86 Auffassung zog er Schlußfolgerungen für die Praxis der Friedensarbeit. Ein weitergehender Gegenentwurf der obengenannten einen russischen Gruppe wurde nur von dieser und von der polnischen Delegierten befürwortet. Nednerinnen aller Delegationen wendeten sich entschieden dagegen, darunter auch die Vertrete» rinnen der zweite» Gruppe russischer sozialdemokratischer Frauenvereinigungen, die demOrganisationskomitee" angc» gliedert sind. Sie alle erklärten übercinstiinmcnd, daß auch ihre persönliche Überzeugung die kritisierten Erscheinungen verurteile, daß jedoch diese Konferenz sozialistischer Frauen nicht der Ort sei, sich darüber auseinanderzuseßen. Die Ab- rechnung mit der Taktik der sozialistischen   Parteien, bezw. ihrer Mehrheit sei zunächst Sache der nationalen sozialdemo­kratischen Parteitage in den einzelnen Ländern und eines allgemeinen internationalen Sozialistenkongresses. Dem Ent- Wurf der russischen Gruppe beitreten, würde darauf hinaus- laufen, die inneren und äußeren Widerstände und Schwierig- keiten gegen das internationale Friedenswerk der Frauen zu vermehren und zn vergrößern und daniit dieses selbst zu schwächen. Des weiteren dürfe die Konferenz sich nicht als Tribunal einsetzen, das einseitig Verurteilungen . über politische Handlungen ausspreche, deren Begründung und Rechtfertigung hier nicht versucht werden könne, wo nie- mand sie billige und verteidige. Diese Auffassung bewirkte, daß die Beratungen straff auf die praktische Friedensarbeit der Genossinnen konzentriert blieben und nicht von dem be- wüßt abgesteckten Boden abirrten. Das Ergebnis der Abstiinmungen entsprach dem vorhan­denen Gegensatz. Ter Entwurf der einen russischen Tele- gationsgruppe fiel mit allen Stimmen gegen die der Gruppe selbst und die der polnischen Delegierten. Der zuerst erwähnte Entwurf wurde gegen diese Stimmen von allen Delega- tionen gntgeheißen. Die Vertreterinnen desZentral- komitees" gaben zu ihrem ablehnenden Votum eineEr- klärung" ab. Mit der Abfassung des Manifestes wurde eine internationale Koinmission beauftragt. In Verbindung mit dem ersten Punkte der Tagesordnung wurde noch eine Resolution der englischen Delegation behandelt und angenommen. Sie wendet sich gegen die Prak- tiken einzelner Kapitalisten und Kapitalistengruppen, die die durch den Krieg geschaffene Situation ausnutzen, indem sie die Preise der Lebensbedürfnisse und des gesamten Be- darfs für Heer und Marine künstlich in die Höhe treiben, ?er. 15 die Löhne drücken, die gesamten Arbeitsbedingungen ver- schlechtem und namentlich Frauen und Kinder einer ver° schärften Ausbeutung unterwerfen. Gegen diese Praktiken fordert die Resolution trotz desBurgfriedens" energische Gegenwehr. Nach Erledigung der Tagesordnung trat die Konferenz einstimmig und debattelos zwei Anträgen der h o l l ä n- dischen Delegation bei. Der eine davon richtet die Auf- forderung an alle auf der Tagung nicht vertretenen sozia­ listischen   Frauen- und Arbeiterinnenorganisationen wie an alle Genossinnen überhaupt, den gefaßten Beschlüssen beizu­treten und in ihrem Sinne zu wirken. Eine weitere Resolution wurde von der eng­lischen Delegation eingebracht. Sie betont die grundsätz­liche Auffassung, auf deren Boden die Friedensarbeit der sozialistischen   Frauen steht, und würdigt unbeschadet der prinzipiellen Unterschiede zwischen sozialistischer und bürger- sicher Friedensbewegung den Mut, mit dem jetzt nichtsozia- listische Friedensfreunde dem Krieg und Nationalismus weltbürgerliche Ideale entgegenstellen. Sie begrüßt des wei- teren insbesonders die internationalen Friedensströmungen in der bürgerlichen Frauenwelt und den im April bevor- stehenden Internationalen Friedenskongreß der Frauen zu Amsterdam  . Auch diese Resolution fand debattelos und fast einmütig Zustimmung, nur die Vertreterinnen des russi- scheuZentralkomitees" stiinmten gegen sie. Die Konferenz schloß mit Worten herzlichsten Dankes für Genossin B a l a- banoff, die unermüdliche, hingebungsvolle Übersetzerin wie für die Gastfreundschast und Unterstützung der schwei- zerischeir Genossinnen und Genossen, namentlich aber für Ge­nossen Grimm, ohne dessen Tatkraft und Umsicht es nicht möglich gewesen wäre, das Um und Auf der Konferenz in kürzester Frist vorzubereiten. Die Tagung war llon seltener Harmonie und Einmütigkeit getragen, von einer Atmo- Die Gleichheit