Nr. 9 gesehen, zu welchen die einzelnen Staaten sich nach dieser Konferenz herbeiließen. Daher mußten die Arbeiter ihre Forderung nach einer wirksamen Arbeiterschutzgesetzgebung immer nachdrücklicher wiederholen. Im letzten Jahre endlich schienen die Regie- rungen zu einem weiteren Schritte auf der Bahn der inter - nationalen Arbeiterschutzgesetzgebung bereit zu sein. Es trat die Internationale Arbeiterschutzkonserenz in Bern zusammen; die Regierungen hatten also Gelegenheit, das, was sie vor 15 Jahren nicht leisten konnten, jetzt nachzuholen. Die Vertreter der deutschen Reichsverwaltung hatten dazu einen ganz besonderen Grund. Als es sich nämlich auf der Internationalen Arbeiterschutzkonserenz in Berlin darum handelte, einen gesetzlichen Maximalarbeitstag für die Ar- beirerinnen festzulegen, hatte der großbritannische Delegierte, Herr Scott, beantragt, daß die Arbeit der Frauen einen Durchschnitt von zehn Stunden täglich nicht überschreiten dürfe; dieses System sei in seinem Lande in Kraft, und jeder fahre gut dabei. Ferner empfahl der ungarische Delegierte, Herr Dr. v. Schnierer, die Annahme des Maximalarbeitstags von zehn Stunden. Hiergegen aber wendete sich namentlich der deutsche Delegierte, Herr Koechlin, und wurde dabei von dem österreichischen Delegierten, Herrn Baron v. Plappart, unter- stützt. Beide Herren, so heißt es im amtlichen Protokoll,„führten den Nachweis, daß es bei dem gegenwärtigen Zustand der Industrie und den sozialen Verhältnissen unmöglich sei, auf die Zahl von zehn Stunden herunterzugehen, daß man aber vielleicht in der Folge dazu gelangen könne". Bei der Ab- stimmung erklärten sich vier Staaten: Ungarn , Frankreich , Großbritannien und Portugal für zehn Stunden, dagegen für elf Stunden Deutschland , Osterreich , Dänemark , Italien , Luxemburg , die Niederlande , Schweden und Norwegen , also acht Staaten. Drei Staaten: Belgien . Spanien und die Schweiz enthielten sich der Abstimmung. Wären Deutsch - land und Osterreich für zehn Stunden eingetteten, dann hätte sich fraglos die Mehrheit dafür entschieden. So haben Deutschland und Osterreich es verschuldet, daß der viel zu lange elfstündige Maximalarbeitstag auf der ersten Inter - nationalen Arbeiterschutzkonserenz der Regierungen festgelegt wurde. Und im eigenen Lande hat das Deutsche Reich dann ebenfalls diesen Maximalarbeitstag zum Gesetz er- hoben für diejenigen Arbeiterinnen, die überhaupt bisher geschützt sind. Nun waren die Gründe, welche die Vertreter des Deutschen Reiches und Österreichs gegen den zehnstündigen Maximal- arbeitstag geltend gemacht, schon damals, im Jahre 1830, nicht begründet. Der damalige„Zustand der Industrie" und die zu jener Zeit herrschenden„sozialen Verhältnisse" erheischten vielmehr im Interesse der körperlichen und geistigen Gesundheit der Arbeiter, die Verkürzung des Maximal- arbeitslags für Arbeiterinnen auf zehn Stunden, ja sogar auf eine noch kürzere Zeit. Inzwischen aber hat sich unsere Industrie so weit entwickelt, und unsere sozialen Verhältnisse haben sich so weit verschärft, daß selbst fast alle bürger- lichen Praktiker und Theoretiker die dringende Notwendig- keit eines kürzeren gesetzlichen Maximalarbeitstags für die Arbeiterinnen anerkennen. Der einzige Einwand, der noch vorgebracht wird, ist, daß in einigen rückständigen Staaten die Arbeitszeit ebenso lang oder gar noch länger als bei uns ist. Daß auch dieser Umstand nicht entscheidend sein darf, hat die Erfahrung zur Genüge gelehrt. Auf dem Weltmarkt sind die konkurrenzfähigsten Staaten nicht diejenigen mit den schlechtesten Arbeiterschutzgesetzen, sondern diejenigen, in denen die Arbeiter am besten geschützt sind und deshalb einen höheren Grad der Leistungsfähigkeit erreicht haben. Wie dem aber auch sei, gerade diejenigen, die sich auf die Kon- kurrenz der rückständigen Staaten als auf einen Grund gegen den notwendigen Ausbau unseres Arbeiterinnen- schutzes berufen, hätten die Pflicht gehabt, es durchzusetzen, daß wenigstens im vorigen Jahre auf dem Internationalen Kongreß zu Bern die Arbeiterinnen von der unverantwort- lich langen Arbeitszeit befreit würden. Hierbei hätte das Deutsche Reich ganz besonders mitwirken müssen, um das Versprechen vom Jahre 1830 zu erfüllen:„daß man aber vielleicht in der Folge dazu"(zu einer kürzeren Arbeitszeit) „gelangen könne". Endlich wäre ein guter Erfolg sicher nicht ausgeblieben, da bereits mehrere Staaten mit dem Ivstündigen gesetzlichen Maximalarbeitstag sehr gut aus- gekommen sind und sich anschicken, die Arbeitszeit noch weiter herabzusetzen. Aber auch die JnterMtionale Arbeiterschutzkofiferenz in Bern im vorigen Jahre hat in dieser Beziehung völlig ver- sagt. Sie beschäftigte sich außer mit dem Weißphosphor- verbot in der Zündholzindusttie nur noch mit dem Verbot der industriellen Nachtarbeit der Frauen, das in der Form ausgesprochen wurde, daß die Arbeiterinnen in der Zeit von 10 Uhr abends bis 5 Uhr morgens nicht beschäftigt werden sollen, und ihnen eine Ruhezeit von mindestens 11 Stunden eingeräumt werden muß. Hiernach bleibt noch die Zeit von 13 Stunden für die Beschäftigung der Arbeiterinnen übrig. Solche Beschlüsse sind geradezu ein Hohn auf die Forderung der Arbeiter nach einer wirksamen Arbeiterschutzgesetz- gebung. Sie dienen für Deutschland nur dazu, daß sich die Gegner einer wirksamen Arbeiterschutzgesetzgebung auf sie als einen Grund gegen den Ausbau unseres Arbeiterschutzes berufen. Nach dieser Methode wird bei uns in der Tat gearbeitet. Alle die Anregungen, welche die klassenbewußten Arbeite- rinnen für einen wirksamen Arbeiterinnenschutz gemacht haben, werden mit dem Hinweis auf die Konkurrenz der rückständigsten Staaten beiseite geschoben. So kommt es, daß die deutsche Arbeiterschutzgesetzgebung in keinem einzigen Punkte genügt. Wir brauchen nur die Anregungen durch- Die Gleichheit zusehen, welche auf dem Parteitag in Dresden 1303 an- genommen wurden. Da wurde unter anderem verlangt: Die Ein- führung des gesetzlichen Achtstundentags für alle erwachsenen Arbeiterinneri, der durch eine stufenweise Herabsetzung der täglichen Arbeitszeit auf 10 bezw. 3 Stunden für eine kurze, gesetzlich bestinunte Übergangszeit vorbereitet werden kann. Wir haben aber noch immer den 11 stündigen Maximal- arbeitstag für die Fabrikarbeiterinnen. Ein großer Teil der anderen Arbeiterinnen steht ganz schutzlos da. Die über- stundenarbeit ist noch immer üblich, und nicht einmal Sonn- abendnachmittag haben die Arbeiterinnen frei. In einer Reihe von solchen Beschäftigungsarten, welche dem weib- lichen Organismus ganz besonders schädlich sind, müssen die Arbeiterinnen ihre Gesundheit opfern. Das Elend der Haus- industrie dehnt sich immer weiter aus. Selbst Schwangere und Wöchnerinnen entbehren vielfach des nötigen Schutzes. Endlich wird den Arbeiterinnen die Wahrung ihrer Rechte durch ihre Mitarbeit in den gewerkschaftlichen und politischen Arbeiterorganisationen nur zu oft erschwert, selbst unmöglich gemacht. Dies ist die Antwort, die wir erhalten, da wir Rechen- schaft verlangen über das, was für eine wirksame Arbeiter- schutzgesetzgebung geschehen ist. Trotz des guten Geschäfts- ganges ini letzten Jahre, trotz der Riesenprofite der Unter- nehmer herrschen noch immer unerträgliche Zustände für die Arbeiterinnen. Die herrschende Klasse läßt sich auf ihrer Jagd nach Profit weder durch wissenschaftliche Gründe noch durch rührende Predigten im mindesten aufhalten. Nur durch den Druck einer starken, zielbewußten Arbeiterinnenbewegung ist die herrschende Klasse zu zwingen, auf unseren Ruf:„Wir fordern Rechenschaft", mehr als bisher zu achten. Daher heißt es jetzt für jede denkende Arbeiterin, all ihre Kräfte einzusetzen, unermüdlich ihre Klassengenossinnen aufzuklären und sie für den gemeinsamen Kampf zu gewinnen. Gustav Hoch. Fort mit dem Militarismus! Fort mit dem Militarismus! So schallt am 1. Mai die Losung der zielbewußten Arbeiterklasse über den Weltball. Und diese Losung gewinnt mit jedem Jahre an Bedeutung. Mit der fortschreitenden kapitalistischen Entwicklung wachsen in allen Ländern Militarismus und Marinismus-riesenhaft, macht sich eine abenteuer- und rauflustige Weltmachtspolitik breit, vermehrt sich der Zündstoff für verderbenschwangere Kriege, werden die Söhne des Volkes zum Kampfe gegen „den inneren Feind" gedrillt.— Wer aber hätte ein größeres Interesse daran, gegen die drückende Last und die drohenden Gefahren des Militarismus und seine Geschwister sich .protestierend, kämpfend zu erheben, als die Frauen und Töchter der ausgebeuteten Massen? Holt doch der Moloch aus ihrem schmalen Beutelchen oft genug den letzten Nickel für Kasernen, Panzerschiffe und Mordwerkzeuge heraus, und zu der Steuer an Gut fordert er die an Blut ein, indem er Söhne und Brüder in die„Ferienkolonien" zwingt und sie mitsamt den Gatten und Vätern eines schönen Tages aufs Schlachtfeld stößt oder bei Streiks und Rechtsforderungen zum Niederknallen der begehrlichen„Elenden" kommandiert. Fort mit dem Militarismus, er plündert die Kassen der Staaten, die Taschen der Armen und Ärmsten. Erst vor kurzem ist in Deutschland wieder die Aufmerksamkeit der Proletarierinnen auf den nimmersatten Appetit des drei- köpfigen Ungeheuers gelenkt worden, das sich vom Mark und Blut des arbeitenden Volkes nährt. Die Regierung verlangte und der Reichstag bewilligte mit Pudelgehorsam einen weiteren Ausbau des Marinisinus. Der Mann- schaftsbestand der Flotte wird„vorläufig" bis 1320 alljähr- lich nicht unbedeutend erhöht, was eine entsprechende Steige- rung der Riesensummen bedingt, welche auf dem Altar Agirs geopfert werden. Wie lange noch, und das„herrliche Kriegsheer" wird ebenfalls wieder einmal nach weiterer Ausgestaltung und Erfolgen„schreien". Von 1372 bis 1302 hat das Deutsche Reich nicht weniger als 20 Milliarden, 118'/» Millionen direkt für Heer und Marine verausgabt. Dazu kommen noch die vielen Millionen für die Verzinsung der Kapitalien, welche Deutschland zu militaristischen und marinistischen Zwecken gepumpt hat; die anderen vielen Millionen, welche die törichte Kolonialpolitik mit ihrem Drum und Dran verschlang. Und diese fabelhaften Summen, die man kaum auszudenken vermag, sind fast ausschließlich durch die Besteuerung des unentbehrlichsten Lebensbedarfes aus den werktätigen Massen herausgepreßt worden, j An ihnen hängen auch unsägliche Ärbeitsqualen, Sorgen und Ent- behrungen der proletarischen Frauen. Nach einer Berech- nuiig aus dem Jahre 1303 mußte jeder Deutsche rund 21 Mk. für Heer und Marine steuern. Das ist eine bedeutende Summe für eine Proletarierin. Fort mit dem Militarismus! Er hindert das Empor- blühen gesunden kulturellen Lebens. Es leiden alle Kultur- aufgaben, die im Interesse der Proletarierin und der Ihrigen gelöst werden müßten, weil Militarisinus, Marinismus und Kolonialpolitik die Reichskassen aufs gründlichste plündern. Die Millionen tanzen lustig, wenn es sich darum handelt, Kasernen und Schießplätze zu errichten, mehr Panzerschiffe und Kanonen zu beschaffen. Das Reich hält den Daumen fest auf den Beutel, sobald die Forderung einer ernsten Wohnungsreform erhoben wird, um Tausende und aber Tausende Proletarier aus ihren traurigen, ungesunden Höhlen zu reißen; sobald Mittel geheischt werden, um die Kinder des Volkes zu körperlich und geistig gesunden und starken Menschen zu erziehen, sobald es Einrichtungen gilt, der unverschuldeten Not der Massen zu wehren. Die Seiten dieses Blattes würden nicht ausreichen, all die kulturellen Aufgaben auch nur auszuzählen, welche über der Groß- 59 päppelung des Militarismus und seines Geschwisterpaares gröblich vernachlässigt werden. Fort mit dem Militarismus! Er trägt Ruin und Tod in die Länder, Herzeleid und Elend in die Familien. Der Machtkitzel der Herrschenden, die Tölpelei der Diplomaten. die Geldsackinteressen der Kapitalistenklüngel, die sich eine Sphäre der Ausbeutung streitig, nachen, können Kriege ent- fachen, deren barbarische Greuel mit der steigenden Kultur nicht abgenommen haben, sondern entsetzlicher geworden sind. Hat nicht der russisch -japanische Krieg gezeigt, daß dank der Fortschritte der Technik das Massenmorden Formen angenommen und Schrecknisse gezeitigt hat, die einer höllischen Phantasie entsprungen zu sein scheinen? Der Proletarierin krampst sich das Herz zusammen bei dem Gedanken, daß ihr Gatte, ihr Sohn, ihr Bruder im Völkerwürgen töten muß oder getötet werden kann, blühende Menschen in Krüppel verwandelt und selbst vielleicht als Krüppel, als Siecher zurückkehrt, der den Leierkasten drehen darf, um nicht zu ver- hungern. Fort mit dem Militarismus! Er ist ein Werkzeug der Klassenherrschaft der Ausbeuter über die Ausgebeuteten, der Unterdrücker über die Unterdrückten. Sein Wesen atmet darum Brutalität und Gewalt und steht im schroMen Gegen- satz zu allem bürgerlichen Leben. Er reißt die Söhne des Volkes aus ihrem Beruf und unterwirft sie einem Drill- system, das den Geist lähmt, den Willen bricht, den Menschen zur Maschine entwürdigt. Er geivöhnt an Roheiten, unter denen nur zu oft Frau und Kinder leiden. Er zeitigt Schinderei und Bluturteile, die Mütter und Bräute erzittern machen. Aufs schärfste zugespitzt, spiegelt er in der Schei- dung zwischen„Gemeinem" und Offizieren den Klassengegen- satz zwischen reich und arm wider; der bornierteste Kastengeist mit all seinem Gefolge von demoralisierenden Eigenschaften wird durch ihn gezüchtet. Er degradiert den Mann in Waffen zu einem Bürger zweiter Ordnung, der weder durch die Organisation noch mit dem Stimmzettel seine Interessen und die der Seinigen verteidigen darf. Er will den Sohn des Volkes zum Kampfe gegen sein eigen Fleisch und Blut zwingen.„Der Soldat muß auf Vater und Mutter schießen, wenn der oberste Kriegsherr es befiehlt", dies Wort muß jede Proletarierin über das Wesen des Militarismus aufllären und zu seiner Todfeindin machen. Die Dreieinigkeit der Infanterie, Kavallerie und Artillerie soll die kapitalistische Ordnung der Ausbeutung und Un- freiheit erhalten. Fort mit dem Militarismus, so erklären daher am 1. Mai in Gemeinschaft mit Millionen kämpfender Brüder die prole- tarischen Frauen, welche befreiungssehnsüchtig in die Zukunft schauen. Wir fordern, entsprechend dem sozialdemokratischen Programip, Erziehung zur allgemeinen Wehrhaftig- keit. Volkswehr an Stelle der stehenden Heere. Entscheidung über Krieg und Frieden durch die Volksvertretung. Schlichtung aller internatio- nalen Streitigkeiten auf schiedsgerichtlichem Wege. Das sind Forderungen, welche der kapitalistische Gegenwarts- staat sofort erfüllen kann, im Interesse des Volkes und der Kultur erfüllen müßte. Aber trotz alledem wird er ihnen ein starres Nein entgegensetzen. Die Ausbeutenden und Herr- schenken wissen, daß die allgemeine Volksbewaffnung die beste Schutzwehr für die Rechte und Freiheiten der Massen ist. Die Macht des kämpfenden Proletariats muß daher den Militarismus stürzen. Krieg dem Kriege und dem System, das zu ihm treibt, der Gesellschaftsordnung, die ihn erzeugt! Hoch der Klaffenkampf, welcher dem Völkerfrirden die Wege bereitet! W. Kähler. M. A. Spiridonowa. Die lange Reihe Greueltaten des russischen Absolutismus ist um ein ganz besonders scheußliches Verbrechen vermehrt worden, und der Martyrolog der russischen Revolution weist einen neuen Namen auf: den der 21jährigen Spiridonowa. Dieses junge Mädchen, dem Aussehen nach ein zartes, schönes Kind, trat dem Vizegouverneur von Tambow , Luschenowsky, als Richter und Rächer gegenüber. Es erschoß ihn, einen der blutgierigsten zarischen Henker, zur Strafe für die Morde, Auspeitschungen und Mißhandlungen, deren er sich an den aufständischen Bauern schuldig gemacht hatte. Die Spiri- donowa wurde auf der Stelle verhaftet, und noch ehe sie vor dem Kriegsgericht erschien, mußte sie seitens ihrer Schergen die schrecklichst:« Mißhandlungen, leibliche und seelische Folterqualen erdulden, die das größte Aufsehen, die höchste Empörung erregten, obgleich man in Rußland an die Mißhandlung von Revolutionären gewöhnt ist. Ein Brief, den die Spiridonowa aus dem Gefängnis an ihre Genossen richtete, und den die Petersburger Zeitung„Ruß " veröffentlicht hat, enthielt darüber, was folgt. Bei der Ver- Haftung wurde die„Verbrecherin" unbarmherzig mit Kolben- schlügen traktiert, am Haar emporgehoben, zu Boden ge- schleudert, am Bein die Treppe herunter geschleift usw. Bewußtlos und fiebernd kam sie im Polizeigefängnis an. Allein das Entsetzlichste stand ihr noch bevor. „Um ein oder zwei Uhr," so heißt es in dem Brief, „kamen der Polizeileutnant Schdanow und der Kosaken- offizier Abramow in meine Zelle. Sie blieben bis elf Uhr abends da. Sie verhörten mich und follerten mich dabei in so ausgesuchter Art, daß selbst Iwan der Schreckliche sie darum beneidet hätte. Mit einem Fußtritt schleuderte mich Schdanow in die eine Ecke der Zelle, wo mich der Kosaken- offizier erwartete und mir auf den Rücken trat; dann schleuderte er mich wieder Schdanow zu, der mir auf den Hals trat, und so fort. Darauf zogen sie mich aus, befahlen, die ohnehin kalte Zelle nicht zu heizen, schlugen mich mit
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16 (2.5.1906) 9
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