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Die Gleichheit

die Mitglieder der Kommission die einzelnen Fälle der Polizei, respektive der Gewerbeinspektion. Im Laufe des letzten Jahres sind von der Kommission eine ganze Reihe von übertretungen des Kinderschutzgesetzes festgestellt worden. Manche davon wurden durch Verwarnung der Eltern und Arbeitgeber erledigt. Es sind die folgenden: In Altona   wurden bei H., Große Bergstraße  , zwei Brüder im Alter von 8 und 9 Jahren beschäftigt, also unter dem vorschriftsmäßigen Alter von 12 Jahren. Ein Waisentnabe war in einer Gastwirtschaft in Ottensen   bis nachts 12 Uhr und oft noch darüber hinter der Schenke tätig. Eine Kolporteurin in Altona  beschäftigte ihre eigenen Kinder morgens um 6 Uhr mit Zeitungs­austragen; die gleiche Gesetzesübertretung wurde in Ottensen   in mehreren Fällen festgestellt. Ein Grünwarengeschäft beschäftigte vor und nach der Schulzeit ein kleines Mädchen. In einem anderen Grünwarengeschäft wurde ein Mädchen ohne Arbeitskarte angetroffen. Gemeldet wurde auch die Firma L. Behrens, Ottensen  ; sie verwendete ein Schulkind bis 10 Uhr abends, in der Weih­nachtszeit sogar noch während der Mittagspause. Der Fall führte zu einer gerichtlichen Verurteilung und zu 5 Mt. Strafe. Der Zeitungskolporteur Dahlgrün, Altona  , mußte wiederholt gemeldet werden, da er trog Anzeige fortgesetzt Kinder unter 12 Jahren und auch solche ohne Arbeitskarte beschäftigte. Aus demselben Grunde mußte die Kolporteurin Memel- Schnoor Nachf., Altona  , gemeldet werden, ferner Frau Steinle, Kolporteurin des General- Anzeiger  ", Ottensen  , Bucki- Mtona und Reinte- Altona. Der Inhaber der Fi liale des General- Anzeiger  " in der Reichenstraße wurde ebenfalls gemeldet, weil ein 6 und ein 7 jähriges Kind Zeitungen austrugen. Eine Brotfrau Meier- Altona hat einen Waisenknaben von 10 Jahren in Pflege, der schon des Morgens früh um 4 Uhr Brot aus­tragen mußte. In der Tabakindustrie wurde ein 5 bis 6jähriges Kind beim Tabakstreifen angetroffen. Leider begegneten die Kom­missionsmitglieder für ihre Tätigkeit nicht nur bei den Eltern und Arbeitgebern geringem Verständnis, sondern auch bei den Polizei­beamten. Wiederholt wurden die Genossinnen schroff angefahren, wenn sie mit Meldungen über gesetzwidrige Kinderbeschäftigung kamen. Verschiedentlich versuchte man sie abzuweisen oder ihnen plausibel zu machen, daß das Gesetz zu einem Einschreiten keine Handhabe biete. Nur in dem zuletzt gemeldeten Falle, wo das Kommissionsmitglied sich direkt an den Polizeikommissar gewendet hatte, war ein sofortiges Entgegenkommen zu verzeichnen. Wir sind der Meinung, daß es die einfache, selbstverständliche Pflicht und Schuldigkeit der Beamten ist, den bestehenden Gesegesvorschriften Geltung zu verschaffen. Es ist eine wichtige soziale Arbeit, die von der Kinderschutzkommission geleistet wird, und die Mitglieder können beanspruchen, daß die amtlichen Organe, die auf das wirksamste durch diese Arbeit unterstützt werden, sie auch einfichtsvoll wür bigen. Vor allem ist dringend nötig, daß die Genossinnen und Genossen die Kommission nach besten Kräften unterstützen. Einmal badurch, daß sie mitwirken, Aufklärung zu verbreiten über die Ge­fahren und die Schädlichkeit der Kindererwerbsarbeit, dann aber auch, indem sie alle Fälle von Kinderausbeutung den Mitgliedern der unterzeichneten Kommission sofort melden. Frau A. Heutmann, Gr. Rainstr. 1, 2. Et. Frau L. Hove, Lorensenstr. 24, 3. Et. Frau M. Knappe, Gr. Mühlenstr. 9, 2. Et. Frau H. Dehlers, Hertlos­gang 4, part., sämtlich für Altona  . Frau F. Schmidt, Roonstr. 5, 1. Et. Frau M. Blosfeld, Schulstr. 20, 2. Et. Frau T. Schlichting, Gr. Brunnenstr. 130, 3. Et. Frau H. Kühl, Kirchentwiete 40, part., sämtlich für Ottenfen.

Aus der Jugendbewegung.

Auf dem Parteitag zu Nürnberg   wurde eine Resolution angenom­men, die zum Zwecke der Erziehung der Arbeiterjugend im Sinne der proletarischen Weltanschauung" den Gewerkschafts- und Partei­organisationen die Verpflichtung auferlegt, in einzelnen Orten be­sondere Kommissionen zu bilden, deren Aufgabe sein soll, die Bil­bungsbestrebungen der Arbeiterjugend zu stützen und zu fördern. Einen Beschluß von der gleichen Bedeutung hatte der Gewerk­schaftskongreß zu Hamburg   gefaßt. Um die Beschlüsse aus der Theorie in die Praxis umzusehen, ist eine Zentralstelle konsti­tuiert worden, deren Mitglieder sich aus Vertretern des Partei­vorstandes, der Generalfommission und der jugendlichen Arbeiter retrutieren. Der Parteivorstand ist durch die Genossen Ebert, Müller, H. Schulz und Genossin Ziet vertreten, die General kommission durch die Genossen Legien, Sassenbach, R. Schmidt und Genoffin Ihrer, die Arbeiterjugend durch die Genossen Lüpniz, Maschte, Peters und Genossin Roede. Aufgabe der Sentralstelle ist es, die Bestrebungen zur Erziehung und Aufklärung der jungen Proletarier zu fördern und zu unterstützen. Als Träger dieser Bestrebungen im ganzen Reiche sind bekanntlich vom Partei­

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tag und Gewerkschaftskongreß besondere Kommissionen gedacht, die in den einzelnen Orten gewählt werden. Diese Kommissionen haben sich mit der Zentralstelle in Verbindung zu setzen.

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In Groß- Berlin hat sich bereits eine solche Jugendkommission unter dem Namen, Jugendausschuß" konstituiert. Diesem Ausschuß gehören an: fünf Vertreter der Partei, fünf der Ge­werkschaften, fünf über 18 Jahre alte Vertreter der Jugendlichen, darunter ein junges Mädchen, und fünf Vertreterinnen der in Partei und Gewerkschaft organisierten Frauen. Unter dem Vor­sitz des Genossen Dr. Rosenfeld hat der Ausschuß sofort mit einer kräftigen Agitation eingesetzt. Am Sonntag den 3. Januar fand im großen Saale des Gewerkschaftshauses eine Versammlung statt, die von Jugendlichen überfüllt war. Genosse Schulz sprach über: Das Recht der Jugend". Seine von Liebe und Ver­ständnis für die Jugend getragenen Worte fanden bei dieser be­geisterten Beifall. In den Jugendausschuß wurden aus der Freien Jugendorganisation" gewählt: Maschke, Meißner, Peters, Schiller   und Lucy Schulz.

Nach gründlichen Vorarbeiten konnte in der Sitzung des Jugend­ausschusses bereits ein Arbeitsplan vorgelegt werden, wenn auch vorläufig nur erst in seinen Grundzügen. Außer großen Ver anstaltungen, die sich an weitere Kreise der proletarischen Jugend wenden, sind noch zwei oder mehr 3yklen geplant, die je zehn Abende umfassen und ungefähr 30 Teilnehmer haben sollen. Diese Zyklen, die in verschiedenen Stadtgegenden stattfinden, werden als ersten Gegenstand Nationalökonomie behandeln. Sie sind als eine Art Unterrichtskurse gedacht; jedem Vortrag soll eine Diskussion in der Form von Frage und Antwort folgen.

Neben der ersten und wichtigsten Aufgabe, dem Bildungsdrang der Jugend zu genügen, wird sich der Jugendausschuß mit der Schaf fung von Jugendheimen und Bibliotheken beschäftigen. Zurzeit fehlt es für die Jugend an beiden vollständig. Alkohol soll und darf die Jugend nicht genießen. Doch die Abstinenz erschwert ihr Zu­sammenkommen, denn die Wirte stellen den nur wenig oder nichts verzehrenden Jugendlichen ihre Säle nicht gern zur Verfügung. Der Jugend muß deshalb ein eigenes Heim und damit die Mög lichkeit gegeben werden, sich zwanglos versammeln zu können.

Jm ,, Vorwärts" vom 30. Dezember 1908 hat Genosse Waclawiat, der dem Jugendausschuß ebenfalls angehört, beachtenswerte Winke gegeben, wie die Frage der Jugendheime und Bibliotheken eine gemeinsame Lösung finden kann. Seine Vorschläge zielen dahin, die jetzt zerstreut liegenden Gewerkschaftsbibliotheken mit ihrem reichen Material zu zentralisieren, und zwar so, daß in fünf ver­schiedenen Stadtteilen je eine größere Bibliothet errichtet werde, die, mit Einschluß der Lesesäle, gleichzeitig als Jugendheime dienen tönnten. Waclawiat berechnet, daß, von den einmaligen Ausgaben für die Einrichtung abgesehen, die Gesamtkosten nicht wesentlich mehr betragen würden als bei dem zurzeit vorhandenen System der Systemlosigkeit. Außerdem hebt er hervor, daß die Vorteile der Neuerung für die Arbeiterbewegung, insbesondere aber für die Jugendbewegung, zu den verhältnismäßig geringen Kosten ganz außerordentliche sein würden. Der Jugendausschuß wird sich mit diesen Vorschlägen noch eingehend beschäftigen.

In anderen Städten versucht man ebenfalls, ähnliche Einrich tungen für die Jugend zu schaffen. In Görlig wurde zum Bei spiel ein Lesezimmer für jugendliche Proletarier eröffnet, dessen Benutzung natürlich unentgeltlich ist. Der Wahlverein Rüstringen  ( Oldenburg  ) beschloß, eine Jugendorganisation ins Leben zu rufen, die vom Parteisekretär Schulz geleitet werden soll. Je ein Mit­glied des Gewerkschaftskartells, des Wahlvereins, der Bibliothek­kommission, des Bildungsausschusses und eine Vertreterin der Ges nossinnen werden ihn bei den Bemühungen zur Bildung der Jugend unterstützen.

Der Zusammenschluß der proletarischen Jugend macht Fort­schritte. Die freien Jugendorganisationen in Württemberg  zählen bereits gegen tausend Mitglieder. Sie veranstalteten im lezten Jahre zahlreiche Agitationsversammlungen, ließen für ihre Mitglieder Vorträge mit Diskussionen abhalten und waren bemüht, ihnen durch Verständigung mit den Gewerkschafts- und Parteibibliotheken gute Lettüre zu sichern. Der Verein in Heilbronn  hat eine eigene fleine Bücherei, die sechzig Bände umfaßt. Die förperliche Entwicklung ward durch Turnen, Ausflüge und Spiele im Freien gepflegt. Wir begnügen uns damit, diese paar Beis spiele aus vielen herauszugreifen, welche bekunden, daß sich im jugendlichen Proletariat hoffnungsreiches Leben regt, das durch die reifen Genossen und Genossinnen verständnisvolle Förderung findet.

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Die Bestrebungen zur Bildung der Arbeiterjugend Deutschlands im Sinne des Sozialismus sollen durch die Herausgabe eines Organs zur Aufklärung der jugendlichen Arbeiter und Arbeiterinnen" einen