Nr. 4

Die Gleichheit

15. Jahrgang

eeee Zeitschrift für die Interessen der Arbeiterinnen eeeROLERO

Die Gleichheit" erscheint alle vierzehn Tage einmal. Preis der Nummer 10 Pfennig, durch die Post viertelfährlich ohne Bestellgeld 55 Pfennig; unter Kreuzband 85 Pfennig. Jahres- Abonnement 2,60 Mart.

Stuttgart   den 22. Februar 1905

Zuschriften an die Redaktion der Gleichheit" find zu richten an Frau Klara Zeffin( 3undel), Wilhelmshöhe, Post Degerloch bei Stuttgart  . Die Expedition befindet sich in Stuttgart  , Furtbach- Straße 12.

Gedenket der Bergarbeiter im Ruhrrevier und ihrer Familien!

Ruhrrevier.

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der Arbeiterinnen. Quittung. Feuilleton: Weggedanken. Von Otto Krille  .

Der Zollwucher.

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Inhalt: Der Zollwucher.- Die weibliche Gewerbeaufsicht im Deutschen   pro Doppelzentner Lebendgewicht für Ochsen, Kühe, beiterfrauen in ihren Interessen schwer benachteiligt. Wie Reich. II. Von E. Burm.- Der Kampf der Bergarbeiter im Jungvieh, Kälber und Schafe, während sie jetzt von jene, so müssen auch sie mit winzigerem Gelde haus­Aus der Bewegung: Von der Agitation. Von den Organisationen. Die Haltung der Frauen beim Bergarbeiter- 2 Mark bis 4 Mark 50 Pfennig betragen. Von 3 Mark halten, wenn der Mann weniger heimbringt oder gar Streit. Jahresbericht der Vertrauensperson der Genossinnen von 33 Pfennig auf 9 Mark steigt der Zollsatz für Schweine, brotlos auf dem Pflaster liegt. Dresden  - Land. Um den Zehnstundentag. Von Luise Ziets. deren Fleisch für die Ernährung der weniger Bemittelten Verteuerung der wichtigsten Lebensbedingungen auf Politische Rundschau. Von G. L.- Genossenschaftliche Rundschau. besonders in Betracht kommt. Frisches und gekühltes der einen Seite, Verschlechterung der Arbeitsgelegenheit Bon Simon Katzenstein  . Notizenteil: Soziale Gesetzgebung. Fleisch soll fortan einen Zoll von 27 statt von 15 bis und Sinken des Verdienstes auf der anderen, das sind Gewerkschaftliche Arbeiterinnenorganisation.- Arbeitsbedingungen 17 Mart tragen, frische und gesalzene Butter, ebenso die furchtbaren Plagen, welche der Zollwucher gegen das Freiheit. Von John wie Margarine einen solchen von 20 statt von 16 Mart. Proletariat entfesselt. In ihrem Gefolge wälzt sich eine Hay.( Gedicht.) Gedanken. Von Fröhlich- Essen. Das Anziehen der Preise auf Fleisch, Speck, Wurst usw., schwellende Sorgenflut heran, schreitet Darben und das die unvermeidliche Folge dieser Zollerhöhungen ist, Hungern, der erzwungene Verzicht auf die bescheidene muß Arbeiterfamilien und ledige Arbeiterinnen schwer Behaglichkeit im Heim, ja auf eine gesunde Wohnung, treffen. Die weitaus meisten werden gezwungen sein, auf den Genuß der und jener Bildungsmöglichkeit. Mit In diesen Tagen ist der deutsche Reichstag drauf und ihren Verbrauch einzuschränken, bei ihrer Ernährung zu der Verschlechterung der Lebenshaltung aber sinkt die dran, die Rute des Bollwuchers fertig zu binden, welche fnapsen und zu sparen, weniger Fleisch oder minder- Leistungsfähigkeit, leidet die Gesundheit, die Lebenskraft, die Massen des werftätigen Volkes streichen wird, daß wertiges Fleisch auf den Tisch zu bringen, das Brot treibt die bitterste Not nur zu oft dem Verbrechen, der ihnen Hören und Sehen vergeht. Er berät über die ohne Butter zu verzehren, ja sogar den Verbrauch von Prostitution in die Arme. Handelsverträge, welche die deutsche Regierung mit Ruß- Margarine herabzusetzen. Und die deutschen   Proletarier Die Schlotjunker, welche mit den Krautjunkern zu­land, Österreich- Ungarn  , der Schweiz  , Belgien  , Rumänien   konsumieren nach dem gewiß unverdächtigen Zeugnis des sammen unter dem Segen der Regierung und des frommen und Serbien   vereinbart hat. Die ihm vorgelegten Tarif- gut bürgerlichen Dr. Goldstein schon jetzt im Jahres- Zentrums den infamen Pack zur Auspowerung der festsetzungen schlagen fast durchweg einem der wichtigsten durchschnitt pro Kopf 32,5 Kilogramm Fleisch zu wenig, Massen geschlossen haben, werden ihrerseits nicht unter Ziele ins Gesicht, die Handelsverträge von industriell nämlich nur 40 Kilogramm statt 72,5! den Folgen leiden. Die Verteuerung der Lebensmittel entwickelten Staaten wie Deutschland   verfolgen müssen. Und wie liegen die Dinge betreffs der Industriezölle? ficht Leute nicht an, deren Haushaltungskosten sich nach Sie erleichtern nicht die Einfuhr deutscher   Industriewaren Diese werden insbesondere die Erzeugnisse der Eisen-, Tausenden, oft nach Zehntausenden beziffern. Und für in die Vertragsländer, sie erweitern nicht den Markt, Stahl- und Maschinenindustrie stärker belasten, ebenso den schwindenden Absatz ihrer Waren im Ausland werden den diese dort suchen müssen, umgekehrt: sie werden eine chemische Produkte, Leder-, Papier-   und Textilwaren. die Herren dadurch entschädigt, daß die Wucherzölle sie Erschwerung und Einschränkung des deutschen   Absatzes Der Handelsvertrag mit Rußland   setzt zum Beispiel für von der Konkurrenz ausländischer Fabrikate befreien und im Ausland herbeiführen. Gußeisenfabrikate und bessere Stahlwaren fast durch ihnen damit die inländischen Verbraucher zum Weißbluten Das scheint Wahnsinn, und ist es auch, angesichts der gehends doppelt so hohe Bölle fest, als jetzt gelten. Eine überliefern. Schließlich werden sie in echt patriotischer ausschlaggebenden Rolle, welche Industrie und Handel noch größere Steigerung erfahren die Zölle auf Maschinen, Gesinnung in noch größerem Maßstabe üben, was sie für die Existenz der breitesten Bevölkerungsschichten in elektrische Apparate und chemische Produkte, für die seither schon ausgiebig getan: mittels Filialen im Aus­Deutschland spielen. Nichtsdestoweniger wird es harte letzteren beträgt sie 75 bis 100 Prozent. Schwer wird land über die Zollschranken hinwegsetzen. Es ist be­Wirklichkeit werden. Die unstillbare Raffgier der Junker- die Einfuhr deutscher   Holzwaren durch ein Hinaufschrauben zeichnend, daß die Erhöhungen der Zollsätze gerade für sippe und der ihr wesensgleichen Industriefürsten hat es der Zollsätze um 10 bis 25 Prozent getroffen, die des Industrien vorgesehen sind, welche in hoher Blüte stehen so gewollt, und ihrem Willen wird Regierung und die Wollgarns durch eine Steigerung um 10 bis 15 Prozent. und deren Unternehmertum in Ringen und Trusts zur großen bürgerlichen Parteien untertan. Nur um den Die neuen Tarifverträge mit Österreich- Ungarn   lassen Ausplünderung der Konsumenten und Niederknüppelung Preis hoher Zölle auf viele industrielle Erzeugnisse waren zwar die Zölle auf Roh- und Halbfabrikate der Eisen- der Arbeiter organisiert ist und über eine kolossale wirt­vom Auslande die Wuchersätze auf landwirtschaftliche industrie im großen ganzen unberührt, jedoch erhöhen schaftliche wie politische Macht verfügt. Produkte, vor allem auf Getreide, zu erlangen, welche sie die Zölle auf Fertigprodukte, und zwar einzelne davon Sowohl die industriellen wie die agrarischen Zollsätze den Säckel der agrarischen Nimmersatte füllen sollen. um 20 bis 40 Prozent. Am härtesten belasten sie die der Handelsverträge tragen das Brandmal einer gemein­Warum aber die Eisen- und Textilgewaltigen zu dem chemische Industrie, jedoch wird auch manchen Textil, gefährlichen Begünstigung der Großen zum Nachteil der Schacher Ja und Amen fagten, das ist weiter unten zu lesen. Leder- und Papierwaren, die starken Absatz jenseits der Kleinen und Kleinsten. Trotzdem ist nicht zu zweifeln, Die räuberisch in die Höhe geschraubten landwirtschaft schwarzgelben Grenzpfähle hatten, ein hoher Zoll auf daß der Reichstag   sie gutheißen wird. Zwar haben am lichen Zölle, besonders diejenigen auf Brotgetreide, gebürdet. Der Schweiz   hat die deutsche Regierung be- 16. Juni 1903 die drei Millionen sozialdemokratischer Vieh usw. bilden das Rückgrat der Tarifabmachungen, sonders beträchtliche Erhöhungen der Zölle auf Konfektions- Stimmen ein klipp und klares Verdammungsurteil über auf denen sich die Handelsverträge aufbauen. Diese waren und Maschinen, auf Hanf-, Flachs-, Baumwoll- den Zollwucher ausgesprochen. Allein dank der Wahl­Zölle sind ihrem Wesen nach eine schamlose Steuer auf und Jutegewebe zugestehen müssen. freisgeometrie und der Jämmerlichkeit des bürgerlichen den Hunger der kleinen Leute, denn sie belasten und Die deutsche Industrie setzte unter den geltenden Zoll- Liberalismus ist nichtsdestoweniger eine Majorität von verteuern künstlich die unentbehrlichsten Lebensbedürfnisse. fäßen einen guten Teil Produkte in den genannten Zollräubern in den Reichstag zurückgekehrt. Wäre es Der Zoll auf den Doppelzentner Roggen und Weizen Staaten ab. Es liegt auf der Hand, daß ihr Markt nach ihres Herzens Wünschen gegangen, die Handels­wird von 3 Mark 50 Pfennig auf 5, bezw. 5 Mark daselbst sich verengen wird, wenn die neuen Tarife die verträge würden im Nu im Parlament durchgepeischt 50 Pfennig hinaufgesetzt; der Hafer, der zur Fabrikation Preise der Waren in die Höhe treiben. Ja mehr noch: worden sein, ohne ausgiebige Debatten, welche es der so vieler Suppeneinlagen dient, wird mit 5 Mark, um die Schutzzölle werden manche industrielle Erzeugnisse Sozialdemokratie erlauben, die Beutepolitik der agrarischen 2 Mart 20 Pfennig höher belastet als bisher. Der Mehl- Deutschlands für immer von ausländischen Märkten ver- und industriellen Schnapphähne zu kennzeichnen und in zoll soll von 7 Mart 30 Pfennig auf 10 und 20 Mark drängen helfen, indem sie die Entwicklung der Industrie ihrer tiefen Gemeinschädlichkeit den Massen zum Be­steigen; Teigwaren, wie Nudeln, Maffaroni usw., werden in den betreffenden Staaten fördern. Ganz besonders wußtsein zu bringen.

fünftig einen um 2 Mark höheren Zollsatz zu tragen kommen für Rußland   die hohen Industriezölle als Mittel Die Regierung, welche als die gehorsamste Dienerin haben. Für frische Kartoffeln, die jetzt zollfrei eingehen, in Betracht, dem jungen, aufstrebenden Kapitalismus die der Kardorff& Co. amtiert, ist ihrer Sache in diesem ist in der Zeit vom 15. Februar bis 31. Juli ein Zoll gefährliche deutsche   Konkurrenz vom Leibe zu halten und Reichstag   so sicher, daß ihre Bülow und Posadowsky  von 1 Mark vorgesehen, für Weiß- und Rotkohl wie ihn durch hohe Warenpreise zur Entfaltung der Kräfte nicht einmal den Schein einer ernsten Begründung der Wirsing   ein solcher von 2 Mark 50 Pfennig. Es ist des Wirtschaftslebens anzureizen. Wucherzölle für nötig erachteten. Das Gerede dieser Auch­eine hundertmal erhärtete Tatsache, daß der Verbrauch Was bedeutet es aber, wenn der Absatz deutscher   staatsmänner erhob sich nicht über die hundertmal wieder­von Brot, Mehl, Teigwaren usw. gerade in den Familien Industriewaren im Auslande stockt, zurückgeht, aufhört? gefäuten Gemeinplätze, welche irgendein Duzendagitator am stärksten ist, die nicht mit irdischen Gütern, aber Nicht mehr und nicht weniger, als daß Tausende, Zehn- vom Bunde der Landwirte in Posemuckel vorzutragen meist mit vielen Kindern gesegnet sind. Auch die Ar- tausende der Arbeitsgelegenheit, des Brotes verlustig pflegt. Konservative und Zentrümler vermochten unter beiterinnen verbrauchen mehr Brot als etwa die Dirnen, gehen, daß andere Behntausende sich mit geringerem, ihrem schwach bemäkelnden Seufzen, nicht mehr Beute welche große Herren so oft zur Pflege des Familien- unregelmäßigem und unsicherem Verdienst begnügen für ihre Auftraggeber gesichert zu haben, kaum ihre lebens" aushalten. Die ausländische Kartoffel aber hat müssen. Unter denen aber, die dieses furchtbare Los Freude zu verbergen, so viel in die Scheunen der Zoll­längst aufgehört, ein Luxusgericht für den Tisch der bedroht, befinden sich große Scharen von Arbeiterinnen, räuber einzuheimsen. Die Nationalliberalen jauchzten Reichen zu sein. Als Zugemüse wird sie in den letzten deren kärglicher und schwankender Lohn ohnehin schon begeisterte Zustimmung zu den Handelsverträgen, wie zu Frühlings- und ersten Sommermonaten auch in den be- gen Himmel schreit. Man erinnere sich, daß in der allem, was dem Volkswohl zuwiderläuft. Neben der scheidenen Haushaltungen verbraucht, denn die alte heimische Konfettions- und Textilindustrie vor allem Frauen fronden Sozialdemokratie trat der Freisinn mit scharfer Kritik als Erdfrucht ist dann ohne Geschmack und Nährwert, und und leiden, daß in der Papier, Leder- und chemischen Gegner der Zollerhöhungen auf den Plan. Er kann andere Gemüse sind meist teuer. Industrie die weibliche Arbeit stark vertreten ist! Und damit weder ungeschehen noch auch uns vergessen machen, wie die Arbeiterinnen, so werden durch das Schwinden daß er es gewesen ist, der durch seinen schändlichen Verrat oder die Verschlechterung der Arbeitsgelegenheit die Ar- seinerzeit den Zollräubern in den Sattel geholfen hat.

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Ganz bedeutend, zum Teil um das Drei- und Vierfache, sollen die Zollsätze auf Vieh erhöht werden, auf 8 Mark