Nr. 23

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Die Gleichheit

Joch einer Heimarbeit gespannt, die spottschlecht bezahlt wurde. Obgleich eine Organisation der Blumenarbeiterschaft entstand, war es doch zuerst nicht möglich, der schrankenlosen Ausbeutung einen Riegel vorzuschieben. Ganz besonders hat sich Genoffin Ihrer später um die Organisierung der Heimarbeiterinnen in der Blumenindustrie verdient gemacht. Die Generalkommission der Gewerkschaften hat tatkräftig geholfen, daß der Blumenarbeiter­verband erstarkte und sich ausdehnte. Die gesamte Arbeiterbewe­gung die gewerkschaftliche wie die politische wurde schließlich durch die Gründung von Verkaufsstellen des Konsumvereins Dresden gestütt. Mit ihnen tamen neue tätige Kräfte in den Kreis, und der Mut zu frischer Arbeit wurde allerorten belebt. In dem vierten Bezirk des Wahlkreises Sebniz- Neustadt her­unter bis Schandau war es vor allem Genosse Schirmer, der mit einer Handvoll Genossen unermüdlich für die Bewegung wirkte. Als die Frauenbewegung wieder in kräftigen Fluß fan, nahm Genossin Schirmer die Leitung in die Hand. Sie ist heute als Vertreterin der Genofsinnen in der Ortsverwaltung tätig. Nach dem Jahresbericht 1912/13 zählte die Partei in Sebnih 67 Genossinnen, in Neustadt 12, in Stolzen 2. Das mag menig erscheinen, wer aber die Verhältnisse kennt, dem reden diese Zahlen von unermüdlicher Agitationsarbeit. 8um dritten Agita­tionsbezirk der Kreis ist in vier Bezirke geteilt gehört Kopiz, Lohmen , Birkwik und Königstein. In diesen Orten sind zusammen 20 Genofsinnen politisch organisiert. Das ist ein Fortschritt, denn der Bezirk ist ein ländlicher, wo von hundert Wegen der Agitation nur zehn Erfolg haben. Im zweiten Bezirk: Pirna , Struppen , Neundorf, Gottleuba, Bergies­hübel liegen die Verhältnisse ähnlich. In Birna hat die Partei 25, in Struppen 19 Genosfinnen geworben. Die Ortsverwal­tungen der Wahlkreisorganisation sollen auch hier alles aufbieten, um die Frauenbewegung zu fördern. In Birna wird seit drei Monaten der Versuch gemacht, die Genofsinnen durch besondere Zusammenkünfte der weiblichen Mitglieder zusammenzuhalten und zu schulen. Jedoch von der einfichtigen Betätigung der Ortsverwal tung allein hängt der Aufschwung unserer Frauenbewegung in der Gegend nicht ab. Unerläßlich dafür ist die freudige Mitarbeit der Genofsinnen selbst, zumal aber aller jener Genofsinnen, die schon früher zur richtigen Erkenntnis gekommen sind. Wer da weiß, der fell anderen von seinem Wissen mitteilen, der hat die Pflicht, mit dem empfangenen Pfunde im Dienste des Sozialismus zu wucher. Birna beherbergt Taufende von Arbeitern und Heimarbeiterinnen in seinen Mauern. Es ist ein alter Sitz der Partei. Hier muß sich eine blühende Frauenbewegung entwickeln. Im ersten Bezirk: Groß- 8fcha chwi, Mügeln , Groß- Luga, Dohna und Glashütte pulfiert ein fräftiges Parteileben. Alle Veranstal­tungen für die Frauen sind glänzend besucht. Hier war auch der Frauentag ein schöner Erfolg. Allmonatlich finden in Mü­ geln , Dohna und Sporbit für die diefen Orten zugeteilten Gruppen Frauenverfammlungen statt, den Vorträgen liegt ein gemeinfam ausgearbeitetes Programm zugrunde. In Mügeln beträgt die durchschnittliche Besucherzahl 52, in Dohna 28 und in Sporbiz 47. Mügeln hat 212 weibliche Mitglieder, Groß­3fchachwih 110, Dohna 61 und Glashütte 8. Die Zahl der organisierten Geneffinnen beträgt im ganzen Kreis 537.

Die Maifeier verlief hier glänzend und Tausende von Frauen nahmen an ihr teil. Unter den Frauen wurde das Flugblatt ver­breitet: Frauen heraus!" Jm unteren Bezirk waren es aus­schließlich Genoffinnen, die ihren Stolz dareinsekten, es auszu­tragen, ebenso die Broschüre: Hör mal zu!" In einer Reihe von Gruppen sind Genossinnen mit in der Verwaltung tätig. Das Zu­sammenarbeiten mit den Genossen ist ein gutes. Bis zum Jahres­schluß war Genossin Maihe Vertreterin der Genofsinnen im Kreisvorstand der Partei. Leider war sie durch Krankheit ein halbes Jahr lang verhindert, das Amt auszuüben. Daher würde der Boften von der Kreiskonferenz der Unterzeichneten anvertraut. In der Kinderschuhkommission, die für den Kreis ein neues Wirkungsgebiet eröffnet hat, find die Genoffinnen eifrig tätig. An der letzten Kreistonferenz nahmen acht Genos­finnen als Delegierte teil. Unsere Gegner find im Kreise eifrig an der Arbeit. Sie verteilen fromme Traktätchen und christliche Blätter, fie rufen die Arbeiterfrauen, sich als Mütter an den Veranstal­tungen des Jungdeutschlandbundes ufw. zu beteiligen, fie gründen hier und da Arbeiterfrauenbereine. Unser Werk werden sie mit dem allem um so weniger hindern, je mehr die Genoffinnen felbft recht eifrig mitarbeiten, ihren proletarischen Schwestern den Weg zu zeigen, der zur Befreiung führt. Genoffinnen, ihr alle, die ihr wißt, daß nur der Sozialismus der Befreier des Weibes aus Not und Knechtschaft ist: tut eure Pflicht. Marie Wadwit.

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Jahresbericht der Genoffinnen von Hamburg . Das letzte Geschäftsjahr hat die Hoffnung auf eine gesunde Weiterentwick­lung unserer Frauenbewegung im Tempo der Vorjahre glänzend erfüllt. Die weibliche Mitgliedschaft hat in den letzten 9 Monaten einen Zuwachs von 1331 zu verzeichnen, sie ist von 8004 auf 9335 gestiegen. Von dem Mehr entfallen auf den dritten Hamburger Wahlkreis allein 1181 neue weibliche Mitglieder, während dort die männlichen nur um 746 zugenommen haben. Zu unserem Erfolg haben wesentlich die in 17 Stadtteilen monatlich stattfindenden Frauenbildungs- und Diskutierabende beige­tragen, an denen auch Richtorganisierte teilnehmen können. Für die Lehrkurse der Zentraltommiffion für das Ar­beiterbildungswesen leisten die Frauenabende ebenfalls gute Vorarbeit. Aus den Reihen der Teilnehmerinnen daran haben fich 13 Schülerinnen für den Winterkursus und 8 Schülerinnen für den Sommerkursus gemeldet. Insgesamt fanden 19 Frauen­agitationsversammlungen statt, die einen steigenden Besuch aufwiesen. In ihnen wurden Fragen behandelt, die für die Aufklärung und Schulung der Frauen von besonderer Bedeutung sind und namentlich auch die Mutterschaft und das mütterliche Wirken berücksichtigten. Die Bestellfommissionen der Genosfinnen in den einzelnen Distrikten luden durch 4100 Handzettel zu den Versammlungen ein. Im Oftober wendeten fich 18 öffentliche Frauenversammlungen an breitere Kreise der Prole­terierinnen. Hier stand auf der Tagesordnung: Die Frau im Kampfe gegen Teuerung und Hungersnot". In diesen Versamm­lungen, zu denen im ganzen Stadt- und Landgebiet Flugblätter verteilt worden waren, sprachen die Genossinnen Ruben, Weyl und 8iez Berlin und Genossin Wad wit Dresden mit gutem Erfolg. Zum diesjährigen Frauentag wurde in 18 öf­fentlichen Frauenversammlungen für das Frauenwahlrecht de­monstriert, zirka 5000 Frauenwahlrechtszeitungen wurden verkauft und eine stattliche Anzahl neuer Parteimitglieder und Gleichheit"= abonnenten gewonnen. Der Wunsch war allgemein, daß der Frauentag fünftig wieder an einem Sonntag stattfinden möge. Von den Obleuten der weiblichen Bestellkommiffionen wurde dem Vorstand der Landesorganisation der Antrag unterbreitet, eine Parteisekretärin anzustellen. Sie solle die Aufgabe haben, die besonderen Interessen der weiblichen Parteimitglieder zu wah­ren, Interessen, die in der besonderen sozialen Stellung der Frau im öffentlichen wie im privaten Leben ihre Ursache haben. Die Antragstellerinnen beriefen sich darauf, daß der Parteitag in Jena 1911 die Anstellung von Sekretärinnen in Aussicht genommen habe. Der Antrag fand diesmal noch keine Berücksichtigung, da es fich bei der kürzlich vorgenommenen Neubeseßung einer Sekretär­stelle um die Erledigung von Bureauarbeiten handelte und nicht um die eventuelle Anstellung einer Kraft, die die Agitation leitet. Von der Zentralbildungskommission wurden in den verschiedenen Stadtteilen wissenschaftliche Vortragszyklen mit Themen veranstaltet, die die Frau besonders interessieren. Drei Vorträge behandelten: Die geistige Entwicklung des Kindes mit Anwendung auf die Erziehung", drei Vorträge:" Die geschichtliche Entwicklung der Frauenfrage" und weitere drei Vorträge: Aus der Praris der Kindererziehung". Dant guter Propaganda durch die Bezirksführer und in den Frauenbildungs- und Diskutier­abenden erfreuten sich alle Vorträge eines sehr guten Besuches, der fich zwischen 120 und 220 Teilnehmerinnen bewegte. In 6 Sit­zungen wurde von den weiblichen Funktionären der Partei über gemeinsame Agitationsarbeit beraten, wie über den Ausbau der Frauenorganisation. Eine interne Frauenkonferenz tagte am 19. Oftober. Zu ihr waren die Delegierten der Landes­organisations- und Kreisversammlung und die Obleute der weib­lichen Bestellfommiffionen geladen. Genoffin 8ies referierte über die Agitation unter den Frauen. Von der Zentralfommission für das Arbeiterbildungswesen wurde am 30. Dezember eine Ver sammlung für alle in der Partei und den Gewerkschaften täti= gen Genoffinnen einberufen. Auf der Tagesordnung stand: Aussprache über eventuelle Maßnahmen zur Veranstaltung von Frauenbildungsabenden. Weitere Zusammenfünfte der gleichen Art sollen periodisch folgen, um die Agitation unter den Frauen, namentlich auch unter den gewerblich tätigen Proletarierinnen zu beleben und zu vertiefen. In einer Bersammlung der Referen­ten und Verwaltungsmitglieder der Partei und Gewerkschaften hielt im März Genoffin Dunder- Berlin einen belehrenden Vortrag über Die Frauenfrage". Auch sie be­fürwortete warm die Einrichtung von Frauenbildungsabenden. Die Beteiligung der Genoffinnen an allen Parteiberan­ftaltungen ist ständig im Wachsen. In den Leitungen der Jugendabteilungen, in den Kinderschuhkommis­