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Eigentum des Vorstandes der SPD "

17. Jahrgang

Die Gleichheit

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STONETONTONTON Zeitschrift für die Interessen der Arbeiterinnen

Mit den Beilagen: Für unsere Mütter und Hausfrauen und Für unsere Kinder.

Die Gleichheit" erscheint alle vierzehn Tage einmal. Preis der Nummer 10 Pfennig, durch die Post vierteljährlich ohne Bestellgelb 55 Pfennig; unter Kreuzband 85 Pfennig. Jahres- Abonnement 2,60 Mart.

Inhalts- Verzeichnis.

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Stuttgart den 9. Januar 1907

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Zuschriften an die Redaktion der Gleichheit" find zu richten an Frau Klara Zetkin ( 3undel), Wilhelmshöhe, Post Degerloch bei Stuttgart . Die Expedition befindet sich in Stuttgart , Furtbach- Straße 12.

viele Tausende vermehrt. Wir hoffen, daß es sich 1907| fampf der werftätigen Massen stehen. Im letzten Grunde Einladung zum Abonnement. In den Kampf! Tua res die alten Sympathien erhält und neue Freunde erwirbt. tobt die heiß entbrannte Schlacht um die politische Macht, agitur! Von Luise Zietz . Was der letzte Reichstag den Ar­Der Preis der Gleichheit" beträgt vierteljährlich Kapitalismus und Sozialismus sind die Wahrzeichen, beiterinnen versprochen und was er ihnen gehalten hat. Von unter denen sie hin- und hermogt. Das verwaschene Gustav Hoch. Gegen den Lebensmittelwucher! Bon h. f. ohne Bestellgeld 55 Pfennig. Aus dem Reiche der Zentrumsgrafen. Von w. d. Umsturz und Revolution. I. Bon J. B.- Die Generalversammlung des zeit gratis abgegeben. Eine recht weite Verbreitung fann am wenigsten darüber täuschen. Probe- und Agitationsnummern werden jeder- Banner mit der Aufschrift Los von Rom ", das die greifen­haften Hände des Liberalismus trampfhaft schwenken, der Gleichheit" hofft

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tatholischen Frauenbundes in München . Von K. D. Aus der Bewegung: Von der Agitation.- Die Behörden im Kampfe gegen die proletarischen Frauen. Politische Rundschau. Von G. L. Gewerkschaftliche Rundschau. Notizenteil: Arbeitsbedingungen der Arbeiterinnen.

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Dienstboten

frage.Sozialistische Frauenbewegung im Ausland.- Frauen­bewegung.

Feuilleton: Vorwärts. Von-g.( Gedicht.)

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Prometheus. Dra­

Die Redaktion und der Verlag.

In den Kampf!

Es geht um Kapitalismus und Sozialismus sicherlich nicht in dem findlichen Sinne, als ob der Ausfall des Wahlkampfes über Sein oder Nichtsein der beiden ent­fchiede. Wohl aber muß diese Episode des Kampfes der Klaffen das Proletariat entsprechend dem Wachsen der Klassengegensätze ein gut Stück weiter auf seinem Marsche matisches Fragment von Wolfgang Goethe .- Immer mehr. Von tosenden Waffenlärm des Wahlkampfes übertönt worden. Schwelle der sozialistischen Gesellschaft steht. Voraus­Der Klang der Silvesterglocken ist heuer von dem zur Eroberung der politischen Macht führen, die an der 1907 hebt als ein Kampfesjahr an. In festgeschlossenen gesetzt immer, daß das klassenbewußte Proletariat, jeden Sturmfolonnen, im Jubel der Fanfaren ist das klassen- Nerv und jeden Muskel gestrafft, zielsicher seine ganze Einladung zum Abonnement. bewußte Proletariat über die Schwelle des neuen Jahres Kraft in den Kampf einsetzt. geschritten. Es weiß, daß es die bevorstehende Wahl- Seine ganze Kraft! Das besagt, seinem Ringen darf Die tobende Wahlschlacht lenkt die Aufmerksamkeit schlacht in einer außerordentlich bedeutsamen Situation nicht das Verständnis, die Begeisterung, Opferfreudigkeit der proletarischen Frauen auf ihre Pflicht, um schlägt. und Energie seiner Frauen fehlen. Inbrünstiger fast noch

Georg Herwegh .( Gedicht.) ,, Von Gottes Gnaden."

das Banner der Sozialdemokratie geschart an Sie steht im Zeichen der Zuspizung und Verschär- als die Männer der frondenden Massen müssen sie mit den sozialen Kämpfen unserer Zeit teilzunehmen. fung des Klassentampfes, der zu einer Verschiebung dem Zusammenbruch der kapitalistischen Ordnung die Wie es bei der Wahl um das Wohl des arbeitenden der politischen Machtverhältnisse drängt. Das fündete Aufhebung des Privateigentums an den Produktions­Volkes gegen das Tun und Treiben der Lebensmittel- schon die Reichstagsauflösung jedem, der über das lau- mitteln herbeiwünschen, das die letzte und festeste Wurzel wucherer, der Heer-, Marines und Kolonialschwärmer, nische Spiel der absolutistischen Blöglichkeiten hinweg ihrer sozialen Knechtung und Aechtung, der Gebunden­der Feinde des Koalitions- und Wahlrechts geht, so die treibenden geschichtlichen Kräfte des politischen Lebens heit und Verkümmerung ihres Menschentums ist. Die stehen auch in den sozialen Kämpfen überhaupt die ins Auge faßte. Das wird durch den Aufmarsch der Lebensentfaltung und Stellung der Frau in Familie und Interessen der ungeheuren ausgebeuteten Mehrheit des bürgerlichen Parteien auf den Kampfplag bestätigt. Wie Gesellschaft ist in allen Perioden der Geschichte aufs Volkes den Interessen einer kleinen Minderheit von ihren seitherigen Verrat der Woltsinteressen zu beschönigen Geschick verknüpft gewesen. Nur die Befreiung der Arbeit verschieden auch die Wahllügen und mit denen sie engste mit der Gestaltung der Arbeit und ihrem sozialen Ausbeutenden und Herrschenden gegenüber. und neue Verbrechen gegen, die Massen vorzubereiten durch den Sozialismus vermag die Gesamtheit des weib­Die Gleichheit ist in Deutschland die suchen; wie geimmig sie sich untereinander anfauchen lichen Geschlechts menschlich zu emanzipieren. Mit leiden­einzige Frauenzeitung, welche die Interessen und durch den bekannten Ruf Haltet den Dieb" tom- schaftlicher Hingabe müssen daher die Proletarierinnen der Proletarierinnen auf Reformen in der promittieren: der Haß gegen die Sozialdemokratie eint das Ihrige dazu tun, daß der Sieg des klassenbewußten bürgerlichen Ordnung und auf Beseitigung fie doch brüderlich. Er bringt alle fozialen Gegensätze, Proletariats im Wahlkampf der sozialistischen Ordnung dieser bürgerlichen Ordnung selbst konsequent alle Meinungsunterschiede zwischen ihnen zum Schweigen, eine breite Gaffe brechen hilft. Könnten sie es vergessen, vertritt. Als das Organ der deutschen Genossinnen er bändigt die Konkurrenzfeindschaften um Mandate und daß die feudal- bürgerliche Klassenherrschaft, welcher der wird die Zeitschrift wie in den vergangenen Jahren die Anwartschaft auf die Nebenregierung". Die Furcht Ansturm der proletarischen Heerhaufen gilt, ihnen noch so auch fürderhin die treue Beraterin der Prole- vor dem aufstrebenden Proletariat hat die eine reaktionäre immer die volle politische Gleichberechtigung, insbesondere Masse zusammengepeitscht wie noch nie. das politische Wahlrecht, vorenthält: daß heißt die soziale tarierinnen für ihre Beteiligung am Befreiungskampf Aber welche Masse! Sie spiegelt die Berseßung, den Mündigkeitserklärung, die ihnen ihre Leistungen als Ar­ihrer Klasse sein. Sie wird wie seither mit aller Verfall der bürgerlichen Welt wider die sie schützen beiterinnen und Mütter schon längst geschrieben haben; Energie und Schärfe kämpfen für die volle soziale soll. Nicht das Bewußtsein der Kraft, das Gefühl der das heißt die schneidige Waffe, deren sie für ihren Be­Befreiung der proletarischen Frauenwelt, wie Schwäche hat sie zusammengefügt; nicht der feste uner- freiungskampf bedürfen? Wer mit der Sozialdemokratie sie einzig und allein möglich ist in einer sozia- schütterliche Glaube an ihre Sache ist in ihr lebendig, fämpft, der kämpft für das Bürgerrecht, das Menschen­listischen Gesellschaft. Denn nur in einer solchen sondern die Verzweiflung ob dem unaufhaltsam herein recht des weiblichen Geschlechts! verschwindet mit den jetzt herrschenden Eigentums- und brechenden Ende der Macht. Wie Moder und Fäulnis In Reih und Glied des klassenbewußten Proletariats, Wirtschaftsverhältnissen die Ursache jeder gesellschaft- steigt es von dem Mischmasch der bürgerlichen Parteien ihr Frauen, die ihr mit Hand und Hirn der kapitalistischen lichen Unterdrückung und Unfreiheit: die wirtschaftliche auf, welche die rote Gefahr" abwehren wollen. Da ist Ordnung sinset, die ihr mit zehrender Sehnsucht nach Abhängigkeit eines Menschen von einem anderen Men- feine einzige von ihnen, die mit reinen Händen, blankem startem, schönem Menschentum verlangt. Die Entwicklung Schild und ehrlichen Waffen ins Feld zieht; eine jede der Klassengegensäge hat seinem Sieg am 25. Januar schen; denn nur in einer solchen verschwindet mit den hat ihre Korruption, ihre Schmach, ihre Sünden als vorgearbeitet. Helft ihn vollenden! Der Kampf um den jezt herrschenden Eigentums- und Wirtschaftsverhält- Gespenst im Hause, das sie vor dem Gerichtstag der Preis fällt in eine große geschichtliche Stunde. Die Welten­nissen der Gegensatz zwischen Besitzenden und Nicht- Wähler erzittern macht. uhr holt langsam aus zum Schlage, der mit dem Ver­

bereitet. Sie wird vorwärts getrieben und gelenkt durch

Tua res agitur!

Tua res agitur! Um deine Sache handelt es sich, um

besitzenden, der soziale Gegensatz zwischen Mann und Wie anders die Verfassung, in der die Sozialdemo- enden des moskowitischen Absolutismus die siegreiche Frau, zwischen Kopfarbeit und Handarbeit. Die Auf- fratie ihnen allen mit gleicher Schärfe und Wucht den Kraft des jungen russischen Proletariats künden wird, hebung dieser Gegensätze kann jedoch nur erfolgen durch Kampf bietet! Die Sozialdemokratie ist zusammen- den Triumph der ersten großen proletarischen Revolution. den Klassenkampf: die Befreiung des Proletariats geschweißt durch die eine große Erkenntnis, daß die ge- Der großen Stunde auch in Deutschland ein großes fann nur das Wert des Proletariats selbst sein. schichtliche Entwicklung den Sturz der kapitalistischen Ord- Geschlecht! Will die proletarische Frau frei werden, so muß sie nung, den Aufbau der sozialistischen Gesellschaft vor­sich der allgemeinen sozialistischen Arbeiterbewegung den einen Eithnen Willen, die Vollstreckerin dieser histo­anschließen. Die proletarischen Frauen zum Klassen- rischen Aufgabe zu sein. Um das Banner ihres Programms deine ureigenste Sache! Das können wir beim Gintritt in kampf zu rufen und für den Klassenkampf zu schulen, geschart, stürzt sie sich begeisterungsglühend in den Kampf. das neue Jahr angesichts des heftig entbrannten Wahl­das wird wie bisher so in Zukunft die vornehmste Auf- In ihr braust das Leben des jungen, aufsteigenden Prole- tampfes nicht laut und nachdrücklich genug den Frauen und gabe der Gleichheit" bleiben. tariats, das aus der Gruft seiner Klassenlage empor zum Mädchen des arbeitenden Boltes zurufen. Daneben will jedoch die Gleichheit" noch wei- Licht seiner Befreiung drängt. Von strozender Kraft die Wie immer man auch den Wahlkampf bewerten, von tere Aufgaben erfüllen. Jede Nummer hat eine Glieder geschwellt, will es seine Zukunft erobern, muß welchem Gesichtswinkel aus man ihn betrachten mag: er Beilage, welche, abwechselnd in der Reihe des Er- es sie erobern. peitscht das Interesse der Staatsbürgerin, der Arbeiterin, scheinens, der allgemeinen Bildung der prole- Weniger als je verhüllt diesmal das Ringen um die der Klassenkämpferin, der Gattin, der Mutter und der Haus­tarischen Frau, ihrer besseren Ausrüstung für Mandate, die Auseinandersetzung um die politischen frau wach und treibt die Frauen in hellen Scharen auf das Blach­die Pflichten als Mutter und Hausfrau ge- zwischen den beiden Heerlagern des ausbeutenden Kapitals Schustruppen der Korruption und der Bolksauswucherung, Tagesfragen, daß der Wahlkampf ein Klaffenkampf ist feld, wo diesmal mehr denn je ein Hüben und Drüben" nur gilt. Das Drüben: die staatsstreichlüfterne Regierung mit den widmet ist und Kinderlektüre bringt, die in und der ausgebeuteten Arbeit. Die Dinge, die sich der den Konservativen, Nationalliberalen. Antisemiten, dem un­dem heranwachsenden proletarischen Geschlecht soziali- Form nach in den Vordergrund schieben, erhalten ihre entwegten" Freisinn, denen sich wenn ihm auch momentan stisches Fühlen und Denken fördern soll. Das Blatt tiefste Bedeutung durch den Zusammenhang, in dem sie nicht die Regierungssonne scheint das heuchlerische, volks hat im Laufe des letzten Jahres seinen Leserkreis um zu der Klaffenherrschaft der Besitzenden, zu dem Klassen- feindliche Zentrum zugesellt.

Bibliothek der Friedrich- Ebert- Stiftung

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