Br. 24. 15. Jahrgang. 1. Beilage des Vorwärts" Berliner Volksblatt, Sonnabend, 29. Jaunar 1898.
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Reichstag.
27. Sigung. Freitag, den 28. Januar 1898. Präsident v. Buol eröffnet die Sitzung um 21/4 Uhr.
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Abg. v. Kardorff( Rp.) meint, daß strenge Grenzsperre und strenge Kontrolle im Inlande nöthig ist.
Abg. Dr. Paasche( natl.) empfiehlt, eine recht hohe Prämie für die erste Anzeige einer Seuche im Dorfe.
solche ungeheuer schädlichen Krankheiten von der Arbeiterschaft fern wo die Besitzer das Vieh in der Jauche stehen lassen.( Widerspruch gehalten werden. Es ist Aufgabe des Reichs Gesundheitsamtes, rechts.) Wir werden Veranlassung nehmen, im Laufe der Etatsgerade hier mit größerer Umsicht und größerer Energie gegen die berathung den Reichskanzler zu fragen, ob demnächst nicht die Unternehmer zu verfahren, damit endlich einmal die Vorschriften russische Grenze für die Schweine- Einfuhr geöffnet werden kann. Gesetzestraft erlangen und nicht durch die willkürliche Handhabung| Es ist inkonfequent, Sperren nach dem Auslande zu verlangen, Die zweite Eatsverathung wird beim Spezialetat des Reich 3. der Unternehmer ihres eigentlichen Nutzen beraubt werden.( Leb- gleichzeitig aber für Aufhebung der Sperren im Inland einzutreten. amts des Jurn fortgesetzt. Beim Kapitel„ Gesundheitsamt" hafter Beifall bei den Sozialdemokraten.); Abg. Langerhaus( frs. Vp.) meint, der Herd der Seuche sei liegt ein Antrag der Abg. Müller- Sagan und Genossen vor, zur Direktor im Reichsgesundheitsamt Dr. Köhler: Der Vorredner nicht das Ausland, sondern das Juland. Er verlange deshalb im Errichtung einer biologischen Versuchsanstalt für wissenschaftliche hat wiederholt hervorgehoben, daß die Regelung der Sache, für die Julande größere Strenge. Erforschung wirthschaftlich nutzbarer Lebensbeziehungen von Pflanzen er sprach, erheblichen Schwierigkeiten begegnet. Ich kann versichern, und Thieren 30000 M. in den Etat einzustellen. Die Debatte wird daß wir stets dieser Sache in einer angemessenen und beschleunigten fortgesetzt. Weise näher zu treten suchen. Seit mehr als zehn Jahren studiren Abg. Oertel( Soz.): Auf die Gefahren für die Gesundheit, denen wir bereits die Frage und haben etwas Definitives doch noch nicht die Arbeiter in der Bürsten und Pinselindustrie ausgesetzt erreichen können. Derartige Fragen können nicht im Laboratorium Abg. Graf v. Bismarck- Schönhausen( Rp.) bittet die Regiesind, ist schon wiederholt von dieser Stelle aus, zuletzt von Grillenberger, allein gelöst werden, da muß die Praxis aushelfen. Die neueren rung, die englische Seuchengesetzgebung nachzuahmen und sämmtliche hingewiesen worden. Die Nothwendigkeit, auf diese wichtige Verfahren, von denen der Herr Vorredner sprach. bieten Grenzen zu sperren. Angelegenheit die Aufmerksamkeit des Reichstages zu lenten, ist um etwas thatsächlich Neues nicht. Wir haben bereits Er Abg. Dr. Müller- Sagan( frs. Vp.) weist darauf hin, daß eine so mehr vorhanden, als nun endlich die Regierung aus dem Stadium fundigungen in Italien eingezogen, wie es mit der ver- gänzliche Absperrung schon wegen des Schmuggels nicht möglich ist. der Vorberathung in das der positiven Gestaltung getreten ist. Das änderten Anwendung dieser bekannten Maßregeln steht, haben aber Abg. Wurm( Soz.): Wenn die Absperrung etwas helfen Reichsamt des Innern hat auf grund der§§ 122e und 139 der Abschließendes noch nicht erfahren können. Der Termin 1908, den würde, so würde ich unbedingt für sie eintreten. Aber die Gewerbe- Ordnung Vorschriften zur Verhütung der Ansteckungsgefahr der Herr Vorredner als von uns in Aussicht genommen angab, ist Wissenschaft hat gerade bewiesen, daß die Absperrungsausarbeiten laffen. Mit der Ausarbeitung dieser Vorschriften hat maßregeln in wirklich strenger Weise nicht durchführbar sind. Die man sich nicht so sehr übereilt. Seit Jahren fordern die Arbeiter, Batterien machen selbst vor anders angestrichenen Grenzpfählen nicht daß solche Vorsichtsmaßregeln vorgeschrieben werden. Wir gestehen Halt. Es giebt nur ein wirklich wirksames Mittel: obligatorische zu, daß die Verhältnisse erst sorgfältig geprüft werden müßten, da Viehversicherung durch das Reich mit voller Entschädigung für er die Sache nicht so einfach liegt. Andererseits ist aber doch eine derfranktes Bieh. Die kleinen Besizer halten sonst wegen des drohenden artige Berzögerung in einer Sache, wo Leben und Gesundheit von Berluftes eine Erkrankung geheim. Eine Kontrolle durch den Gentausenden von Arbeitern auf dem Spiele steht, aufs allerentschiedenste zu darm, der alles können soll, heute eine politische Bersammlung verurtheilen. Bis jetzt sind die Vorschriften über Milzbrand vom überwachen und morgen eine wissenschaftliche Diagnose stellen, ift Direktor des Reichs- Gesundheitsamtes erst ausgearbeitet; Gesezesnicht ausreichend; dazu braucht man Sachverständige. Es muß in jedem traft haben sie noch nicht. How Falle festgestellt werden, wie die Ställe sind, wie das Futter ges wesen. Eine objektive Statistit, nicht eine von interessirter Seite tönnte hier viel nüßen.( Beifall.)
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dies thatsächlich nicht. Wir haben ein früheres Jahr im Auge gehabt. Jedenfalls darf man überzeugt sein, daß, wenn Verhandlungen in dieser Frage gepflogen werden werden, die Regierung auch die Arbeitnehmer fragen wird. Abg. Beckh( frs. Vp.): Der Vorwurf, den Herr Abg. Dertel den Nürnberger Arbeitgebern gemacht hat, ist durchaus nicht zu treffend. Man hat sich dort wirklich redlich Mühe gegeben, dem Uebelftande abzuhelfen. Ebenso unrichtig ist die Behauptung, daß das Reichsgesundheitsamt mit den Unternehmern im Bunde stehe und deshalb energische Vorschriften nicht erlasse.
werden
Abg. Dr. Kruse( natl.) ist Freund des Impfzwanges und fragt nach den Ergebnissen der Konferenz über das Apothekenwesen. Staatssekretär Graf Posadowsky: Die Ergebnisse haben zur
Von seiter der Unternehmer der betheiligten Jndustrie wird eine Abg. Rettich( t.) weist auf die stetige Zunahme der Maul- und beftige Oppostion gegen diese Vorschriften gemacht. Die Arbeiter Klauenfeuche in den deutschen Viehbeständen hin. Die einzige Maßsehen dagegen in ihnen nur das Mindestmaß dessen, was zur Ver- regel, die wirkungsvoll ist, ist die Absperrung gegen das Ausland. Abg. Preiß( Elf) wünscht strengere Maßregeln gegen Weinhütung der Kankheiten erlassen werden muß. Von einer definitiven In den letzten Jahren hat sich die Regierung zu größeren Ab- verfälschungen. Man solle diese einfach unter das neue NahrungsBeseitigung der Milzbrandgefahr kann heute noch keine Rede sperrungsmaßregeln verstanden, aber das ist noch nicht genug. mittel- Gesez stellen. Ferner ist das Verbot des Zuckerzusatzes sein; dazu müßten erst geeignete Desinfektions- Verfahren Warum hat man nicht die Einfuhr russischer Gänse verboten? Nicht zu den Naturweinen und des Verkaufs von Kunstweinen zu erfunden werden. nur die Geflügelcholera, sondern auch die Mauls und Klauenfeuche empfehlen. Nur die wichtigsten Bestimmungen können hier erörtert werden. wird von ihnen eingeschleppt. Ich bin kein Freund von Quarantäne, Staatssekretär Graf Posadowsky: Die Schwierigkeit des Die Unternehmer wehren sich vor allen Dingen dagegen, daß auch aber ich ziehe fie dem jezigen Zustand noch vor. Eine Quarantäne Kampfes gegen die Weinpantscherei liegt in der nicht genügenden das Biegenhaar dem Desinfektionsawang unterworfen werden soll. von 10 Tagen ist aber zu kurz. chemischen Analyse. Zur Durchführung der Maßregeln, wie der VorSie meinen, tie Qualität desselben würde dadurch bedeutend beein Abg. Blos( Soz.) fragt an, ob es nicht möglich sei, Maßregeln redner sie wünscht, würde eine Kontrolle nöthig sein, die allgemeine trächtigt und Erkrankungen durch Ziegenhaar tamen nicht vor. 8t treffen, um eine Verunreinigung der Anläufe der Ocker zu ver- Gutrüstung hervorrufen würde; sie würde von der Wiege bis zum Einen Beweis ür diese Behauptungen erbringen sie nicht; dagegen hüten. Die dort existirenden Zuckerfabriken verunreinigten das Grabe des Weines sich erstrecken müssen.( Heiterkeit.) Die aller ist amtlich for tirt, daß das Material teine Beeinträchtigung er- Wasser so, daß in ganz Braunschweig fein brauchbares Trinkwasser gefährlichsten Weinpantscher sind aber oft die Winzer selbst. Schließfährt. Die Ar iter verlangen ferner, daß nicht nur das aus dem Aus zu haben sei. Die braunschweigischen Behörden haben gethan, was lich ist die Grenze zwischen Kunst- und Naturweinen sehr schwer zu lande kommen sondern alles Material der Desinfektion unterwerfen in ihrer Wacht stand, aber einzelne Fabriken liegen in Breußen und finden. werden soll; kommen aber den Unternehmern so weit entgegen, in Preußen feien die Braunschweiger machtlos. Vielleicht könne Abg. Reißhaus( Soz.): 1896 ist eine Kommission in Sachen daß fie diesel nur insoweit allgemein durchgeführt wissen wollen, das Reichs- Gesundheitsamt einen Druck auf die preußischen Behörden des Impfzwanges eingerichtet worden, in der Anhänger und Gegner als eine Schaung des Materials nicht eintritt. Die Desinfektion ausüben. zu Worte kommen sollten. Die dort gefaßte Resolution hat in ihrem durch mehrstünes Rochen, die das Reichs Gesundheitsamt auch vor- Direttor im Reichs- Gesundheitsamt Dr. Köhler: Die Verhält zweiten Theil die Zustimmung des Bundesraths nicht gefunden. schlägt, tödtetie Milzbrandsporen und Bazillen nicht, wie wiffen- niffe im Nordbars sind schwierig zu lösen. Braunschweig beschwert GEs ist vielmehr vorgeschlagen, eine neue Kommission zu bilden, eft schaftlich festgbel t ist. Außerdem würden sich die Unternehmer fich bei den Zuckerfabriken über Preußen, Preußen wieder hat Be- der die Sache zur nochmaligen Prüfung überwiesen auf diese Art chränken und so die ganze Absicht der Vorschriften schwerden gegen Braunschweig wegen Verarbeitung von Kalifalzen. foll. Ich frage nun den Vertreter des Gesundheitsamtes, ob auch Der verhindern. betreffende Paffus müßte vielmehr so lauten: Es Am besten würde es sein, die Frage nach der Verhütung von Fluß die Impizwang- Gegner, die den Köhlerglauben nicht theilen, dort zu dürfen nur folge Desinfektionsverfahren zur Auswahl zugelassen werden, verunreinigungen nach den lokalen Bedürfnissen zu regeln. Das Worte kommen werden. Da die Zahl der Jmpfzwang- Gegner zu die auch vomdeichs- Gefundheitsamt als ausreichend erachtet worden Gesundheitsamt würde gern bereit fein, sich an der Lösung der nimmt, ist es möglich, daß die Frage noch bei den kommenden. find. Die Unternehmer wehren sich auch gegen die Vorschrift, daß nur Schwierigkeiten zu betheiligen. Ich bitte aber den Herrn Vorredner, Wahlen eine Rolle spielt. volljährige Arbeiter zur Bearbeitung der Materialien verwendet sich an die Braunschweigische Regierung zu wenden mit der Bitte, Staatssekretär Graf Posadowsky: Jn die Rommission werden werden dürfelt, weil der Betrieb dann irrationell sein würde. Die daß sie den Herrn Reichskanzler ersucht, sich mit dem Reichsgefund auch Jmpfgeguer kommen. Aber die deutsche Regierung hält wie Löhne in der Pinselindustrie sind ohnehin so niedrig, daß diese Einheitsamt in Verbindung zu setzen. die anderen Staaten am Impfzwange fest. schränkung gar nicht in betracht kommen kann. Wenn aber diese Abg. Grai zu Jun und Knyphausen( t.) verlangt auch GrenzBestimmungen erst im Jahre 1908 in traft treten sollen, so hat ja sperren zur Verhütung der Maul- und Klauenseuche. das Unternemerthum noch lange Zeit, bis es solche Behinderungen Maul- und Klauenseuche habe jetzt hoffentlich den Höhepunkt überDirektor im Reichs- Gesundheitsamt Dr. Köhler erwidert, die erfahren wird. Lebhaften Unwillen der Unternehmer erregt ferner die Be- schritten. Trotzdem dürfe man in der Bekämpfung der Klauenfeuche stimmung, daß in den Arbeitsräumen jährlich ein neuer Ralt nicht nachlaffen. Die Bekämpfung der Seuche liege der Regierung anstrich vorgenommen werden soll. Als Grund geben sie diesmal sehr am Herzen. Die ruffische Grenze sei für Schweine bereits fogar an, daß dann die Arbeiter durch die nothwendigen Feiertage gefchloffen. Auch die schwedische Grenze ift fofort, nachdem die Seuche einen Lohnausfall haben würden. Dabei zwingen fie sie aber bei in Schweden aufgetreten war, gesperrt worden. Die Verschleppung inner patriotischen Festen ohne weiteres, wider ihren Willen zu feiern! balb deutscher Bundesstaaten, aus Bayern nach dem Norden, sei Die Arbeiter haben das Unternehmerthum bierber vollständig be- ja möglich, aber das hängt eben mit der völligen Freiheit im Verschämt. Sie erklärten in einer Versammlung, daß sie gern bereit fehr im Inlande zusammen. Ebenso kann einmal die Seuche vom feien, im Intereffe des von den Unternehmern so sehr gehaßten Berliner Viehhof nach Bayern verschleppt werden. Die Resultate Kalkanstrichs den Lohnausfall selbst zu tragen.( hört! Sört! der Seuchenbekämpfung sind teine schlechten, in einem Jahre werden bei den Sozialdemokraten.) Nach den Vorschriften foll ferner wir hoffentlich noch weiter fein als beute. wöchentlich einmal das Material gereinigt werden. Die Abg. Dr. Langerhans( frf. Bp.): Die Absperrung nüßt nicht Nachgiebigkeit der Arbeiter, die sich darauf beschränken zu viel. Es ist wie bei der Cholera. Die Hauptsache ist, daß wissenfordern, daß dies möglichst oft, mindestens aber monatlich zweimal schaftlich die Ursache der Krankheit festgestellt wird, dann gefchehen soll, fann mir durchaus nicht gefallen; ich zöge den Vor- wird sie sich auch bekämpfen laffen. Leider sind wir in bezug schlag des Reichs- Gesundheitsamts vor. Auch bei allen anderen Vor- auf die Erforschung der Maul- und Klauenseuche noch nicht so weit schriften kommen die Arbeiter den Unternehmern soweit als möglich wie bei der Cholera. Schließlich sei es doch auch nicht möglich, alle Menschen und Thiere gegen alle Krankheiten zu immunisiren. entgegen. Die vorgeschlagenen Bestimmungen halten sich jedenfalls in( Heiterkeit.) Vorläufig wollen wir fioh sein, wenn sich die anderen den bescheidensten Grenzen. das Wort Arbeiterschutz Länder nicht gegen uns absperren, denn bei uns ist die Seuche größer nicht nur eine leere Phrase bleiben soll, so ist es Auf- als in anderen Ländern.( Beifall links.) gabe der Behörde, fie sobald als möglich durch- Abg. Dr. Hitze( 3.) hält Absperrungen an einzelnen Stellen zuführen. Ich richte an die Regierung die Anfrage, ob im Inland für ziemlich furchtlos. Seine Freunde würden aber allen der Einfluß des Unternehmerthums so weit geht, daß es auch diese Maßnahmen zustimmen, durch die der Seuche Einhalt gethan werden Minimalforderungen, dieses ginsengericht von Arbeiterschutz ver fönne. hindern tann. In Nürnberg sind einige tausend Arbeiter in dieser Abg. Graf Armin( Rp.): Ich kann den Standpunkt des Herrn Industrie beschäftigt, jährlich wird für fünf Millionen Waare pro- Langerhans nur für jehr bedenklich aufehen. Wer da weiß, wie duzirt und die Hauptgegnerin der Vorschriften ist eine dortige z. B. die Maul- und Klauenfeuche so enormen Schaden uns ge Altiengesellschaft, die im letzten Jahre troß erheblicher Abschreibungen bracht hat, der fann nicht warten, bis die wissenschaftlichen Vers 10 pet. Dividende hat vertheilen tönnen! So weit geht die un- fuche das gewünschte Resultat ergeben. In England haven die erfättliche Profitgier, daß man lieber das Leben und die Gesundheit Grenzabsperrungen der Sache radikal ein Ende gemacht. von hunderten von Arbeitern aufs Spiel setzt, als sich solche minimale Beschränkungen gefallen zu laffen.
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Wenn
Abg. Dr. Kruse( nat.- lib.) tritt für völlige Sperrung der holländischen Grenze ein.
Ausarbeitung eines Gefeßentwurses geführt, der jetzt aber noch nicht fertig ist.
Abg. Dertel( Soz.): Ich frage den Direktor des Reichss Gesundheitsamtes noch einmal an, wann die vom Reichs- Gesundheitsamt ausgearbeiteten Vorschriften für die Bürsten- und Industrie endlich in kraft treten werden. Auf meine erste Frage habe ich noch feine Antwort erhalten. Dem Abg. Beckh erwidere ich, daß die Harmonie zchen Arbeitgebern und Arbeitern nur in seiner Phantasie besteht.
Staatssekretär Graf Posadowsky steht fachlich ganz auf dem Standpunkt des Vorreduers. In die Konferenz dieses Jahres werden auch Arbeiter berufen werden, und die Angelegenheit soll möglichst beschleunigt werden.
Abg. Beckh( freis. Bg.) weist auf die gemeinsamen Konferenzen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern hin. Es muß doch also eine Harmonie zwischen ihnen bestehen.
Abg. Reißhaus( So.) spricht die Hoffnung aus, daß die Jmpftommission die Gegner des Impfzwanges nicht so furzer Hand abthun werde. Die Diskussion wird geschlossen, das Kapital be. willigt. Der Antrag Müller Sagan( frs. Vp.) auf Bes willigung von 30 000 M. zur Errichtung einer biologischen Verfuchsa anstalt wird mit großer Mehrheit angenommen. Hierauf verta gt sich das Haus.
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Nächste Sigung: Sonnabend 1 Uhr.( Fortsetzung der heutigen Berathung. Juſtizetat. Branntweinsteuer- Kontingentsgefeß.) Schluß 6 Uhr.
Abgeordnetenhaus.
9. Sigung vom 28. Januar 1898, 11 Uhr. Am Ministertische: Freiherr von Hammerstein und zahlAbg. Graf v. Stolberg ( t.): Es ist festgestellt, daß zur Er reiche Kommiffarien. nährung der oberschlesischen Industriebezirke das heute noch zugelassene Als Mitglied der Staatsschulden- Kommission wird der Abg. Das Reichs- Gesundheitsamt sollte auch direkt darauf hinwirken, Kontingent von russischen Schweinen nicht mehr nothwendig ist; das Rückhoff( fit.) wiedergewählt. daß ein genügendes Desinfektionsverfahren erfunden wird. Auch in hat der preußische Landwirthschaftsminister im Herrenhaufe selbst Das Haus beginnt die zweite Etatsberathung mit dem Spezial. dieser Hinsicht haben die Arbeiter die oberste Gesundheitsbehörde zugegeben. Redner weist dann auf völlige Nutzlosigkeit der etat der landwirthschaftlichen Verwaltung. beschämt. Sie haben selber Versuche angestellt und vorgeschlagen, Quarantäne hin und tritt für völlige Absperrung nach englischem Bei dem Titel Ministergehalt" giebt der ein Preisausschreiben für das beste Verfahren, die Milzbrandsporen Muster ein. Abg. Frhr. v. Eyuatten( 3.) seiner Freude über die Mehrvollständig an tödten, zu veranstalten und sich bereit erflärt, einen Direktor des Gesundheitsamtes Dr. Köhler: England ist in einstellung zur Förderung der Geflügelzucht, zu Flußregulirungen 2c. guten Theil der Kosten zu tragen.( Hört, hört! bei den Sozial der That frei von Maul- und Klauenseuche( hört! bört! rechts), Ausdruck; er bedauert, daß für die Ausarbeitung eines Wafferrechts demokraten .) Das Reichs Gesundheitsamt und die Unternehmer man bat dort alle eingeführten Thiere abgeschlachtet, und dadurch noch kein Schritt gethan sei und schildert dann die Verunreinigung haben diesen Borschlag aber achtlos beiſeite geschoben. Bir der Seche definitiv ein Gude gemacht( Sört 1 hört! rechts.) ber des Wurmbaches durch Fabrikwässer und beklagt, daß noch immer Ende haben das Reichs- Gesundheitsamt sogar direkt auf ein neues Ver- man hat dort den Besigern volle Entschädigung gewährt( Hört! feine Abhilfemaßregeln getroffen sind. Im Interesse der Ges fahren aufmertfam gemacht, ohne das leiseste Wohlgefallen damit zu hört! links), und das ist ein Korrelat, das wir nicht mit übernehmen winnung Landwirthschaftlicher Arbeitskräfte erringen. Auch jetzt wieder werden neue Ergebnisse befannt gemacht. tönnten.( Hört! hört! links.) sei eine Verkürzung der Schulpflicht erwünscht; Ich frage das Reichs Gefundheitsamt, ob darüber schon Erkundi dankbar anerkannt werde, daß die zweijährige Dienstzeit in dieser gungen eingezogen sind. Ferner mache ich die Vertreter desselben Beziebung vortheilhaft für die Landwirthe gewesen ist. Die Steuerdarauf aufurertfam, daß in Nürnberg die Heimarbeit in den letzten veranlagung werde den Landwirthen gegenüber zu streng gehandhabt; Jahren bedestend zugenommen hat. Infolge der schlechten Löbne sind in vielen Gemeinden stehen aus den 70er Jahren Schulhäuser, die Arbeiter gezwungen, Arbeit mit in die Wohnung zu nehmen; da fie deren Kosten in gar feinem Verhältniß stehen zu fich nicht den Lugus einer Wohnung mit 3-4 Räumen gestatten Budget der Die Gegnerschaft, welche das Antönnen, so arbeiten, wohnen und schlafen alle Familienmitglieder in erbenrecht in gewissen Kreisen der chemischen Landwirthschaft einem und demselben Naume. Durch das mitgebrachte Material gefunden, möge den Minister nicht entmuthigen, für diese Vorlage wird aber die Gefahr hervorgerufen, daß nicht blos die Arbeiter einzutreten, die den Sitten und Gewohnheiten der dortigen Befelbst, sondern auch die Familienangehörigen, sowie alle Betheiligten völkerung entspricht. infizirt werden. Die Frage ist gewiß nicht leicht zu lösen, aber das Abg. Reinecke Sagan( frt.): Der Rückgang der DomänenReichs- Gesundheitsamt müßte sie unbedingt mit in Erwägung ziehen. pachten beweist von neuem den Nothstand der Landwirthschaft, dem Es sind Fälle von Milzbrand Erkrankungen bekannt geworden, in gegenüber die Regierung fich immer noch nicht zu großen Mitteln entdenen die tehandelnden Aerzte garnicht wußten, daß es sich um schließen kann. Nicht blos die niedrigen Getreidepreise verschulden Milzbrand handle, und die Patienten auf Lungenschwindsucht hin den Nothstand, sondern auch verschiedene Spezialgesete, so behandelt haber in denen erst die Sektion den Milzbrand fon namentlich die Branntweinsteuer; es sei ganz unzutreffend, bei ftatirte. Es ist auch durchaus nothwendig, daß die Maßregeln fich Abg. Dr. Haase( Soz.): Wir sind auch dafür, daß das Reichs- dieser Steuer von einer Liebesgabe für die Landwirthe zu sprechen. auch auf andere Industrien erstrecken, auf die Wolfabriken, Woll- Gesundheitsamt alles zur Erforschung der Seuche thut, eine Ab- Abg. Herold( 3.) wünscht Heranziehung landwirthschaftlicher spinnereien 2. Ich möchte das Reichs Gesundheitsamt fragen, ob sperrung der Grenze halten wir für nuklos. In den Grenzbezirken Praktiker bei den Generalkommiffionen. Die Sperre gegen Dänes auch nach dieser Richtung etwas geschehen ist, da doch nach ist die Seuche auch lange nicht so start, wie in weit ab von der mark ift dringend nöthig, ebenso beren Aufrechterhaltung gegen gewiesenermoßen auch in diesen Betrieben Milzbrand - Erkrankungen Grenze liegenden Bezirken. Wo die Grundbefizer das Vieh sauber Holland . Die Fleischeinfuhr follte man genau kontrolliren, Tomint Wir haben alles Jutereffe daran, daß halten, vorgekommen find. Seuche weniger weniger oft vor, als da da die Möglichkeit einer Ansteckungsgefahr oder sonstiger Schäden
Abg Nand( Np.) hält ebenfalls völlige Grensfperrung für das einzige zur Zeit wirksame Mittel gegen die Maul- und Klauensenche. Bayerischer Geheimrath Dr. v. Herrmann hebt hervor, daß an der bayerisch- österreichischen Grenze die Vieheinfuhr so streng beaufsichtigt werde, daß es fast unmöglich sei, daß dort die Seuche eingeschleppt werde.
Abg. Graf Stolberg( t.) bedauert, das der ultramontane Ab: geordnete Gerstenberger, der im Borjahre sprach, heute nicht anwesend sei. Der bayerische Abgeordnete würde sicher eine andere Stellung einnehmen, als der bayerische Regierungsvertreter. Eine Bekämpfung sei nur möglich, wenn sämmtliche Länder sich gegen einander gegenseitig absperren und erst mal im eigenen Lande gegen die Seuche vorgehen.
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