Nr. 11
Die Gleichheit
eeee Zeitschrift für die Interessen der Arbeiterinnen te
Mit den Beilagen: Für unsere Mütter und Hausfrauen und Für unsere Kinder
Die Gleichbett erscheint alle vierzehn Tage einmal. Preis der Nummer
10 Pfennig, durch die Poft vierteljährlich ohne Beftellgeld 55 Pfennig; unter Kreuzband 85 Pfennig. Sabres- Abonnement 2,60 Mart.
Juhaltsverzeichnis.
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Stuttgart den 11. Mai 1908
18. Jahrgang
Zuschriften an die Redaktion der Gleichbelt find zu richten an Frau Riava Zetfin( Zundel), Wilhelmshöhe, Post Degerloch bet Stuttgart . Die Expedition befindet sich in Stuttgart , Furtbach- Straße 12.
Man muß diesen vielmehr den Anteil der indirekten| 100000 Mt. und darüber beschenkt, leichten Herzens Bur Steuerpflicht das Wahlrecht. Schulspeisung. Von Luise Reichssteuern hinzurechnen, welchen die preußische Be 4 Mr. von 100 dem Staat steuern fann. Ja auch der Rautsty. I.Auf, in den Wahlkampf! Von Gustav Hoch. völferung trägt. Bekanntlich sind es die Aufwendungen Wohlhabende mit dem bescheidenen" Einkommen von Die dritte sozialdemokratische Frauentonferenz in Österreich . des Reichs für das„ herrliche" Kriegsheer, die gräßliche" 30000 Mt. braucht nicht ängstlich zu sparen, weil der Die Berge freißen... Bon M. Kt. Auch eine Heldin. Von Flotte und die barbarische Kolonialpolitit, welche Hun- Herr Fiskus ihm 3 Mt. vom Hundert abverlangt. Wie Anna Blos. - Liberalismus und Frauenfrage. Von K. D. berte auf Hunderte von Millionen Mart auffressen. anders die Arbeiterfamilie, die bei einem Berdienst von Frauendienst in den badischen Jrrenanstalten. Bon m. g. Aus der Bewegung: Von der Agitation. Jahresbericht der Ber- und für die schwindelnde Höhe dieser Aufwendungen 900 Mt. im Jahre 62 Pf. vom Hundert steuern muß. trauensperson des Streifes Teltow- Beeskow- Storfow- Charlotten ist in der Hauptsache Preußen verantwortlich. Preußen Mit den fast 6 Mr., die das ausmacht, ist vielleicht die burg . Die Behörden im Stampfe gegen die proletarischen Frauen. ist die Vormacht im Reich. Der badische Finanzminister Hausfrau gezwungen, die Ernährung der finderreichen Politische Rundschau. Von H, B. Gewerkschaftliche Rund. Buchenberger hat dem Gehege seiner Bähne das Ge- Familie für zwei, drei Tage zu bestreiten. Rechnet ständnis entschlüpfen lassen, daß im Bundesrat bei der man außerdem zu der staatlichen Einkommensteuer die Notizenteil: Dienstbotenfrage. Frauenftimmrecht.- Frauenarbeit Festsetzung des Reichsbudgets bie Vertreter der übrigen indirekten Reichsabgaben dazu, so entpuppt sich die an auf dem Gebiet der Industrie, des Handels- und Verkehrswesens. Bundesstaaten die Rolle von Ja- Nicke- Maschinen spielen. scheinend stärkere Bürde der befizenden Klaffen als der -Sozialistische Frauenbewegung im Ausland. Preußen ist aber ein Militärftaat. Seine Regierung war reine Augenblender. Beide Steuerleistungen belasten Feuilleton: Die Werkstatt. Von Morris Rosenfeld. ( Gedicht.) je und je nicht nur die Dienerin einer friegsruhm- und nämlich die Steuerpflichtigen mit einem Einkommen von Grete Bofe. Aus Leben und Liebe des Proletariats. Bon Lu Märten. machtlüsternen Dynastie, sie amtiert vielmehr auch als 900 bis 3000 Mt. mit 5,9 bis 7,6 Prozent Beilage: Flugblatt zu den preußischen Landtagswahlen. 8000 politische Geschäftsführerin der befizenden Klassen. Diese 3000 bedürfen des Heeres zur Wahrung ihrer Geldsacintereffen 8000 80000 gegen den äußeren und inneren Feind, der Flotte als
schau.
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100000
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6,9 7,7 6,0 6,7 5,0
Zur Steuerpflicht das Wahlrecht! Werkzeug ihrer raublustigen, gewalttätigen Kolonialpolitik Die unteren Klassen der Steuerpflichtigen mit einem Noch immer plappert der Spießbürger sein Sprüche und aller drei Institutionen als trefflicher Gelegenheits- Einkommen von 900 bis 3000 mt. bringen mit den lein herunter, dem weiblichen Geschlecht stehe es nicht macherinnen einträglicher und sicherer Kapitalanlagen. 73% Millionen Wart, die sie blechen müssen, fast ein an, sich um die staatlichen, die öffentlichen Zustände zu Dank der preußischen Politik im Reiche mußte nun die Drittel der gesamten Einnahme des Staats aus der fümmern, es sei daher mit gutem Fug und Recht des Bevölkerung Preußens 1908 nicht weniger als eine Einkommensteuer auf. Sie machen mit 4,8 Millionen Wahlrechts beraubt, das heißt der Möglichkeit, mittels Milliarde neun Millionen Mark zu der Reichsausgabe der Bevölferung 88,8 Prozent aller Steuerpflichtigen seiner die Gesetzgebung und damit die Gestaltung der für Heer, Flotte und Kolonialpolitik beisteuern! aus. Wollte Preußen sie steuerfrei lassen, so könnte es politischen Verhältnisse zu beeinflussen. Viele Frauen Die werftätigen Massen des Landes sind es, die den sich leicht schablos halten für den Betrag, den es aus schenten diesem Geschwät unbesehen Glauben. Leider! weitaus größten Teil dieser Riesensumme aufbringen ihrer Belastung, zum großen Teil aus ihren Entbeha Wir sagen leider" nicht bloß, weil die gedankenlose müssen, an ihr hängt der Schweiß, der Hunger, man rungen zieht. Es brauchte bloß progressiv die 3561 Gleichgültigkeit diese Frauen hindert, als Staatsbürge- ist versucht zu sagen, das Blut der Armen und Armsten. Sehrreichen stärker zu besteuern, von denen jeder sich timen ein Recht zu fordern, das sie so dringend be- Sie wird nicht eingehoben durch Sirefte Steuern, welche eines durchschnittlichen Jahreseinkommens von einer hötigen wie der Mann, und weil ihr Schweigen den die Besitzenden nach dem Inhalt ihrer diebs- und feuer Viertelmillion erfreut. Jedoch eher würde der Wolf Widerstand der reaktionären Gewalten stärkt, welche sich sicheren Geldschränke treffen, sie wird pfennigweise zu zusammen mit dem Lamm friedlich auf der Weide grasen, der politischen Gleichberechtigung des weiblichen Gesammengescharrt durch indirekte Steuern und Abgaben, ehe der preußische Kapitalistenstaat sich zu einem solch schlechts widersetzen. Unser Leider" gilt auch der Preis- welche den Bedarf der ausgebeuteten Massen fünstlich frevlen Attentat" gegen den neunmal geheiligten Geldgabe ihrer ureigenen Interessen, deren sie sich damit verteuern: Brot, Mehl, Fleisch, Zucker, Salz, Petroleum sack erkühnte! Dafür ist er gewissenhaft bemüht, denen schuldig machen. Der Preisgabe aller Interessen, welche usw. Der Zweck dieser Art der Besteuerung ist offen zu geben, die schon haben und viel haben. Unter den die Frau an dem Zuschnitt, dem Charakter der Zustände Staatsausgaben befinden sich 327,1 Millionen Mark für in Staat und Gemeinde hat. die Verzinsung und Tilgung der Staatsschulden. Diesen Betrag übersteigt bei weitem die Summe, welche die befizenden Klassen als Einkommensteuer entrichten, und unter den Gläubigern Preußens dürften sich verflucht wenig Arbeiterinnen und Arbeiterfamilien befinden!
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sichtlich; die Mark- und Talermillionäre sollen mit Lasten verschont werden, der Buckel der fleinen Leute muß die Darunter befindet sich eins, dessen Sprache auch der Bürde tragen. Der Betrag des Verzehrs einer fünfunaufgeklärten Proletarierin verständlich sein sollte. föpfigen Arbeiterfamilie wird im Durchschnitt jährlich Dieses Interesse rührt nämlich an die Stelle, wo die um 83 Mark durch indirekte Reichssteuern in die Höhe meisten Menschen besonders empfindlich sind: an den geschraubt, von deren Ergebnis der Militarismus den Geldbeutel. Die Frau der werktätigen Masse aber Löwenanteil verschlingt. Mag die Arbeiterin noch so Einige andere Züge noch vervollständigen das kapiauch wenn sie noch so ideal veranlagt ist muß farg entlohnt sein, mag die Arbeiterfrau mit dem kleinsten talistische Gesicht des preußischen Steuerwesens. Der jedes Antasten ihres Beutels mit größter Sorge be- Wirtschaftsgelde haushalten müssen, sie kann sich den Kaiser zahlt von seinen 15,7 Millionen Zivilliste keinen trachten und energisch abzuwehren fuchen. Ob sie als drückenden indirekten Abgaben nicht entziehen. Mit je- Pfennig Steuer. Steuerfrei sind ferner die Mitglieder Arbeiterin, Handelsangestellte, turz als Erwerbstätige dem Bissen Brot, den die eine zum Munde führt, mit der königlichen Familie, das Hohenzollernsche Fürstenhaus selbst ihn füllt oder ob sie als Hausmutter flug ver- jeder Suppe, jedem Häppchen Fleisch, das die andere und die Angehörigen der drei Fürstenhäuser von Han waltet, was der Mann hineinlegt, ganz gleich: er ist den Ihrigen auftischt, fordert die Reichskaffe ihren nover, Nassau und Kurhessen, deren Häupter zwar durch schmal, und so viele Bedürfnisse sollen trotzdem aus ihm Tribut ein, zwingt sie die arbeitenden Massen durch die eine Revolution von oben ihre Kronen verloren, die bestritten werden. Der Staat faßt mit festem Griff in fünftliche Verteuerung des Lebensbedarfs zum Knapsen nicht minder von Gottes Gnaden waren als die die bescheidene Kaffe, und nicht wenig ist es, was er und Entbehren. Krone der Hohenzollern , die aber nichtsdestoweniger das als Steuern direkte und indirekte oder in anderer Unerträglich schwer laften die indirekten Reichssteuern angeführte schäzenswerte Privileg behielten. Bei der Form daraus zur Deckung seiner Ausgaben errafft. besonders auf jener Hälfte der preußischen Bevölkerung Einkommen über 3000 mit. gehört die SteuerhinterSeine Hand fann freilich nicht nach Belieben zufaffen,-18,8 von 87,5 Millionen Köpfen, die so arm ist, ziehung zu den Alltäglichkeiten, fie gilt den Besitzenden fie wird von der Gesetzgebung gelenkt, und was diese daß sie nicht zu den direkten Steuern ihres engeren faft als eine Pflicht edler Sparsamkeit", die ste um so über die öffentlichen Einnahmen und Ausgaben vor Vaterlands" herangezogen wird, die bei einem Jahres- lieber und gewissenhafter zu üben pflegen, je reichere schreibt, das hängt in hohem Maße davon ab, wie einkommen von 900 Mark einsetzen. Sie knöpft ja allen, Segenströme Gott Mammon in ihre Kaffen leitet. Da die gesetzgebenden Körperschaften zusammengesetzt sind. die unter dieser Summe verdienen und dazu gehört gegen wacht der Staat peinlichst darüber, daß ihm keir 7 bis 9 Mark steuerpflichtiger roter Heller der kleinen Einkommen vov Halten die Frauen sich diese Tatsache vor Augen, so die große Mehrzahl der Arbeiterinnen müssen sie auch flar das bittere Unrecht erkennen, das vom Hundert ab, ein Prozentjat, der von bitteren Leiden, 900 bis 3000 mt. entgeht. Die Novelle zum Ein ihnen in Gestalt ihrer politischen Rechtlosigkeit zugefügt von heimlichen Tränen erzählt. Je niedriger das kommensteuergesetz von 1906 verpflichtet die Unter wird. Über die Zusammensetzung der modernen Barla- Einkommen ist, um so mehr macht sich der Zwang zu nehmer, zum Zweck der Steuererhebung das Einkommer mente entscheidet das Wahlrecht. Daß die Frauen fein sparen und zu darben geltend, um so brutaler ist der aller ihrer Arbeiter und Angestellten zu denunzieren Wahlrecht befizen, bedeutet mithin nichts anderes, als Druck, den jede Verteuerung des Lebensbedarfs ausübt. das unter 3000 Mt. beträgt. So sind die Arbeiter unt daß sie keinen Einfluß darauf haben, wieviel und zu Die indirekten Steuern verstärken daher auch wesent fleinen Leute die einzigen Bürger in Preußen, die des welchen Zwecken auch aus ihrem armseligen Säckel Staat lich die Last, welche die unteren Klassen der direkt„ Vater Staat" rücksichtslos, erbarmungslos zwingt, für nd Gemeinde Geld entnehmen. Ein Blick auf die ein Steuerpflichtigen in Preußen tragen. Während in Eng - ihr steuerpflichtiges Einkommen bis zum letzten Nickel schlägigen Verhältnisse in Preußen erweist, wie gerecht- land die Einkommen unter 3000 Mt. steuerfrei bleiben, richtig zu zahlen. Offenbar dem Grundsatz entsprechend fertigt es ist, daß die Frau als Wahlberechtigte die erhebt der preußische Staat für seine speziellen Bedürf- Wen der Herr lieb hat, den züchtigt er". Macht erhält, über ihre eigenen Lasten als Steuer- nisse direkte Steuern bereits bei einem Jahreseinkommen Als sogenannte Ergänzung" tritt zu der Ein pflichtige ein entscheidendes Wort mitzureden. von 900 Mt. Wenngleich die Einkommensteuer pro- fommen die Vermögensteuer. Nicht genug damit
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Will man richtig bewerten, wie groß und schwer die gressiv ist, das heißt im Verhältnis zu der Größe des daß sie nicht im Verhältnis zu der Größe des Besizes Steuerbürde ist, unter welcher die Frauen der breiteren Einkommens steigt, so find doch auch bei ihrer Gestal steigt, haben betreffs ihrer Abgeordneten- und Herrenhaus Boltsschichten in Preußen seufzen, so darf man nicht nur tung die besitzenden Klassen strupellos begünstigt worden. feierlich das Recht auf Steuerhinterziehung proklamiert. sie direkten Steuern und Abgaben in Betracht ziehen, Es liegt auf der Hand, daß ein Scharfmacher, den die Sie lehnten ausdrücklich die obligatorische Vermögens welche dort von Staat und Gemeinde erhoben werden. ausgebeutete Arbeit mit einem Jahreseinkommen von anzeige ab. Nach gewissen Berechnungen, die nicht