148 Die Gleichheit Nr. 25 Fest, dessen Verlauf alle Erschienenen höchlichst befriedigte. führte dem Verein zehn neue Mitglieder zu. Anna Liersch. Jahresbericht der Leipziger Vertrauensperson. Die Frauenbewegung in Leipzig befindet sich zurzeit im Stadium einer äußeren Umwandlung. Bis vor kurzem bestand hier ein sozialdemokratischer Frauenverein mit ca. 250 Mit­gliedern. Er sorgte durch politische, pädagogische, hygienische und andere Vorträge für die Aufilärung seiner Mitglieder und lieferte ihnen für einen Monatsbeitrag von 30 Pfennig auch dieGleichheit" gratis. Mit dem. was der Verein für die Schulung der Frauen leistete, können wir sehr zufrieden sein. Er hat eine ganze Reihe seiner Mitglieder zu überzeugten, rührigen und zum Teil redegewandten Genossinnen herangebildet. Seine Ausdehnung freilich hielt mit seinen Leistungen nicht recht Schritt. Das mag zum Teil darauf zurückzuführen gewesen sein, daß viele Genossen den Verein nicht allzugern sahen, sondern ihn als Eigen- brödelei betrachteten. Am 31. Mai dieses Jahres faßten nun die Genossinnen den Beschluß, den Verein aufzulösen und sich den lokalen Organisationen der Genossen anzu­schließen. In allen der Partei zugehörenden Vereinen wurde der Mitgliedsbeitrag für die Frauen auf 20 Pfennig fest­gesetzt und ihnen dafür dieGleichheit" geliefert. Nur der Volksverein Leipzig-Gohlis hat für seine weiblichen Mitglieder einen Beitrag von 40 Pfennig beibehalten. Die Folge dürfte sein, daß dort die Zahl der organisierten Frauen zurückbleibt. Der Anschluß der Genossinnen an die lokalen Parteivereine hat sich besonders insofern bewährt, daß die in ihrer Zeit beschränkten Frauen leichter imstande sind, Versammlungen in ihrem Vorort zu besuchen, als die im Mittelpunkt der Stadt stattfindenden Frauenvereinsversammlungen. Die ge­naue Zahl der den Parteivereinen beigetretenen Frauen läßt sich jetzt nicht feststellen, da die Reorganisation noch nicht abgeschlossen ist. Zirka 500 bis 600 politisch organi­sierte Frauen dürften wir wohl schon in Leipzig zählen, die Vororte mitgerechnet. Die Diskussionsabende, die schon eine Reihe von Jahren für die Genossinnen abgehalten wurden, sind um ihres erzieherischen Wertes willen auch bei der Neuordnung der Dinge beibehalten worden. An diesen Abenden wurden das Erfurter Programm sowie verschiedene politische und gewerkschaftliche Fragen durchgesprochen. Diese Besprechungen waren die Grundlage für kleine Vorträge, welche die Genossinnen ausarbeiteten und hielten, und die von den Teilnehmerinnen kritisiert wurden. Die Genossinnen müssen der Reihe nach die Diskussionsabende leiten, um dann auch in ihren Vereinen Versammlungen leiten zu können. Zur Ausbildung von Schriftführerinnen wird über das Besprochene Protokoll geführt. Eine Anzahl Genossinnen beteiligten sich mit Erfolg an öffentlichen Gewerkschafts- sowie Werkstubenversammlungen, bei denen es sich um die Organisierung der Arbeiterinnen handelte. Für die gewerkschaftliche Arbeit der Genossinnen besteht eine Frauenagitationskommission, die auch im Ge­werkschaftskartell Sitz und Stimme hat. Dagegen ist seit der Gründung des Arbeitersekretariats die Beschwerde­kommission der Genossinnen aufgelöst worden. Häufig werden indes die früheren Mitglieder derselben noch von Arbeite­rinnen aufgesucht. Wir verweisen sie, wenn sie organisiert sind, an das Sekretariat, im anderen Falle an die Organi­sation. Möchten die Genossinnen nicht nur zahlende Mitglieder der Bereine sein, sondern sich auch rege an allen Partei­arbeiten beteiligen. Auf, Genossinnen, zu neuem Wirken, aus daß im nächsten Jahre wiederum über eine erfolgreiche Tätigkeit berichtet werden kann. Toni Frenze!. Die Forderung des Frauenstimmrechtcs anläßlich der großen Wahlrechtsdemonstrationen in Sachsen zu erheben, veranlaßt« Genossin Baader die sozialistischen Frauen. In einem Zirkular forderte sie die Vertrauenspersonen der Ge­nossinnen in Sachsen auf, darauf hinzuwirken, daß gemäß der Beschlüsse von Dresden und Amsterdam die Forde­rung des Frauenwahlrechtes nicht vergessen werde. Es ver­steht sich, daß diese Mahnung auch für die Genossinnen und Genossen anderer Bundesstaaten gilt, wo das Proletariat in nächster Zeit für die Demokratisierung des Wahlrechtes kämpfen wird. Die sächsischen Genossinnen im Kampfe um das Wahl­recht. In ganz Sachsen fanden am 18., 19. und 20. No­vember Versammlungen statt, in welchen das Volk die Be­seitigung des sächsischen Wahlunrechtes forderte, llberall haben sich die Frauen rege an den Versammlungen beteiligt. In Leipzig forderten die Genossinnen in allen Versamm­lungen das aktive und passive Wahlrecht für alle Staatsangehörigen ohne Unterschied des Ge­schlechtes. Die Frauen sind überall aufgerüttelt worden, sie begreifen, daß auch sie das Wahlrecht besitzen müssen, damit sie sich und die Ihrigen gegen die Ausbeutung und Unterdrückung durch den Geldsack verteidigen können. Ge­rade in Sachsen ist es das Kapital, das mit Hilfe des elenden Wahlrechtes herrscht. Die Folgen davon sind scham­lose Auswucherung der arbeitenden Massen, Verteuerung der notwendigsten Lebensmittel und politische Knechtung. Das kommt auch den Frauen mehr und mehr zum Be­wußtsein, ganz besonders jetzt vor dem Weihnachtsfest. Wie viele Proletarierinnen, die es den Ihrigen zu einem Feste der Freude machen möchten, sehen ihm in Schmerzen und Sorgen entgegen. Möchte doch die Not der Zeit alle Frauen der werktätigen Massen zu der Erkenntnis wach­rütteln, daß sie sich mit Ernst und Mut am politischen Leben beteiligen müssen. Kein einziges Weib sollte sich durch den Gedanken vom politischen Kampfe abhalten lassen, daß dem ehrbaren Spießer die Haare zu Berge stehen, wenn er von politisch tätigen Frauen und von Frauenwahlrecht reden hört. Wir Proletarierinnen müssen über das Gezeter der Philister, wie über die albernen Witze hinweggehen, mit denen Staatsmänner vom Schlage eines Posadowsky die politische Gleichberechtigung des weiblichen Geschlechtes lächerlich zu machen suchen. Wir müssen im Kampfe um das Stück Brot unsere Pflicht erfüllen so gut wie der Mann. Wir erhalten vom Staate Lasten aufgebürdet so gut wie er. Und wenn wir keinen Militärdienst leisten, so haben wir dafür die Soldaten zu gebären und zu erziehen. Deshalb müssen auch wir volles Bürgerrecht erlangen. Wir wollen es nützen, um das alte, morsche Ding des kapitalistischen Ausbeuterstaates jung zu schmieden in die sozialistische Zu­kunftsgesellschaft. Der Besitz des Wahlrechtes ist für uns eine unentbehrliche Waffe, am Kampfe des Proletariats für seine Befreiung mit voller Kraft tellnehmen zu können. llberall, wo in Sachsen gegen das schändliche Wahlunrecht demonstriert wird, müssen deshalb die Genossinnen in den vordersten Reihen stehen. Überall müssen sie sich angelegen sein lassen, noch indifferente Männer und Frauen über die Bedeutung des eingeleiteten Kampfes aufzuklären. Wir sind sicher, daß sie es an Mut, Tapferkeit und Ausdauer nicht fehlen lassen, denn sie wissen, daß ihr Ringen einem hohen Ziele gilt. B. P., Leipzig . Frauen bei Wahlen. Bei den Vertreterwahlen zur Allgemeinen Ortskrankenkasse in Elberfeld erlitten die Christ­lichen eine schwere Niederlage. Die freien Gewerkschaften erhielten 4461 Stimmen, die Christlichen mußten sich mit 1198 Stimmen begnügen. DieFreie Presse" schreibt dazu: Ungemein stark war die Beteiligung der weiblichen Kassen­mitglieder an der Wahl. Diese Tatsache erfüllte unsere Christlichen mit besonderer Freude, glaubten sie doch, daß diese Frauen und Mädchen ausnahmslos für ihre Liste stimmen würden. In Wirklichkeit dürfte aber ein großer, wenn nicht gar der größte Teil der Frauen und Mädchen für die freien Gewerkschaften gestimmt haben. Jedenfalls ein besonders erfreuliches Moment der Wahl, das gewiß insofern weitere Folgen haben wird, als sich die Gewerk­schaften im kommenden Jahre ernstlich mit der Ausstellung von weiblichen Vertretern sicherlich beschäftigen werden. Es könnte jedenfalls nur zweckmäßig sein, wenn sogar im Vor­stand ein weibliches Mitglied Sitz und Stimme hätte." Ganz unsere Meinung, die wir stets vertreten haben. Agitation im fünften und dritten Schleswig -Holsteinischcn Wahlkreis. Die Agitation unter dem weiblichen Proletariat ist in industriearmen Gegenden von wenig Erfolg begleitet und deshalb ziemlich zwecklos." So urteilen leider nur zu oft unsere Genossen. Soweit die Agitation für die Gewerk­schaften in Frage kommt, haben sie zweifellos recht. Soweit es sich jedoch um die politische Agitation handelt, keineswegs. Im Gegenteil. Die Frau, die das Glück hat, sich noch ihrer Familie widmen zu können, die nicht fürs Brot mitzuarbeiten braucht, hat mehr Zeit und Kraft, sich mit politischen Fragen eingehend zu beschäf­tigen, als eine gewerblich tätige Frau. Hier heißt es für die Agitation nur anknüpfen an politische Tagesfragen, die tief eingreifen in die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Verhältnisse der Arbeiterfrau, der Arbeiterfamilie. Was wäre zum Beispiel ein geeigneterer Ausgangspunkt für die politische Aufklärung unserer Hausfrauen als die Zoll- und Handelspolitik, um so mehr, wenn diese als agra­rische Auswucherungspolitik in die Erscheinung tritt. Das aber just gegenwärtig, wo sich die Fleischnot andauernd und in steigendem Maße fühlbar macht, wo jeder Fleischeinkaus ein bedenklich großes Loch in den Arbeitergeldbeutel reißt, oder was noch schlimmer ist, wo Tausende Arbeiterfrauen auf den Einkauf von Fleisch verzichten müssen. Ein kurzer Auf­enthalt in dem Metzgerladen eines Arbeiterviertels belehrt uns darüber, wie die unerschwinglich hohen Fleischpreise geradezu aufreizend wirken. Unsere Pflicht ist es, dafür zu sorgen, daß die gerechte Empörung der Frauen nicht in gelegentlichen Unmutsäußerungen verpufft, sondern sich kon­zentriert zu einem planmäßigen Kampfe gegen die kapita­listische Gesellschaftsordnung, in der Beteiligung an der Ar­beiterbewegung. Das reaktionäre Vereinsgesetz hindert uns ja leider, im größten Teile Deutschlands die Frauen dem sozialdemo­kratischen Verein zuzuführen. Jedoch ist es möglich, ohne mit dem Vereinsgesetz in Konflikt zu kommen, die für unsere Bewegung sich interessierenden Frauen in Fühlung mit der Vertrauensperson zu bringen, die an den einzelnen Orten tätig ist, und einen Rahmen für deren Zusammenfassung zu finden. Sorgen wir außerdem dafür, daß jede dieser Frauen Abonnentin unsererGleichheit" wird, so ist damit gleichzeitig ein geistiges Band um dieselben geschlungen. Um in diesem Sinne unter den Frauen und Mädchen des fünften Kreises in Schleswig-Holstein zu agitieren, fanden eine Reihe öffentlicher Versammlungen statt, die durchweg vom besten Erfolg gekrönt waren. In Kellinghusen , wo übrigens eine Anzahl Frauen in der Tabakindustrie, in der Töpferei, beim Steineverladen usw. tätig sind, wurde eine Vertrauensperson und eine Stell­vertreterin gewählt, dieGleichheit" gewann 20 Abonnenten. In Itzehoe sind sehr viele Frauen industriell tätig, vor allem in der Textilindustrie. Mit Recht wurde daher von unserem Kreisverlrauensmann Genossen Kellermann dar­auf hingewiesen, daß die weibliche Vertrauensperson außer ihrer politischen Agitationsarbeit sich auch der Agitation unter den noch fast vollständig indifferenten Textilarbeiterinnen zu widmen hat. Sie muß Material über die Mißstände in den Fabriken sammeln, um daran anknüpfend um so erfolgreicher die Aufklärung unter diese Lohnsklavinnen tragen zu können. Als Resultat der Versammlung ist zu verzeichnen: zirka 70 Leserinnen für dieGleichheit" sowie eine Anzahl neuer Mit­glieder für den Wahlvercin. JnLägerdorf, Wilster , Heide , Meldorf und Brunsbüttel wurden weibliche Ver­trauenspersonen gewählt sowie eine Anzahl Abonnenten für unsere Presse, vor allem auf dieGleichheit", gewonnen. Dagegen mußte in Marne und Büsum die Wahl einer Vertrauensperson unterbleiben, weil nicht die nötigen Vor­arbeiten dafür gemacht waren. Die Genossen versprachen, dies für die nächste Zeit nachzuholen. In Büsum erhielt dieSchleswig-Holsteinische Volkszeitung" das erste Dutzend Abonnenten; dem Wahlverein wurden 13 Mitglieder zu­geführt. In beiden Orten sind die Arbeiterfrauen und Kinder oft bis spät in die Nacht hinein beim Krabbenschälen (als Heimarbeit) beschäftigt. Wiederum ein Beweis, wie lßeuig das Kinderschutzgesetz beachtet wird. Würde die Kinder­arbeit ausgeschaltet, so hätten es die Frauen just bei dieser Beschäftigung leicht, eine bessere Bezahlung zu erlangen. An den konservierten Krabben sowie am Krabbenexlrakt wird seitens der Fabrikanten ein sehr hoher Verdienst erzielt. Jetzt aber wird bei der Festsetzung der Löhne von vorn­herein die Tatsache in Kalkulation gezogen, daß Kinder mit­arbeiten. In Marne haben die Frauen übrigens im Vor­jahre durch ihre Einigkeit die Erhöhung des Lohnes von 5 Pf. auf 6 Pf. pro Pfund erzielt. Die Agitation brachte derGleichheit" 200 bis 250 neue Leserinnen. Im Anschluß an sie folgten eine Anzahl Versammlungen im dritten Kreise: in Loose, Eckernförde , Schleswig , Bütelsdorf und Friedrichsort . In Loose, einem rein ländlichen Orte, ist an eine Frauenbeivegung noch nicht zu denken, wenn auch erfreulicherweise eine ganze Anzahl Frauen mit großer Aufmerk­samkeit dem Vortrag folgten. Dagegen wurden in allen übri­gen Orten Genossinnen mit dem Posten einer Vertrauens­person betraut und dieGleichheit" erfolgreich eingeführt. So wurden in Friedrichsort zum Beispiel 60 Abonnenten gcwwnen, im ganzen in den vier Versammlungen 160. Hier wie im fünften Kreise versprach man, nicht nur die Frauen zum Abonnement auf dieGleichheit" zu veranlassen, sondern sie auch an die dauernde freiwillige Beitragsleistung zu ge­wöhnen, wie sie im sechsten und zum Teil auch im siebten Kreise durchgeführt ist. Dieser Tage setzt die Agitation unter dem weiblichen Proletariat auf die Veranlassung der Ge­nossin Baumann auch im achten Kreise ein, so daß wir bald von einer lebhaften Frauenbewegung in der ganzen Provinz werden reden können. Luise Zietz . Politische Rundschau. Das Weihnachtsgeschenk, das die Reichsregierung dem deutschen Michel aus der Tasche ziehen will, um es dem Militärmoloch in den unersättlichen Schlund zu stopfen, be- läuft sich auf eine Viertelmilliarde an neuen Steuern. Die einzige darunter, mit der wir einverstanden sein könnten, ist die Erbschaftssteuer, aber auch nur unter der Voraus­setzung, daß dafür andere, auf der breiten Masse der Be­völkerung lastende Abgaben, zum Beispiel die Salzsteuer, oder Zölle aller Art aus notwendige Lebensmittel aufge­hoben werden. Daran denken aber natürlich die politischen Mandatare des Großbesitzes in den Regierungen nicht. Nur auf Vermehrung der Abgaben, nicht auf deren rationelle Umgestaltung kommt es ihnen bei der sogenannten Finanz­reform an. Massenkonsumartikel wie Bier und Tabak, Verkehrsmittel wie Fahrkarten sollen bluten, die Belastung des Volkes durch indirette Abgaben ist das alte Mittel, das die Reichsbureaukratie auch jetzt nur vorzubringen weiß, nachdem trotz wiederhotter Abgabenerhöhungen die Reichs­finanzen in ein chronisches Defizit hineingewirtschaftet wurden. Daß ein gut Teil der geplanten Mehreinnahmen von der Flottenverstärkung aufgezehrt, Verden soll, wurde in der voraufgegangenen Betrachtung schon hervorgehoben. In unproduktiver Weise soll auch das übrige verzettelt werden. Die begonnene Budgetberatung wird Helles Licht auf dieses Treiben werfen. Das nötige Vorspiel dazu lieferte im Reichstag eine Inter­pellation wegen der Fleischnot. Seit Monaten klagt das Volk über wachsende Fleischpreise; es fordert die Aufhebung der Grenzsperren. Die Regierung hat vordem darauf nur ein Achselzucken gehabt, und auch jetzt wieder begegnete der Landwirtschastsminister v. Podbielski den eindringlichen Dar­legungen unserer Genossen Scheidemann und Molken- buhr mit dem halllosen Gerede, daß eine ernstliche Kalamität nicht bestehe und im übrigen die Öffnung der Grenzen des­halb unmöglich sei, weil sonst die fremden Viehseuchen das deutsche Schwein und den deutschen Ochsen rettungslos ver­nichten würden. Was die Bestreitung ernstlicher Teuerungs- zustände anbetrifft, braucht man Sozialdemokraten ja nicht mehr klar zu machen, und selbst für jeden patriotischen Mann sollte der Hinweis auf die Tatsache genügen, daß nicht nur Beamte aller Art, sondern sogar die Regierung von Schwarzburg-Rudolstadt für den Fürsten dieses Landes eine Einkommenserhöhung mit der Preis­steigerung der Konsumartikel begründet hat. Sie fordert für ihn so eine Art Teuerungszulage, allerdings als dauernde Einrichtung, von 32000 Mark und läßt es sogar auf einen Konflitt mit der Landesvertretung ankommen. Die Not des Volkes offenbart sich aber mit erschreckender Deutlich­keit in der erwiesenen Zunahme des Verbrauchs von Pferde­fleisch und sogar Hundefleisch. Bei der wachsenden materiellen Not kann sich das Volk an Idealen letzen. Für den Ausbau der Ruinen der Ho hkönigsburg im Elsaß werden von der nämlichen Regierung, welche die Fleischnot leugnet, die indirekten Abgaben erhöht und sich ihrer äußersten Sparsamkeit rühmt, neue Summen gefordert. Dabei zehrt auch jetzt noch der grauenvolle Südwest­afrikakrieg an Deutschlands Wohlstand. An die 300 Mil»