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Notizenteil. Dienstbotenfrage.
Die Gleichheit
Streif und Sperre von Dienstmädchen in London . In der Kriegszeit ist ein Ereignis wenig beachtet worden, das unter anderen Umständen sicher Aufsehen erregt und viele Federn in Bewegung gesetzt hätte. London hat seinen ersten Dienstmädchenstreit erlebt, der als eine regelrechte gewerkschaftliche Aktion geführt wird, aber wie viele solcher Aktionen in England nur einen eng begrenzten Umfang hat. Ursache des Konflikts war die schlechte Behandlung, die eine Londoner Beamtengattin ihrem Hauspersonal zuteil werden läßt. Ein Mädchen, das sich durch diese Behandlung geschädigt fühlte, wendete sich an seine Organisation, die„ Domestic Workers ' Union" ( Gewerkverein der Dienstboten). Nach erfolglosen Verhandlungen verhängte diese Gewerkschaft Streit und Sperre über den Haushalt der despotischen Dame. Es wurden sofort Streitposten ausgestellt, die zum großen Ärger der„ Gnädigen" aufs beste ihres Amtes walteten. Die bestreifte Dame appellierte an die Polizei, jedoch ohne Erfolg, weil die Streifposten der Dienstmädchen aufs strengste alle behördlichen Vorschriften beachteten. Nun ließ die Dame eine Bewerberin um die Stelle im Auto kommen, um sie vor der AufKlärung durch ihre Arbeitsschwestern zu behüten. Allein auch das fruchtete nichts. Bis vor kurzem war es ihr nicht gelungen, die Sperre zu brechen und ein Mädchen zu erhalten.
Der Gewerkverein, der so energisch die Interessen der Dienenden wahrnimmt, ist erst vor ungefähr drei Jahren gegründet worden und hat wie seine festländischen Schwesterorganisationen große Schwierigkeiten zu überwinden. Der allgemeinen englischen Gewerkschaftsbewegung ist er durch eine offizielle Vertretung auf den Jahreskongressen der Trade Unions eingegliedert. Im letzten Jahre hat er auch Anschluß an die internationale sozialistische Frauenbewegung gewonnen und ist im Internationalen Frauenrat der Sozialistischen und Arbeiterorganisation Großbritanniens " vertreten. Um die Die nenden aufzuklären und zu organisieren, hat er viele Meetings im Freien abgehalten namentlich in London . Auch die Gesetzgebung sucht der Gewerkverein zugunsten der Mädchen zu beeinflussen. So veranstaltete er eine Demonstration, um gegen den Gesegentwurf über Führungszeugnisse für Dienende zu protestieren.
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Für den Frieden.
o. p.
Friedensarbeit nud Friedenswünsche der holländischen Genoffinnen. Während auf den Schlachtfeldern die Völker sich in furchtbarem Ringen messen, entfalten unsere Genossinnen in den Niederlanden eine rege Tätigkeit für den Frieden und die internationale Solidarität. Selbstverständlich sind sie auch eifrig und opferbereit am Werk, um der entseglichen Not zu steuern, die im Gefolge des Kriegs das neutrale Holland überflutet. Man denke nur an das Elend der Hunderttausende belgischer Flüchtlinge! Handel und Wandel leidet in großem Umfang unter den Maßnahmen der kriegführenden Staaten, unter dem Seekrieg. Die Arbeitslosigfeit greift um sich. Kurz, der Krieg schafft auch dem Volke der Nieder lande schwere Leiden und Nöte, gegen die unsere Genossinnen den Stampf tapfer führen. Jedoch sind sie sich klar darüber, daß sie ihre Kräfte in diesem Kampf nicht erschöpfen dürfen. Ebenbürtig stehen daneben ihre Bemühungen, einen baldigen Frieden herbeizuführen und die Bande zu erhalten und zu festigen, die die sozialistischen Frauen aller Länder miteinander verknüpfen. Davon legt das Leben in den Propagandaflubs Zeugnis ab, das beweisen Versammlungen und die Artikel der Proletarische Vrouw". Seit dem Ausbruch des Kriegs ist ein großer Teil des Blattes um nicht zu sagen der größte der Agitation für den Frieden gewidmet. Immer wieder und immer wieder wird vom sozialistischen Standpunkt aus das Wesen des gegenwärtigen Weltfriegs aufgezeigt, wird mit neuen Tatsachen und Gründen bewiesen, wie bitter not den Völkern Friede und Brüderlichkeit tut, und daß die Frauen in den vordersten Reihen des Wirkens für diese Ideale stehen müssen. So schrieb„ De Proletarische Vrouwv" letthin:
,, Der Krieg ist entbrannt, ohne daß die Frauen irgendwelchen Einfluß darauf ausüben konnten. Trotzdem müssen die Frauen ihren Friedenswillen kund tun, haben sie bereit zu sein, laut und deutlich zu sagen, wie der Friede aussehen muß, den sie fordern. Denn die Frauen müssen ja das lebendige Kriegsmaterial liefern, ihre Söhne werden auf die Schlachtfelder geführt.
Männer, die sich bis dahin nie gesehen haben, töten und verwunden einander auf die entsetzlichste Weise. Eben soviel Frauen werden dadurch für immer in Kummer und Sorge gestürzt." Wir müssen die trefflichen Ausführungen über die treibenden Kräfte des jezigen Krieges übergehen. Dem Ringen der Staaten wird die internationale Solidarität der Arbeiter gegenüber gestellt, die kein leerer Wahn,
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Nr. 8
feine sinnlose Phrase ist. Auf die größte Interessengemeinschaft begründet, muß sie der Menschheit den Weltfrieden, den Sozialismus bringen. Frauen Hollands , seid bereit, eure Stimme für den Frieden zu erheben. Denn wie der Friede aussehen wird, davon hängt unsäglich viel für das Geschick der Menschheit, für das Nahen des Sozialismus ab. Der künftige Friede muß die Gewähr in sich tragen, daß er zu keinem neuen Krieg mehr führt. Das besagt, daß jedem Land seine nationale Unabhängigkeit verbleiben muß, daß keines unter eine Fremdherrschaft gebeugt wird. Aber der künftige Friede muß auch die Ansätze zur allgemeinen Abrüstung in sich schließen. Der Krieg, der in den beteiligten Ländern die Männer in den Tod zwingt, wird den Frauen überall predigen, wie notwendig es ist, für den Sozialismus zu wirken. Es wird sich dabei zeigen, daß die Frauen international nicht getrennt worden sind, sondern sich verbunden fühlen in dem Wollen eines dauerhaften Friedens als der ersten Voraussetzung für bessere Zustände, die den Sozialismus vorbereiten helfen. Genossinnen, darum rechnen wir auf euch, wenn der Friede naht. Ihr müßt die Ideen des Sozialismus und also auch die der Völkerverbrüderung und des Weltfriedens unter den Frauen des Volkes verbreiten. Das ist eure schöne Aufgabe des Augenblicks. Erfüllt sie mit Hingabe, mit Begeisterung, bis die Zeit des Handelns gekommen ist. Wir rechnen auf euch!" A. F.
Friedensbewegung der Kinder in den Vereinigten Staaten . Auf Veranlassung von Katharine Devereur- Blake hat sich in den Vereinigten Staaten ein Komitee von Frauenstimmrechtlerinnen gebildet, deren Aufgabe es ist, die Kinder für die Unterzeichnung einer Friedenspetition an die Staatsoberhäupter der kriegführenden Nationen zu gewinnen. Das Komitee wird sich bei seiner Agitation der Vermittlung der Schulen bedienen, die Schulaufsichtsbehörde von New York unterstüßt das Vorhaben. Kinderorganisationen sollen gegründet werden, die für den baldigen Friedensschluß in dem gegenwärtigen Krieg wirken und der Erziehung für die grundsägliche Friedensidee dienen. Wenn die eingeleitete Tätigkeit der Frauenstimmrechtlerinnen Erfolg hat, so wird in jedem Staat der nord amerikanischen Union ein Stind gewählt, und die Gewählten sollen dann mit den Petitionen nach Washington reisen und sie dort den Gesandten der fremden Mächte überreichen. Der Brief, den die Kinder an die Oberhäupter der kriegführenden Staaten senden sollen, lautet nach, Jus Suffragii", dem Organ des„ Weltbundes für Frauenstimmrecht“:„ Wir, die Unterzeichneten, Kinder von Amerika , bitten zusammen die Herrscher dieser großen Nationen einen sofortigen Waffenstillstand zu beantragen und die Streitigkeiten der kriegführenden Nationen dem Haager Schiedsgericht zu einer friedlichen und gerechten Lösung zu unterbreiten und zu versprechen, alle fünftigen Streitfragen in der nämlichen Weise friedlich zu erledigen. Wir sind die Kinder und Enkel eurer früheren Untertanen, viele von uns sind durch Blut und Zuneigung mit den Soldaten verbunden, die nun auf verschiedenen Seiten um Leben und Tod in diesem entsetzlichen Kriege gegeneinander kämpfen. Wir flehen euch an, diesem schrecklichen Schlachten Einhalt zu gebieten, denn er erscheint uns wie ein wilder Ansturm gegen die Zivilisation. Wir bitten euch deshalb im Namen der hilflosen Kinder Europas und Asiens , die ihrer Väter und Erzieher beraubt sind und die durch die vom Krieg geschaffenen gräßlichen Zustände in nicht wieder gut zu machender Weise geschädigt werden."
Ein Brief von Miß Blake an die Kinder erklärt diesen, warum sie die Petition unterzeichnen sollen. In einfachen, ernsten Worten. schildert er die Wirkungen des Krieges und erinnert an das Wort Benjamin Franklins :„ Es hat noch nie einen guten Krieg oder einen schlechten Frieden gegeben."
Miß Blake und ihre Mitarbeiterinnen im Komitee werden kaum glauben, durch eine Kinderpetition aus Amerita dem Völkerringen ein Ziel zu setzen. Allein ihr Vorhaben ist nicht nur bezeichnend für die Stimmung großer Frauenkreise, sondern enthält auch einen er zieherischen Gedanken von hohem Werte. Die Kinder können nicht früh und nicht eindringlich genug mit dem Jdeal der Solidarität aller Bölfer und des Friedens durchdrungen werden.
Frauenstimmrecht.
Fraucu als Parlamentsmitglieder in den Vereinigten Staaten von Nordamerika . Die legten allgemeinen politischen Wahlen in der Union haben vier Frauen Sitz und Stimme in den gesetzgebenden Körperschaften gebracht. Es wurden gewählt: Frau Willard Muods in den Senat von Arizona ; Fräulein Marian Tours in das Unterhaus von Oregon ; Frau Hearty in das Unterhaus und Fräulein Ring Robinson in den Senat von Kolorado .
Berantwortlich für die Redaktion: Frau Klara Bettin( Bundel), Wilhelmshöhe, Post Degerloch bei Stuttgart .
Druck und Berlag von J. H. W. Die Nachf. 6.m.b.5. in Stuttgart .