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Aus fauft.
Zweiter Teil.
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Don Wolfgang Goethe . Des Lebens Pulse schlagen frisch lebendig, Ather'sche Dämmrung milde zu begrüßen; Du Erde warst auch diese Nacht beständig, Und atmest neu erquickt zu meinen Füßen, Beginnest schon mit Lust mich zu umgeben, Du regst und rührst ein kräftiges Beschließen, 3um höchsten Dasein immerfort zu streben.- Jn Dämmerschein liegt schon die Welt erschlossen, Der Wald ertönt von tausendstimm'gem Leben, Talaus Talein ist Rebelstreif ergossen;
Doch fenkt sich Himmelsklarheit in die Tiefen, Und Zweig und Äste, frisch erquickt, entsprossen Dem duft'gen Abgrund, wo versenkt sie schliefen; Auch farb' an farbe klärt sich los vom Grunde, Wo Blum' und Blatt von Zitterperle triefen,
Ein Paradies wird um mich her die Runde. doyp
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Hinaufgeschaut! Der Berge Gipfelriesen Verkünden schon die feierlichste Stunde; Sie dürfen früh des er'gen Lichts genießen, Das später sich zu uns hernieder wendet. Jetzt zu der Alpe grüngesenkten Wiesen
Wird neuer Glanz und Deutlichkeit gespendet,
Und stufenweis herab ist es gelungen;
Sie tritt hervor! und, leider schon geblendet, Kehr' ich mich weg, vom Augenschmerz durchdrungen.
So ist es also, wenn ein sehnend Hoffen
din
Dem höchsten Wunsch sich traulich zugerungen, Erfüllungspforten findet flügeloffen; Nun aber bricht aus jenen ewigen Gründen Ein Flammenübermaß, wir stehn betroffen, Des Lebens Fackel wollten wir entzünden, Ein feuermeer umschlingt uns, welch ein feuer! Jst's Lieb? Jst's Haß? die glühend uns umwinden, Mit Schmerz und freuden wechselnd ungeheuer, So daß wir wieder nach der Erde blicken, 3u bergen uns in jugendlichstem Schleier.
So bleibe denn die Sonne mir im Rücken! Der Wassersturz, das Felsenriff durchbrausend, Jhn schau' ich an mit wachsendem Entzücken.
Don Sturz zu Stürzen wälzt er jetzt in tausend
Dann aber tausend Strömen sich ergießend,
sid do
Hoch in die Lafte Schaum an Schäume faufend. bar Allein wie herrlich diesem Sturm ersprießend, wölbt sich des bunten Bogens Wechseldauer, Bald rein gezeichnet, bald in Luft zerfließend, Umher verbreitend duftig kühle Schauer. Der spiegelt ab das menschliche Bestreben. Jhm finne nach, und du begreifft genauer: Am farb'gen Abglanz haben wir das Leben.
2 sid
Erde, nun werde
d Freudegrün!
Photo Die Hände zucken,
Die Schläfen glühn!
Amboßentsprungen, e
Hämmerumklungen
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Die Gleichheit
Zerblies die feuer,
Zerriß die Flammen,
Sprengte über die heilige Glut
3u tausend Malen
Des Verderbens zischende flut,... Hat die Gluten er ausgelöscht? Rein!
Siehe, es dampfen die Schalen Stolz auf hohen Altären!
Siehe, schon schlagen,
Sinnbild der Tatkraft in wachsendem Wagen, Höher und höher die Flammenähren! Roter, lodernder Feuerschein
Strahlt in des Himmels Wölbung hinein, Volk, du bist groß!
Du bist die Sehnsucht der neuen Zeit, Sehnsucht emporter Gerechtigkeit: Packe der Hämmer Schaft!
Schwinge die Hämmer der Kraft! Das Eisen glüht
Jn heiliger Glut,-
Wer es bewältigen kann,
Das bist du!
Neben dir keiner, nur du!
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So schlag dröhnend es an!
Schlag bezwingend zu! Dir in den Händen ruht, Dir aus den Händen erblüht, Was retten kann!
Lichtempor
Trägst du die Furchenstirn,
Denkend bereitet dein Hirn is# 13 Glücklichste Zukunft vor. Nicht zum Murmelgebet, Dumpfer Entfagung voll, Neigst du dein Haupt!
Dir vor dem Geist erwachsen steht, Hoch im lichtblau- schimmernden Raum, Deiner Pflege geweiht
Der Zukunft Baum,
Dicht überlaubt, Blütenbereit,
und ist kein Traum!
Deines Schicksals drückendes Joch, Schicksal der Welt,
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Nimmt von des frondiensts Schultern dir chil Kein Gott !
Auf dich selber bist du gestellt,
Auf dich allein!
Werde dir selber nicht zum Spott!
Eigenen Schwertschlags
Ringend, bezwing
Das Dräun der Gewalt,
' Das dich entfriedet!
Eigenen Schwertschlags
Sprenge den Ring,
Der an den Felsen der Not dich geschmiedet! Werde frei!
sal Das ist die Losung, dir gestellt.
Pod of Strömt gewaltiges funkensprühn!
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Ich sah die Herzen
Der Not verzagen
Und dennoch wieder
Schon verglimmende Kerzen
1:30
Lodernd empor
2890
mojim
Flammen leuchtender Hoffnung schlagen...
Jah sah die Arme der Not,
Bist du frei,
Siehe, so ist es die Welt!
Du bist berufen und auserwählt! Du sollst werden der Heiland- Gott, 3um Opfergang,
dard3um Todesgang
Ringend im Wirbel hungrig niederreißender Flut
Gierig schäumender Wogenmeute,
Mutgebrochen sinken schon,
Endlos wälzender Qualenrout
Verzweifelnde Beute,...
Und doch griffen sie wieder empor!
Sieghaft blitzend durch dunkelsten flor,
Neuer Sterne verheißendes Blinken,
plus
Riß sie wieder empor!
Sie stemmen den Nacken, fie recken den Arm wider des Elends drückende Faust.
Troßgebärend verjüngtes Mark,
Willensstark
Ringen sie weiter wogenumgraust..
du Volk, das Paläste baut
Und in dunstigen Höhlen haust,
Du, trotz Retten ein kämpfendes Volk,
Ja, du bist groß,
Bist ein Koloß an Kraft,
Schöpferhaft,
Für die Menschheit gestählt! Werden sollst du der Gott Seligster Zukunftszeit,
Dem, von blutigen Qualen kafteit, Gläubig Millionen vertraun,
Den voll brennender Jnbrunst heiß Jhre sehnenden Sinne rufen,
Dem mit schimmerndem Palmengrün Sie des Weges Dornengeleis Herrlich bestreun, das Heiligste gebend! Jn Erlösungsschauern erbebend, Werden sie auf dich schaun, Freudezitternd die Hände hebend! Jauchzend den Hosiannagruß,
Werden sie Mantel dir küssen und Fuß, Schreitest du endlich hinan die Stufen,
floxy
Neu den Tempel der Menschheit zu baun,
Riesengroß
20
Jn erschütterndem Lost
Sturmwind umheulte
Die Opferschalen,
und Druck bei Kaden& Co.
AEM
Kampfgefestet und schaffenskühn Großes aufzusonnen zum Blühn, Größer, als die Größten es schufen!
Volk, das am Amboß steht der Zeit, Armnackt, schlagbereit, Wissendes Volk, das sich selbst befreit: Leuchtend von deines Wirkens Stätten Dringt ein wuchtig zuckender Schein Bliggroß- mächtig
In die Höhlen der mitternächtigWolkendüsteren Not hinein! Augen spannen sich weit, Tausende fahren empor.. Jst schon Wachenszeit? Sprang des Kerkers Tor?...
Erde, ja, werde Freudegrün!
dod
Die Hände zucken,
Die Schläfen glühn! Über die Erde
Amboßentsprungen,
Hämmerumklungen
Strömt gewaltiges funkensprühn!
Der Schönheitfucher.*
Don Otto Krille.
Nr. 9
Als Kind schon suchte ich der Schönheit Spur, Gläubiger Sehnsucht meine Seele weihend, Und im Gebet ist ihr mein Herz genaht. Wie klang aus Tempeltiefen da ihr Ruf, 3u heil'gen Schauern meine Kindheit weckend, Die frierend auf den Marmorstufen stand. Aus dumpfer Enge flohen meine Träume Hinaus aufs meer des uferlosen Hoffens. Da faßte mich die Welt mit Herrenhänden und hinter mir verfank in blauer ferne Ein Götterreich, mit weißen Säulen grüßend Noch durch die Nacht trostloser Erdenqual. Jch ging gesenkten Haupts in Reih und Glied, Sah hier Gefährten stürzen, sterben, schwinden, Jn namenlosem Weh sich dort verzehren Und da vertiert im Staub zufrieden sein. Mit leisen Geistes fingern pochte ich
An halbverschüttet' rauhe Herzenstore, Mit stillem Sehnen, daß mir hinter ihnen Ein Land der Schönheit strahlend sich erschließe Mit blauen Blumen, schlanken Götterleibern Und warmer Luft um griechisch heitren Himmel. Wohl sah ich manche Zeichen, manche Stege Jn grüner Wildnis Gärten, die noch zeugten, Daß segnend drin die Schönheit war geschritten, Und aus der Tiefe kam es wie ein Leuchten Versunkner Herrlichkeit, des Spatens harrend, Der sie empor zum frohen Leben hebt, Doch weinend stahl von der Verwüstung Gram Mein Herz sich fort zu eigner Luftentfaltung. Da wurde Stein um Stein zum Bau getürmt. Jn edler Größe strebte Säul' an Säule. Natur und Kunst versöhnten sich im Kusse Ewiger Liebe, fruchtbar stolzen Schaffens. Wenn aus der Arbeit Banden ich entflohn, Der Tag sein Tor gleichgültig zugeschlagen, Dann wusch ich ab der füße Wanderstaub, Der nagend von des Leibes Jugend zehrt, Und trat in mein verstecktes Träumerreich. Jn klarer Welle grottenneckisch Spielen Ward Reinheit mir und köstlich reiche Schöne. Des Flusses Kraft durchbrach mein starker Arm. Durch weite bildgeschmückte Hallen tönte Das Echo meiner Lieder, freuderufend, Und Echo gab mir selbst der große Pan. Doch als ich nun aus meines Gartens Frieden Jns Leben schaute, das noch um die Mauern Sich regte gleich des Meeres stilster Brandung, Da ward mir, ach, so seelenheimlich weh, So unerklärlich schmerzlich weich im Sinn; Wie Herzen weinen in der Sommerstille, Wenn weder Sturm noch Regen sie bedroht, Als ob verfunkne Glocken plötzlich klingen, Daß sich das Auge rasch mit Tränen fält. Mir war's, als müßten aus dem Lebensreigen Sich freundliche Gestalten grüßend lösen Und feierstill an meine Pforte klopfen, In meinen Reichtum ihre Armut tragen. Ich aber stand und schaute seelentief
Sum Jn ihre Augen. Mit verhaltner Glut
Sprach ich: Da, Brüder, Schwestern, nehmt Best! Nehmt, was ihr seht! Nehmt alle früchte, nehmt Die Rosen und die Statuen. Was noch
Jn meinem Reich ersteht, nehmt! Alle Freude, Die sich von euren Lippen ringt, ist mein. Jn eurem Jubel werd' ich immer reicher." Da bannt' ich länger meine Liebe nicht Und ging, die Pforten erdenweit zu öffnen, Und wie ein Strom lenzwarmer Sonnenfäue Umbraufte mich des Lebens Melodie.
Nun ist die Welt auch meiner Schönheit Garten. Nicht Götterbilder mehr, nein, Menschenleiber Erfreuen meiner Augen trunknes Sehnen. Der Erde Glanz faut die kristalnen Becher, Woraus die Seele Lebensruhe trinkt. Aus meinem Herzen schlingt ein golones Band Sich in die Welt und wiederum zurück Zu den geheimsten Quellen meines Seins Und Wollens. Purpurn fließt die ew'ge Welle Der Erdenluft durch mein erweitert Leben. Was mich erfüllt mit monnig edler 3ler, Geb' ich der Erde, mit erhobnen Händen Den vollsten Segen ihres Glücks empfangend. So leb' ich ihr, so trägt sie mich dem Ziel Des Lebens zu, und selbst im Schmerz noch beug' Jch meine Knie vor dieser Erde Schönheit.
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