Nr. 20
Die Gleichheit
Heinrich Kaufmann , Dr. August Müller, Hugo Bästlein und Heinrich Lorenz ( sämtlich in Hamburg ) gehalten wurden, stand auf der Tagesordnung ein Vortrag Bäftleins über die Kriegssteuergesetzgebung, ein solcher von Franz Feuerstein( Stuttgart ) über die öffentlichrechtliche Stellung der Verbraucher, sowie ein Referat Adolf Rupp rechts über den Ausbau des konsumgenossenschaftlichen Fortbildungswesens. Heinrich Lorenz machte Mitteilungen über den Internatio nalen Genossenschaftsbund. In der Aussprache wurden Beschwerden über Benachteiligung der Konsumbereine durch preußische Staatsbehörden vorgetragen und von der Versammlung lebhaft unterstügt. Dr. Müller gab im Namen des Vorstandes die Erklärung ab, daß bei einer Fortsetzung der konsumvereinsfeindlichen Politif durch den preußischen Minister des Innern er seine Stellung im Kriegsernährungsamt niederlegen werde.
Als steuerpflichtiges Einkommen hat man die von den Konsumbereinen an die einzelnen Mitglieder ausgezahlte Rüdvergütung im Fürstentum Schwarzburg- Sondershausen schon seit Jahren behandelt. Gegen dieses Verfahren hat das Vorstandsmitglied eines Konsumvereins bei der Steuerberufungskommission Berufung eins gelegt. Gegen den ablehnenden Bescheid wurde bei dem thüringischen Oberverwaltungsgericht von dem Rechtsmittel der Revision Gebrauch gemacht. Die Revision wurde leider zurückgewiesen. Das Urteil zeigt, daß viele gelehrte Leute auch heute noch nicht das Wesen der Konsumvereine und der von ihnen für ihre Mitglieder erzielten Eintommenserspafnis begreifen.
Häßliche Differenzen zeitigte der Versuch, politische Unduldsamkeit im Allgemeinen Konsumverein Braunschweig zur Geltung zu bringen. Anhänger der Spartakusgruppe beantragten, zwei Lager halter zu entlassen, weil sie als Firmenträger des Braunschweiger Voltsfreundes" die Politik der Parteimehrheit unterstüßten. Bis jetzt sind die Versuche, Parteistreitigkeiten in den Konsumgenossen schaften zum Austrag zu bringen, ohne Erfolg geblieben. In der Verwaltung des Braunschweiger Konsumvereins fand sich ebenfalls genügend Widerstand gegen das Anfinnen, brauchbare Angestellte ihrer Gesinnung wegen zu entlassen.
Aus unserer Bewegung
cht.
pw. Keine Frauenkonferenz in Stockholm . Aus Holland wird uns geschrieben: Die Zentralleitung des Bundes sozialdemokratischer Frauenvereine in Holland teilte in der Presse mit, daß sie im Einverständnis mit Klara Zetkin eine internationale Frauenkonferenz
Bücherschau
Kriegstagebuch einer Mutter.( Marie Wehner.) Verlag von Otto Spamer . Leipzig 1917. 119 Seiten.
Die Verfasserin ist weder Arbeiterin noch Sozialdemokratin, sie ist eine gut bürgerliche Frau. Der Inhalt ihres Tagebuchs läßt an verschiedenen Stellen auf Wohlhabenheit der Lebensführung, an anderen Stellen auf Patriotismus der Gesinnung, freilich nicht auf den lärmenden Patriotismus der Straße, schließen. Dennoch werden auch Arbeiterfrauen dieses Tagebuch mit lebhafter Anteilnahme lesen, denn es ist in erster Linie das Bekenntnis einer Mutter. Die Empfindungen der Mütter aber haben in diesem Kriege durch alle Schichten hindurch viele gemeinsame Züge. Bei Beginn des Krieges hat die Verfasserin fünf Söhne. Zwei davon sind gediente Soldaten und müssen sofort ausrücken. Der dritte befindet sich in kaufmännischer Stellung in Südwestafrika, der vierte meldet sich bald nach Ausbruch des Krieges als Kriegsfreiwilliger. Als die Mutter die Feder aus der Hand legt, sind ihre beiden ältesten Söhne gefallen, der dritte befindet sich im tropischen Südwest in englischer Gefangen. schaft, der vierte im rauhen Sibirien in russischer. Der fünfte aber verkündet seiner Mutter, daß er sich soeben zur Stammrolle gemeldet hat. Erschüttert sinkt der Stolz auf fünf tapfere Söhne vor dem mütterlichen Schmerz zusammen.„ Steiner Mutter wird es gelingen."
Was dem Buch einen besonderen Wert verleiht, ist die Widerspiegelung des ganzen Kriegsverlaufs von den Wochen der ersten Hochspannung über die endlosen Monate und Jahre hinweg bis zur Gegenwart, wo alle Gedanken lediglich von dem Wunsche nach Frieden beherrscht werden. Und diese Widerspiegelung erfolgt in einem empfindungsvollen und interessanten Einzelschidial. Wie früh doch in den unbeeinflußten Feldpostbriefen von den Fronten der Wunsch nach Frieden auftaucht! Schon am 3. November 1914 teilt die Verfasserin folgende Stelle aus einem Briefe ihres Altesten, eines friegsbegeisterten Offiziers, mit:„ Dft fieht man schredliche Dinge und fühlt sich herabgestimmt. Gebe Gott , daß bald Schluß wird. Jeder spürt die Friedenssehnsucht in sich wachsen." So emp
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nach Stockholm einberufe. Die Konferenz sei im Geiste der früher in Bern abgehaltenen gedacht. Klara Zetkin habe die Genossinnen Ankersmit und Balabanoff mit ihrer Vertretung auf jener Konferenz beauftragt.
Dazu nahm der Verein in Arnheim in Holland durch eine gegen zwei Stimmen angenommene Resolution der Genossin Moll Stellung. Darin wird gesagt, daß es in Stockholm , wo die Gesamtparteien, also auch die weiblichen Mitglieder vertreten sein würden, keine besonderen Frauenfragen zu vertreten gilt. Eine besondere Frauenkonferenz, die mit eigenen Beschlüssen aufwarten wolle, wäre überflüssig, wenn sie zu gleichen Entschließungen käme wie die vom holländisch- skandinavischen Komitee vorbereitete allgemeine Konferenz; sie würde aber verhängnisvoll sein, wenn sie wesentlich abweichende oder gar entgegengesetzte Beschlüsse faßte. Das letztere sei naheliegend, zum mindesten sei zur Genüge bekannt, daß sowohl Klara Zettin ebenso im Gegensatz zur deutschen Mehrheitspartei stehe, wie Helene Anfersmit zur Mehrheit der holländischen Partei.
Darüber wurde der Arnheimer Verein von der Bundesvorsitzenden in Het Volt" heftig angefahren. Es wurde ihm das Recht bestritten, sich gegen die Beschickung der Konferenz zu erklären.
Genossin Moll verweist demgegenüber auf die Tatsache, daß die Aufgaben des Bundes statutarisch als rein agitatorisch zugunsten der Sozialdemokratischen Partei festgelegt sind; daß überdies auf dem kürzlich abgehaltenen Jahreskongreß mit keinem Worte von der Beschickung einer solchen Konferenz die Rede gewesen sei. Es wäre das gute Recht der Bundesvereine, wovon der Arnheimer der verhältnismäßig stärkste sei, vor einer Handlung der Bundesleitung zu warnen, wenn dadurch den einzelnen Parteien, denen die Frauen angehören, in einem hochwichtigen Moment in die Quere gefahren werde. Umgekehrt sei die Frage angebracht, woher die Bundesleitung das Recht nehme, auf eigene Faust eine solche Konferenz einzuberufen. Das Parteiorgan für den Bezirk Ober- Jissel spricht sich in gleichem Sinne aus. Parteileitung und Zentralorgan haben merkwürdigerweise noch keine Stellung zu der Angelegenheit genommen. Dagegen hat der Vorstand des Bundes sozialdemokratischer Frauen in Holland eine Erklärung auf Grund einer vorausgegangenen Aussprache veröffentlicht, aus der flar hervorgeht, daß eine besondere Frauenkonferenz in Stockholm nicht stattfinden wird.
cs. Bielefeld.( Frauenkonferenz für das östliche Westfalen und die lippischen Fürstentümer.) Am Sonntag, 10. Juni, tagte in der„ Eisenhütte" in Bielefeld eine von der Bezirksleitung
fanden die Frontkämpfer schon nach dem ersten Vierteljahr des Krieges! Als die Mutter in dem Tagebuch ihres gefallenen Ältesten blättert, findet sie darin eine blonde Locke und die Bemerkung:„ Brief erhalten von meinem blonden Lieb." Von dem feinen seelischen Adel der Mutter zeugt die Bemerkung, die sie in ihrem eigenen Tagebuch dazu macht:„ Ich kenne dich nicht, die du um meinen Jungen mit mir weinen wirst, aber du mußt schön und gut sein, da er Gefallen an dir fand, und in Gedanken danke ich dir für hs. jede Stunde des Glücks, die du ihm gabst." Konferenz von Vertretern der gewerkschaftlichen Organi sationen und Angestelltenverbände am 12. Dezember 1916 in Berlin in den Germaniaprachtsälen, betreffend das Gesetz über den vaterländischen Hilfsdienst. Berlin 1917. Verlag der Generalkommission der Gewerkschaften Deutschlands ( C. Legien). 80 Seiten.
Die Schrift enthält den stenographischen Bericht über die wichtige Versammlung, in der sich zum ersten Male sämtliche Arbeiterund Angestelltenverbände im Beisein einer Reihe von Vertretern der Reichsregierung, unter anderen des Stellvertretes des Reichsfanzlers Dr. Helfferich und des Chefs des Kriegsamts Generalleutnant Gröner, zur gemeinsamen Besprechung einer wichtigen Berufsangelegenheit, des damals gerade beschlossenen Hilfsdienstgesezes, zusammenfanden. Die Generalfommission der Gewerkschaften hat sich mit der Herausgabe der Schrift ein Verdienst erworben, das später noch seine Früchte zeitigen wird. Für die richtige Beurteilung des Hilfsdienstgesetzes ist die Kenntnis der Schrift eine unerlägliche Voraussetzung.
Eingegangene Schriften.