Nr. 26
Die Gleichheit
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vereinigten, erhielten jie 1901 15017 Stimmen, 1904 18943 der Anteil der einzelnen Altersklassen an der Gesamtzahl Julie Eichholz davon wirklich gar nichts, oder will sie be und in diesem Jahre 24 561 Stimmen und 44 von den der Gestorbenen erweist, daß die Unterfünfjährigen haupten, daß auch die Redakteure aller, anderen Zeitungen, 84 Sigen der Gemeindevertretung. Freilich, ihre Freude mit 42,28 Prozent, die 60jährigen und Alteren mit 29,01 denen der Hausfrauenverein Annoncen gibt", gleichfalls einwird nicht ganz ohne einen bitteren Tropfen sein, denn auch Prozent, beide zusammen mit 71,29 Prozent an der Gesamt- geladen worden sind, und daß auch für die betreffenden Blätter die für die Sozialdemokratie abgegebenen Stimmen sind zahl der Gestorbenen beteiligt sind, das zweite Altersjahr Propaganda gemacht ward? start gewachsen, von 9517 im Jahre 1904 auf 14589 in zehnt lieferte nur 2,99 Prozent, das dritte 5,28 Prozent der diesem Jahre, und ihre Mandate haben sich von 23 auf 27 Gestorbenen. vermehrt. Immerhin werden die günstigen" Erfahrungen, welche die Reaktion in Norwegen mit dem beschränkten Frauenwahlrecht gemacht hat, die herrschenden Klassen in Deutschland jedenfalls seiner Einführung geneigter machen, um so mehr als bei der notorischen Rückständigkeit der deut schen Frauen in den höheren und mittleren Kreisen noch " glänzendere" Erfolge als in Norwegen zu erwarten find. Und daß es den deutschen Damen das Gros der Frauenrechtlerinnen inbegriffen nicht an dem bürgerlichen Klassenegoismus fehlt, haben sie reichlich bewiesen. Die Proletarierinnen können vor derartigen Danaergeschenken gar nicht genug auf der Hut sein. In Stuttgart wollte bekanntlich eine einzige englische Delegierte den Internationalen Rongreß überreden, das beschränkte Frauenwahlrecht nicht als eine Verhöhnung des Prinzips der Gleichberechtigung des Geschlechts zurückzuweisen, da ein halbes Laib Brot besser als kein Brot sei. Der Wahlausfall in Norwegen zeigt, daß Genosse Burrows danach mit Recht entgegnete: Wie aber, wenn das halbe Laib Brot vergiftet ist?" Das beschränkte Frauenwahlrecht trägt das Gift der Reaktion in sich.
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Eheschließungen und Ehescheidungen.
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ag.
Nach all diesen Vorkommnissen erachte ich es als moralische Pflicht des Hausfrauenvereins, Sorge zu tragen, Es ist eine anerkannte Tatsache, daß die steigende kapi- daß die Mädchen nicht um ihr Geld geprellt werden. talistische Ausbeutung der Frau als Lohnarbeiterin von be Vor allem ist Frau J. Eichholz entrüstet, daß ich sie des stimmendem Einfluß auf die wachsende Sterblichkeit der literarischen Diebstahls beschuldigte. Sie will bis heute für Säuglinge und Kinder zarten Alters ist. Aber auch die rück- mich mildernde Umstände gelten lassen, weil sie annimmt, fichtslose Auswucherung der väterlichen Arbeitskraft hat ihr ich könnte die näheren Umstände der Affäre vergessen haben. Teil an der starken Kindersterblichkeit. Hart fronende und Ihre Berichtigung" schließt sie mit einer nicht mißzuverunterernährte Eltern, die obendrein oft mit Berufskrank - stehenden Drohung für den Fall, daß ich in der Zukunft heiten behaftet sind, haben nur zu oft lebensschwache Nach meine Behauptung wiederholen würde. Nun, Frau J. Eichtommen. Die Dürftigkeit der Lebenshaltung in der prole holz, ich halte meine Behauptung voll aufrecht, tarischen Familie, Mangel an Fürsorge und Pflege tragen und es könnte mir nur lieb sein, wenn Sie mir Gelegenheit das ihrige dazu bei, daß der Tod unter den Kleinen in der geben würden, dieselbe vor Gericht zu beweisen. Das Arbeiterklasse reiche Ernte hält. Alle Wechselfälle des wirt- Beweismaterial befindet sich glücklicherweise schaftlichen und sozialen Lebens, welche die Lebensgeftaltung in meinen Händen. Hätte Frau J. Eichholz, wie sie der Arbeiterfamilie berühren, sind daher nachgewiesener- behauptet, aus meiner Arbeit lediglich die Schilderung von der Einrichtung einer Kaffeeverleserei entnommen, würde ich maßen auch von Einfluß auf die Kindersterblichkeit. Die gegenwärtige Lebensmittelteuerung und die mit der dies mit keinem Worte erwähnt haben. Was aber tat Frau wirtschaftlichen Krise zunehmende Arbeitsverminderung ver- Eichholz. Sie schrieb in der Frauenrundschau"( den mehren in bedenklicher Weise die Unterernährung des ar Artikel im Lotsen" kenne ich nicht), die Verhältnisse, beitenden Volkes und damit die Vernichtung der jungen unter denen die Hamburger Kaffeeverlese= Generation des Proletariats. Der Zolltarif gehört zu den rinnen leben, seien der Öffentlichkeit gegenEin Damenwahlrecht nur, kein allgemeines Frauen- Mordwerkzeugen der modernen, privilegierten Engelmacherei. über vollständig unbekannt; Licht in dieses wahlrecht sieht der Entwurf der holländischen ReDunkel habe die Enquete der bürgerlichen Frauen gebracht, deren Ergebnis im nachfolgenden gierung zur Wahlrechtsreform vor, wie wir auf unsere Anfrage von den Genossinnen des Landes erfuhren. Die Tages- Buschrift. Laut§ 11 des Preßgesetzes bitte ich um folgende von ihr, Frau Eichholz, bearbeitet sei, und dann folgte zeitungen hatten also in dieser Beziehung irreführend be- Berichtigung. Es ist unwahr, daß der bürgerliche Dienst- Wort für Wort mein Artikel, den ich in der ,, Gleich: richtet, und der Irrtum war auch in die„ Gleichheit" mädchenverein nur 25 Mitglieder zählt. Es sind immerhin heit über die Lage der Kaffeeverleserinnen veröffent. Nr. 23 übergegangen. Wir werden in der nächsten Nummer einige Hunderte, nur Dienstmädchen, feine Scheuerfrauen. licht hatte. Nur wo ich geschrieben, dies und jenes sei eine Korrespondenz unserer holländischen Genossinnen über In der letzten Versammlung traten 42 neue Mitglieder dem durch den Streit beseitigt worden, hatte Frau J. Eichholz bie Angelegenheit veröffentlichen, die unser besonderes Inter- Verein bei. Es ist unwahr, daß die Dienstpersonal- den Passus dahin abgeändert, daß im Laufe der Zeit die effe verdient. Sie ist ein Beweis mehr für die steigende Zeitung" das Organ des Hamburger Hausfrauenvereins war. Anderung erfolgt sei. Ich habe damals, als der Artikel erTendenz der Reaktion, im Interesse der ausbeutenden Klassen Er stand in keiner anderen Verbindung mit demselben, wie schien, auch sofort an Fräulein Dr. Stöcker, die Redakteurin die Macht der Konservativen, der rückständigen Elemente mit allen anderen Zeitungen, denen er Annoncen gibt. Es der Rundschau", geschrieben und auch ihr das Beweis durch ein beschränktes Frauenwahlrecht zu stärken. ist deshalb unwahr, daß der Hausfrauenverein irgend ein material dafür eingesandt, daß Frau Eichholz Mädchen veranlaßt hat, auf diese Zeitung zu abonnieren. meine Arbeit unter ihrem eigenen Namen verNun zu der ungeheuerlichen Behauptung des literarischen öffentlicht hatte. Wirklich, ich bewundere die Stirn der Diebstahls, die nur entschuldbar erscheint durch die langen Frau Eichholz, die diesen Tatsachen gegenüber es wagt, eine Jahre, die inzwischen verflossen sind, und die es möglich er- Berichtigung" einzusenden, die mit einer Drohung gegen scheinen lassen, daß Frau Zieh sich der Tatsachen nicht mehr mich schließt. genau erinnert. Glücklicherweise existieren jedoch noch Augenund Ohrenzeugen, die die Wahrheit feststellen können. Im Jahre 1899 und 1900 machten Frau v. B. und ich eine Enquete unter den Arbeiterinnen der Nahrungs- und Genußmittelbranche. Um allen Mißständen auf den Grund zu kommen, Zur Charakteristik der Frau J. Eichholz sei zum Schlusse Wird statt der Gesamtbevölkerung nur die im heirats: baten wir unter anderen auch die beiden sozialdemokratischen fähigen Alter( das heißt das männliche Geschlecht vom Führerinnen um Material und Adressen. Beides wurde uns noch folgendes erwähnt. Frau Eichholz, die jetzt die vollendeten 21. und das weibliche vom vollendeten 16. Jahr übergeben mit der strikten Erlaubnis, das Material wütendste Gegnerin der Sozialdemokratie ist, uns angreift an) in Betracht gezogen, so fommen 14,1 Eheschließungen im Interesse der Arbeiterinnen zu verwenden. und als Heyer verschreit, wo sich immer die Gelegenheit auf 1000 Personen im heiratsfähigen Alter. Läßt man Dafür habe ich drei Zeugen. Dies habe ich getan, ich bietet, hat sich vor gar nicht langer Zeit lebhaft bemüht, ferner auch noch die bereits Verheirateten außer Betracht, habe dies Material zusammen mit den 800 Fragebogen, die die Mitarbeiterin des Hamburger Echo" zu werden. so entfallen 31,8 Eheschließungen auf 1000 Köpfe der heirats- wir selbst bei den Arbeiterinnen ausgefüllt hatten, zweimal Das mißlang! Ihre Artikel wurden als nicht konvenierend fähigen ledigen, verwitweten und geschiedenen Bevölkerung. veröffentlicht, viele Mißstände dadurch aufgedeckt und schließ- zurückgesandt und seitdem die Feindschaft! Rommen Luise Zietz . Ehelösungen fanden im Berichtsjahr 10618 statt, nämlich in Hamburg erreicht, daß eine weibliche Gewerbeauf- tar überflüssig! lich 10 338 durch Tod und 280 durch Scheidung. Somit sichtsbeamtin ernannt wurde. Von literarischem Wert konnte vermehrten sich die bestehenden Ehen rechnungsmäßig um bei dem Material von Frau Zieß keine Rede sein; es handelte 5269. Die Zahl der Ehescheidungen ist um 19 höher sich um die Schilderung der Einrichtung einer Kaffeeverleserei. Zur Förderung der Dienstbotenorganisation sind bei der „ Gleichheit" von Genossen J. Erdle= als im Vorjahr. Die Gründe der Scheidung waren recht ver- Die eine Veröffentlichung war im„ Lotsen", und sie handelte Redaktion der schieden. In 109 Fällen wurde die Ehe wegen Ehebruchs von 62 Betrieben; die zweite war in der Frauenrundschau". Chemnitz 5 Mt. eingegangen und dem Agitationsfonds geschieden, und zwar war 45 mal die Frau die Klägerin, 55 mal zum überfluß hatte ich beide Male die sozialdemokratische der Genofsinnen übermittelt worden. der Mann und 9 mal tlagten beide Teile. Wegen böswilligen Quelle angeführt. Der Lotse" erwähnte dies auch; die Verlassens wurden 28 Ghen getrennt; in 6 Fällen war Frauenrundschau" brachte jedoch die Ausführungen in sehr Paul Singer, Verlagsanstalt und Buchdruckerei, Stuttgart . Wahnsinn die Ursache zur Scheidung der Ehe, in 106 Fällen gefürzter Form, und so unterblieb durch die Kürzung ohne unsittliches Verhalten, grobe Mißhandlung und Ver- meine Schuld die Namensnennung von Frau Zieh. Ich unglimpfung. Nichtigerklärung wegen Jrrtum in den per- überlasse es nun den Leserinnen der„ Gleichheit", zu urteilen, sönlichen Eigenschaften des anderen Ehegatten fam ob Frau Zieß zu ihrem Vorwurf berechtigt war, möchte sie zweimal vor. In den übrigen 29 Fällen waren unsittliches aber warnen, denselben weiter zu verbreiten, nachdem sie Verhalten, grobe Mißhandlung und Verunglimpfung in Ver- von nun an nicht mehr vorgeben kann, in gutem Glauben bindung mit anderen Tatsachen Ursache der Scheidung. Im zu handeln. Hochachtend Julie Eichholz. gangen war 89mal der Mann und 165 mal die Frau der flägerische Teil; in 26 Fällen flagten beide Teile. ag. Zur Entgegnung. Frau Julie Eichholz bekundet, gelinde gesagt, eine ziemliche Portion Unverfrorenheit, indem sie die obige sogenannte„ Berichtigung" einsendet. Es ist Vereine, die eine größere Anzahl Exemplare bestellen, erhalten noch nicht allzu lange her, als in der Versammlung des bürgerlichen Dienstmädchenvereins Klage geführt ward, daß zwar ursprünglich von zirka 100 Mädchen der Beitritt an gemeldet worden, daß aber davon nur ungefähr der vierte Teil das Eintrittsgeld und einen Beitrag entrichtet hätten. Nach Adam Riese ist der vierte Teil von hundert 25.
Zur Statistik der Eheschließungen und Eheschei dungen in Baden. Der soeben erschienene 22. Jahrgang der„ Statistischen Mitteilungen über das Großherzogtum Baden " behandelt auch die Eheschließungen und Ehelösungen für das Jahr 1904. Es wurden standesamtlich 15 887 Eheschließungen vollzogen, das heißt 8,1 auf 1000 Einwohner.
Kindersterblichkeit.
Der Kindermord in der kapitalistischen Ordnung bird durch die nachstehenden Zahlen charakterisiert, die wir em 22. Jahrgang der„ Statistischen Mitteilungen über das Broßherzogtum Baden" entnehmen. 1904 beträgt die natüriche Zunahme der badischen Bevölkerung 1,35 Prozent, die Sterblichkeit der kleinen Rinder weist eine Vermehrung gegen das Vorjahr auf.
Was Frau Julie Eichholz über die„ Dienstpersonal
Daß es geradezu an Größenwahn grenzt, wenn die Dame schreibt, infolge ihrer Veröffentlichungen sei in Hamburg eine Fabrifinspektorin angestellt worden, sei nur nebenher erwähnt. Unseren Lesern wird diese Behauptung einen heiteren Augenblick verschaffen.
Quittung.
Solange der Vorrat reicht, offerieren wir:
Für unsere Kinder
Weihnachtsbuch der Gleichheit Herausgegeben von Klara Zetkin ( 3undel)
Preis tartoniert Mt. 1.
einen Vorzugspreis.
Das Weihnachtsbuch der Gleichheit besteht aus den beiden Jahrgängen 1905 und 1906 der Beilage der Gleichheit Für unsere Kinder".
Soeben ist erschienen:
Zeitung" berichtet, iſt von mir gar nicht behauptet worden. Die Mutter als Erzieherin
Kleine Beiträge zur Praris der proletarischen Hauserziehung von Heinrich Schulz
Die Zahl der im ersten Lebensjahr gestorbenen Kinder Mit feinem Wort habe ich davon gesprochen oder geschrieben, betrug 18746( 318 mehr), die der über 1 Jahr alten Per- daß diese Zeitung das Organ des Hamburger Hausfrauensonen 26 468( 263 mehr); die ersteren machten 34,19 Pro- vereins sei. Ich habe lediglich behauptet, daß der Hauszent, die letzteren 65,81 Prozent der Gestorbenen aus( gegen frauenverein darin nicht nur ständig annoncier hat, sondern 33,89 beziehungsweise 66,11 Prozent im Jahr 1903). Die daß auch von Mitgliedern dieser Organisation die Mädchen Säuglingssterblichkeit ist also im Berichtsjahr wieder des bürgerlichen Vereins zum Abonnement aufge- Mitglied des Bildungsausschusses der Partei u. Lehrer an der Parteiſchule. etwas stärker als im Vorjahr. Wie gewöhnlich war bei den fordert wurden. Wenn Frau J. Eichholz, deren GeKnaben die Sterblichkeit im ersten Lebensjahr erheblich dächtnis zu gewissen Zeiten vollständig zu versagen scheint, größer als bei den Mädchen; von jenen starben 7606 dies vergessen haben sollte, will ich sie an folgendes er ( 22,34 Prozent der lebendgeborenen Knaben) und von diesen innern. Als verschiedene Mädchen des bürgerlichen Ver6142( 18,81 Prozent der lebendgeborenen Mädchen). Ebenso eins( unter anderen, wenn ich mich erinnere, Fräulein Holwar die Sterblichkeit unter den unehelichen Kindern länder) sich über die schreckliche Inhaltlosigkeit und den größer als unter den ehelichen. Von den Gestorbenen hohen Preis des Blattes beklagten, ward der Redakteur des des ersten Lebensjahres waren 12 351 ehelich und 1397 außer- felben eingeladen, und er versprach, nach Kräften für besseren ehelich geboren; erstere machten 19,96 Prozent der ehelichen, Inhalt Sorge zu tragen. Billiger könne er das Blatt nicht letztere 29,04 Prozent der unehelichen Lebendgeborenen aus. hergeben, meinte er, aber er wolle sehen, daß die GeschäftsDie Zahl der in den ersten Lebenszeiten und in fünf, leute, die in dem Blatt annoncieren, den Mädchen bei beziehungsweise zehnjährigen Altersklassen Gestorbenen, sowie ihren Einkäufen Rabatt gewährten. Weiß Frau
Nicht gelehrte Abhandlungen über erzieherische Probleme will das Büchlein der proletarischen Mutter darbieten, für die es in erster Linie bestimmt ist, sondern kurze, einfach gehaltene und leichtverständliche Ratschläge und Winte aus der Praxis der häuslichen Kindererziehung für die Praxis. Der Verlag hat zwei Ausgaben herstellen sen, eine kartonierte und eine Ausgabe im Geschenkeinbnd. Die kartonierte Ausgabe kostet 50 Pf., die Ausgabe im Geschenkeinband 75 Pf. Das Büchlein eignet sich ganz vortrefflich als WeihnachtsExpedition der Gleichheit. geschent.