Nr. 23

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Die Gleichheit

fahrens einer Verfassungsänderung bedürfen.( Eine solche macht nämlich in Holland nach erfolgter Erledigung in der Zweiten und der Zustimmung der Ersten Kammer die Auflösung der Kammern und die nochmalige Beschlußfassung seitens der neugewählten Kammern nötig.) Ein Erfolg, der zwar in den leitenden Kreisen der sozialdemokratischen Frauen das Gegenteil von Würdigung fand, bei nüchterner Betrachtung aber doch nicht unterschätzt werden darf. Die zur Vollendung der in Rede stehenden Verfassungsrevision erforderlichen Neuwahlen sind inzwischen erfolgt. Und zwar, nebenbei bemerkt, unter Wahrung strengsten Burgfriedens, das heißt gegen­seitiger Zusicherung der innegehabten Mandate. Wenn nicht außer­gewöhnliche Ereignisse eintreten, so ist, wie Het Volk" nach Ab­schluß der Neuwahlen erklärte, nach menschlichem Ermessen" die Verfassungsänderung gesichert. Und damit auch das passive Frauen­wahlrecht- als Abschlagszahlung. Die sozialdemokratischen Frauen­tereine rüsten bereits zu neuer Propaganda für das aktive Wahl­recht, mit der bei den nächstjährigen Neuwahlen eingesetzt werden soll. Kleine Mitteilungen. Die Gründung einer Sozialakademie für Frauen im Regierungsbezirk Düsseldorf wurde beschlossen. Die Anstalt soll auf breitester Grundlage aufgebaut werden und Frauen und Mädchen Gelegenheit geben, sich in sozialer Berufs­tätigkeit auszubilden. Der Deutsche Reichsverband für Frauen­stimmrecht und der Kaufmännische Verband für weibliche Ange­stellte E. V. richten an den Hohen Reichstag das ergebene Ersuchen: Biffer 1,§ 7 des Börsengesetzes für das Deutsche Reich, wonach Personen weiblichen Geschlechts vom Börsenbesuch aus­geschlossen sind, zu streichen. Auch in Ungarn wird seit dem Sturze des Grafen Tisza energisch für die Wahlrechtsreform gearbeitet, die das Wahlrecht auch auf die Frauen ausdehnt. Ein Wahlrechts­block hat sich zu diesem Zweck zwischen Bürgertum und Arbeiter­schaft gebildet. Der Berner Verein für Frauenstimmrecht, der im März eine eindrucksvolle Versammlung über all diese Fragen veranstaltet hatte, sandte, daran anknüpfend, eine Eingabe an den Gemeinderat der Stadt Bern , es möchten in Zukunft bei Bera­tung hauswirtschaftlicher Fragen von den Behörden und Spezialfommissionen auch Frauen beigezogen werden. Auf Ver­anlassung der Union Française pour le Suffrage des Femmes hat der frühere Minister Jean Cruppi eine Rede gehalten, in welcher er sich als Anhänger des weiblichen Stimmrechts bekannte. Auch der französische Justizminister Viviani befürwortete die Ver­leihung des Stimmrechts an die Frauen, zunächst für die Kom­munalwahlen. Vier Frauen sind einer Meldung aus Petersburg

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Als wir weiter mußten und ich Abschied nahm, liefen der Alten die hellen Tränen über die Wangen. Immer und immer wieder drückte sie mir die Hand, sagte mir, ich solle vorsichtig sein und mich nicht erschießen lassen. Mir wurde es schwer, aus diesem trauten Hause, von den beiden lieben Alten zu gehen.

Und sie waren doch nur meine Feinde"!... Karl Jmwolde.

Ein grünes Blatt.

Ein Blatt aus sommerlichen Tagen, Ich nahm es so im Wandern mit, Auf daß es einst mir möge sagen, Wie laut die Nachtigall geschlagen Wie grün der Wald, den ich durchschritt.

Bücherschau

Theodor Storm .

Otto Baumgarten , Erziehungsaufgaben des Neuen Deutsch­land. Tübingen 1917, Verlag von J. C. B. Mohr( Paul Siebeck). 213 Seiten. Preis 3 Mt.

Das Buch enthält 15 Vorlesungen des bekannten freisinnigen Kieler Universitätstheologen. Baumgarten geht dabei von dem neuen Deutschland aus, das wir, wie immer der Krieg ausgehen möge, nach dem Kriege haben werden", von einem Deutschland mit ganz neuer, unerhörter Regsamkeit und Weltbewußtheit, mit ganz neuem Staatsbürgerbewußtsein und gewiß auch Staatsbürgerein fluß." Er will die besonderen Erziehungsaufgaben dieses neuen Deutschland untersuchen, also nicht die von Raum und Zeit mehr oder weniger unabhängigen allgemeinen Erziehungsaufgaben. Der realpolitische Zug seines Buches äußert sich wie in dieser grund­legenden Drientierung auch in manchen Einzelheiten. Aber nicht immer in vorteilhafter Weise. Das neue" Deutschland ist doch noch sehr unübersichtlich, so daß allzu realistische Beziehungen auf die Zukunft leicht entweder zu sehr an der Gegenwart kleben oder sich

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zufolge zum Richteramt zugelassen worden. Nach Petersburger Meldungen wird die Gräfin Pamina Schakowskapo Nachfolgerin des Versorgungsministers in Rußland werden. Sie ist damit der erste weibliche Minister der Welt. Bisher war sie Abteilungschef in dem Ministerium.

Die Frau als Arbeiterin

Zum Schutze der Arbeiterinnen und der Jugendlichen hat die österreichische Regierung dem Parlament einen Gesezentwurf unterbreitet. Damit soll aber keineswegs etwas Besonderes, durch die drei Kriegsjahre notwendig Gewordenes herbeigeführt werden, nur so weit soll eine Regelung eintreten, als sie nach den Beschlüssen der Internationalen Konferenz für Arbeiterschutz, die im September 1913 in Bern getagt hat, erforderlich ist. Die vorgesehenen Schutz­bestimmungen über die Arbeitszeit und sonstige einschneidende Be­stimmungen sind leider völlig unzulänglich, so daß die Arbeiterinnen­zeitung" in Wien eine scharfe Stritit an dem Gesezentwurfe übt. Sie hofft, daß es bei der parlamentarischen Behandlung gelingen wird, noch wesentliche Verbesserungen zu erzielen. Daß die Frauen, vor allem die Arbeiterinnen, kein Wahlrecht haben, empfinden wir aufs schmerzlichste bei Betrachtung dieses Gesetzentwurfes", so schreibt unser Schwesterblatt, handelt es sich doch um eine eigenste Sache der Arbeiterinnen, und doch haben sie nicht die Möglichkeit, durch selbstgewählte Vertreterinnen ihre Ansicht und ihren Einfluß geltend zu machen. Für sie gibt es nur immer die Bevormundung. Daher können wir im Hinblick auf den Arbeiterinnenschutz nur wieder unseren Ruf nach dem Wahlrecht erheben. Zur Pflicht das Recht! bleibt unsere Parole."

f. k. Die Unfallgefahren der Arbeiterinnen haben sich erklär­licherweise in den letzten Jahren stark vermehrt. Leider gibt die amtliche Statistik keine Auskunft darüber, wieviel Arbeiterinnen überhaupt einen Unfall erleiden. Nach Geschlecht und Alter werden nur diejenigen Verletzten getrennt aufgeführt, die im Laufe eines Jahres zum erstenmal Entschädigung gezahlt erhalten. Das sind diejenigen, die infolge des Betriebsunfalles länger als 13 Wochen in ihrer Erwerbsfähigkeit geschädigt wurden.

Während vom Jahre 1896 bis 1915 die Zahl der in dieser Weise verletzten erwachsenen männlichen gewerblichen Arbeiter nur von 36024 auf 44127 stieg, vermehrte sich diejenige der weiblichen von 1314 auf 3098. Die der jugendlichen männlichen erhöhte sich von 1055 auf 2663, der weiblichen von 142 auf 231. In der land­

in luftige Utopien verirren. Baumgarten entgeht dieser Gefahr nicht immer. Sein Bemühen, die stürmischen Forderungen einer revolutio= när daherschreitenden Zukunft mit dem bewährten Alten" in Ein­flang zu bringen, endet oft genug zwischen zwei Stühlen, so, um nur etwas herauszugreifen, in der Frage der Einheitsschule und in der Frage des Frauenstimmrechts. Aber davon abgesehen, enthalten seine Betrachtungen manchen wertvollen und mutigen Gedanken und manchen brauchbaren Vorschlag. Jedenfalls ist Baumgarten ein vor­urteilsloser, weitblickender Mann. Das zeigen besonders seine An­sichten über die Erziehung des weiblichen Geschlechts, über die seruelle Frage und über die Wertlosigkeit des Gesinnungsdrills.

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hs.

Eingegangene Schriften. Unsere Jugend unsere Zukunft. Von Prof. Dr. Karl Brunner, Dezernent beim Polizeipräsidium Berlin. Herausgegeben von der Kolonial- Kriegerspende. Berlin- Lichterfelde , Hugo Bermühler. 50 Pf. Ein deutsches Jugendgesez. Vom Wirkt. Geh. Admiralitätsrat Dr. Felisch, Abteilungschef im Reichsmarineamt . Berlin 1917, Ernst Siegfried Mittler& Sohn. 1 Mt.

Von der Seele des Soldaten im Felde. Von Erich Everth . Bemerkungen eines Kriegsteilnehmers. Tat- Flugschriften 10. Jena 1916, Eugen Diederichs . 80 Pf. Lehrgang zur vollständigen Erlernung der vereinfachten deutschen Stenographie. Bearbeitet von Paul Barthel . Ver­lag Fritz Schlüns, Berlin N. 32 Seiten. 75 Pf.

Die Kurzschrift hat sich im Laufe ihrer Entwicklung immer mehr von einer bloßen Redezeichenkunst zu einer Schrift für den täglichen Gebrauch umgebildet. Je weiter diese Umbildung fortschritt, desto mehr fand die Kurzschrift auch in den breiten Massen des Volkes Eingang. Zu den besten Systemen gehört das Einigungssystem Stolze­Schrey, dessen Pflege in der arbeitenden Bevölkerung sich der Arbeiter­Stenographenverein zur Aufgabe macht. Die größte Zweigstelle dieser Organisation, die Mitgliedschaft Groß- Berlin, ist jetzt zur Heraus­gabe eines neuen Lehrbuches übergegangen, das von Paul Barthel , Redakteur an der Dresdener Volkszeitung", bearbeitet worden ist.