50

Die Gleichheit

nen Rückzahlungsanträge von Genossenschaften zunächst ablehnen, bis die Entscheidung des Oberschiedsgerichts ergangen ist. Bu der Frage, ob sich eine Abänderung des Gesezes empfiehlt, fann hiernach zurzeit noch nicht Stellung genommen werden." Der Vorstand des Zentralverbandes deutscher   Konsumbereine war in gleichem Maße gegen die Entscheidung des Oberschiedsgerichts vor­stellig geworden. Er hat auch eine ähnliche Antwort erhalten. Nach alledem kann man die Frage zurzeit wieder als schwebend ansehen und nur wünschen, daß sie endlich, jeden Zweifel ausschließend, zu­gunsten der Verkäuferinnen erledigt wird.

Die Großeinkaufsgesellschaft österreichischer Konsumvereine hat nach ihrem Geschäftsbericht auf das Jahr 1914 einen Gesamtumsatz von rund 25/2 Millionen Kronen zu berzeichnen, das sind reichlich 800 000 Stronen weniger als im Vorjahr. Der Grund dieses Rüdgangs ist natürlich in den Kriegs­verhältnissen zu suchen. Es wird darauf hingewiesen, daß die Kon­sumbereine noch lange nicht in dem wünschenswerten und mög­lichen Maße die Großeinkaufsgesellschaft als Zentrale für ihren Einkauf benützen. Sehr stark und ganz unmittelbar zeigen sich die Wirkungen des Krieges auch bei den Spareinlagen. Den Ab­hebungen im Betrag von über 12 Millionen stehen nur 944 000 Kronen Einlagen gegenüber. Das Jahr 1915 dürfte ein noch viel ungünstigeres Bild ergeben. Da auch die Konsumvereinsbewe­gung in Österreich   leider national gespalten ist, besteht außer der österreichischen noch eine tschechische Großeinkaufsgesellschaft. Ihr sind 262 Konsumvereine angeschlossen. Sie hatte einen Umfab bon 3 238 000 tronen, 112 000 mehr als im Vorjahr.

-

Aus der dänischen Genossenschaftsbewegung wird berichtet: über eine ganz neue Erscheinung im Genossenschafts­wesen wird aus Jütland   berichtet, wo jüngst die erste sogenannte Andelskasse errichtet wurde. Es handelt sich um die bantmäßige Gestaltung der schon bestehenden Sparabteilungen der Konsum­vereine und Sparkassen. Leitender Gedanke ist, das überflüssige Geld eines bestimmten Landesteils für diesen zurüczulegen. Grund­lage der Kasse ist die unbedingte Solidarität der Mitglieder, die in dem betreffenden Landesteil wohnen müssen. Die Barzahlung zwischen Mann und Mann wird durch ein neues System abgelöst, jeder empfängt durch sein Konto, was ihn zusteht, und zahlt durch sein Konto, was er schuldet. Die Leitung der Kasse bilden Ver­treter der Vorstände der lokalen Genossenschaften; sie bestimmt die Höhe des jedem Mitglied zustehenden Kredits, mas natürlich von wesentlichem Vorteil ist, da die Leute orts- und personenkundig find. Man glaubt, auf diesem Wege namentlich die brennende Frage der Beschaffung persönlichen Kredits für den Bauern gelöst zu haben.

Notizenteil. Für den Frieden.

H. F.

Die sozialdemokratischen Parteien und Zimmerwald. Auf Grund der bisher bei der Internationalen Sozialistischen Kom­mission in Bern   eingetroffenen Berichte haben ihren Beitritt er­flärt beziehungsweise ihre Zustimmung zu den Zimmerwalder Be­schlüssen gegeben die folgenden offiziellen Organisationen:

1. Sozialdemokratische Partei Italiens  ; 2. Sozialdemokratische Partei der Schweiz  ; 3. British Socialist Party; 4. Independent Labour Party; 5. Sozialdemokratische Partei Rumäniens  ; 6. So­zialdemokratische Arbeiterpartei Rußlands  , Zentralfomitee; 7. Go­zialdemokratische Partei Rußlands  , Organisationskomitee; 8. Bar­tei der Sozialisten- Revolutionäre Rußlands  ; 9. Allgemeiner Jüdi­ scher Arbeiterbund   in Litauen  , Polen   und Rußland  ; 10. Die drei polnischen sozialistischen   Parteien, Hauptvorstand und Landesvor­stand der polnischen Sozialdemokratie und Zentralfomitee der pol­nischen sozialistischen   Partei; 11. Die sozialdemokratische Arbeiter­partei Bulgariens  ; 12. Die sozialdemokratische Partei Portugals  ; 13. Die sozialistische Föderation von Saloniki; 14. Der sozialistische Jugendverband Schwedens   und Norwegens  ; 15. Die Socialist La­bour Party Amerikas  ; 17. Die Socialist Party Amerikas  .

Im Bulletin der J. S. K.( Internationalen Sozialistischen Kom­mission) wird dazu bemerkt:

Außerdem hat sich eine Reihe von Gruppen der verschiedenen Länder angeschlossen, so besonders einzelne Föderationen der sozia­ listischen   Partei Frankreichs  . In anderen Ländern ist die Organi sationsarbeit in vollem Gange.

Die Opposition in der Sozialdemokratie Spaniens   vertrat auf dem Parteitag, der neulich in Madrid   stattfand, mit Energie und Klarheit die Sache des Friedens und der internationalen Soli­darität der Arbeiterklasse. Die Opposition wird geführt von den

Nr. 7

Genossen Manuel Vigil und Verdes Montenegro, sie zählte auf dem Parteitag ungefähr ein Drittel der abstimmenden Delegierten. Bigil vertrat laut Vorwärts" die Meinung, daß nach dem Kriege, wie auch immer sein Ausgang sein möge, die Kapitalisten aller Länder sich zur gemeinsamen Ausbeutung der Arbeiter vereinigen würden. Deshalb liege es im sozialistischen   Interesse, alles zu tun, um dem Kriege so bald als möglich ein Ziel zu setzen. Eine ent sprechende Resolution wurde mit 20 gegen 9 Stimmen abgelehnt. Verdes Montenegro erklärte, er wolle nur von einem Krieg der Arbeiter gegen den Kapitalismus hören. Der Krieg der einen kapita­listischen Gruppe gegen die andere intereffiere ihn nicht:" Ihr sagt, Deutschland   sei der Angreifer. Das läßt sich jezt und vielleicht auch später schwer feststellen. Ihr sagt, die Deutschen   brachten eine große Armee auf die Beine, aber Ihr vergeßt, daß die Briten   eine ge­waltige Flotte bauten. Ihr sprecht von der Bekämpfung des Mili­tarismus.... Heute ist es der Kapitalismus, der sich die Beute sichert. Früher behaupteten wir, daß der Kapitalismus   in allen Ländern derselbe sei. Heute machen wir Unterschiede zwischen dem Kapitalismus in den verschiedenen Nationen. Ich erinnere mich, daß man sich an dem dem Krieg vorausgehenden 1. Mai erzählte, die Arbeiter hätten kein Vaterland. Die Lage der Welt hängt, was die Unterdrückung betrifft, nicht davon ab, wer Sieger bleibt...." Auch die Resolution dieses offenbar gutgeschulten Sozialisten wurde ab­gelehnt. Sie erhielt 10 von 35 abgegebenen Stimmen. Die Mehrheit der Delegierten sympathisierte mit den Ententemächten und glaubt noch an das Märchen von dem befreienden und demokratischen Charakter des Kriegs.

Auf dem Parteitag der rumänischen Sozialdemokratie, der vom 7. bis 9. November in Bufarest tagte, stand die Frage des Kampfes um den Frieden und die Neutralität im Mittelpunkt der Kongreßberatungen. Auch die Fragen der Drganisation und Propa­ganda wurden unter dem Gesichtspunkt der Ausnüßung der ener gischen und umfassenden Friedensaktionen behandelt. Schon am Vor­abend des Parteitags hatte eine große Boltsversammlung energisch gegen die Forderung der russenfreundlichen Elemente protestiert, die wünschen, daß die rumänische Regierung das russische   Heer durch die Dobrudscha   nach Bulgarien   marschieren lasse. Noch vor Eintritt in die Tagesordnung des Parteitags wurde eine Sympathiekund. gebung für die dem Gedanken des Internationalismus treugeblie benen Genossen, die die Taktik des Burgfriedens verwerfen", be­schlossen. Aus dem Jahresbericht, den Genosse Marinescu abstattete, geht hervor, daß noch umfassender als der Wahlrechtskampf der Kampf für den Frieden die Kräfte der Partei in Anspruch ge= nommen hat. 284 große Voltsversammlungen wurden von ihr veranstaltet und fast eine halbe Million Flugblätter wur­den im Lande verbreitet, eine zweifellos ganz bedeutende Leistung für die noch kleine Partei. Das Referat des Genossen Frimm über Wahl- und Agrarreform" wies auf den Zusammenhang hin zwischen den wirtschaftlich und innerpolitisch reaktionären Großgrund­besitzern und den konservativen Kriegshegern. Er verlangte daher, daß die Aktion der Partei für den Frieden Hand in Hand gehe mit dem Stampfe für die Reformen. Genosse Rafowsti erstattete Bericht über die zweite Baltankonferenz und über die Bimmerwalder Tagung. Der Stongreß beschloß einstimmig, an das von der Zimmerwalder Konferenz eingesezte Bureau eine Zustimmungsdepesche zu senden. Über das Thema: Die Sozial. demokratie und der Krieg sprach Genosse Calin. Das Referat bewegte sich im wesentlichen auf dem Boden der Zimmerwalder Beschlüsse. Die Konferenz machte sich die Beschlüsse der Balkan  - und der Zimmerwalder Stonferenz zu eigen. Am 12. Dezember sollen im ganzen Lande Versammlungen stattfinden für die geforderten inneren Reformen und gegen die Kriegshehe.

-

Die wachsende Friedensbewegung in der französischen   Partei. Sowohl in Paris   wie auch in der Provinz mehren sich die Protest, stimmen gegen die Kriegshaltung des ständigen Verwaltungsaus­schusses C. A. P.  ( Commission Administrative Permanente). Der Populaire du Centre", das sozialistische Tageblatt von Limoges  , enthält in seiner Nummer vom 12. November sowohl einen gegen die C. A. P.   gerichteten Leitartikel wie eine scharfe Randbemerkung zur ablehnenden Stellungnahme der C. A. P. gegenüber der Zimmer­walder Konferenz. Ferner berichtet der russische   Genosse Martoff über eine Pariser   Protestbersammlung, die sich auf den Standpunit der Zimmerwalder Konferenz stellt.

Bemerkenswert ist, daß in dieser Versammlung das Fraktions­mitglied Renaudel die ablehnende Haltung zur Zimmerwalder Kon ferenz auch damit zu begründen versuchte, daß er der deutschen  Parteiopposition Mangel an revolutionärer Tatkraft vor­warf. Die Parteiführer decken also auch in Frankreich   wie anders­wo ihre Blöße mit dem beliebten Mittel, auf die Schwächen und