Nr. 7
Die Gleichheit
Halbheiten des Nachbars zu verweisen. Zugleich ist dies ein Beweis dafür, daß eine energische Friedensbewegung in dem einen Lande durchaus nicht zur Stärkung des Gegners beiträgt. Umgekehrt, breite Boltskreise in Frankreich wären bereit, für den Frieden einzutreten, wenn sie die Sicherheit hätten, daß auch jenseits der Grenze für den Frieden gearbeitet wird.
Von der Opposition des Abgeordneten Raffin- Dugens haben wir bereits in der letzten Nummer berichtet. Wie nachträglich befannt wird, war er auch unter den 25 Abgeordneten, die sich bei dem Vertrauensvotum für Briand der Stimme enthielten. RaffinDugens hat seine Stimmenthaltung damals kurz begründet. Das offizielle Organ der französischen Sozialdemokratie schweigt über alle diese Vorgänge.
Wie die Sozialisten der Vereinigten Staaten sich zur internationalen Friedensarbeit der sozialistischen Frauen stellen, das wird immer wieder aufs neue durch Sympathiekundgebungen für Genossin Zetkin zum Ausdruck gebracht. Diese Kundgebungen sind erfüllt vom Geist internationaler sozialistischer Solidarität und der entschlossenen, grundsätzlichen Gegnerschaft gegen den Krieg, unter welcher Fahne er auch die Gefilde der Menschheitskultur, der sozialistischen Ideale zerstampft. Voller Zukunftsverheißung ist namentlich ein Schreiben der Schüler der sozialistischen Sonntagsschule und der Liga der jungen Sozia= listen zu Rochester . Die Jugend freut sich mit Recht, daß die Friedensbestrebungen der sozialistischen Frauen aller Länder be= reits start genug hervorgetreten sind, um das Mißfallen der Gegner des Friedens und des Sozialismus zu erregen. Auch eine Kundgebung der Deutsch sprechenden Genossenschaft von Philadel phia sei wegen ihrer entschiedenen und klaren Bewertung der Dinge und Ereignisse erwähnt.
Arbeitslosigkeit der weiblichen Erwerbstätigen.
Wie schon in den Vormonaten, so war auch im Monat Ottober für die weiblichen Erwerbstätigen die Lage auf dem Arbeitsmarkt ganz unbefriedigend. Das geht vor allen Dingen aus den Berichten der Arbeitsnachweise hervor, die eine Zunahme des Andranges bei den Frauen meldeten. Es tamen nämlich im Oktober auf 100 offene Stellen 182 weibliche Arbeitsuchende gegen 170 im September, während bei den männlichen Personen die entsprechende Verhältniszahl in den gleichen Monaten nur 89 betrug. Diese an und für sich schon hohe Durchschnittszahl von 182 wird von 8 Berufsgruppen noch wesentlich überschritten. So entfielen im Oktober auf 100 offene Stellen im Handelsgewerbe 358, in der Textilindustrie 314, auf& abritarbeit ohne nähere Bezeichnung 251, in der Lederindustrie 240, in der Papierindustrie 224, in der Nahrungs- und Genußmittelindustrie 216, in der Metallindustrie 206 und im Bekleidungs- und Reinigungsgewerbe 205 weibliche Arbeitsuchende. Eine Steigerung der Andrangziffern gegenüber den vorhergehenden Monaten wird insbesondere von den beiden Gruppen Gast- und Schantwirtschaft und Sonstige Lohnarbeit und häusliche Dienste gemeldet. Es ist dies die Folge der wucherischen Lebensmittelteuerung. Familien, die früher Hauspersonal beschäftigten, be= helfen sich jetzt mit Aufwärterinnen oder verrichten diese Arbeiten selbst. Die Erhöhung der Andrangziffer kommt denn auch in der Zusammenstellung nach Landesgebieten zum Ausdruck. Bei einigen Landesteilen, wie Elsaß- Lothringen und Königreich Sachsen, hat sich da im Laufe des Monats Oktober die Verdienstmöglichkeit ganz erheblich verschlechtert.
über die Arbeitslosigkeit der gewerblichen Arbeiterinnen orientieren am besten die gewerkschaftlichen Arbeitslosenzählungen. Diese liegen für den Monat Oktober von 27 Organisationen bor , die über 143 524 weibliche Mitglieder berichteten. Von diesen waren zu Ende Oktober 14343 gleich 10,0 Prozent arbeitslos. Das ist die gleiche Ziffer, die schon im Vormonat September und auch im Mai ermittelt wurde. Eine Zunahme von weiblichen arbeitslosen Mitgliedern meldeten 13 Organisationen. Von diesen hat wiederum, wie schon in den vorhergehenden Monaten, der Textilarbeiterverband die größte Zunahme zu verzeichnen. In dieser Organisation erhöhte sich die Zahl der weiblichen arbeitslosen Verbandsangehörigen von 5350 zu Ende September auf 5805 zu Ende Oktober. Seit Ende Junihat sich nunmehr die Zahl der freiorganisierten arbeitslosen Textilarbeiterinnen um 2787 erhöht. Zieht man jedoch die Arbeitslosenprozentzahlen in Betracht, so stellen die organisierten utarbeiterinnen nun schon seit einem halben
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Jahre mit 46,5 Brezent die meisten Arbeitslosen. Nicht viel besser ergeht es den Glasarbeiterinnen, von diesen waren zu Ende Oktober 36,1 Prozent ohne Beschäftigung. Dann folgen in weiterem Abstand die Lederarbeiterinnen mit 24,5, die Porzellanarbeiterinnen mit 22,5, die egtilarbeiterinnen mit 15,9, die Buchbindereiarbeiterinnen mit 12,2, die weiblichen Mitglieder des Holzarbeiterverbandes mit 9,7, die weiblichen Mitglieder des Brauereiund Mühlenarbeiterverbandes mit 9,4 und die weiblichen Mitglieder des Schuhmacherverbandes mit 7,5 Prozent Arbeitslosen. Unter 1 Prozent weibliche Arbeitslose hatte nur der Tabatarbeiterverband.
Die seit Ende Juni 1914 durch alle Monate festgestellte größere Beschäftigungslosigkeit der weiblichen Verbandsangehörigen gegenüber den männlichen tritt Ende Oktober aufs neue in Erscheinung. Bei der Gesamtzahl der berichtenden Verbände beträgt dieses überwiegen das Zehnfache; denn während sich der Verhältnissaß der Arbeitslosigkeit für die männliche Mitgliedschaft auf 1,0 Prozent stellt, wurde für die weiblichen Mitglieder eine Arbeitslosenziffer von 10,0 Prozent ermittelt. Mit Ausnahme eines kleinen gegnerischen Verbandes, bei dem sich beide Verhältnissäße die Wage halten, zeigt sich die größere Arbeitslosigkeit der weiblichen Mitglieder bei allen berichtenden Verbänden. Besonders scharfe Gegensätze traten in den Gewerkschaften der Hutarbeiter, Glasarbeiter, Lederarbeiter und Porzellanarbeiter hervor. Die noch außerordentlich große Arbeitslosigkeit unter den gewerblichen Arbeiterinnen mahnt erneut, in der öffentlichen Arbeitslosenfürsorge nicht zu erlahmen. Inverzüglich sollte von den Gemeindeverwaltungen für entsprechende Beschäftigung oder ausreichende Unterstützung der Arbeitslosen gesorgt werden.
Frauenstimmrecht.
b.
Der Kampf für die Einführung des Frauenwahlrechts in den bekannten vier östlichen Bundesstaaten der nordamerikanischen Union hat leider noch nicht mit dem Sieg geendet, aber immerhin einen stattlichen Erfolg gebracht. Nach den bis jetzt vorliegenden Zahlen haben sich bei dem Referendum 1074 023 Stim men für die volle politische Gleichberechtigung des weiblichen Geschlechts erklärt, 1 493 658 dagegen. Das Ergebnis der Abstimmung stellt sich in den einzelnen Staaten wie folgt: New Versey für das Frauenwahlrecht 133 282, dagegen 184 390; New York für: 515 659, dagegen: 700 588; Massachusetts für: 164 505, das gegen: 292 155; Pennsylvanien für: 260 577, dagegen: 316 525. Jn manchen Grafschaften( Bezirken) find für das Frauenwahlrecht bereits größere oder Kleinere Mehrheiten gefallen. So in 32 Grafschaften des Staates Pennsylvanien und in 7 des Staates New York .
Die Gegner des Frauenwahlrechts hatten alle Machtmittel aufgeboten, um die von den gesetzgebenden Körperschaften der vier Bundesstaaten bereits zweimal beschlossene Verfassungsreform zu Fall zu bringen. Namentlich haben es sich die Besizer der großen Brauereien und der vielen Restaurants, Trinkstuben usw. ein tüchtiges Stück Geld kosten lassen, das Frauenwahlrecht fernzuhalten. Frau Chapman- Catt, eine der besten Führerinnen der ame rikanischen Frauenrechtlerinnen, konnte mit Recht sagen, daß „ König Whisky " eine der Gewalten sei, die über das Frauenwah!= recht triumphiert haben. In sehr vielen Orten ist der Kampf um die Verfassungsreform an erster Stelle als Kampf der Feuchten" gegen die„ Trockenen" ausgefochten worden, das heißt als Kampf der Gegner des gesetzlichen Alkoholverkaufsverbots gegen die Anhänger dieser Maßregel. Es sollen Unsummen aufgewendet worden sein, um Stimmen für die Feuchten" zu kaufen. In manchen Trinkstuben erhielten die Besucher Bons für zwei Gläser Likör oder Bier"," gültig, wenn das Frauenwahlrecht zurückgeschlagen wird". Manche Kirchliche Seften bekämpften die Verfassungsreform umgefehrt deswegen, weil die Frauenrechtlerinnen keine Anhängerinnen des Verkaufsverbots von Alkohol seien. Bekanntlich sind die frauenrechtlerischen Organisationen politisch klug genug gewesen, zu dieser heißumstrittenen Frage überhaupt teine Stellung zu nehmen.
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Aber auch andere Märchen mußten herhalten, um gerade den firchlich gesinnten Wählern vor dem Frauenwahlrecht gruselig zu machen. Den protestantischen Settengläubigen kündeten Flugblätter, daß die Einführung des Frauenwahlrechts die politische Macht der„ Papisten", der Katholiken, in manchen Bezirken und Städten verdoppeln und verdreifachen werde. Den Katholiken wurde hingegen als Folge der Neuerung angedroht, daß die„ kezerischen Settierer" fie an die Wand drücken würden usw. Tatsache ist ferner, daß die beiden großen bürgerlichen Parteien, Republikaner und