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Die Gleichheit

In der Sitzung des österreichischen Reichsrats vom 13. Juni hat Genosse Seiß in seiner großen Rede zum Budget auch über die Leistungen und Leiden der Frauen im Kriege gesprochen. Genosse Seitz hat in seiner Rede das Stimmrecht für die Frauen in Reich, Land und Gemeinde gefordert.

Die russische provisorische Regierung hat beschlossen, für alle Ärztinnen unter 45 Jahren, die keine kleinen Kinder haben, die militärische Dienstpflicht einzuführen.

Die holländische Erste Kammer hat das Gesetz über die Verfassungsrevision ebenfalls angenommen. Das Gesetz enthält ein liberales Wahlrecht, das auch für die Frauen das Stimm= recht vorsieht, und ist von der Zweiten Kammer schon vor län­gerer Zeit verabschiedet worden.

Die englischen Frauenstimmrechtsorganisationen sind mit der in der Regierungsvorlage vorgesehenen Altersgrenze von 30 oder 35 Jahren für die weiblichen Wähler durchaus nicht einver­standen. Sie haben in Versammlungen dagegen protestiert. Das englische Unterhaus hat mit 385 gegen 55 Stimmen den Grund­satz des Frauenstimmrechts angenommen.

Genossenschaftliche Rundschau

Der größte deutsche Konsumverein ist nach den leztjährigen Ergebnissen der Konsum, Bau- und Sparverein Produktion" in Hamburg  . Der Umsatz betrug im Jahre 1916 46,4 Millionen Mark ( gegen 31,3 im Vorjahre), wovon 28,2 Millionen auf den Laden­umjag und 18,2 Millionen auf die Schlächterei entfallen. Letztere arbeitet für die Heeresverwaltung. Zu diesem Zwecke mußten zwei große Konservenfabriken mit umfangreichen Maschinenanlagen er­richtet werden. Am Jahresschluß wurden in der Schlächterei außer zahlreichen von der Intendantur abkommandierten Soldaten 1529 Personen beschäftigt. Das Gut Schwanheide lieferte befriedigende Erträge und schnitt finanziell gut ab. An die 2467 beschäftigten Per­sonen wurden Gehälter und Löhne in Höhe von 3,6 Millionen Mark gezahlt. Die 99021 Mitglieder erhalten vom Reinüberschuß 5 Pro­zent Rückvergütung im Gesamtbetrag von 1,3 Millionen Mark. Den Reservefonds werden 161 000 Mart, verschiedenen Unterstützungsfonds und dem Bildungsfonds zusammen 106000 Mark zugeführt, während 1118500 Mark als Kriegsgewinnsteuerrücklage Verwendung finden. Eine soziale Tat von weitgehender Bedeutung zeigt sich in der Ver­wendung von 1 Million Mark aus dem Reinüberschuß zur Er­richtung eines Kindererholungsheimes. An einem der Ost­tritt mit großer Beredsamkeit den Standpunkt, den Frauen müſſe eine gewichtige Stimme in den Beratungen über Krieg und Frieden zuerteilt werden, denn gerade sie werden doppelt und dreifach von der Last des Krieges gedrückt. Sie gebären dem Vaterland die Söhne und müssen sie ins Feld schicken. Traurig ist das Los der Jung­frauen, die einsam hinaltern, da die Freier im Feld sind. Das Altern der Männer ist nicht das gleiche, denn der Mann, der selbst als Graukopf heimkehrt, freit schnell noch ein blühendes Mädchen". Doch des Weibes Glückstern neigt bald sich in Nacht, und versäumt sie die Strahlen des Morgens, wirbt niemand mehr um sie. Traurig ist auch das Los der Witwen, die durch den Krieg vereinsamen. Die Frau, die ihr Steuerteil auch trägt, denn sie bringt ihre Söhne dar, verlangt, daß man ihren Rat anhört, denn leicht versteht sie zu schlichten die gewaltige Flut der Verwirrung, wie sie das ver­schlungene Gespinst zu entwirren vermag".

Wohl versuchen einzelne Frauen, ihrem Schwur untreu zu werden aus Sehnsucht nach Mann und Heim, aber Lysisthrata gelingt es immer wieder, die Säumigen bei ihrem Versprechen festzuhalten. Und je trozziger die Frauen dem Verlangen ihrer Männer Wider­stand leisten, um so verlockender erscheinen sie diesen. Gesandte aus Sparta   und Athen   erscheinen, um mit Lysisthrata zu verhandeln. Diese wendet all ihren Scharfsinn und ihre weibliche Anmut auf, um die Streitenden zu versöhnen. Zuerst betonte sie, daß sie zwar ein Weib sei, aber doch Verstand habe". Sie setzt den Athenern und Spartanern auseinander, wie viele Freundschaftsdienste sie einander schon geleistet haben, in wie schwerer Not sie früher einander bei­standen und wie viel Unsegen der Krieg beiden Ländern bringt. Den Männern, die von heißem Verlangen nach ihren Weibern und ihrer Häuslichkeit erfüllt sind, leuchten die Vernunftgründe der Lysisthrata schließlich ein, und das Lustspiel endet mit dem Sieg der Frauen und einer jubelnden Friedensfeier.

Wir wissen nicht, welchen Eindrud Lysisthrata auf die Zeitgenossen des Aristophanes   gemacht hat. Das aber erkennen wir: es liegt ein tiefer Sinn in der wißigen Komödie, und Frauen als Vertrete­rinnen des großen Friedensgedankens gab es nicht nur im Klassischen Altertum, sie sind auch heute noch seine begeistertsten Anhängerinnen.

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seebadeorte sollen in einem mit Schlaf, Spiel-, Turn- und Bade­räumen versehenen Gebäude jährlich abwechselnd etwa 1000 Kinder je einen Monat zur Erholung untergebracht werden. Berücksichtigung sollen nur die Kinder der Mitglieder finden.

Die Großeinkaufsgesellschaft deutscher Konsumbereine hat eine wesentliche Verminderung des Umsatzes zu verzeichnen. Die Ursache liegt in der durch die Kriegswirtschaft bedingten Einschrän­tung des Großhandels. Der Gesamtumsag im Jahre 1916 betrug nur 133,9 Millionen gegen 152,8 Millionen Mark im Vorjahre. Da­hingegen hat sich der Gesamtumsatz der Fabriken recht erheblich ver­mehrt. In den zwei Seifenfabriken, der Teigwarenfabrik, den drei Zigarrenfabriken, der Zündholz-, der Kautabat, der Kisten-, der Mostrichfabrik und der Gewürzmühle wurden Waren im Werte von rund.29 Millionen erzeugt gegen 18,4 Millionen im Vorjahre. Der Giroumsaz in der Bankabteilung steigerte sich von 420 auf 440 Mil­lionen, die Banfeinlagen betrugen 43,8 gegen 22,7 Millionen im Vorjahre. Das eigene Kapital der Gesellschaft besteht in 6 Mil­lionen Mart Stammeinlagen, 11,5 Millionen Mark Reserven und sozialen Fonds in Höhe von 1,2 Millionen Mart. Vom Reingewinn in Höhe von 2176000 Mark erhalten die angeschlossenen Konsum­vereine 721000 Mart als Zinsen auf die Stammeinlagen und Rück­vergütung auf die Umsäße, während 627000 Mark den Reserven zufließen. Zu Unterstügungs- und anderen sozialen Zweden werden 558000 Mart überwiesen. Der Geschäftsbericht sagt, daß die aus­gezeichnete Finanzlage gestattet, unbeirrt von der noch nicht zu übersehenden Kriegsdauer, die Pläne für den Ausbau der Eigen= produktion weiter zu verfolgen. Das Bauprogramm sieht die Errichtung von zehn neuen Betrieben vor, deren Schaffung nach und nach in die Wege geleitet werden soll. Hand in Hand mit der Erstellung weiterer Produktionsbetriebe soll der Ausbau der Lager­organisation erfolgen. An den Brennpunkten des Verkehrs sollen Handelszentralen und Produktionszentralen errichtet werden, um so eine Verteilung der Betriebe über ganz Deutschland   zu erreichen. Die Generalversammlung der Großeinkaufsgesellschaft, die am 20. Juni in Nürnberg   getagt hat, beschäftigte sich unter anderem mit der Ausdehnung der Eigenproduktion und dem Ausbau von Handelsbetrieben, sowie mit der Erhöhung des Stammkapitals um

vier Millionen Mark.

Der Zentralverband deutscher Konsumvereine hat am 18. und 19. Juni den vierzehnten ordentlichen Genossenschaftstag in Nürnberg   abgehalten. Außer den Referaten über die Entwicklung des Verbandes und seiner verschiedenen Organisationen, die von

Feldgrauer Vater an der Wiege.

Klares Sommerlicht,

Mein Kind, ist dein Gesicht.

Licht, das auf Mutters Scheitel geruht, Licht, das dich füßte in Vaters Blut.... Doch silbernes Licht und Sommer sind weit. Du bist Zeit, mein Kind, du bist Zeit.

Bist Jahr, das donnert und blitzt, Monat, der auf knöchernem Throne sitzt, Tag, der mit erzener Stimme schreit, Bist menschenfressende Zeit.

Als du, mein Kind, noch flaumleichter Traum gewesen Und ich dich nur als zärtliches Wort in Mutters Briefen gelesen, Standen schon Männer geschart, mein Kind, Deren viele um dich erschlagen sind.

Tausend sind dir Vater geworden. Jeder, der für dich starb im graufigen Morden, Darf dich seinen Sohn und Erben nennen, Llud du mußt dich zu seiner Liebe bekennen.

Seut fühl ich mich ganz von Schuld des Todes entsühnt, Weil das Leben, der Mensch, die Liebe in dir grünt. Laß uns dein Leben auf alle Massengräber pflanzen, Dann wird die blutende Welt einst wieder singen und tanzen, und dich werden selbst die Toten lobpreisen.... Mein Sohn: Friederich sollst du heißen!

Klares Sommerlicht,

Mein Kind, ist dein Gesicht. Sommer und Licht sind nimmer weit.... Dann sei Zeit, mein Kind, sei Zeit!

Karl Bröger  .