Nr. 23

Die Gleichheit

15. Jahrgang

@ eeee Zeitschrift für die Interessen der Arbeiterinnen IKERKETA

Die Gleichheit" erscheint alle vierzehn Tage einmal. Preis der Nummer

10 Pfennig, durch die Post vierteljährlich ohne Bestellgeld 55 Pfennig; unter Kreuzband 85 Pfennig. Jahres- Abonnement 2,60 Mart.

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Juhalts- Verzeichnis.

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Stuttgart   den 15. November 1905

Zuschriften an die Redaktion der Gleichheit" sind zu richten an Frau Klara Zetkin  ( Zundel), Wilhelmshöhe, Post Degerloch bei Stuttgart  . Die Expedition befindet sich in Stuttgart  , Furtbach- Straße 12.

einzelnen Arbeiterin die Kraft einer festgeschlossenen bedingungen, auf denen sich für euch eine Existenz auf­Arbeiterinnen, aufgewacht! Lohn- und Arbeitsverhältnisse der Vielheit. Und diese festgeschlossene Vielheit ist es, welche baut, in deren Dunkel hin und wieder auch Sonnen­Nürnberger Arbeiterinnen. Von Helene Grünberg  . Über Schul- für ihre Glieder den Kampf um bessere Arbeitsbedin- strahlen fallen. Lernt in der Gewerkschaft und durch gesundheitspflege. V. Bon Dr. Zadek. Aus der Bewegung: Von gungen gegen das ausbeutende Unternehmertum auf ihr Wirken, daß ihr über die Grenzen der Berufs­der Agitation. Von den Organisationen. Der niederrheinische nimmt. Sie vermag zu ertrozen, was die einzelnen genossenschaft und ihre unschätzbare Arbeit zur Milderung sozialdemokratische Parteitag. Halbjahrsbericht der Vertrauens­Halbjahrsbericht der Vertrauens­person der Genoſfinnen von Magdeburg   und Umgebung. Die durchzusetzen außerſtande sind. So wird sie zum feſten der kapitalistischen   Ausbeutung den Blick hinausrichten Genoffinnen und die Kommunalangelegenheiten. Politische Bollwerk, das die Arbeiterinnen gegen die Wut der müßt auf die große Gesamtheit des Proletariats und nimmersatten kapitalistischen   Ausbeutung schützt. Von seinen Kampf für die Zerschmetterung der menschen­Notizenteil: Der Kampf in der sächsisch- thüringischen Textilindustrie. ihr gestützt und getragen, vermögen diese bessere Arbeits- vernichtenden kapitalistischen   Herrschaft. Aus dem Sozialistische Frauenbewegung im Ausland. bedingungen zu erringen: höhere Entlohnung, Verkürzung Ringen um des Leibes und der Seele Notdurft in der Feuilleton: Revolution. Von Otto Krille.( Gedicht.) Irrlichter. der Arbeitszeit, Rücksicht auf Gesundheit und Leben, Gegenwart erwachse euch die Erkenntnis und Kraft zum Von Ada Christen.  ( Forts.)

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Rundschau. Von G. L. Gewerkschaftliche Rundschau.

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Arbeiterinnen, aufgewacht!

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Lohn- und Arbeitsverhältnisse der Nürn­berger Arbeiterinnen.

achtungsvolle Behandlung, kurz Abschlagszahlungen auf gewaltigen Kampfe für volle Freiheit und volles Glück eine freie und glückliche Eristenz. Die Gewerkschafts- in der Zukunft. Denn wenn irgend welche Glieder der organisation gibt der erwerbenden Proletarierin zu Gesellschaft auf dem Boden der kapitalistischen   Ordnung sammen mit der Macht, die Wissen bringt, das Wissen, es sich nicht wohl sein lassen, nicht Hütten bauen können, Arbeiterinnen, aufgewacht! so rufen Mühen und Leiden, welches Macht verleiht. Sie vermittelt ihr Kenntnisse, so sind es die Proletarierinnen. Mit überzeugender Bedürfnisse und Wünsche den Frauen und Mädchen zu, die sie über ihre Lage aufklären, sie erzieht ihren Geist Beredsamkeit predigen das die Tatsachen, die unsere welche in Fabrik, Werkstatt und ärmlichem Heim, im und ihren Charakter durch die Mitarbeit in einer Ge- Leserinnen an anderer Stelle über die Arbeitsverhältnisse Kontor und Laden ihr Brot verdienen. Verdienen, gewiß, meinschaft, in der der Grundsatz gilt: gleiche Rechte und der Nürnberger Arbeiterinnen finden. Aber die ernste aber oft nicht erhalten, es häufig genug nicht bloß im gleiche Pflichten für alle. So hebt sie die Arbeiterin nicht Mahnung, die sich davon loslöst, gilt nicht bloß Schweiße ihres Angesichts essen, sondern mit Tränen bloß persönlich in geistiger und sittlicher Beziehung, für die Lohnsflavinnen in Nürnberg  . Überall, wo das gewürzt, welche die Not expreßt. Arbeiterinnenlos ist sondern sie befähigt sie auch, mit flaren Blicken ihre Kapital gewissen- und erbarmungslos die Fronpeitsche heutigentags ja stets ein hartes Los und schlimmer noch, eigenen Interessen zu erkennen, mit feſtem Willen sie zu über Proletarierinnen schwingt, ruft sie diesen zu: Arbeite­ist vielfach ein tieftrauriges Los. Arbeiterinnenlöhne verteidigen. So ist die Gewerkschaft für die schwachen, rinnen, gedentet eures lebendigen Menschentums. Laßt es ist gerichtsnotorisch" sind häufig eine Anwartschaft der Rückständigkeit preisgegebenen Arbeiterinnen, Macht- euch nicht widerstandslos durch die Macht des Reichtums auf chronisches Hungerleiden oder eine Prämie auf die mittel und Erzieherin zugleich. fnechten. Organisiert euch, auf daß eure Ketten gelockert Prostitution. Nicht bloß trockene Zahlen und wissen- Aber sie ist ihnen noch mehr. Sie hat die Aufgabe werden und eines Tages ganz fallen. Arbeiterinnen, auf­schaftliche Feststellungen über Berufskrankheiten, früh- übernommen, welche dank der kapitalistischen Aus- gewacht! zeitiges Welten und Altern, nein, die Gesichter und Ge- wucherung des Menschen durch den Menschen die stalten der lebendigen Menschen erzählen von der schäd- proletarische Familie nicht mehr an ihren Angehörigen lichen Länge der Arbeitszeit, von der überanstrengung der zu erfüllen vermag. Durch ihre Unterstützungs- und Kräfte, von den Sorgen und Entbehrungen der aus- Hilfseinrichtungen sucht die Gewerkschaft von ihren Die Arbeiterinnen sind in dieser besten aller Welten gebeuteten Proletarierinnen. Und es geht wohl kaum Mitgliedern die schwarze Not fernzuhalten. Nicht bloß ein Tag vorüber, an dem diese nicht bitter empfinden, die streikende, ausgesperrte oder sonst gemaßregelte nirgends auf Rosen gebettet. Aber doch gibt es Unterschiede was ihnen an Gesundheit geraubt, an Bildung und Lohnsflavin ist des Beistandes der Organisation sicher, in der Traurigkeit ihrer Lage. Und Nürnberg   darf den auch die franke, die arbeitslose, die übervorteilte oder Ruhm" beanspruchen, daß hier die Lohn- und Arbeits­Lebensglück vorenthalten wird. Arbeiterinnen aufgewacht! Des Lebens Not lehre euch an ihrer Ehre gekränkte Arbeiterin. Und dieser Beistand bedingungen der Arbeiterinnen besonders jämmerliche sind. Die meisten Arbeiterinnen sind nicht ohne Schuld daran. ſtatt beten, denken und kämpfen. Kämpfen gegen den lindert nicht nur die Leiden der beſtimmten Notſtände, Mit einer Hoffnungslosigkeit, die zum Stumpffinn geworden Feind, der euch knechtet und mit hundertfachem Leid für die er vorgesehen ist, er dient einem noch wichtigeren ist, haben sie sich in ihr bitteres Schicksal ergeben. Müde überschüttet. Dieser Feind ist die kapitalistische Aus- Zwecke. Er verhindert, daß die ausgebeuteten Frauen an Körper und Geist schleppen sie ihre Tage dahin, ohne beutung. Ms Arme, Schwache sind ihr die Arbeite- und Mädchen in schweren Tagen dem Stumpffinn, der darüber nachzudenken, wie sie ihr Los verbessern könnten, rinnen ausgeliefert. Sie können die Mittel für ihren Mutlosigkeit, ja vielleicht dem Laster verfallen, daß sie ohne zu hoffen, daß auch für sie das Morgenrot einer neuen, Lebensunterhalt nicht aus einem Geldsack schöpfen, zu Verräterinnen an ihren eigenen Interessen und denen glücklicheren Zeit heraufdämmert. Von 22000 Frauen und den Erbschaft, ein anderer Glücksfall oder die Arbeit ihrer Schwestern und Brüder werden. Der Hunger ist Mädchen, welche in Nürnberg   dem Kapital dienen, sind rund von Nebenmenschen füllt. Sie selbst müssen arbeiten, ein gar brutaler Geselle und übler Berater. Indem die 2000 gewerkschaftlich organisiert. Wenn man freilich weiß, erwerben, um leben zu können. Die heutige Ordnung Gewerkschaft ihn von der Schwelle der organisierten wie diese Tausende leben oder richtiger vegetieren, dann wird der Dinge aber verwehrt ihnen, als freie Arbeiterinnen Arbeiterin scheucht, indem sie dieser in bösen Lebens- das alles begreiflich, womit nicht etwa gesagt werden soll, daß es nicht anders sein könnte und müßte. Kümmerliche im Interesse der Gesamtheit und zu eigenem Nußen lagen mit Rat und Tat treu zur Seite steht, bewahrt Ernährung die unvermeidliche Folge einer ſpottniebrigen tätig zu sein. Sie zwingt sie vielmehr, als Lohn- sie vor der Versuchung und dem Zwange der Not, Brot Entlohnung, eine übermäßige Anstrengung im Dienſte sklavinnen für fremden Reichtum zu schaffen. Nur um jeden Preis und unter den schimpflichsten und schäd- des Broterwerbes und der Familie zehren an den leiblichen und färgliche Brosamen von dem Ertrag ihres Mühens lichsten Bedingungen zu erwerben. Damit erhält sie geistigen Kräften der ausgebeuteten Frauen und Mädchen und und Blackens werden ihnen in Gestalt des Lohnes Tausenden und Tausenden den Mut und die Kraft, sich machen sie stumpf und fügsam ihrem eigenen Geschick gegenüber. Die 22000 Arbeiterinnen verteilen sich auf die verschiedensten gewährt. Die Unternehmer säckeln den Löwenanteil der gegen die Fuchtel der Ausbeutung aufzulehnen, und be­Industriegruppen und innerhalb derselben auf so ziemlich Früchte ein, die unter ihren fleißigen, flinken Fingern wahrt viele vor dem Sturz ins Lumpenproletariat. Jedoch nicht allein als Schüzerin, Erzieherin und alle Beschäftigungsarten. In fast allen Erzeugnissen der hervorquellen. Der Kapitalist, welcher die Proletarie­rinnen arbeiten läßt, vermag in einer fürstlichen Helferin naht die Gewerkschaft den Arbeiterinnen, auch Nürnberger Industrie steckt Frauenarbeit. Nicht nur, daß Wohnung von kostbarem Geschirr die nährendsten und als Freudebringerin. Der Mensch lebt nicht vom Brot Frauen- und Mädchenhände waschen und bügeln, spinnen vom und weben, Möbel- und Goldpoſamenten fabrizieren, die leckersten Gerichte zu schmausen; er kann sich an allem allein, es ist ein tiefes Bedürfnis ſeiner Natur, mit Nadel führen, um Wäsche, Kleidung und Damenputz anzu­Schönen und Großen bilden und erquicken, was Natur Fröhlichen fröhlich zu sein, die von Arbeit und Kampf fertigen, fie regen sich auch fieberhaft in den Schuh- und und Kultur bieten. Ihm ist die Welt und ihre Herrlich- oft zum Berreißen gespannten Nerven im Genuß ruhen Schäftefabriken; sie werden bei der Herstellung der leckeren feit untertan, auch wenn er selbst nicht einmal mehr die und sich kräftigen zu lassen. Die Organisation bereitet Waren in Konditoreien, Lebküchlereien, Zucker- und Schoko­Arbeit des Couponschneidens verrichtet. Die Arbeiterin daher den Arbeiterinnen lichte Stunden der Geselligkeit ladewarenfabriken verwendet; sie handhaben Lötkolben, dagegen muß mit einem Dachfämmerchen, mit einer Hof- und des Lebensgenusses, in die sie Geist vom besten Sammer, Feile und Säge. In der Metall- und Spielwaren­oder Kellerwohnung fürlieb nehmen, wo sie nur zu oft Geiste unserer Zeit zu legen bemüht ist, Stunden, welche industrie pressen, gießen und löten Arbeiterinnen das frierend, von überanstrengung gebrochen vor leeren die Sinne veredeln, die Gedanken anregen, das Herz Metall, fie polieren und lackieren die Ware, richten sie für den Versand her und verpacken sie. Beschneiderinnen, Zu­Tellern' sizt. Und ihre Armut, dem Cherub mit erwärmen, den Willen stählen. Und sie erhöht den Wert richterinnen, Einfüllerinnen und Bräunerinnen werden in flammendem Schwerte   gleich, verwehrt ihr den Eintritt der Freude, zu der sie ruft, durch die Gemeinschaft, in der Feingoldschlägerei beschäftigt. Die Frauenarbeit spielt in das Paradies ungetrübten Naturgenusses, der Wissen- der diese genossen wird. Wie aus den sauren Wochen" in der Metallschlägerei, schleiferei und poliererei eine der Lebensnot und des Kampfes, so erwächst auch aus Rolle. Und in der Reißzeugindustrie, die so minutiöſe, feinste

schaft und Kunst.

sie

Arbeiterinnen aufgewacht! Gegen diesen Stand der den Stunden froher Feste" für die Arbeiterinnen das Arbeit erfordert, sind nicht weniger als zehn verschiedene Dinge gilt es zu kämpfen. Ihr könnt das, wenn ihr erquickende und hebende Bewußtsein, daß sie nicht willen- Arbeiterinnenkategorien tätig. Die Buch- und Steindruckereien nur wißt und wollt. Erkennet nicht bloß euren Feind, los vom Wirbelsturm der kapitalistischen   Ordnung ver- nützen die weibliche Arbeitskraft aus, ebenso die Buchbinde werdet euch auch über die Waffen klar, mittels deren wehte Blätter sind, daß sie vielmehr unter den weit- reien, Kunstanstalten, die Kartonnagefabriken und die Porte ihr euch seiner erwehren müßt. Eine unentbehrliche reichenden Zweigen der modernen Arbeiterbewegung in feuillerbranche. Die Holzindustrie hat Bleistiftarbeiterinnen, Drechslerinnen, Kammacherinnen, Bürsten- und Pinselarbeite­Waffe im Kampfe um euer Brot, eure Bildung, euer einer Gemeinschaft von Schweſtern und Brüdern ſtehen, rinnen. Die Frauenarbeit ist in die Gewerbe der Tapezierer, Lebensglück- in einem Worte: um euer Menschenrecht für welche die Losung gilt: Einer für alle, alle für einen! Maler und Lackierer eingedrungen, sie hat in den Zelluloid-, Arbeiterinnen, aufgewacht! Ergreift die mit köstlichen Papier  - und Tintenfabriken, bei der Zigarrenfabrikation ist die Organisation. Indem sie ohne Unterschied des Geschlechtes alle zusammenfaßt, die in einem Berufe Gaben gefüllte, starke und treue Hand, welche die Organi  - einen großen Umfang angenommen. Eine stattliche Zahr ausgebeutet werden, setzt sie hinter die Schwäche der sation euch entgegenstreckt. Erringt mit ihrer Hilfe Arbeits  - weiblicher Angestellter geht im Handel dem Broterwerb nach.