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Die Gleichheit

gaben aber schließlich auch in diesem Puntte nach. Der immerhin respektable Erfolg der Kostümschneider und schneiderinnen ist nicht zuletzt ihrer guten Organisation zu danken und der Beteiligung der Arbeiterinnen am Ausstand, die mit jedem Tage zahlreicher wurde. Hoffentlich bleibt das treue Festhalten am Verband eine der guten Wirkungen dieser siegreichen Bewegung. Das gebietet schon das eigenste Interesse der Schneider und Seiderinnen, denn nur die festgefügte Gewerkschaft ist eine Bürgschaft dafür, daß die Errungenschaften gesichert bleiben.

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Der Verbandstag der Maler, der Anfang März in Köln getagt hat, tam nach längerer Beratung noch nicht zu dem Beschluß, die Arbeitslosenunterstützung einzuführen. Aus leicht erklärlichen Gründen ist die Einführung dieses Unterstüßungszweigs in den Bauberufen mit Schwierigkeiten verknüpft. Der Verbandstag ent­schied jedoch, daß eine fakultative Arbeitslosentasse geschaffen werden solle, die als Übergangseinrichtung gedacht ist. Die Verschmel zung des Handschuhmacherverbandes mit dem Leder­arbeiterverband wird wahrscheinlich mit dem 1. Juli perfekt werden; eine Konferenz beider Organisationen hat bereits die über­trittsbedingungen festgelegt. Die ,, Gärtner- Zeitung" stattete Die ,, Gärtner Zeitung" stattete eine ihrer legten Nummern als Propagandanummer gegen den Kost und Logiszwang aus; durch reichhaltiges Material wurden wieder einmal die Schäden dieses Lohnsystems aufgedeckt.# Verband der polnisch- katholischen Vereine der arbeitenden Frauen. Neben dem Verband der katholischen Vereine für die pol nischen Arbeiter in den Diözesen Gnesen und Posen hat die fatho­lische polnische Geistlichkeit in der Provinz Posen eine Reihe von Vereinen für die arbeitenden Frauen ins Leben gerufen, welche zu einem Verband zusammengeschlossen sind. Die Aufgaben der beiden Verbände sind im allgemeinen die gleichen. Dem gewerkschaftlichen Kampfe stehen beide fern. Für ihre Tätigkeit ist die päpstliche Enzyflifa Rerum novarum" maßgebend, und sie stehen unter der Oberaufsicht des polnischen Klerus.

Der dritte Delegiertentag des Verbandes der arbeiten­den Frauen" hat am 28. Februar in Posen stattgefunden. An­wesend waren 45 Delegierte. Aus dem Bericht über die Tätigkeit des Verbandes im Jahre 1908 entnehmen wir folgendes:

Der Verband wurde Ende 1906 gegründet und zählte Ende 1907 in fünf Vereinen 3068 Mitglieder. Im Jahre 1908 wurden fieben neue Vereine ins Leben gerufen; zwei in Posen: der Verein für die weibliche Jugend im Handelsgewerbe mit 182 Mit­gliedern und der Verein für die Fabrikarbeiterinnen der Parochie St. Lazarus mit 190 Mitgliedern; zwei in Inowrazlaw : der Verein 3goda"( Eintracht") für die im Handels- und Konfektions­gewerbe tätigen Frauen, der 82 Mitglieder hat, und der Verein " Jednose"( Einigkeit") für Fabrik- und Landarbeiterinnen sowie Dienstmädchen mit 215 Mitgliedern; zwei in Bromberg : der Verein für die im Handels- und Konfektionsgewerbe tätigen Frauen, 80 Mitglieder, und der Verein für die Fabrik- und Land­arbeiterinnen, der ebenfalls 80 Mitglieder zählt; schließlich der Verein der arbeitenden Frauen in Patosch mit 119 Mitgliedern.

Die bereits früher gegründeten fünf Vereine wiesen 1908 fol genden Mitgliederbestand auf, dem wir in Klammern die Mit­gliederzahl für 1907 beifügen: Berein für die Fabritarbeiterinnen in Posen 955( 1907: 950), Verein der Konfektionsarbeiterinnen in Posen 765( 760), Verein der im Handels- und Konfektionsgewerbe tätigen Frauen in Gnesen 184( 188), Verein der katholischen weiblichen Dienstboten in Bosen 780( 670), Verein der katholischen Arbeiterinnen in Kosten 355 Mitglieder. Den geringen Zuwachs an Mitgliedern erflärt der Bericht damit, daß im Bericht für 1907 deren Zahl nach den ausgegebenen Mitgliedsbüchern angegeben wurde, im Bericht für 1908 jedoch nach den Quittungs- und Kons trollfarten für die entrichteten Beiträge, so daß 1908 nur wirklich beitragzahlende Mitglieder erfaßt worden sind. Am 1. Januar 1909 zählte der Verband in zwölf Vereinen 4287 Mitglieder.

Der Vorsitzende des Verbandes ist natürlich ein geistlicher Herr, Kanonitus Dr. Adamsti. Er ergänzte den Bericht und hob her­vor, daß die Vereine der arbeitenden Frauen nicht nur das Ziel verfolgen, die ökonomische Lage der Mitglieder zu heben, sondern auch ihre Bildung fördern wollen. Bis jetzt ist nur in Posen ein Rechtsschußbureau gegründet worden, weitere sollen in allen den Daten errichtet werden, wo Verbandsvereine bestehen. Da die Einrichtung mit bedeutenden Kosten verknüpft ist, so soll der Ver­band gemeinsam mit dem der polnisch- katholischen Arbeiter vor gehen. Das Posener Rechtsschußbureau erledigte im Berichtsjahr 358 Angelegenheiten, darunter 129 aus dem Gebiet der Arbeiter­versicherung.

Der Kaffenbericht weist an Einnahmen rund 8478 Mt. aus, darunter an Mitgliedsbeiträgen 5955 Mt.; die Ausgaben betrugen

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4995 Mt.; davon wurden 1569 Mt. als Krankenunterstützung aus­gezahlt.

Der Verband unterhält eine Mitgift beziehungsweise Sterbe faffe. 94 Mitglieder erhielten 5640 Mt. Mitgift und 7 Mitglieder 840 Mt. Sterbegeld. Die Höhe der Mitgiftbeihilfe beträgt 60 Mt., des Sterbegeldes 120 Mt.

Die Verhandlungen über Anderungen der Verbandssatzungen er­gaben, daß die Mitgliedsbeiträge 20, 30 und 40 Pf. monatlich be tragen sollen, die Wahl der Beitragsklasse steht den Mitgliedern frei. Für den monatlichen Beitrag von 20 Pf. gewährt der Ver­band unentgeltlich das Verbandsorgan, Gazeta dla kobiet"( ,, Frauen­Zeitung") und Rechtsschutz. Der Beitrag von 30 Pf. gibt Anrecht auf Krankenunterstützung in der Höhe, wie sie die Delegiertenver fammlung beschlossen hat; die Mitglieder, welche 40 Pf. zahlen, bekommen außerdem Sterbeunterstützung, deren Höhe ebenfalls die Delegiertenversammlung festsetzt. 5 Pf. von jedem Beitrag ver­bleiben der Vereinskasse, der Rest wird an die Verbandskasse ab­geliefert zur Deckung der Verbandsausgaben sowie der Kranken­und Sterbeunterstützung. Die Mitgiftkaffe wurde von der Sterbe kasse getrennt; wer sich ihre Vorteile sichern will, muß besondere Beiträge entrichten. Die Sterbekasse zahlt das Sterbegeld erst nach zweijähriger Mitgliedschaft, und zwar in der Höhe von 60 Mt., nach fünf Jahren Mitgliedschaft beträgt es 70 Mit. und steigt nach je weiteren fünf Jahren um 10 Mt., bis die Höhe von 120 Mt. erreicht wird. Emil Caspari- Kattowih( Oberschlesien ).

Vom Kampfplak der schlesischen Textilarbeiter. Die Firma Neugebauer Söhne und Pospischil in Langenbielau hat sich im Kampfe gegen ihre rebellischen" Weber und Weberinnen hilfe­flehend an den Verband der Textilindustriellen gewandt. In einer, Sigung, die diese Organisation abhielt, wies sie selbstver­ständlich die Forderungen der Arbeiter als unberechtigt zurück und erklärte sich mit der bestreitten Firma solidarisch. Um dieser Solidarität Nachdruck zu verleihen, droht der Verband der Textil­industriellen mit einer Aussperrung aller organisierten Textilarbeiter in Reichenbach, Langenbielau und Peters­ waldau , falls die Streifenden nicht gutwillig den Hungertarif auf sich nehmen. An Gewissenlosigkeit und Brutalität, diese Drohung wahr zu machen, dürfte es dem Verband der schlesischen Textil industriellen nicht fehlen ist doch Schlesien von jeher das klassische Land der rücksichtslosesten Ausbeutung gewesen. Außerdem würde die Aussperrung nur der in den letzten Jahren konsequent durch geführten Taktit der Scharfmacher entsprechen, jeden noch so gering­fügigen Streit der Arbeiter in einen Massenkampf zu verwandeln. Durch Weißbluten von Proletariermassen soll die Solidarität unter den Kämpfenden gesprengt und diese in demütigende Bedingungen gezwungen werden. Der Hauptzweck ist aber, vermittels einer Massenaussperrung die verhaßten Gewerkschaften durch Leerung ihrer Kassen zu schwächen und ihre Widerstandsfähigkeit zu brechen. Dieser hehre" Zweck heiligt alle Mittel. Was fümmert's auch die Herren Kapitalisten, daß durch ihre verbrecherische Taktik der Kampf auf Tausende ausgedehnt wird, die ihm bisher fernstanden? Einige hundert Weber sind durch einen Hungertarif in den Kampf ge peischt worden, deshalb sollen Tausende anderer Arbeiter mit ihren Familien, zahlreiche kleine Kaufleute, Krämer usw. mitbluten, so will es die Unternehmerlogit und Unternehmergerechtigkeit.

ed.

Aus dem rheinischen Textilgebiet. Mit welcher Frivolität fremdsprachige Arbeiter nach hier gelockt werden, zeigen die Verhältnisse in der Kölnischen Baumwollspinn und Weberei. Die Firma hat es besonders auf Arbeiterfamilien aus Osterreich abgesehen. Unter Vorspiegelung guten Verdienstes werden unerfahrene Arbeiter nach hier gebracht. Sie fangen sofort mit Schulden an, da die Umzugskosten ihnen als Vorschuß in An rechnung gebracht werden. Von den gezahlten Hungerlöhnen, die nicht einmal für die armseligste Lebenshaltung genügen, tönnen sie den Vorschuß nicht zurückerstatten und befinden sich deswegen fortwährend in Abhängigkeit. Von anderen Mißständen sind be­sonders die hohen Strafabzüge zu erwähnen, die bei der Firma gang und gäbe sind. Der Werkmeister soll außerdem in Grobheit tüchtiger als in der Weberei sein, und die Arbeiter klagen sehr über die Umgangsformen dieses Herrn. Im Gegensatz zu ihm steht ein Fleiermeister, der so galant ist, daß die Fleierinnen sich kaum vor seinen handgreiflichen Liebenswürdigkeiten schüßen können. Alle Textilarbeiter, die in Köln Arbeit nehmen wollen, tun gut, sich erst beim Vorsitzenden des Deutschen Textilarbeiterverbandes über die Arbeitsverhältnisse am Ort zu erkundigen. W. K.

Der Abwehrstreik der Textilarbeiter in der Aktien- Weberei R. Schwark& Co. in Gräfrath ist nach fünfwöchiger Dauer mit gutem Erfolg beendet worden. Sämtliche Streifende wurden wieder eingestellt, Streitbrecher waren während der Dauer des