Nr. 24
Die Gleichheit
exoNeoNeoNeo Zeitschrift für die Interessen der Arbeiterinnen es
Die„ Gleichheit" erscheint alle vierzehn Tage einmal. Preis der Nummer 10 Pfennig, durch die Post vierteljährlich ohne Bestellgeld 55 Pfennig; unter Kreuzband 85 Pfennig. Jahres- Abonnement 2,60 Mart.
-
Inhalts- Verzeichnis.
-
-
"
15. Jahrgang
Zuschriften an die Redaktion der„ Gleichheit" sind zu richten an Frau Klara Zetkin ( 3undel), Wilhelmshöhe, Post Degerloch bei Stuttgart . Die Expedition befindet sich in Stuttgart , Furtbach- Straße 12.
,, Es ist von meiner Partei wiederholt erklärt worden, daß
Sozialdemokraten Baumann, waren unter den zirka| so trat auch diesmal die Sozialdemokratie als grundsägliche Die Lösung der Frage. Von Rosa Luxemburg. -Das Frauen- 200 000 Menschen, die den Demonstrationszug bildeten, Anhängerin des vollen Bürgerrechtes der Frau auf den Plan. stimmrecht vor dem bayerischen Landtag.-Jugend und Sozialis- massenhaft Militärs vertreten; um das an der Spitze des Genosse v. Vollmar, der zu den ältesten Vorkämpfern für die mus. XV. Von Marie Chmielewski. XVI. Von Rosa Wolf. Buges getragene riesige Banner der Sozialdemokratie Gleichberechtigung der Geschlechter in unseren Reihen zählt, Ein Nachwort zu den Verbandstagen der bürgerlichen Frauen- bildete eine Gruppe höherer Offiziere mit blankgezogenem führte aus: rechtlerinnen. II.- Die Proletarierinnen Österreichs und der Säbel die Ehrenwache; in der lebendigen Kette, die den wir beim Zustandekommen dieses Gesetzes eine Reihe von Wahlrechtskampf. Von Emmy Freundlich. Aus der Bewegung: Bon der Agitation. Von den Organisationen.- Jahresbericht ganzen Riesenzug entlang von beiden Seiten Spalier großen Opfern gebracht haben, und daß es uns leid tut, der weiblichen Vertrauenspersonen Berlins. - Genoſſin Jallandt+ bildete, reichten sich in bunter Abwechslung Arbeiter, daß eine ganze Reihe unserer Anregungen ihre Erfüllung -Klara Müller- Jahnke+ Politische Rundschau. Von G. L. Studenten, Frauen, Soldaten und Offiziere die Hand. nicht gefunden haben. Zu diesen Dingen gehört auch das Nicht bloß in den Reihen der Gemeinen", auch in Frauenstimmrecht. Daß in einer Zeit, in der eine Reihe Genossenschaftliche Rundschau. Von Simon Katzenstein . Notizenteil: Der Kampf in der sächsisch- thüringischen Textilindustrie. Offizierstreisen erhebt der fortschrittliche revolutionäre unserer Forderungen, wie das Proportionalwahlverfahren, Sozialistische Frauenbewegung im Ausland. Quittung. Teil immer fühner die Stimme gegen die willigen Mord- immer noch nicht genug Freunde in diesem Hause haben, Feuilleton: Herren und Knechte. Von John Henry Mackay. ( Gedicht.) buben des Zarismus. Das Militär im ganzen, von das Frauenstimmrecht erst recht keine Freunde finden werde, Irrlichter. Von Ada Christen. ( Schluß.) einer fieberhaften Agitation der Sozialdemokratie in Atem war ganz begreiflich. Dieses große Vorurteil wird über kurz gehalten, wird mit jedem Tage unzuverlässiger, untaug fosten. Es ist heute schon insoweit ein Fortschritt zu veroder lang verschwinden müssen. Kämpfe wird es genug licher als Stüße der zusammenbrechenden Alleinherrschaft. zeichnen, als man nicht wie früher schon beim bloßen Worte Damit findet aber eine der wichtigsten taktischen Fragen Frauenstimmrecht" ausgelacht wird von Staatsbürgern, die Die Sache der Revolution marschiert im Zarenreich ihre Lösung, die auch bei uns in Deutschland , wie überall, sich mit ihrer männlichen Erhabenheit brüsten. Ich glaube, mit eherner Logik vorwärts. In diesem Moment beginnt den opportunistischen Kalkulatoren des Klassenkampfes so gescheit wie viele Männer würden die Frauen ihr Wahldie Phase der Bauernunruhen, die Revolution pflanzt arges Kopfzerbrechen bereitet. Wie kann irgend eine recht auch gebrauchen. Was nach dieser Richtung fehlt, würde also ihr Panier auf dem platten Lande auf. Bis jetzt, seit Massenaktion der modernen Arbeiterklasse, sei es auch mit der Zeit von ihnen ebenso erworben werden wie von Beginn der revolutionären Periode, schwiegen die russischen nur eine Reihe größerer Straßendemonstrationen, ein den Männern. Deshalb erkläre ich, daß wir mit der Petition Bauern. Das industrielle, von der Sozialdemokratie seit Massenstreit auf Erfolg rechnen, da wir doch auf die vollständig einverstanden sind, und daß wir, wenn die Geanderthalb Jahrzehnten in unermüdlicher Aufklärungs- starre Wand des Militarismus, auf die stahlblinkenden legenheit günstig ist und die Disposition der Geister eine arbeit beeinflußte städtische Proletariat war zuerst auf Bajonette stoßen, gegen die wir, das wehrlose Brole- bessere ist, daß wir dann das unsere tun werden, um auch dieses Recht zu erlangen." dem Plaze erschienen, es blieb bis jetzt der alleinige tariat, ganz ohnmächtig sind? So pflegen uns diejenigen
Die Lösung der Frage.
Zum erstenmal ereignete es sich nun in einem deutschen
Parlament, daß Arm in Arm mit der Sozialdemokratie ein Bentrümler die Welt des spießbürgerlichen Vorurteils gegen das Frauenwahlrecht in die Schranken forderte. Der Abgeordnete Dr. Heim befürwortete die Petition in dieser Rede:
Träger der gewaltigen Revolution und es ist dazu be- zuzurufen, die sich eine Maſſenaktion der Proletarier rufen, dank seiner Klassenlage, der klarste, entschiedenste, nicht anders als in dem starren Milieu, in der kalten am weitesten gehende und deshalb der führende Teil Atmosphäre des ruhigen parlamentarischen Alltags vordes immer mehr wachsenden revolutionären Heeres in stellen können. Sie vergessen immer und immer wieder, „ Ich bin in der Lage, im Namen allerdings ganz weniger Rußland zu bleiben. Zur Sache des städtischen Prole- daß eine ernste Massenaktion des Proletariats selbst nicht tariats hat sich bereits, und zwar noch vor der Bauern anders als in einer revolutionären Situation stattfinden meiner politischen Freunde zu erklären, daß auch wir für die masse, das Militär zu Lande und zu Wasser geschlagen. kann, in einer Situation, die bereits die ganze Volks- Petition betreffend das Frauenstimmrecht stimmen werden. Die denkwürdige Rebellion des„ Potemkin" im Schwarzen masse, das ganze Land in Gärung gebracht hat. Ist( Hört, hört! bei den Sozialdemokraten. Heiterkeit.) Gin Meere, dann die Erhebung der Matrosen in Kronstadt, dem aber so, dann erscheint auch die starre Wand der momentanes Lachen über den Gedanken, den ich damit ausan der Pforte selbst der zarischen Residenz, gleich darauf Bajonette" unter einem ganz anderen Gesichtswinfel, spreche, geniert mich durchaus nicht, ihn zu vertreten. Es ist schon manches verlacht worden, endlich beacht' worden der Aufstand der Mannschaften im fernen Wladivostok, denn in den revolutionären Momenten, wo die Sache und dann gemacht worden. Der Zeitpunkt, wo wir noch in Charbin, das ist eine Reihe von Explosionen, welche des kämpfenden Proletariats zur Sache des ganzen das Frauenstimmrecht bekommen werden, wird viel schneller die ganze russische Marine- im Süden, im Norden arbeitenden Volkes, zur Sache aller Ausgebeuteten und kommen, als die glauben, die über den Gedanken lachen. wie im Osten- in heftiger Gärung zeigen. Und überall Unterdrückten wird, da erwacht auch im Soldaten der Wenn die Tatsache besteht, daß es heute Frauen gibt, die ist es nicht etwa ein tobender Ausbruch wilder unklarer Bürger, der Sohn des Volkes, der Proletarier. Die ihren Mann ernähren und nicht der Mann die Frau( Sehr Leidenschaften eines betrunkenen„ Mobs", wie die offiziösen jenigen, die das heutige Militär als eine unwandelbare richtig! bei den Sozialdemokraten), so müßte mindestens doch russischen Telegraphenagenturen vorzulügen pflegen, um feindliche Macht der Revolution des Volkes entgegen- der ernährende Teil auch derjenige sein, der das Recht hat, natürlich bei unserer bürgerlichen Presse, allen voran bei stellen, vergessen, daß die Revolution das Militär selbst im politischen Leben mitzusprechen, denn er ist für das den„ liberalen" Blättern, frommen und willigen Glauben in ihren Strudel zieht, sie vergessen hinter dem äußeren wirtschaftliche und das politische Leben ein ganz anderer zu finden. Nein, es ist der Geist der politischen Auf- Kampflärm der Revolution ihre gewaltigste sozial und flärung, des proletarischen Bewußtseins, das Werk der historisch wichtigſte Seite: das politische Erziehungssozialdemokratischen Erziehung, was in allen bis- werk der Revolution. Und dieses vollzieht sich nicht herigen sogenannten„ Meutereien" der russischen Marine bloß an der Masse des Proletariats, an breiten Schichten zum Ausdruck kam. Auf dem„ Potemkin" wie in Kron- des Bauerntums, des Kleinbürgertums, sondern auch an stadt waren es organisierte Sozialdemokraten, die der dem in den„ Rock des Königs" gesteckten Teil der VoltsBewegung voranmarschierten; die klar und deutlich masse. formulierten Forderungen, von ausgesprochen politischem
Faktor wie der andere, der geschleift wird. Ist unsere Schar auch klein, ich glaube, es wird gerade so gehen wie in anderen Fällen, die Schar derer, die unserem Gedanken ſich anschließt, wird immer größer werden. Kommen muß es, und Herr Kollege v. Bollmar hat nicht unrecht, wenn er sagt, es iſt vielleicht bei den Frauen mehr politisches Verständnis unter Umständen zu erwarten wie bei den Männern. Mindestens werden manche Frauen am Tage der Wahl nicht im WirtsDie russischen Ereignisse haben wieder einmal er- haus sitzen und nicht wählen, sondern von ihrem Stimmund zugleich proletarischem Charakter gaben der Rebellion wiesen, daß die Revolution, die neue politische recht Gebrauch machen. Ich kann also wie gesagt hiermit in allen Fällen das Gepräge einer durch und durch und soziale Probleme aufwirft, auch selbst in ankündigen, daß ein Teil von uns für die Petition stimmen wird."( Bravo ! bei den Sozialdemokraten. - Große Heiterkeit.) flaffenbewußten, revolutionären Aktion. Und wenn Brand- ihrem Schoße die Lösung dieser Probleme bringt. Der Antrag, die Petition für das Frauenstimmrecht der ſtiftung, Mord, Suff und Plünderung alle diese Er- Die russische Revolution ist also wieder einmal zugleich Grsten Kammer zur Würdigung zu überweisen, wurde, wie hebungen wie dunkle Schatten begleiteten, so ist es bereits eine Mahnung an die Kleingläubigen und zaghaften zu erwarten, trotz der beiden Reden abgelehnt. Für ihn vor aller Welt offen erwiesen, daß es die Schurkenbande Rechenmeister in unseren eigenen Reihen, wie eine War- stimmten alle sozialdemokratischen Landtagsabgeordneten, 23 des Zarismus war, die durch die systematische Aufstache- nung an die herrschenden Klassen, die durch immer neue lung des Lumpenproletariats unter Anführung der Pfaffen Militär- und Flottenvorlagen auch bei uns Geister auf und der Polizei die revolutionäre Erhebung der Marines die soziale Oberfläche rufen, die sie einst nicht zu bannen Rosa Luxemburg . mannschaften, wie auch der Industriearbeiter in den verstehen werden. Städten, in einer Schmutzwelle des Verbrechens zu er sticken suchte. Mord, Brandstiftung und Plünderung
Bentrümler
-
darunter außer Dr. Heim Gerstenberger, Schirmer, Lerno und Dr. Schädler und ganze drei Liberale, sage und schreibe drei Liberale. Der auf den Hund gekommene bürgerliche Liberalismus blamierte sich durch seine Haltung wieder einmal bis auf die Knochen. Er bewies, daß er weniger liberal ist als das Zentrum! Der bewaren nicht von den„ meuternden“ Matrosen, sondern Das Frauenstimmrecht vor dem bayerischen rüchtigte„ Dank vom Hause Habsburg" für die radikalen Frauenrechtlerinnen, die bei der letzten bayerischen Landtagswahl mit dem größten Eifer der liberalen Partei Hand- und von den gedungenen„ Ordnungsstüzen" des Absolutismus als Kampfmittel gegen die Matrosen ins Werk gesetzt. 23 Zentrumsabgeordnete haben im bayerischen Landtag Spanndienste geleistet haben. Wie überschwengliche HoffAber nicht nur in der Marine, auch unter den Land- unter Führung des Dr. Heim sich für das Frauenstimmrecht nungen hatten die Damen nicht an diese ihre Mitarbeit truppen des letzten Nikolaus reift der Same der Re- erklärt. Das ist ein politisches Ereignis von großer sympto- geknüpft, wie tirilierten sie nicht von der„ Erneuerung des volution mit jeder Stunde. Bereits bei den Versuchen matischer Bedeutung. Es bestätigt, was bereits der Katho- Liberalismus" durch den Einfluß der bürgerlichen radikalen des Absolutismus, die Matrosenrebellion mit blanker lifentag zu Straßburg fündete: Unter dem Drucke der Zu- Frauenrechtelei. Und nun bringt dieser besungene erneuerte Waffe niederzumachen, versagte das Militär mehrmals. spizung der Klaſſengegensätze und der Verschärfung der Liberalismus drei Stimmen für das Frauenstimmrecht Zweimal ergaben sich in Kronstadt die zur Abschlachtung Klassenfämpfe zwischen Ausbeutern und Ausgebeuteten be- auf und läßt sich an geschichtlicher Einsicht und politischer ginnt sich im Zentrum eine vollständige Schwenkung in der Klugheit durch das Zentrum beschämen! Mit unbarmder Marinemannschaften abgesandten Regimenter. Mehr- Stellung zur Frauenfrage zu vollziehen. Daß diese„ Mause herziger Schärfe beleuchten die Vorgänge im bayerischen mals verweigerten die Soldaten in den Städten bei rung" im bayerischen Landtag zum Ausdruck gelangte, kam Landtag die trostlose Unfähigkeit der Frauenrechtlerinnen, Rencontres mit demonstrierenden Proletariern den Gefo: Gelegentlich der Beratung der Wahlrechtsreform hatte die geschichtliche Entwicklung zu begreifen. horsam. In Moskau , bei dem denkwürdigen grandiosen der bayerische Landtag sich mit einer Petition des Verbandes Begräbnis des von den Zarenschurken ermordeten für Frauenstimmrecht zu befassen. Wie früher schon und stets,
Denn das ist das Entscheidende und Bedeutsame. Weder die schimpfliche, zopfige Haltung der Liberalen, noch die fort=