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Die Gleichheit

Beus. Okeanus ist auch ein Sohn des Uranos   und der Gäa  . Er ist der älteste der Titanen, der mit seiner Gemahlin Thetis breitausend Okeaninen( Okeaniden) erzeugt. Er ist einer der Titanen, die sich dem Zeus unterworfen haben. Okeanos   und bie Okeaniden begründen ihren Rat mit diesen Worten:

" Ja, neue Herren fitzen  

Nun im Olymp am Ruder, rechtlos richtet Nach neuen Rechten Zeus  , und der Titanen Ehrwürd'ge Urgesetze löscht er aus." 1

Diese Verse laffen erkennen, wie auch Aeschylos dem Kampfe zwischen den Göttern und Titanen den Charakter jener sozialen Rämpfe aufdrückt, deren Hauptstürme das griechische Volk zu seiner Zeit schon längst hinter sich hatte, die aber der Dichter vielleicht gerade, weil sie so weit zurücklagen, um so klarer über­schauen und darstellen konnte. Die Titanen erscheinen auch hier als die Vertreter der altehrwürdigen, wenn auch rohen Kultur, die den Olympiern, den Göttern der neuen Ordnung, des neuen Rechts und Gesetzes im Kampfe um die Herrschaft unterlegen sind.

In den Wechselreden zwischen den Okeaniden und Prome­ theus   offenbart sich dann der urwüchsige Trotz des Titanen in mächtigen, revolutionären Worten. In scharfen Gegensatz tritt er zu den ängstlichen unterwürfigen Einwendungen des Okeanos  und der Okeaniden. Sie haben sich in ihr Schicksal ergeben, erfennen die Macht des Zeus   an und sehen ihr höchstes Glück in der Hoffnung, die Prometheus   als besonderes Heil den Menschen geschenkt hat.

In Aeschylos  ' Auffassung von Prometheus   als dem Erzeuger der Hoffnung spiegelt sich vielleicht die Reaktion wieder, die im menschlichen Geiste gegen die Pandora, die Verkörperung der Furcht und des Abscheus vor den übeln der neuen Gesell schaftsordnung, entstehen mußte, und die in der Hoffnung ihren notwendigen Gegensatz und Ausgleich findet.( Forts. folgt.)

Die Gründung des Zentralverbandes

für Hausangestellte.

Einen erfreulichen Fortschritt hat die junge Dienstbotenbewegung zu verzeichnen. Die Gründung eines Zentralverbandes für Haus angestellte ist beschlossene Sache. Die Konferenz, welche von der Generalfommission der Gewerkschaften Deutschlands   für den 17. Januar nach Berlin   ins Gewerkschaftshaus einberufen worden war, hat zu diesem guten Ergebnis geführt. Zur Konferenz waren aus folgenden Städten Delegierte von den Vereinen der Hausangestellten erschienen: Berlin  , Bremen  , Breslau  , Frankfurt   a. M., Ham. burg, Hannover  , Kiel  , Leipzig  , Lübed, Mannheim  , Mün chen, Nürnberg  , Stuttgart  . Aus Heidelberg   nahm nur ein Bertreter des Gewerkschaftskartells an der Konferenz teil. Die Kar telle der genannten Orte waren ebenfalls zur Beteiligung an der Konferenz eingeladen worden und mit wenigen Ausnahmen ver treten. Das gewertschaftliche Frauenagitationsfomitee hatte Frau Boenig und Frau Ihrer entsandt. Für die Fünf- Städte- Frauen fommission waren Luise Zieß und Jda Baar, vom Arbeiterinnens sekretariat Jda Altmann und Gertrud Hanna   anwesend. Die Generalfommission war stark vertreten.

In einer Begrüßungsansprache bemerkte Genosse Legien, die Konferenz stehe vor einer sehr bedeutungsvollen Aufgabe. Gerade unter den Dienenden stellten sich der Organisation große Schwierig teiten entgegen. Durch die lokalen Vereine in den verschiedenen Städten sei für eine einheitliche Organisation der Hausangestellten bereits eine Unterlage gegeben. Man dürfe hoffen, daß es gelingen werde, diese Vereine weiter auszubauen und neue erstehen zu lassen, um in absehbarer Zeit eine Organisation der Hausangestellten zu schaffen, die mit und neben den anderen Arbeiterverbänden eine wirkjame Tätigkeit entfalten könne. Dazu bedürfe es allseitiger ernster und eifriger Mitarbeit.( Beifall.)

In das Bureau, welches aus den Mitgliedern der General Tommission Legien, Bauer und Sassenbach gebildet wurde, wählte die Konferenz noch Fräulein Grünberg- Nürnberg als zweite Vorsitzende und Frau Kähler- Hamburg   als zweite Schrift­führerin. Die Tagesordnung der Konferenz lautete: 1. Gründung eines Zentralverbandes der Hausangestellten. 2. Beratung des

Aeschylos, verdeutscht von Hans v. Wolzogen, Erster Band: Der ge feffelte Prometheus, Seite 80.( Reclam.)

Nr. 9

Statuts. 8. Beratung über Herausgabe einer Verbandszeitung. 4. Wahl des Vorstandes.

Das einleitende Referat zum ersten Punkte der Tagesordnung übernahm Genosse Bauer. Der noch sehr jungen Dienstboten bewegung, so führte er aus, ist von den Gewerkschaften große Auf­merksamkeit gewidmet worden. Im Oftober 1906 hat die General tommission durch ein Rundschreiben die Kartelle aufgefordert, an dem Aufbau von Organisationen für die Hausangestellten mitzu­wirken. Im Mai 1907 erging abermals eine Aufforderung an die Kartelle, in recht reger Weise sich der jungen Bewegung anzunehmen. Und dieser Aufforderung wurde Folge geleistet. In 13 Städten wurden Vereine von Hausangestellten gebildet. Die außerordent­liche Frauenkonferenz, die gelegentlich des Preußentags im November 1907 in Berlin   stattfand, beschloß die Zentralisation der Bewegung im Prinzip und wählte eine Fünf- Städte- Kommission( 22 Städte Diese Kommission trat im Januar 1908 in Hamburg   zusammen waren dort vertreten), um die nötigen Vorarbeiten zu erledigen. und beschloß, sich mit der Generalfommission in Verbindung zu setzen. Eine gemeinschaftliche Sigung fand im Mai 1908 statt. Der letzte Gewerkschaftsfongreß in Hamburg   beschäftigte sich eben falls mit der aufgerollten Frage und beauftragte die Generalfom­mission, Schritte zur Vereinheitlichung der Dienstbotenvereine zu unternehmen. Eine Umfrage, die im Oktober 1908 vorgenommen wurde, ergab, daß in 18 Städten Vereine von Dienstboten mit zufammen 5711 Mitgliedern bestehen. Eine Unterlage für eine Zentralisation ist damit gegeben. Die Generalfommission ist bereit, ihre Unterstützung zu gewähren und größere Mittel zu bewilligen, um der Bewegung vorwärts zu helfen. Der Redner ging dann auf die bestehenden Rechtsverhältnisse in bezug auf die Organi fationsfrage ein. Er unterzog die verschiedenen Gesindeordnungen in deutschen   Staaten einer scharfen Kritik und gab zum Schluß der überzeugung Ausdruck, daß es mit der Unterstützung der gesamten Arbeiterschaft gelingen werde, die Gesindeordnungen zu überwinden und modernen Anschauungen zu ihrem Rechte zu verhelfen.

Eine Diskussion fand nicht statt. Einstimmig wurde die Grün. bung eines Zentralverbandes derHausangestellten Deutsch­lands beschlossen. Es folgte die Beratung des Statuts. Auf An­trag Legiens fam eine Reihe grundlegender Fragen zuerst zur Beratung. Lebhaft diskutiert wurde darüber, ob auch die männ lichen Hausangestellten zur Mitgliedschaft zugelassen werden sollten. Nur vereinzelt haben die Dienstbotenvereine männliche Mitglieder aufgenommen. Die Konferenz entschied dahin, daß männliche und weibliche Mitglieder aufgenommen werden

fönnen.

Als Zweck des Verbandes wurde festgelegt die Förderung der wirtschaftlichen und geistigen Interessen seiner Mitglieder. Dies Ziel soll erreicht werden durch die Einwirkung auf die Gestaltung des Dienstvertrags, Gewährung von Krantenunterstützung und Rechtsschutz, Errichtung kostenloser Stellennachweise für die Mit­glieder, obligatorische Lieferung des Verbandsorgans und Pflege der Geselligkeit und der Solidarität durch Abhaltung regelmäßiger Bersammlungen und Veranstaltung aufklärender Vorträge.

Ein Antrag, ein Eintrittsgeld von 20 Pf. zu erheben, fand Annahme. Als monatlicher Beitrag wurde 40 Pf. festgesetzt. Wo jett höhere Beiträge erhoben werden, soll der Überschuß als Lokal beitrag gelten. Als Kranten   unterstützung zahlt der Verband nach einjähriger Mitgliedschaft bis zu 18 Mt., und zwar pro Woche 3 Mt. von der zweiten Woche der Krankheit an; bei zweijähriger Mitgliedschaft erhöht sich die Unterstützung bis zu 21 Mt. Freier Rechtsschutz wird den Mitgliedern nach drei Monaten Mitglied­schaft in Streitigkeiten gewährt, die aus dem Dienstverhältnis ent springen.

In bezug auf den Stellennachweis hatte die Generalfom mission vorgeschlagen, daß die einzelnen Ortsgruppen mit der Zu stimmung des Verbandsvorstandes Stellennachweise errichten können, sofern nicht am Orte ein städtischer Arbeitsnachweis vor­handen ist, dessen Einrichtungen den von der Arbeiterschaft zu stellenden Ansprüchen genügen, und auf dessen Verwaltung bers selben Einfluß zusteht. Die Diskussion über diesen Vorschlag zeigte, daß großes Mißtrauen gegen die städtischen Nachweise vor handen ist, die fast nirgends den Anforderungen der Organisationen auch nur annähernd entsprechen. Wo die Dienstbotenvereine eigene Stellennachweise errichtet haben, sind zufriedenstellende Resultate erzielt worden. Genoffin Zieg meinte, daß selbst da, wo der Or­ganisation ein größerer Einfluß auf den städtischen Arbeitsnachweis zugestanden würde, der eigene Nachweis eine unbedingte Not wendigkeit für den Fortschritt der Organisation sei. In Hamburg  habe man die besten Erfolge damit erzielt; der Nachweis sei geradezu eine Vorbedingung und das Rückgrat einer tüchtigen Organisation.