Nr. 3

Die Gleichheit

Thema Die neuen Forderungen der Regierung und der Kampf der bürgerlichen Parteien gegen uns" referierte. Die Versamm­lungen waren der Wichtigkeit der Tagesordnung entsprechend sehr gut besucht. In Gelenau  , Thum   und Ehrenfriedersdorf  nahmen sehr viele Frauen an ihnen teil. In allen Versammlungen wurde einstimmig eine dem Referat entsprechende Resolution an­genommen. In der Debatte, die sich in Ehrenfriedersdorf   an den Vortrag schloß, kam der Versammlungsleiter unter anderem auch auf die niedrigen Löhne der Gemeindearbeiter am Orte zu sprechen. Er bemerkte, daß er in seiner Eigenschaft als Stadt­verordneter schon bei verschiedenen Anlässen versucht habe, etwas für die Gemeindearbeiter herauszuholen. Heute sei der neue Bürger­meister in sein Amt eingesetzt worden, man müsse abwarten, wie dieser sich zu den Interessen der Arbeiter stelle. Weiter durfte der Genosse nicht reden. Der junge überwachende sprang auf und er­klärte, er dürfe es nicht dulden, daß Ortsverhältnisse in die Debatte gezogen würden. Die Arbeiter am Orte bekämen gute Löhne, alle fönnten zufrieden sein. Der Bürgermeister sei ein sehr entgegen­tommender Mann, er kenne ihn von Limbach her. Der Beamte drohte, die Versammlung aufzulösen, wenn der Diskussionsredner in dem bisherigen Sinne weiterspreche. Die Referentin sagte ihm, daß er zur Auflösung gar nicht gesetzlich berechtigt sei, dem Redner aber stände das Recht zu, die am Orte gezahlten Löhne einer Kritik zu unterwerfen. Löhne von 2 Mt. bis 2,50 Mt., wie sie am Orte üblich wären, seien, zumal angesichts des künstlich ver­teuerten Lebensbedarfs, entschieden verbesserungsbedürftig. Mit einem brausenden Hoch auf die Arbeiterbewegung des Erzgebirges endete die Versammlung. Die Genossen werden gegen das Vor­gehen des Beamten Beschwerde erheben. Weiter referierte die Unterzeichnete im Auftrag der Leitung des Kreises Liebenwerda­Torgau in Otten, Annaberg  , Prössen und Hohenleibisch. Die Versammlungen waren namentlich von Frauen sehr gut be­sucht. Das behandelte Thema lautete Die Frau als Mutter, Ar­beiterin und Staatsbürgerin". In Dresden  - Stadt und-Land nahmen etwa 500 Genossinnen an drei Versammlungen teil, in denen die Berichterstattung über die Frauenkonferenz und den Parteitag in Nürnberg  " stattfand, mit der sich auch einzelne Diskussions­abende befaßten. Über das Thema Welche Vorteile liegen in der Konsumgenossenschaft für die Arbeiter?" referierte die Unterzeich­nete in einer Voltsversammlung, welche der Konsumverein Wiessau, Kreis Sagan  , einberufen hatte. Das Gewerkschafts­fartell Augustusburg- Erdmannsdorf und Umgegend ver anstaltete ein Gewerkschaftsfest mit Festrede und Umzug, an dem einige tausend Personen teilnahmen. Der Umzug nahm seinen Weg durch Erdmannsdorf, Augustusburg   nach Hennersdorf, wo die Unterzeichnete in dem Garten eines Gasthofs die Festrede hielt. Das Fest verlief in schönster Harmonie, ebenso wie das Stiftungsfest der Zahlstelle Nürnberg   des Fabritarbeiter­verbandes, das im Anschluß an den Parteitag stattfand und wobei die Unterzeichnete eine Ansprache hielt. Für den Metall. arbeiterverband tagte je eine Versammlung in Bischofs­ werda   und Dresden  , für den Schneiderverband in Meißen  , für den Verband der Fabritarbeiter in Baußen. Das Thema in diesen Versammlungen lautete Der organisierte Kampf der Unternehmerorganisation gegen die Gewerkschaften". Drei Fabrits versammlungen in Dresden   beschäftigten sich mit den Miß­ständen in den Zigarettenfabriken von Edstein& Söhne, Selofsti und Jenige, über die an anderer Stelle ausführlicher berichtet wird. In allen diesen gewerkschaftlichen Versammlungen referierte die Unterzeichnete. Die entfaltete Agitation hat dem wirtschaftlichen und politischen Klassenkampf des Proletariats manche neuen Mitstreiter und Mitstreiterinnen gewonnen, die hoffentlich insgesamt treu zur Fahne stehen, opferfreudig für die Befreiung der werktätigen Massen aus leiblicher und geistiger Not wirken

werden.

Marie Wack wit. Von den Organisationen. Der Übertritt der Genoffinnen von Hannover  - Linden in den sozialdemokratischen Wahlverein des achten hannoverschen Wahlkreises ist vollzogen. Die Genossinnen

1500 an der Zahl- waren bisher nur lose organisiert. Die Zeit liegt noch nicht lange zurück, in der damit begonnen wurde, den Organisationsgedanten unter den sozialdemokratischen Frauen und Mädchen Hannover  - Lindens in lebhafter Weise zu propagieren. Gewiß hatten die Genossinnen die Notwendigkeit ihrer politischen Betätigung und des Zusammenschlusses schon vorher erkannt. Aber mancherlei Schwierigkeiten stellten sich ihrer Sammlung in ge­schlossenen Reihen immer wieder in den Weg, bis sie vor andert­

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person gewählt. Zirka 400 Genoffinnen erklärten sich bereit, regel­mäßig freiwillige Beiträge für die sozialdemokratische Partei an die Vertrauenspersonen abzuführen. Eine große Anzahl der or ganisierten Genofsinnen bestellte die Gleichheit". Das war ein guter Anfang, der frohe Hoffnungen erweckte und die Genossinnen zur fleißigen Weiterarbeit anfpornte. In den anderthalb Jahren haben weitere Versammlungen der Aufklärung der Frauen und Mädchen gedient. Die Zahl derer, die regelmäßig freiwillige Partei­beiträge zahlten, wuchs ständig, desgleichen die der Leserinnen der ,, Gleichheit". Die Genossinnen haben sich auch aktiv für die prole­tarische Frauenbewegung und die Partei betätigt, besonders bei der preußischen Landtagswahl, bei der sie ihren Einfluß als Käufe­rinnen auf die Wähler geltend machten. Sie haben mit dazu beis getragen, daß im Wahlkreis Hannover- Linden die Sozialdemokratie das Mandat errang. Schon vor dem Nürnberger   Parteitag hatte der Wahlverein die beiden Genossinnen, die bis dahin Vertrauens­personen waren, in den Vorstand gewählt. Es gilt jezt für die Genossinnen, gemeinsam mit den Genossen in der politischen Organisation zu arbeiten, um die indifferente Masse für den Sozialismus zu gewinnen. Frau Evers.

In Nürnberg   fand eine Versammlung der sozialdemokratischen Frauen statt, in der Genoffin Grünberg über die Frauenkonferenz und den Parteitag berichtete und dabei hervorhob, welche Förderung die proletarische Frauenbewegung durch beideTagungen erfahren habe. Sie gedachte in dieser Beziehung unter anderem des Eintritts einer Genossin in den Parteivorstand, des Beschlusses, auch in Zukunft die Frauenkonferenzen weiter bestehen zu lassen, und anderer Einzelheiten, welche die gemeinsameOrganisierung der Frauen und Männer betreffen, ferner auch der Anregungen, welche die Referate zur sozalistischen Jugenderziehung den Genofsinnen gegeben haben. Zur Frage der Budgetbewilligung vertrat sie den Standpunkt der Majorität der Genossen in Bayern  . An der Diskussion beteiligten sich die Genofsinnen Bernpointner, Füllbeck, Reckling, Erber und Müller. Die Notwendigkeit einer ferneren kräftigen Agitation unter den Frauen wurde in ihr besonders betont, ebenso Mittel und Wege dazu erörtert. Genossin Grünberg wies in ihrem Schlußwort darauf hin, daß in Bayern   der Grundbeitrag für die weiblichen Mitglieder der Partei auf 20 Pf. monatlich festgesetzt worden ist, daß es aber den einzelnen Organisationen freisteht, darüber hinaus einen höheren Betrag zu erheben. So beträgt in Nürnberg   der Beitrag für Genossinnen und Genossen 25 Pf. im Monat.

Die Versammlung wählte für die neun Stadtbezirke je eine Ver­trauensperson, die in Verbindung mit der Organisation die Agitation unter den Frauen zu leiten hat. Die Wahl fiel auf fol gende neun Genossinnen: Reckling, Friedmann, Weih, Rizen­taler, Roth, Füllbeck, Bernpointner, Stauber und Müller. Für den ländlichen Bezirk wurde Genossin Ziegler als Ver trauensperson gewählt. Die Nürnberger   Genofsinnen sind eifrig an der Arbeit, unter den Arbeiterinnen und Arbeiterfrauen neue Belennerinnen für den Sozialismus, neue Mitglieder für die Partei zu werben. ++

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Der Verein der Frauen und Mädchen der Arbeiter= Klasse in Erlangen   hielt Ende September seine Jahresgeneral­versammlung ab. Auf ihrer Tagesordnung stand außer Erstattung des Jahresberichtes und des Berichtes von der Nürnberger   Frauen­konferenz der Punkt: Übertritt der Genossinnen in den sozialdemo kratischen Verein. Nach dem Verwaltungsbericht haben 20 Mitglieder­und 3 öffentliche Versammlungen stattgefunden. In den letzteren referierten die Genossinnen Ihrer, Grünberg und Steinbach. Die Mitgliederzahl ist wohl infolge der Krise etwas zurück­gegangen. Die Kassenverhältnisse sind befriedigend. Genossin Ruppenstein hob in ihrem Bericht über die Verhandlungen der Frauenfonferenz besonders hervor, daß die Referate die lebhafte Zustimmung der Delegierten gefunden haben, und daß deren Interesse besonders für die sozialistische Erziehung im Haus und die sozia listische Jugendorganisation erweckt worden ist. Der übertritt der Genossinnen in den sozialdemokratischen Verein wurde nach ein­gehender Debatte einstimmig beschlossen. Die Gleichheit", die der Frauenverein seinen Mitgliedern für ihren Beitrag lieferte, wird in Zukunft leider nur noch von einem Teil der Genossinnen gelesen werden. Den meisten Frauen und Mädchen ist es nicht möglich, neben dem Beitrag für die Partei auch noch das Abonnement für die Gleichheit" zu erschwingen, der Parteiverein gewährt aber seinen weiblichen Mitgliedern das Blatt nicht. Die Genofsinnen sind der Ansicht, daß die Partei in Zukunft etwas tun muß, um den Frauen die ihnen lieb gewordene, Gleichheit" wieder zugäng­

halb Jahren endlich ernstlich an die Organisationsarbeit heran- lich zu machen. Der Monatsbeitrag der weiblichen Mitglieder des

traten. Es fanden Versammlungen in Hannover   und Wülfen statt, und für Hannover   und Linden wurde je eine weibliche Vertrauens­

sozialdemokratischen Vereins beträgt 20 Pf. Monatlich findet eine Zusammenkunft der Frauen zur Belehrung und Unterhaltung statt.