Nr. 25
Die Gleichheit
Zeitschrift für die Interessen der Arbeiterinnen ee
Mit den Beilagen: Für unsere Mütter und Hausfrauen und Für unsere Kinder
Die„ Gleichheit erscheint alle vierzehn Tage einmal. Prets der Nummer 10 Pfennig, durch die Post viertelfährlich ohne Bestellgeld 55 Pfennig; unter Kreuzband 85 Pfennig. Jabres- Abonnement 2,60 Mart.
Inhaltsverzeichnis.
Boltsparlament wider Klaffenparlament. Bon H. B.- Die Berliner Frauenkonferenz. Von Luise Ziez. Schularztberichte. V. Bon Dr. Zabet. Von der Tätigkeit der österreichischen Genosfinnen. Von Adelheid Popp . Ein Mutterbrevier. Elendsbilder aus der rheinischen Textilindustrie. Von W. Kähler. in Weimar . Bon B.- Englische Gewerbeaufsicht im Jahre 1906. Von mb. Kinderschutz. Bon Henriette Fürth. - Frauen im Kampfe. Von w. d.
rinnen.
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Proletarierelend
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Volksparlament wider Klassenparlament.
17. Jahrgang
Zuschriften an die Redaktion der Gleichheit sind zu richten an Frau Klara Zetkin ( Zundel), Wilhelmshöhe, Post Degerloch bel Stuttgart . Die Expedition befindet sich in Stuttgart , Furtbach- Straße 12.
der Vormarsch geschehen soll. Die Aufzählung und Dis-| nahme, verbessert durch eine schärfere Anpassung an die futierung der einzelnen möglichen Kampfmittel verbot organisatorischen Einheiten im Lande. Die Mehrheit des fich für den in voller Öffentlichkeit tagenden Kriegsrat Parteitags war mit dem Referenten, Genossen Haasevon selbst. Und nur der Kampf selbst kann uns darüber Königsberg , überzeugt von der Notwendigkeit, dem belehren, was im gegebenen Moment anwendbar, mög- deutschen Parteivorstand die politische Führung in den lich, erfolgversprechend und nützlich ist, was geschehen preußischen Angelegenheiten zu wahren und lediglich eine muß. Je größer der Kampfeifer, je größer die Scharen geschäftliche Spitze der preußischen Organisation in Ge der Streiter und Streiterinnen, um so größer auch die stalt des Vorstandes der Zentralorganisation von GroßAus der Bewegung: Von der Agitation. Jahresbericht der Ge- Bahl der Waffen, die dem Proletariat in heißem Kampfe Berlin einzusetzen. Auf solche Weise werden alle störenden noffinnen zu Erlangen . Weibliche Delegierte zur außerordent- zur Verfügung stehen. Ist der einige, fefte Wille von Reibungen zwischen einem preußischen Landesvorstand lichen Frauenkonferenz und zum preußischen Parteitag in Berlin. - Millionen da, so wird er auch den zu wählenden und dem deutschen Parteivorstand vermieden; daß der Politische Rundschau. Von H. B.- Gewerkschaftliche Rundschau. Weg zum Ziele finden. Nur nach einer Seite hin lettere die preußischen Angelegenheiten nicht vernach Aus der rheinischen Textilindustrie. Von W. K. hat der Parteitag die Wahl der Mittel beschränkt. Er lässigt, das wird der Wahlrechtskampf zeigen. Notizenteil: Dienstbotenfrage. Arbeitsbedingungen der Arbeite- hat sich ablehnend verhalten gegen die von einigen Zu der wertvollen Materialsammlung, die die GeFrauenstimmrecht. Frauenbildung. Fürsorge- wenigen Genossen noch nicht aufgegebene Illusion, als nossen Adler und Arons in ihren Referaten für den erziehung. Genossenschaftswesen. Quittung. Feuilleton: Die Proletarierin. Von Max Stempel.( Gedicht.) lasse sich bei den nächsten Landtagswahlen durch Unter- Wahlrechtskampf geliefert haben, trugen die Genossen Aus dem Hungerpaftor". Von Wilhelm Raabe. ( Schluß.) stützung des Freisinns, durch eine Taktik des Kom- Legien und Paul Hirsch bei durch ihre eingehenden Bepromiffelns der Wahlrechtskampf vorwärts bringen. Der arbeitungen der Themata„ Die Lage der Staatsarbeiter Parteitag hat feine Unklarheit darüber gelaffen, daß der in Preußen" und" Selbstverwaltung und Gemeinde". Wahlrechtstampf allein als Klassenkampf geführt werden Es sind düstere Kapitel des Buches von der angebmuß und gewonnen werden kann. Wenn Abteilungen lichen preußischen Herrlichkeit, und die Referate zeigten bürgerlicher Elemente ihn ehrlich mitkämpfen wollen: das eine Menge von Stützpunkten auf, von denen aus die Zwei Demonstrationen sind in diesen Tagen in der Feld steht ihnen offen, die Sozialdemokratie wird ver- Hebel für die Unterminierung des Dreiklassenunrechtes deutschen Vormacht Preußen erfolgt, zwei Demonstrationen, suchen, sie mitzureißen und vorwärts zu treiben. Aber anzusehen sind. deren scharfer Gegensatz die politische Lage des Landes die jetzige Haltung des Blockfreisinns verbietet ihr, irgend- Daß diese Arbeit Erfolg verspricht, wenn sie mit stetig fennzeichnet. Am 26. November wurde der preußische welche Hoffnungen auf solche bürgerliche Kampfgenossen- fich steigerndem Eifer geleistet wird, das verheißt der Landtag eröffnet und den Erwählten des Dreiflaffen- schaft zu setzen und diesem Freifinn als Lohn für seinen imposante Verlauf der Kundgebung, die den Zusammenunrechtes und den geborenen Gesetzgebern des. Herren- Wahlrechtsverrat Unterstützung bei den Wahlen in Aus- tritt des preußischen Landtags begleitete. Groß- Berlin hauses die Thronrede verlesen. Sie enthält kein Wort sicht zu stellen. Die Sozialdemokratie muß sich angelegen sab fünfzig Kopf an Kopf vollgepreßte Massenversammüber die brennende Frage der Zeit, über die Wahlrechts- sein lassen, die noch demokratisch denkenden Schichten des lungen und darüber hinaus vor den Sälen Massenfrage, und eben darum gibt sie zu erkennen, daß diese Bürgertums aufzurütteln, ohne auf die Mithilfe der an- ansammlungen von Männern und Frauen, denen die Frage für den Landtag des preußischen Staates nicht geblichen Führer dieser Schichten an rechnen. Sie muß fürsorgliche Polizei wegen überfüllung den Eintritt verexistieren soll. Das war die Demonstration der Herrschen versuchen, die Agitation in die Streise des Riembürgermehrt hatte. Dia Provinzen haben sich der Landeshaupt den wider das Volk. tums, in die Kreise aller derer hineinzutragen, die durch das stadt würdig angeschlossen. Aus ihren Zentren und Am selbigen Tage aber sammelte sich das klassen- Dreiflaffenunrecht unterdrückt und entrechtet werden, um Industriebezirken werden imposante Demonstrationen gebewußte Proletariat des Landes in Hunderten und aber mindestens ihre Sympathie oder doch ihre wohlwollende meldet; aber auch die kleineren Orte blieben nicht zurückHunderten von Versammlungen, und setzte der Demon- Neutralität für den Wahlrechtskampf zu gewinnen. Sie bis in die entferntesten Winkel des Landes ist der Ruf stration der Herrschenden die seinige entgegen, dem ab- darf jedoch ihre Operationen nicht auf der Meinung gedrungen und gehört worden: Heraus mit dem Wahlweisenden Schweigen der Herren den lauten, zornigen aufbauen, sie könne durch solche Taktik die Leitungen recht! Wo die wirtschaftliche Übermacht der Herrschenden Ruf, die entschlossene Forderung der Entrechteten nach der in Betracht kommenden Parteien, des Freisinns und das Versammlungsrecht der Proletarier durch die Abdem gleichen Recht. Die zweite Epoche des preußischen des Zentrums, zu einer anderen Haltung bringen, als treibung der Säle zunichte machte, dorthin drang das Wahlrechtstampfes hub an. Eingeleitet hat sie das Volks- diese sie jetzt einnehmen. Diesen Parteien ist die Forde- Flugblatt und weckte die Empfindung der Schmach, die parlament, das vom 21. bis 24. November in des Landes rung des allgemeinen, gleichen, geheimen und direkten das Fortbestehen des Unrechts für die preußische ArbeiterHauptstadt tagte, der Parteitag der Sozialdemokratie in Wahlrechts gerade gut genug, um Arbeiter- und Klein- klasse bedeutet. Und nicht nur die Zahl der Demonstranten Preußen. bürgerschichten, die noch demokratisch gerichtet sind, an ihre ist das Imposante an dieser Kundgebung. Höher noch Reihen zu fesseln. Die Interessen derjenigen Klassen aber, zu bewerten ist die kampfbereite, entschlossene Stimmung, die die Führung in ihnen haben, der Handelsherren und die nach allen Berichten die Versammlungen erfüllte, in Finanzleute einerseits, tatholischer Junker und Bourgeois denen auch die Frauen zahlreich vertreten waren und andererseits, widersprechen der Einführung des demokra- vielfach in der Debatte ihren Willen kundgegeben haben, tischen Wahlrechts, und wenn die ersteren auch das Drei- Schulter an Schulter mit den Männern zu kämpfen für Der preußische Parteitag der Sozialdemokratie hat flaffenwahlrecht gern beseitigt sähen, die rechte Begeiste- das gleiche Wahlrecht gleich nicht bloß für Bourgeois das Seinige getan, um den Kampf für das Wahlrecht rung für das gleiche Wahlrecht, eine Begeisterung, die und Proletarier, gleich auch für beide Geschlechter! Denn zu verstärken und zu vertiefen, um den Feuerbrand der zu opferreichem Kampfe treibt, ist bei ihnen nicht möglich. der Schlachtruf des Proletariats im Wahlrechtskampf Begeisterung in die Massen im Lande zu schleudern. Es Der Wahlrechtskampf ist deshalb ein Klassenkampf, und umfaßt auch das Wahlrecht der Frau. war kein Schauspiel, was er bot, keines der äußerlich so als solcher muß er geführt werden. Nur die Armen, Die erste Aktion ist gewesen die zweite kann über glanzvollen und innerlich so leeren Schaustücke, wie sie die Entrechteten und Unterdrückten werden für ihn die Nacht nötig werden. Das Proletariat muß die Zwischendie Parteiparlamente des Freisinns und des Zentrums Sturmfolonnen formieren. Auf Unterstützung unseres zeit zu intensivster Kleinarbeit für die Stärkung seiner find, wo die äußerliche Geschlossenheit der Partei eine Lüge Kampfes durch irgendwie nennenswerte Teile des Bürger- Reihen nügen. Und setzt sich die kampfbereite Stimmung ist, die nur vorgetäuscht werden kann durch Ausschluß tums, durch bürgerliche Parteien, wie in Osterreich , in der Demonstranten um in ernste, hingebende Arbeit, so der freien Aussprache, nur durch die Teilung der Ber - Ungarn und anderen Ländern, haben wir in Preußen wird die zweite Aktion noch größere Massen mobilisieren, so treter in Führer, die reden, und Geführte, die schweigen nicht zu hoffen. wird die Stoßkraft der proletarischen Armee wachsen, und und flatschen. Es war eine sachliche, durch keinerlei ver- Daß diese Erkenntnis die der großen Mehrheit der mit ihrem Anschwellen werden die Mittel sich mehren, borgene Absichten geleitete freie Beratung Freier und Partei ist, das lehrt uns der Verlauf der Wahlrechts- die sie im Kampfe verwenden kann. Das Proletariat ist Gleicher. Es fehlten nicht Mißklänge, Zusammenstöße, debatte des preußischen Parteitags. Diese Erkenntnis feines Wahlrechts Schmied! Vorwärts in den Kampf! Differenzen. Und doch erhebt sich der Gesamteindruck muß die Partei aber auch antreiben, ihre Kräfte zu verzur Wirkung einer großen Harmonie, einer geschlossenen doppeln, die Agitationsarbeit in den Kreisen der IndiffeEinheit. Denn über den Differenzen stand die Einheit renten, der noch nicht zum Klassenbewußtsein erwachten des Zieles und des Wollens. Und alles übertönend Proletarierschichten um so intensiver zu betreiben. Denn brausten durch diese Verhandlungen wie helles Trompeten es ergibt sich aus ihr, daß der Kampf in Preußen härter geschmetter die Rufe zum Kampfe und die Bekundungen und schwieriger sein muß, als die Kämpfe unserer Bruder des festen Willens, ihn zu führen bis zum Ende und parteien für das Wahlrecht. mit allen gebotenen Mitteln. Alles in allem genommen war es eine Beratung, die würdig ist, als die Einleitung jenes Kapitels preußischer Geschichte zu gelten, das die preußische Arbeiterklasse machen will.
Hier war es vertreten, das arbeitende preußische Volt, das im Dreiklassenhause keine Vertretung hat und haben soll. Und hier wurde das Signal gegeben zu dem Kampfe, in dem die Kundgebungen des 26. November die erste Heerschau bildeten.
Der Wahlrechtsdebatte, die die Genossen Adler- Kiel und Dr. Arons- Berlin durch instruktive Referate über „ Die Tätigkeit des Dreitlaffenlandtags" und über den „ Landtagswahlkampf" eingeleitet hatten, ging die Be Wie sie es zu machen hat, darüber hat der Partei- ratung über die Organisation der preußischen sozialtag nicht mehr als die unbedingt nötigen Worte gesagt. demokratischen Landespartei voraus. Der Entwurf der Er hat nur die Hauptrichtung angegeben, in welcher Berliner Organisation fand in seinen Grundzügen An
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H. B
Die Berliner Frauenkonferenz. Obgleich von verschiedenen Seiten Stimmung und Agitation gegen die außerordentliche Frauenkonferenz gemacht worden war, erfreute diese sich doch eines prächtigen Besuchs. An ihr nahmen 25 Delegierte und eine Anzahl Gäste teil, darunter ein Vertreter des Parteivorstandes, ein Vertreter der sozialdemokratischen Vereine Groß- Berlins, Genosse Poetsch vom Verband der Gastwirtsgehilfen, Gewerkschaftssekretär SchmidtHannover und viele andere noch.
Genossin Baader, die die Konferenz eröffnete und leitete, präzisierte die Aufgaben, welche die aus allen Teilen Deutsch lands beschickte Tagung zu erledigen hatte. Sie wies scharf