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Die Gleichheit
mehr, weshalb dringend angeraten werden müsse, da die Juteindustrie fast nur Ausländer beschäftige, dafür zu sorgen, daß der Druck auf diese Weise abgeleitet werde, Fortbildungsschulen also nur für Reichsdeutsche und gelernte Leute( Hands werfer), nicht für ungelernte oder Ausländer." Die Stellung nahme gegen die Fortbildungsschulen habe selbst keinen Erfolg, so heißt es weiter, wegen der großen Eisenindustrie, die auf die Fortbildungsschulen wegen ihres Bedürfnisses nach ges schulten, intelligenten Leuten großen Wert lege". Da nun in verschiedenen Städten, so in Bonn a. Rh., die Fortbildungs schulpflicht auch für Ausländer bereits besteht, empfiehlt man, durch die Gemeinden oder Kommunalverbände entsprechende Anderungen gelegentlich der Ausdehnung der Fortbildungs schulen auf weibliche Arbeiter im Auge zu behalten".
So werden die ausländischen Proletarier in ihrer Unwissenheit erhalten. Sie gehen im Dienste des Kapitalismus frühzeitig zu grunde, ohne je zum Bewußtsein ihrer Menschenwürde gekommen zu sein. Gelingt es aber doch, die Jutesklaven durch die organisierten Arbeiter aufzurütteln, da tritt zum Schutze der bedrohten Kapitalsinteressen die heilige Hermandad auf den Plan. In Braunschweig und Vechelde dürfen die Jutearbeiter ungestört an Sonntagen in den Fabriken beschäftigt werden; wenn aber die Verbandsfunktionäre Beiträge von ihren Mitgliedern einsammeln, werden sie bestraft, weil sie eine öffentlich bemerk bare Arbeit verrichtet haben". Und die Gerichte heißen die Strafe gut. Viele Versammlungen der Jutearbeiter wurden ohne Angabe von Gründen aufgelöst. Vor etwa 1% Jahren streiften die Braunschweiger Jutearbeiter einige Tage. Zunächst wurden die Versammlungen aufgelöst. Als dann doch eine folche erlaubt wurde, hielten die Behörden die Aufbietung einer starken Polizeimacht( 50 Mann) vor dem Versammlungslokal für notwendig. Die ganze Straße wurde von Passanten usw. gesäubert. Nach Beendigung der Bewegung standen noch eine Woche lang etwa ein Dugend Polizisten ständig vor der Fabrik. Die Polizei war die treue Helferin der Kapitalsmacht. Das liberale und sonstige Bürgertum Braunschweigs hält das für selbstverständlich. Den Juteproletariern, ihren Weibern und ihren Kindern wird nicht geholfen außer sie helfen sich selbst. Das Bürgertum wird sie niederhalten, sie fuebeln- nur ihre Klaffengenoffen, die organisierten Arbeiter, werden ihnen beistehen und sie stützen im Kampfe um bessere Lebensbedingungen. Von der Organisation mit den Brüdern und Schwestern zu sammengeschweißt, den Klaffengegensaz erkennend und mit Be wußtsein gemeinsam als Klaffe gegen die Klasse der Ausbeuter kämpfend, werden sich die Arbeiter befreien und Menschen werden der bittende oder trozig fordernde einzelne Proletarier wird geknickt, und er kann verzweifelnd jenen brutalen Rat des Crimmitschauer Prozen befolgen: Hängt euch, wenn ihr arm seid! H. Jäckel Berlin .
Der Tiroler Aufstand im Jahre 1809. II. Die bayerische Verwaltung.
Der Friede von Preßburg bestimmte in Artikel 8, daß der König von Bayern Tirol mit voller Souveränität, doch nur auf dieselbe Art, unter denselben Titeln und Rechten" besigen folle, wie Seine Majestät der Kaiser und König* Tirol be saßen, und nicht anders". Kaiser Franz hatte sich einige Mühe gegeben, eine Spezialbestimmung in den Friedenstraftat hineinzubringen, die dem Tiroler die alten Rechte mit unver fennbarster Deutlichkeit verbriefe. Napoleon hatte sich im Drang der Geschäfte auf solche Sonderbestimmungen nicht eingelassen, deren Tragweite nicht abzuschätzen war. Er hatte es bei der angegebenen Formulierung belaffen, die so, wie sie stand, juristisch ein blanker Unfinn war. Denn ein souveräner König hat derartige Sonderrechte nicht zu respektieren; muß er fie aber achten, so ist er nicht souverän. Der Doppelfinn war wahrscheinlich Abficht.
Nr. 23
Einstweilen gab sich May Joseph von Bayern viele Mühe, die Tiroler über ihre Zukunft zu beruhigen. Ein netter und liebenswürdiger, aber auch recht hinterliftiger, pfälzisch pfitfiger Herr, erklärte er einer Deputation des Landtags von Tirol mit rührender Entschiedenheit:„ Liebe, brave Tiroler, fein Jota an eurer Verfassung soll geändert werden." So die königliche Meinung vom 1. Februar 1806, die schon zuvor, unterm 14. Januar, noch positiver schriftlich firiert worden war! Die Worte mochten ja im Augenblick ganz ehrlich gemeint sein. Aber die Forderungen der napoleonischen Politik konnten diese Worte jederzeit umwerfen.
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Unmöglich konnte Napoleon , prinzipiell natürlich Vertreter der straffsten absolutistisch- bureaukratischen Zentralisation der Staatsverwaltung, staatsrechtlichen Sonderformen, wie der der alttirolischen Verfassung, hold sein. Auch Bayern konnte das nicht. Denn Bayern war seit dem Frieden von Preßburg und vollends seit Begründung des Rheinischen Bundes , der die Fürsten des deutschen Südwestens zu einer Vasallen truppe Napoleons machte, in die Sphäre des napoleonischen Staatsbetriebs hineingezogen. Napoleon brauchte den Rheinbund gegen die Höfe von Berlin und Wien . Für das Proteftorat, das er den Rheinbundsfürsten gewährte, forderte der Kaiser der Franzosen die Unterhaltung einer schlagfertigen Rheinbundsarmee und eine strenge Verwaltungs- und Rechtsdisziplin, damit der Bund den Befehlen des Protektors nach jeder Richtung stets schleunigst nachkommen könne. So zog eine Konsequenz die andere nach sich. Mit Willen oder wider Willen mußte Bayern die neue Provinz Tirol als eine melfende Kuh" betrachten, die den Staat Mar Josephs mit Butter verforge". Mit anderen Worten: Bayern mußte aus Tirol herausholen, was herauszuholen war was herauszuholen war das politische Geschäft mußte ren tierlich sein. Um das zu können, mußte Bayern danach trachten, Tirol wie jede andere Neuerwerbung in den Apparat eines zentralistisch- bureaukratischen Staatsbetriebs einzugliedern. Hier sitzt der allgemein geschichtliche Kern des Problems: die Vasallentreue Bayerns gegen Napoleon hatte Bayerns Politik gegen die Tiroler zur unausbleiblichen Folge. Eins kam hinzu, Tirol, vordem eine kleine Provinz eines Großstaates, ward zum relativ großen Bruchteil des Mittelstaates Bayern. Der Bevölkerungszahl nach ein Fünftel Bayerns durfte Tirol nicht ein politisches Eigenleben behalten, das der Staatseinheit gefährlich werden konnte. Auch aus diesem Grunde mußte Tirol dem übrigen Bayern assimiliert werden, das aus so vielen verschiedenartigen und gegensätzlichen Bestandteilen zusammengestückelt war.
Wie anders stund es jetzt um das Alpenland! Unter den Habsburgern war Tirol doch immer etwas wie ein stiller Outsider gewesen, den die Wiener Hofburg mit kluger Duldsamkeit behandelte. Die Kaisertreue der Tiroler hatte immer einen Beis geschmack, der an das berühmte Wort erinnerte: Le roi est mort - vive le roi!( Der König ist tot, es lebe der König!) In unserem Falle: Der Kaiser sitt draußen, drunten in der Wienerstact er lebe hoch! Nun bekam dies Land jählings die Richtung seines öffentlichen Lebens vom grünen Tisch in München und es hatte sich seinerzeit selbst gegen die zentralistischen Maßnahmen des populären Joseph II. gewehrt!
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Zum Überfluß geschah es, daß die bayerische Regierung jene Maßnahmen, die der bayerische Premierminister Montgelas mit einigem Recht Reformen nannte, mit geschäftiger Vielregiererei und mittels der ungeeignetsten Werkzeuge durchführte. Bei den Tirolern ist alles Bietät, Empfindung, Gefühl wenn wir von den wirtschaftlichen Gründen absehen. Konnte eine Politik verkehrter sein als die, die auf Gefühl mit Verstand, auf Empfindung mit Begriffen, auf Bietät mit Formeln trumpfte? Konnte eine Bolikt verkehrter sein als die, die dem mit fonservativer Zärtlichkeit an Gebräuchen und Überlieferungen hangenden Tiroler einen Flegel ins Haus schickte, wie es der Aufklärungswüterich v. Hofstetten gewesen ist, einer der typischen Vernunftunteroffiziere der Montgelaszeit?
Man kann die bayerischen Verwaltungsmaßnahmen in vier Rategorien teilen. Es handelte sich um finanzpolitische, zivil