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Die Gleichhelt

Nr. 17

Seid gegrüßt.

Bon Mba Regri.

Der Kämpfer denk ich, die in Händen tapfer Die Schaufel halten, trogend Blut und Sturmguß, Abringend den gequälten, dürren Schollen

Ein elend Brotstud.

Der Kämpfer dent' ich, die im finstern Schachtgrund Die Haue führen mit den magern Fäusten, Die teuchend in dem schwarzverruchten Schatten Rublos fich abmühn. Ein heimlich Sausen schleicht da das erschüttert Mit nieberstürzendem Gefrach die Wölbung, Und Staub ist alles, Finsternis und langes Gefeufs des Todes...

Doch den zerfekten Schoß des großen Berges Siegreich der Dampf zerspaltet und durchschreitet. Ihn grüßt am Ausgang leuchtenden Triumphes Der Sonne   Lichtstrahl.

Der Rämpfer bent ich, die mit ebler Seele In fieberhafter Müh' Gedanken weben, Führer und Märtyrer, den Wissensarmen

Zum Zeitkampf donnernd.

Des Wachen bent' ich, der sich quält und hingeht Ginsam, verkannt... es bricht aus meinem Busen Ein Schrei mit weitem Widerhall auf Erden: Euch grüß' ich, Helden!

Euch grüß' ich, ehern hemdenlose Brüste, Ihr rauhen Leiber, muskulösen Arme, Ihr unermüdlichen, im brüllenden Schlachtlärm Der Riesenwerkſtatt.

Euch grüß' ich, die ber heil'ge Stolz der Arbeit Durchflammt, euch, die der Tod beim Schaffen hinrafft, Euch, wackre Kämpfer des Gedankens und des Geschwungnen Hammers.

Bor mir vorüberziehn, in strengen Bildern, Der bleichen Mädchen unglücksel'ge Scharen, Borüberziehn in der Fabriken Schraubstock Gepreßte Frauen.

Und müde Kinder und vergrämte Stirnen, Berrißne Glieder und entstellte Mienen, Und eine wegemüde, ungeheure

Erdfahle Voltschaft...

Von ferne hör' ich ein Getös von Stimmen, Der Arte, Hämmer und der Pickel Schläge: Jch aber finge frei durch dieser Erde

Verworrnes Lärmen:

Dich sing' ich, v zerstreute, arbeitsame, O große, menschliche Familie! Vorwärts! Kämpfe und fiege! Schließe dich zusammen Zur Glückeseinheit.

Auf, Arbeitshelden, auf! Zu Siegers Häupten, Und der Gefallnen leztem Todesringen, Mit mildem Auge schönre Zukunft spendend, Leuchtet die Sonne.

Vor dem Angesicht des Lebens.

Bon Maxim Gorki  .

Vor dem finstern Angesicht des Lebens standen zwei Menschen, beide unzufrieden mit ihm, und auf die Frage: Was erwartet ihr von mir?" sagte mit müder Stimme der eine: Ich bin empört über die Grausamkeit deiner Widersprüche; vergeblich müht sich mein Verstand, den Sinn des Lebens zu erfassen, und meine Seele ist erfüllt vom Dämmerscheine meiner Zweifel an dir. Mein Selbst­bewußtsein sagt mir, daß der Mensch das Höchste der Schöpfung ist..."

" Was willst du von mir?" fragte leidenschaftslos

das Leben...

"

will die Freiheit; will in Harmonie mit meinen Wünschen| tommt. Aber schade! der verschlagene Spieler hat's nur leben; nicht Bruder oder Diener will ich meinen Nächsten in einer Karte versehen. Er faltulierte das ganze Spiel sein, weil die Gebote des Gewissens es so von mir ver- des Reides, aber der raffinierte Bizling ließ zum Unglüc langen; ich will ihnen nur das sein, was ich selbst in die Patrioten aus.( Sehr bebeutend.) Hat der Unterdrücker freiem Willen wähle: Sklave oder Bruder. Ich will der Freiheit auch einen Kniff auf die Büge der römischen Tugend zurückbehalten? Ich schwör es beim lebendigen nicht ein bloßer Baustein sein in den Händen der mensch Gott  , eh' die Nachwelt meine Gebeine aus dem Kirchhof lichen Gesellschaft, den sie hinsetzt, wohin und wie fte eines Herzogtums gräbt, soll sie sie auf dem Rabe zu will beim Baue des Mausoleums für ihr eigenes sammenlesen! Glück und ihre Wohlfahrt! Ich bin ein Mensch; ich bin Fiesco  ( nimmt ihn mit Sanftmut bet der Hand). Auch nicht, der Geift und die Vernunft des Seins, ich muß frei sein!" wenn der Herzog dein Bruder ist? wenn er sein Fürstentum Warte," sprach das Leben mit düsterem, faltem nur zur Schaztammer seiner Wohltätigkeit macht, bie bis Lächeln. Du hast viel geredet, und ich weiß, was du jetzt bei seiner haushälterischen Dürftigkeit betteln ging? noch alles sagen willst. Frei willst du sein? Nun also! Verrina, auch dann nicht? Sei es! Rämpfe mit mir, besiege mich und werde mein Beherrscher. Dann werde ich dein Sklave sein; du weißt, ich bin falt und teilnahmlos, und nur dem Sieger er gebe ich mich gern. Also Sieger mußt du sein! Bist du zum Rampfe mit mir um deiner Freiheit willen fähig? Ja? Bist du zum Siege start genug, und glaubst du auch an deine Kraft?"

Betrübt erwiderte der Mensch: Du hast mich in den Kampf mit mir selbst hineingezogen; du haft mir den Verstand geschärft, daß er wie ein Dolch mir in die tieffte Seele drang und ihre Kraft zerstörte!"

Sprechen Sie doch strenger mit ihm! Klagen Sie nicht immer!" riet der andere.

Und der erste fuhr fort: Ausruhen will ich von deinem steten Druck. O laß mich Glück genießen!"

Wieder lächelte das Leben; ein Lächeln, falt und hell, wie des Flachses Glanz: Sag an, wenn du so redeft, forderst du oder bittest du?"

Ich bitte..." erwiderte, wie ein leises Echo, jener Mensch.

Du bittest! Wie ein Gewohnheitsbettler! Doch, armer Mann, ich muß es dir erklären, Almosen gibt das Leben nicht! Denn, weißt du, der Freie bittet nicht: der nimmt fich meine Gaben selbst... Du aber, du bist ja nur ein Sklave deiner Wünsche, mehr nicht! Frei ist der allein, der die Kraft hat, allen Wünschen zu entsagen, um sich ganz in einen zu versenken! Hast du mich verstanden? He!" Er hatte verstanden. Er legte sich nieder zu des Lebens Füßen, wie ein Hund, um leise nach den Stücken zu haschen, die von seinem Tische fielen, den überbleibseln seines reichen Mahles.

Da blickten die kalten, teilnahmlosen Augen des Lebens in des andern Menschen hartes, etwas grobes Angesicht. Worum bittest du?"

"

" Ich bitte nicht, ich fordere!" Was?"

"

Berrina. Auch dann nicht und der verschenkte Raub hat noch feinem Dieb von dem Galgen geholfen. Überdies ging diese Großmut bei Verrina fehl. Meinem Mitbürger fonnt' ich schon erlauben, mir Gutes zu tun- meinem Mitbürger hofft' ich's wett machen zu können. Die Geschenke eines Fürsten find Gnade und nur Gott ist mir gnädig. Fiesco  ( ärgerlich). Wollt' ich doch lieber Italien   vom Atlantermeer abreißen, als diesen Starrtopf von seinem Wahn.

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Runft nicht, bavon weiß das Lamm Republik zu erzählen, Berrina. Und abreißen ist doch sonst deine schlechtefte Kunst nicht, davon weiß das Lamm Republik zu erzählen, das du dem Wolf Doria aus dem Nachen nahmft- es selbst aufzufreffen. Aber genug! Nur im Vorbeigehen, Herzog, sage mir, was verbrach denn der arme Teufel, den ihr am Jesuiterbom aufknüpftet?

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Fiesco  . Die Canaille zündete Genua   an.

Berrina. Aber doch die Geseze ließ die Canaille noch ganz?

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Fiesco  . Verrina brandschaßt meine Freundschaft. Berrina. Hinweg mit der Freundschaft! ich sage dir ja, ich liebe dich nicht mehr; ich schwöre dir, daß ich dich haffe hasse wie den Wurm des Paradieses, der den ersten falschen Wurf in der Schöpfung tat, worunter schon bas fünfte Jahrtausend blutet- Höre, Fiesco  - nicht Untertan gegen Herrn nicht Freund gegen Freund Mensch gegen Mensch red' ich zu dir.( Scharf und heftig.) Du hast eine Schande begangen an der Majestät des wahrhaftigen Gottes, daß du dir die Tugend die Hände zu deinem Buben­stück führen und Genuas   Patrioten mit Genua   Unzucht treiben ließest- Fiesco  , wär' auch ich der Redlichdumme

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gewesen, den Schalt nicht zu merken, Fiesco  ! bei allen Schauern der Ewigkeit, einen Strick wollt' ich drehen aus meinen eignen Gebärmen und mich erdroffeln, daß meine fliehende Seele in gichtrischen Schaumblasen dir zufprizen sollte. Das fürstliche Schelmenstück drückt wohl die Gold­wage menschlicher Sünden entzwei, aber du haft den Himmel geneckt, und den Prozeß wird das Weltgericht führen.

( Fiesco  , erstaunt und sprachlos, mißt ihn mit großen Augen.) Berrina. Besinne dich auf teine Antwort. Jegt find wir fertig.( Nach einigem Auf- und Niedergeben.) Herzog von Genua, Wo ist Gerechtigkeit? Her mit ihr! Alles andere auf den Schiffen des gestrigen Tyrannen lernt' ich eine nehm' ich später, jetzt brauch' ich nur Gerechtigkeit! Lange Gattung armer Geschöpfe kennen, die eine verjährte Schuld und geduldig gewartet. In genug habe ich gewartet und geduldig gewartet. In mit jedem Ruderschlag wiederkäuen und in den Ozean ihre sie zu zählen harter Arbeit habe ich gelebt, ohne Raft, ohne Hoffnungs- Tränen weinen, der wie ein reicher Mann zu vornehm ist, Ein guter Fürst eröffnet sein Regiment mit strahl. Ich habe gewartet, jetzt aber ist's genug! Beit Erbarmen. Wolltest du dich entschließen, die Galeerensflaven ist's zu leben. Wo ist die Gerechtigkeit?!" zu erlösen? Und ruhig und teilnahmlos erwiderte das Leben: " So nimm sie dir selbst!"

Aus Die Verschwörung des Fiesco zu Genua  ".

Von Friedrich Schiller  . Sechzehnter Auftritt.

Berrina. Fiesco   im herzoglichen Schmuck.

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Fiesco  ( scharf). Sie seien die Erstlinge meiner Tyrannei Geh und verkündige ihnen allen Erlösung!

Berrina. So machst du deine Sache nur halb, wenn du ihre Freude verlierst. Versuch es und gehe selbst. Die großen Herren sind so selten dabei, wenn sie Böses tun; sollten sie auch das Gute im Hinterhalt stiften? Ich dächte, der Herzog wäre für feines Bettlers Empfindung zu groß.

Fiesco  . Mann, du bist schrecklich, aber ich weiß nicht, warum ich folgen muß.( Beide gehen dem Meer zu.)

Verrina( hält still, mit Wehmut). Aber, noch einmal um­arme mich, Fiesco  ! Hier ist ja jemand, der den Verrina meinen sieht und einen Fürsten empfinden.( Er drückt thn tuntg.) Gewiß, nie schlugen zwei größere Herzen zusammen; wir liebten uns doch so brüderlich warm( heftig an Fiescos Fiesco. Berrina! Erwünscht. Eben war ich aus, dich salse wetnend.) Fiesco  ! Fiesco  ! du räumst einen Platz in meiner zu suchen.

( Betbe treffen aufeinander.)

Berrina. Das war auch mein Gang.

Fiesco  . Merkt Verrina keine Veränderung an seinem Freunde?

Berrina( zurückhaltend). Ich wünsche keine. Fiesco  . Aber siehst du auch keine? Berrina( ohne ihn anzusehen). Ich hoffe, nein! Fiesco  . Ich frage, findest du feine? Verrina( nach einem flüchtigen Blich). Ich finde keine. Fiesco  . Nun, siehst du, so muß es doch wahr sein, daß die Gewalt nicht Tyrannen macht. Seit wir uns beide ver ließen, bin ich Genuas   Herzog geworden, und Verrina ( indem er thn an die Brust drückt) findet meine Umarmung noch feurig wie sonst.

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Brust, den das Menschengeschlecht, dreifach genommen, nicht mehr besetzen wird.

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Freund! Fiesco  ( sehr gerührt). Sei mein Berrina. Wirf diesen häßlichen Purpur weg, und ich bin's Der erste Fürst war ein Mörder und führte den Purpur ein, die Flecken seiner Tat in dieser Blutfarbe zu verstecken Höre, Fiesco   ich bin ein Kriegsmann, ver das sind Fiesco  stehe mich wenig auf nasse Wangen meine ersten Tränen wirf diesen Purpur weg! Fiesco  . Schweig!

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Verrina( heftiger). Fiesco   laß hier alle Kronen dieses Planeten zum Preis, dort zum Popanz all seine Foltern legen, ich soll tnien vor einem Sterblichen

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Glück!... Und dazu ist es nötig, daß du die Grund muß; der Anblick der Majestät fällt wie ein schneidendes/ Kniefall wirf diesen Purpur weg!

lagen der Widersprüche in meiner Seele versöhnst: Mein , ich will mit deinem, du mußt."

" Wolle das, was du für mich mußt," sagte finster das Leben.

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ich werde

nicht fnien Fiesco!( indem er niederfällt) es ist mein erster Berrina. Desto schlimmer, daß ich sie frostig erwidern Messer zwischen mich und den Herzog! Johann Ludwig Fiesco  . Steh auf und reize mich nicht mehr! Berrina( entschloffen). Ich steh' auf, reize dich nicht mehr. Fiesco   besaß Länder in meinem Herzen jetzt hat er ja( Sie stehen an einem Brett, das zu einer Galeere führt.) Der Fürst Benua   erobert, und ich nehme mein Eigentum zurück. hat den Vortritt.( Gehen über das Brett.) Fiesco  ( betreten). Das wolle Gott   nicht! Für ein Herzog­Fiesco. Was zerrst du mich so am Mantel? er fällt! " Ich will dein Opfer nicht sein!" rief der Mensch. tum wäre der Preis zu jüdisch. Verrina( mit fürchterlichem Hohn). Nun, wenn der Purpur Fieses( ruft aus den Wellen). Hilf, Genua  ! Hilf! Hilf deinem Herzog!( Stnft unter.)

" Ich will der Herr des Lebens sein, und muß ewigheit in der Mode gesunken, daß man dem ersten dem beften fällt, muß auch der Herzog nach.( Er stürzt ihn ins Meer.)

meinen Nacken unter das Joch

Wozu?"

beugen... Republiken um ein Schandengeld nachwirft. Fiesco  ( beißt die Stppen zusammen). Das sag du niemand Sprechen Sie doch einfacher mit ihm," sagte der als dem Fiesco  . andere, der näher zum Leben stand, während der erste Berrina. natürlich! Ein vorzüglicher Kopf muß es erantwortlich für die Redaktion: Fr. Mara Betkin( Bundel), Wilhelmshöhe fortfuhr, ohne die Worte des Genoffen zu beachten: Ich immer sein, von dem die Wahrheit ohne Dhrfeige weg­ Boft Degerloch  

bei Stuttgart  . Drud und Berlag von Baul Ginger in Stuttgart