Feste gewerkschaftlicher und politischer Arbeiterorganisationen zu politischen Vereinsversammlungen gestempelt wurden, denen die Frauen nicht beiwohnen durften. Die Haltung der Behörden in den angeführten und noch zu vermeldenden Fällen erstrahlt in der hellen Glorie des zweierlei Rechtes, wenn man ihr folgende Thatsachen gegenüberstellt. In Nienburg an der Weser hielt der Bund der Landwirthe seine Generalversammlung ab, deren Mittelpunkt eine Rede über den Zolltarif bildete, und an die sich ein Ball anschloß. Frauen wohnten dieser politischen Vereinsveranstaltung bei, ohne daß ein behördlicher Hahn darüber krähte. Zahlreiche Frauen nahmen kürzlich in Dortmund an einer Versammlung des Handelsvertragsvereins Theil, kein Ueberwachender