glieder." Darauf verstand sich der Hüter des Gesetzes" dazu, daß Mitglieder und Personen, die der Organisation beitreten wollten, in der Versammlung bleiben könnten. Das erklärten wir der Versamm lung und bemerkten, daß alle Nichtmitglieder durch ihr Dableiben das Versprechen ablegten, Mitglieder werden zu wollen. Wer diese Absicht nicht habe, den müßten wir ersuchen, das Lokal zu verlassen. Niemand rührte sich vom Platze. Nach dem Referat traten etwa 60 Personen dem Fabrik- und dem Bergarbeiterverband bei. In ihrem Schlußwort dankte Genossin Ziez dem Beamten für sein Vor­gehen, das jedenfalls zum guten Erfolg der Versammlung beigetragen hätte. Ueberfüllt waren die Versammlungen in Sandersdorf  und Greppin  , in denen die Frauen ein sehr hohes Kontingent der Besucher stellten, ebenso wie auch in der Versammlung zu Bitterfeld  . In Greppin   wurden 60, in Sandersdorf   70 Personen dem Fabrikarbeiterverband zugeführt, außerdem dem sozialdemo­kratischen Verein Mitglieder und dem Volksblatt" ein Duzend Abonnenten gewonnen. In der Versammlung in Greppin   wies die Referentin in ihrem Schlußwort auf die örtlichen Verhältnisse hin, unter Anderem auf die niedrigen Löhne, für welche die Frauen schaffen müssen. Es gebe in Greppin  , so erklärte sie, Arbeitgeber, die sich nicht schämten, ihre Arbeiterinnen mit 35 Pf. für den halben Tag abzuspeisen. Während die Versammlung lebhaften Beifall spendete, rief der anwesende Amtmann unter allgemeinem Gelächter dazwischen: Aber was sie noch mitnehmen, sagen sie nicht." Da war denn sofort klar, wer diesen hohen Lohn" zahlt. Die Agi­tationstour brachte dem Fabrikarbeiterverband 350 Mitglieder, den Verbänden der Berg-, Metall- und Holzarbeiter ebenfalls eine Reihe von Mitkämpfern, desgleichen dem sozialdemokratischen Verein; dem ,, Volksblatt" gewann sie einige 20 Abonnenten. Wieder ein Schritt vorwärts! L. Z.

In Bunzlau   und Alt- Warthau fanden auf Veranlassung des dortigen Vertrauensmannes zwei gut besuchte öffentliche Ver­sammlungen statt. Genossin Mesch Berlin referirte über Die Vertheuerung der nothwendigsten Lebensmittel und die proletarischen Frauen". Beiden Versammlungen wohnten zahl­reiche Frauen bei, die mit Interesse dem Referat folgten. Eine Protestresolution gegen den drohenden Zollwucher gelangte in Bunzlau   wie in Alt- Warthau zu einstimmiger Annahme. A. M.

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Die Straßenhändlerinnen von Berlin   waren kürzlich zu einer Versammlung berufen worden, der sie die ältesten wie die jüngsten in sehr großer Zahl beiwohnten. Genossin Ihrer re­ferirte über Zunahme des Straßenhandels und wirth= schaftliche Krise". An den Vortrag schloß sich eine Diskussion an, in welcher ein Redner erwähnte, daß die Berliner   Straßen­händlerinnen den Kaiser in einem Gesuch gebeten hätten, er möge sie schützen gegen die Beschränkungen ihres Broterwerbs, welche die Verdrängung der Händler von den Hauptgeschäftsstraßen mit sich bringt. Die Polizeiverordnung, welche diese Verdrängung verfügt, sei auf Betreiben der Kleinkrämer erlassen worden, welche nicht be­greifen, daß es nicht die Straßenhändler sind, die ihnen harte Kon­furrenz machen, sondern die großkapitalistischen Betriebe, die Bazare. Diese handeln jetzt sogar mit Apfelsinen, die sie in Folge des Engros­Einkaufs so billig abgeben können, wie der Straßenhändler seine paar Dutzend beim Einkauf bezahlen muß. Die Ausführungen fanden bei den Anwesenden volles Verständniß, und so wird die dringende Mahnung, sich ihrerseits der Organisation anzuschließen, hoffentlich von Erfolg gekrönt sein.

E. J.

Mit der Frage der Frauenagitation beschäftigte sich kürzlich die Parteikonferenz für den Reichstagswahlkreis Bremen  . Genossin Bosse Bremen entwickelte in einem halbstündigen aus­gezeichneten Referat die Gründe, welche für die rege Förderung der Agitation unter den proletarischen Frauen sprechen und gab An­regungen, wie diese Förderung geschehen könne. Die Konferenz be­schloß, daß in jedem Distrikt des Bremer   Parteivereins mindestens einmal im Jahre eine Frauenversammlung stattfinden müsse.

Von der Organisation. Im Einverständniß mit den Ver­trauensleuten des Vereins ist Genossin Ihrer als Vertrauensperson der Genossinnen für Nieder- Barnim bestimmt worden. Von der Wahl örtlicher Vertrauenspersonen will man vorläufig absehen.

Von der proletarischen Frauenbewegung in Breslau  . Schlesiens Hauptstadt hat schon seit reichlich fünf Jahren eine or­ganisirte proletarische Frauenbewegung nicht mehr aufzuweisen. Die Ansätze der Frauenorganisationen in Breslau   wurden Mitte der neunziger Jahre durch folgenschwere Eingriffe der Behörden ver­nichtet. Seitdem sind Keime einer neuen Bewegung nicht mehr auf­gesproßt, obwohl hin und wieder Versuche zu einer Neugründung gemacht wurden. Hauptschuld daran trug wohl der Umstand, daß geeignete Kräfte zur Leitung der Bewegung bisher nicht aufzufinden waren. Dann aber war auch der männliche Theil der Breslauer

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Arbeiterschaft eine lange Reihe von Jahren hindurch an der Aus­übung einer regen Organisationsthätigkeit durch die Lokalnoth ge­hindert. Nun, wo wir ein Gewerkschaftshaus besitzen, ist schon Manches besser geworden, auch für die Frauen. Diese betheiligen sich seither rege an allen Versammlungen und Veranstaltungen, be­sonders aber an den für sie einberufenen Versammlungen. Kurz vor Eröffnung des Gewerkschaftshauses sprach Genossin Ihrer in einer gutbesuchten Versammlung über:" Die Politik der herrschenden Klassen". Der größte Theil der Zuhörer waren Arbeiterinnen und Arbeiterfrauen. Seit wir das Gewerkschaftshaus haben, werden zu jeder Volksversammlung die Frauen eingeladen, und sie bilden durch­schnittlich den vierten bis dritten Theil der Besucher. In jeder dritten Versammlung ungefähr hält eine Frau das Referat. Im Juni sprach Genossin Luxemburg   über:" Sozialreform und Sozialdemo= fratie" vor circa 1400 Personen, darunter etwa 500 Frauen. Das Thema: Die Frau in der gegenwärtigen Gesellschaft und ihre Aussichten in der sozia bistischen" behandelte in einer Volksversammlung im September Genossin Altmann. Diesmal waren die meisten der 800 Erschienenen Frauen. Vor Kurzem re­ferirte Genossin Braun über: Die Bedeutung der Frauen für den Sozialismus". Auch in dieser Versammlung stellten die Frauen das Hauptkontingent der Zuhörer. Als sehr erfolgreich erwies sich ein Rezitationsabend, den die Dichterin Genossin Klara Müller am 29. Dezember bei uns veranstaltete. Als Kuriosum sei erwähnt, daß unsere politischen Gegner sich nur in Versammlungen hervor wagen, in denen Referentinnen sprechen. Gegen Genossin Altmann trat ein Kaufmann auf, gegen Genossin Braun ein Lehrer, Beide mit wenig Glück: ihre Spekulation auf eine geringere Schlagfertigkeit der Frauen erwies sich als verfehlt. Auch eine Gewerkschaft nach der anderen gewöhnt sich in Breslau   daran, die Frauen zu den Mitgliederversammlungen einzuladen. Mitgliederversammlungen einzuladen. Wir hoffen, daß die passive Betheiligung der Frauen an den Versammlungen nach und nach einen Stamm von Genossinnen heranbildet, die auch aktiv einzugreifen und Selbständiges zu leisten vermögen.- An den Wahlarbeiten in Breslau­West haben sich lobenswerther Weise schon einige Frauen betheiligt. P. L.

Notizentheil.

Weibliche Fabrikinspektoren.

Zwei weitere Hilfsbeamtinnen der Fabrikinspektion für Berlin   werden demnächst angestellt werden. Die betreffenden Damen sind zum Zwecke der Einführung in ihr Amt schon jetzt versuchs­weise thätig.

Die Austellung weiblicher Fabrikinspektoren in Schweden  wird voraussichtlich in naher Zukunft erfolgen. Der Abgeordnete A. Hedin hat in der zweiten Kammer des schwedischen Reichstags einen Antrag eingebracht, die Regierung aufzufordern, Untersuchungen zu veranstalten, ob die Anstellung weiblicher Inspektoren für indu­strielle Betriebe geboten sei. Die Anstellung von Fabrikinspektorinnen wird nicht nur von den Sozialdemokraten und Frauenrechtlerinnen gefordert, sondern hat auch in anderen Kreisen Verfechter.

Arbeitsbedingungen der Arbeiterinnen.

Die Lohn- und Arbeitsbedingungen der Wäscherinnen und Plätterinnen werden durch die folgenden Thatsachen als dringend verbesserungsbedürftig gekennzeichnet. In Woltmershausen   bei Bremen   werden in neun Wäschereien 98 Arbeiterinnen beschäftigt, davon etwa 40 in den zwei großen Wäschereien mit Dampfbetrieb, die übrigen in sieben kleinen Waschanstalten. Der Lohn der Wäsche­rinnen und geübten Plätterinnen beträgt 1,70 Mt. bis 1,80 Mt. pro Tag bei zehnstündiger Arbeitszeit. Dieser Verdienst ist durchaus un­zureichend. Man bedenke, wie schwer die zu leistende Arbeit ist, und in wie vieler Hinsicht sie die Gesundheit bedroht und schädigt. Der sauer erworbene Lohn schließt aber durch seine Niedrigkeit eine Er­nährung aus, welche einigermaßen Ersatz für die verausgabten Kräfte schafft, welche die Widerstandsfähigkeit des Körpers gegen gesund­heitsschädliche Einflüsse stärkt, diesen entgegenwirkt und sie mildert. Umgekehrt verschärft die unzulängliche Ernährung die Wirkungen der anstrengenden Arbeit und der ungünstigen sanitären Schaffens bedingungen. Der zehnstündige Arbeitstag wird durchaus nicht immer eingehalten, Ueberstunden sind häufig und werden nicht bezahlt. Am traurigsten liegen die Verhältnisse betreffs der Arbeitszeit in den kleinen Betrieben. Hier wird oft bis spät in die Nacht hinein und mehr als den halben Sonntag hindurch geplättet. In den kleinen Wäschereien steht auch die Lehrlingszüchterei besonders in Blüthe.