Nr. 24 Die Gleichheit 209 angenommen. Genossin Schmidt kritisierte die hiesigen Schulverhälrnisse, besonders den frühen Schulanfang, der nur im Interesse der Großgrundbesitzer liege. Genosse Klepp, der Gemeindevertreter ist, bedauerte, bisher über diese Zustände in Unkenntnis gewesen zu sein, und regte an, Protest beim Schulvorstand einzureichen. Nachdem Genossin Mahn die Anwesenden aufgefordert hatte, tüchtig für die Volksstinime" und die.Gleichheit" zu agitieren, wurde die Versammlung mit einem Hoch auf die internationale Frauen- bewegung geschloffen. Anna Schmidt. Zlgitation in Anhalt . Wie sich doch die Zeilen ändern und unter dem unaufhaltsamen Ansturm der Arbeiterbewe- gung die Verhältnisse: Im Jahre 1398, als die Unter- zeichnete im Auftrag des Fabrikarbeiterverbandes eine Agi- tationstour durch Anhalt machte, wurden ihr verschiedene Versammlungen aufgelöst, weil sie angeblich Ausführungen politischer Natur gemacht haben sollte und an politischen Versammlungen.Frauenspersonen" nicht teilnehmen dürsten. In einem Falle kam es sogar zu einer Anklage und in der Berufungsinstanz zu einer Verurteilung auf Grund einer gar nicht geltenden Bestimmung beziehungsweise einer falschen Jnterpretierung des Gesetzes. Erst bei einem späteren Gerichtsverfahren entschied als letzte Instanz das Naumburger Oberlandesgericht, es seien zu Unrecht all die Jahre hindurch die Frauen aus den öffentlichen politischen Versammlungen ausgewiesen worden, für Anhalt gelte die- selbe Bestimmung wie für Preußen in solchen Fällen. Seit- dem kommen die Frauen nicht nur äußerst zahlreich in die Versammlungen, sondern schon weit über tausend Frauen des kleinen Ländchens zahlen freiwillige Beiträge an die Partei und ebenso viele sind Abonnentinnen derGleich- heit". Einige hundert neuer Anhänger wurden auch wieder durch die Agitation der Unterzeichneten im Oktober ge- wonnen. Die Tour begann mit einer Versammlung in Göthen, die trotz des leider nur mäßigen Besuchs uns neue Leserinnen und Beitragzahlerinnen zu den schon vor- handenen 170 hinzubrachte. In Gröbzig ward eine V er- trauensperson gewählt, 45 Beitragszahler waren schon vorher der Partei beigetreten und neue Abonnenten meldeten sich in der Versammlung. In den sehr gut besuchten Ver- sammlungen in Dessau , Bernburg , Nienburg sowie in den Orten Coswig , Roßlau , Zerbstund Leopolds- hall ward eine stattliche Anzahl von Mitkämpferinnen her- angeholt, während in Hecklingen aufs neue der Grund- stein zur proletarischen Frauenbewegung gelegt werden mußte. Bereits vor zwei Jahren war im Orte mit 70 Gleichheitleserinnen der Anfang dazu gemacht worden, aber bedauerlicherweise war die junge Bewegung bald wieder zusammengebrochen. Hoffen wir, daß es diesmal vorwärts statt rückwärts geht. In Raguhn setzte die Betätigung der Frauen verheißungsvoll ein. 36 Frauen scharten sich um die neugewählte Vertrauensperson, und in Harz - gerode meldete sich die gleiche Zahl zum Beittagzahlen, eine hübsche Zahl neuer Leserinnen ward außerdem ge- wonnen. Genossin Schüler wird sicher sorgen, daß die Zahl der tätigen Frauen sich bald vergrößern wird. Ein halbes Hundert Leserinnen und sehr viele Beitragzahler meldeten sich in Kleinkühnau bei Dessau . Den Schluß der Tour bildete eine Versammlung in Fr ose, wo es gleichfalls gelang, zwei Genossinnen als Vertrauens- personen und eine Anzahl Beitragzahler zu gewinnen. Erfreulicherweise unterstützen unsere Genossen fast allerorten die iunge Bewegung, am meisten nimmt sich jedoch Genosse Günther in plan- und energievoller Weise der Sache an. Wir haben so begründete Hoffnung, daß in steigendem Maße die Frauenbewegung ein wichtiger Teil der Gesamtarbeiter- bewegung Anhalts wird. Luise Zietz . Gewerkschaftliche Agitation. Mit großem Fleiß hatten die Hamburger Genossinnen die Vorarbeiten gemacht für eine große öffentliche Schneiderinnenversammlung, die am 9. Oktober im Gewerkschastshaus tagte. Genossin Zietz re>erierte überDie Lohn- und Arbeitsbedingungen und die Notwendigkeit des Zusammenschlusses". An der Diskussion sowie an der Aufnahme der Mitglieder(es wurden 25 Neuaufnahmen erzielt) beteiligten sich unsere Genossinnen wiederum erfolgreich. Auch in Leipzig hatten die Ge- nossinnen zum Teil die Vorarbeiten für eine Betriebsver- sammlung der Firma Luckner in Wahren sowie für eine öffentliche Schneiderinnenversammlung übernommen. An anderer Stelle werden wir noch über die Lohn- und Arbeits- bedingungen berichten, die von der Reserentin Genossin Zietz eingehend geschildert und kritisiert wurden. Vorher hatte Genossin Zietz schon in einer Anzahl Buchbinder- Versammlungen in Leipzig referiert überDie Frauen- arbeit in der Industrie". Den Abschluß fand diese Agi- talion in einer öffentlichen Buchbinderversammlung im Pantheon ", wo die Reserentin»Die Aussperrungstaktik der Unternehmer" behandelte. L- z- Bon den Organisationen. Ein Krauen- und Mäd- chenbildungsverein ist in Ludwigshafen gegründet worden. Die Unterzeichnete hatte eine Anzahl Frauen zu einer wichtigen Besprechung am 10. Oktober zusammen- berufen. Der Aufforderung kamen 21 Arbeiterfrauen nach. Die Unterzeichnete legte ihnen kurz die Rechtlosigkeit des weiblichen Geschlechts dar und forderte sie auf, den Kampf dagegen aufzunehmen. Daß die Worte der Unterzeichneten auf guten Boden fielen, bewies die Diskussion. Die Frauen sprachen sich sämtlich für die Gründung eines Frauen- und Rtädchenbildungsvereins aus und beschlossen, eine Kommis- sion mit der Ausarbeitung der Statuten zu beauftragen. Die Begeisterung war so stark, daß die Frauen den Be- schlug faßten, schon am 14. Oktober eine Versammlung ab- zuhalten und dort den Verein ins Leben zu rufen. Diese Versammlung fand statt und war von 60 Frauen besucht, von denen 51 dem neuenFrauen- und Mädchenbildungs- verein" beitraten und das Einschreibgeld von 20 Pf. gleich bezahlten. Der Verein erstrebt die Förderung der Aufklä- rung und Bildung der Frauen. In den Vorstand wurden die Genossinnen Riedl, Hof, Staats, Pfirrmann, Ky- bortz, Brodbeck, Zettinger, Roth und Luppa ge- wählt. Am 1. Januar 1908 wird der Verein dieGleich- heit" als obligatorisches Organ einführen. Die Mitglieder- zahl ist inzwischen auf 90 gesttegen, ein Beweis dafür, daß die Gründung des Vereins einem längst vorhandenen Be- dürfnis entsprach. Mögen die Genossinnen Ludwigshafens sich zu tapferen Kämpferinnen heranbilden, ihre Feinde, die Unwiffenheit und Gleichgültigkeit, zurückschlagen und den Kampfplatz, auf den sie geführt worden sind, für sich erobern, damit sie Seite an Seite mit ihren Arbeitsgenoffen für die Befreiung des Proletariats kämpfen können. Kath. Schley-Mannheim . In Schraplau , Kreis Mansfeld, wurde im September ein Frauenverein gegründet. In der zu diesem Zwecke einberufenen Frauenversammlung, an der zirka 200 Personen teilnahmen, zum Teil auch aus Stedten , Esperstedt usw., referierte Genossin Vollmann über die Frauenbewegung und gab einen llberblick über die Beratungen des Stuit - zarter Internationalen sozialistischen Kongresses und der Jnter- nationalen Frauenkonferenz. Nach dem Referat ergriff Ge- nosse B ehrend das Wort und forderte die Frauen auf, sich zusammenzuschließen, um gemeinsam zu kämpfen und Auf- klärung und Bildung zu verbreiten. Darauf konstituierte sich der Frauenverein und Genossin Schade wurde als Vertrauensperson gewählt. Einige Wochen darauf, Mitte Oktober, wurde wiederum eine öffentliche Frauenversamm- lung abgehalten. Genosse Behrend referierte über die Bildungsbestrebungen der Proletarierinnen". Am Abend fand ein Kränzchen statt. Möge die proletarische Frauen- bewegung auch im schwarzen Reiche Arends gute Fort- schritte machen, damit der Unternehmerwillkür ein Damm entgegengesetzt wird, die gerade in dieser Gegend besonders brutal auftritt. Anna Sachse. Jahresbericht der Vertrauensperson der Genossinnen von Ottensen . Eine gute Entwicklung hat die Frauenbewe- gung in Ottensen im letzten Jahre genommen. Freilich waren die fünf Frauenversammlungen, die stattfanden von einer Ausnahme abgesehen, schwach besucht und brachten daher betreffs der Gewinnung vonGleichheit"leserinnen und Zahle- rinnen von freiwilligen Beiträgen auch keinen großen Erfolg. Wenn wir trotzdem in jeder Hinsicht erfreulich vorwärts ge- kommen sind, so ist dies der unermüdlichen, bezirksweise durch das Stadtgebiet vorgenommenen Agitatton von Haus zu Haus zu verdanken. Denn da im allgemeinen die Frauen nicht gern zu Versammlungen gehen oder auch oft nicht gehen können, haben unsere tättgen Genossinnen sie in den Wohnungen auf- gesucht, um ihnen angesichts der Not und des Elends ihrer ärmlichen Lage begreiflich zu machen, daß sie im Interesse ihrer Kinder sich der sozialisttschen Bewegung anschließen und sich durch das Lesen derGleichheit" bilden müßten. Unsere Erfolge haben gezeigt, daß die schlichten Worte der Ge- nossinnen, die Leidensgefährtinnen derer sind, zu denen sie sprachen, leichter verstanden wurden, als selbst die besten Vorträge. Die Zahl der Frauen, die sich durch freiwillige Beiträge als Parteimitglieder bekunden, ist von 355 im Jahre 1906 auf 530 im Jahre 1907 gestiegen und die Zahl der Abonnenten derGleichheit" von 230 auf 435. Die Ein- nahmen der Genossinnen betrugen: Vertrieb derGleichheit" 858,20 Mk., Verkauf von Bons a 5 Pf. und von Marken ä 10 Pf. zusammen 498 Mk., auf Sammellisten zum Wahl- fonds 116,20 Mk. Zusammen mit dem Kassenbeständ von 13,12 Mk. stellte sich die Gesamteinnahme auf 1485,52 Mk. Verausgabt wurden für 9486 Exemplare und das Austragen derGleichheit" zusammen 722,25 Mk., Entschädigung der zweiten Vertrauensperson 48 Mk., für verschiedene Agitations- Unkosten 20,35 Mk., an Genossen Hagge vom Überschuß der Gleichheit" 50 Mk., für Marken und Bons zusammen 498 Mk. und 116,20 Mk. an den Wahlfonds des sozialdemokratischen Zentralvereins, insgesamt 1454,30 Mk., so daß ein Kaffen- bestand von 30,72 Mk. vorhanden war. Die Beteiligung der Frauen an der Wahlbewegung war eine sehr rege. Eine während dieser Zeit abgehaltene Frauenversammlung war von 900 Frauen besucht. Die Frauen halfen Flugblätter falzen und austragen und leisteten am Wahltag nützliche Schlepperdienste. Mancher Wähler kam zur Urne, weil er sich von den Frauen nicht beschämen lassen wollte. Auch die theoretische Schulung der Genossinnen wurde nicht vergessen. Es wurden Leseabende organisiert, die jedoch während der Wahl und den Sommer hindurch ausfielen. Nun sind sie wieder aufgenommen worden. Die Genossinnen nehmen außerdemim Segment" an den Versammlungen der Ge- nossen teil, in denen fast stets belehrende Vorttäge gehalten werden. Die Frauen arbeiten in engster Fühlung mit den Genossen. Die Rührigkeit der tätigen Genossinnen Ottensens verbürgt die weitere gesunde Entwicklung der proletarischen Frauenbewegung am Orte. Emilie Lund. Politische Rundschau. Der Ausbruch der Krise, deren erste Anzeichen schon zu Beginn des Jahres bemerkbar wurden, ist jetzt durch die Erhöhung des Reichsbankdiskonts auf den außerordentlich hohen Satz von 7'/, Prozent amtlich anerkannt worden. Der Krach in Nordamerika , wo eine ganze Anzahl von Banken ihre Zahlungen einstellen mußten, iveil sie durch ihre Beteiligung an der zusammengebrochenen Kupferspeku- lation große Verluste erlitten hatten, wirkt auf Europa zu- rück. Der wirtschaftliche Aufschwung, an dessen Ende wir jetzt stehen, nahm auch seinen Ausgang von Amerika . Dort setzt jetzt zuerst die Krise ein, die bei der heutigen innigen Verknüpfung der Weltwirtschaft sich zu einer internationalen auswachsen muß. Die Erhöhung des Bankdiskonts ist das Signal, das auf das Hereinbrechen von Arbeitslosigkeit und Lohndruck hinweist. Wenn die Banken für das Geld, das sie an Handel und Industrie ausleihen, außergewöhnlich hohe Diskontsätze fordern, so zwingen sie zu Einschränkungen der geschäftlichen Operationen. Die Industrie findet infolge der Einschränkung des Handels weniger Absatz. So gerät sie in Schwierigkeiten; Betriebseinschränkungen, Arbeiter- entlassungen. Bankerott der nicht ganz fest fundierten Betriebe sind die Folge. Die Arbeiterschaft muß als Prügelknabe die Schäden der kapitalistischen Produktions- weise ausbaden. Sie wird wieder einmal in Not und Ent- behrung erfahren müssen, daß es für sie in der kapitalistischen Gesellschaft keine Sicherheit der Existenz gibt. Solange die planlose Produktion, die aus dem Privateigentum an den Produktionsmitteln entspringt, ltberfluß an Waren schafft, so lange wird das Elend des Proletariats dauern. Starke Gewerkschaften und eine starke politische Arbeiterbewegung, die Sozialreformen erzwingt, können es mildern ganz beseitigen kann es nur die Vergesellschaftung der Produk- tionsmittel, die Umwälzung der Wirtschaftsform, die Ver­drängung der kapitalistischen Gesellschaft durch die sozia- listische. Die Wetterzeichen der Zeit sind Mahnungen für das Proletariat, seine politische und gewerkschaftliche Rüstung mit aller Kraft zu verstärken, die Gleichgültigen, die noch nicht zur Erkenntnis ihrer Lage Erwachten aufzurütteln und ihre Köpfe aufzuhellen. Harte Zeiten stehen bevor. Die Krise trifft zusammen mit einer erschreckenden Teue- rung der Lebensmittel, und diese Teuerung wird in Deutschland verschärft durch die Wirkungen der Wucherzölle, mit denen die Profitwut der Junker und die Weisheit der Regierung das deutsche Volk beschenkt haben. Die außer- gewöhnlich hohen Roggen- und Weizenpreise, die erheblich den Durchschnittspreis der letzten sieben Jahre übersteigen, stehen jetzt in Deutschland fast genau um den Betrag des Schutzzolls, um 50 und 55 Mk. pro Tonne, höher als auf dem Weltmarkt. In den Zeilen der Not, der Arbeitslosig- keit und des sinkenden Lohnes wird der deutsche Arbeiter das Brot noch um 2'/, bis 2'/« Pf. pro Pfund teurer essen, als es nach den Preisen des Weltmarktes sein müßte; die fünfköpfige Proletarierfamilie wird während der Krise den Großgrundbesitzern pro Tag mindestens 10 Pf. Tribut zahlen müssen für die Erlaubnis, sich an Brot zu sättigen. (Vorausgesetzt, daß sie das mit einem Vierpfundbrot fertig bringt, denn verzehrt sie mehr, so steigt der Tribut ent- sprechend.) Aus allen Teilen des Reichs wird denn auch schon gemeldet, daß das Brot entweder teurer oder bei gleichem Preis kleiner wird! Dazu kommen hohe Fleisch- preise, für die neben den Zöllen die Vieheinfuhrverbott sorgen. Zwar sind die Schweinefleischpreise infolge ver­mehrter Züchtung ein wenig gesunken, sie stehen aber immer noch erheblich höher als 1900. Wie unerschwinglich die Fleischpreise für die arbeitende Bevölkerung geworden sind, das zeigt der Umstand, daß in der Zeit des Aufschwungs, da es den Gewerkschaften möglich war, Lohnerhöhungen zu erkämpfen, der Fleischkonsum laut amtlicher Feststellung zurückging! Andere wichtige Lebensmittel, wie Erbsen, Kartoffeln, Rüböl, Gemüse, Eier, Butler, Milch zeigen er- hebliche Verteuerungen, ebenso die Brennmaterialien. Bei Steinkohlen, Koks und Briketts ersetzen die Preisschraube- reien der kartellierten Kohlenbarone die Wucherzölle. Die Beseitigung der Getreidezölle ist deshalb die dringlichste Maßnahme, die das deutsche Volk zu fordern hat. Aber die Regierung der Junker denkt nicht daran. In der sächsischen Kammer erklärte bereits der Minister Graf Hohenthal, die sächsische Regierung vermöge selbst für eine zeitweilige Aufhebung oder auch nur Ermäßigung der Zölle nicht einzutreten, weil das Interesse der deutschen Land- Wirtschaft lies der Großgrundbesitzer dem entgegen- stehe. Der deutsche Proletarier mag hungern, Graf Hohen- thal glaubt ihn damit trösten zu können, daß er nur vor- übergehend zu hungern braucht. Denn die Teuerung, so meint er, ist nur vorübergehend. Und in dieser Zeit der Not sollen neue Steuern auf notwendige Verbrauchsartikel die Lebens- Haltung abermals verteuern! Das Defizit im Reichssäckel wird groß und größer. Auf 130 Millionen wird es geschätzt. Aber damit ist der Bedarf des Reiches an neuen Steuern nicht erschöpft. Eine neue Flottenoorlage, die 60 Millionen jährliche Mehrausgabe erfordert, wird dem Reichstag zu- gehen, 50 Millionen sind zur Erhöhung der Beamtengehälter notwendig, neue Forderungen für das Heer stehen bevor, große Ausgaben für Eisenbahnbauten in den Kolonien nicht minder. Die bewilligungsfreudige Mehrheit im Reichstag ist da, der Freisinn ist durch den Block gezähmt wie sollte die Regierung die Situation nicht ausnützen. Auf den Umfall des Freisinns in der Steuerfrage wird sicher gerechnet. Jeden- falls arbeitet die Reichsregierung ihre Deckungspläne aus, als hätte der Freisinn niemals gegen indirekte Steuern und Branntweinliebesgaben an die Junker gekämpft. Ein Brannt- weinmonopol wird geplant, oder richtiger eine staatliche Organisierung des Branntweinverkaufs, die staatliche Fest- stellung des Branntweinpreises, die den schnapsbrennenden Junkern für alle Zeit ihre Schnapsprofite und ihre Schnaps- liebesgaben auf Kosten des Volkes sichert und zugleich dem Reichssäckel neue Einnahmen zuführt. Und was dann fehlt» sollen eine Zigarrenbanderolesteuer und andere indirekte Steuern bringen, die den Massenverbrauch treffen und die Lasten auf die große Masse der arbeitenden Bevölkerung ab- wälzen. Denn die herrschende, diebesitzende Klaffe bedankt sich, die Kosten ihrer Polttik zu tragen die Finanzministerkonferenz,