Nr. 26
Die Gleichheit
leben in allen Ländern übernommen haben. In München allein sind zurzeit viele Hunderte von Frauen in der Armenpflege, in Kriegswohlfahrtsausschüssen und anderen ähnlichen Körperschaften tätig. Haben sie in diesen Körperschaften in jeder Beziehung ihren Geschlechtsgenossinnen beratend und helfend zur Seite gestanden, so haben die Frauen auch in allen Zweigen und Berufen des Wirtschaftslebens ihren„ Mann" stellen müssen.
Nach lebhafter Aussprache stellte sich die Versammlung einstimmig auf den Standpunkt der Reichskonferenz der sozialdemokratischen Frauen. Sie nahm entschieden Stellung gegen den unerhörten Lebensmittelwucher, besonders gegen die neuerliche Preissteige rung des Fleisches, den Wucher beim Verkauf von Obst und sonstigen Lebensmitteln sowie beim Verkauf von Leder und anderen Gebrauchsgegenständen. Die Versammelten fordern mit allem Nachdruck das aktive und passive Wahlrecht für die Frauen in Reich, Staat und Gemeinde. Hierbei mitzuwirken, muß Aufgabe jeder Genossin sein. In einem Schlußwort wies Genosse Mezger darauf hin, daß die Frauen mehr als bisher sich zu einer festge= fügten Organisation zusammenschließen sollen, und legte dringend nahe, nur die Arbeiterpresse zu halten, insbesondere die„ Gleichheit", das Organ der Frauen, um so aus ihren Reihen tüchtige Kämpferinnen für die politische Gleichstellung aller Frauen zu erziehen.
Dr. Der Bezirk Niederrhein veranstaltete in den Tagen vom 10. bis 22. August eine Reihe öffentlicher Versammlungen für Frauen. Als Rednerin war Genossin Reige- Hamburg gewonnen worden. Die Tour begann in Elberfeld , es ging weiter nach Essen, Krefeld , Duisburg , Mülheim , Lintfort , Ober. hausen, Mörs und endigte in Hamborn . Glänzend besucht waren die Versammlungen in Mülheim und Hamborn . Auch Mörs und Lintfort hatten gute Versammlungen. In den übrigen Orten hätte der Besuch besser sein können. Genossin Reige behandelte die Themen: „ Staatsbürgerrechte der Frauen“ und„ Die Frauen und der Krieg". Die Stimmung in den Versammlungen war gut. Es wurden insgesamt 1500 Besucher gezählt. Die Werbearbeit für die Organisation ergab 102 neue Leserinnen für die Gleichheit. Es trat in die Erscheinung, daß dort, wo fleißig in„ Opposition" gemacht wird, das Interesse für die Versammlungen nicht allzu groß war. Das muß allen Genossinnen am Niederrhein Ansporn sein, noch mehr als bisher für die alte sturmerprobte Parteiorganisation einzutreten und zu werben für die„ Gleichheit", die in keiner Arbeiterfamilie fehlen darf.
Mein Kind ist die leuchtende Perle meiner Seele Seele herrlichstes Gut.
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meiner
Kein Schmerz bewegt sein samtenes Leibchen, der nicht in mir wiedertönte. Du meines Herzens Einssein, das nichts weiß und alles bedarf!
Ich bin nun nie mehr allein, wenn der Wirbelwind tanzt und mit harten Knöcheln an die Scheiben pocht.
Und nächtlicherweile, wenn es manchmal ganz grauslich ist und die Kälte gähnend lauert vor der Schwelle, um durch die Tür und durch die Fenster ins Zimmer zum warmen Ofen vorzubringen, dann berge ich mein Kleines liebkosend an die nährende Brust, und uns ist herzlich warm, und ich höre die Afforde der Seligkeit, das alte Lied der Mutterliebe.
Alle meine Sinne hüten mein Kindchen und wollen es bewahren vor jedem Leid.
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In diesem kleinen Liedchen träume ich sprießende Wirklichkeialle meine Träume wissen anderes und anderes.
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Ich werde niemals sehr traurig sein die größte Hoffnung treibt Blüte und Frucht:
Mein Kindchen wird ein aufgehender Stern sein unter den Menschen ja ja! Das ist wahr! Meine Träume wissen es! feine Nein, ich will nicht anders denken nichts vom Bösen häßlichen Gefichter der schlimmen Ahnungen will ich mehr sehenwarum auch?
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Ich sehne mich doch so sehr, in ihm glücklich und stolz zu wer den. Ich wache für ihn und bin nie müde für ihn.
Schon in der Zeit, als es noch pochte unter meinem Herzen, hatten die Monde erwartende Seligkeit. Wie ich ihn erhoffte und ersehnte! Und jetzt ist mir, als sei ich reiner mit ihm, durch ihn geworden. Ein friedliches Glücklichsein schläft mir im Blut.
Immer fallen mir neue Liebkosungen ein, die die nackten rundlich- zarten Gliederchen betasten mit allen Fühlfäden der Poesie. Wenn ich seinen Mund küsse oder seine seidenen Härchen streichle wie lachen wir beide wir wissen nicht warum, aber das Glück zittert um uns herum.
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Vom Fortgang des Frauenrechts
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Der schwedische Verband für Frauenstimmrecht hat einen Jahresbericht herausgegeben, dem wit folgendes entnehmen: Weder der Weltkrieg, noch irgendwelche andere Ursachen haben im Laufe des Jahres 1916 das Anwachsen der Stimmrechtsbewegung verhindert. Die Zahl der Stimmrechtsvereine betrug im Dezember 1915 215 mit 14416 Mitgliedern; 16 weitere Vereine traten bis heute hinzu, und zwar hauptsächlich infolge der unermüdlichen Propagandaarbeit zweier Reiserednerinnen in dem schwer zugänglichen, aber dankbaren Norden. Sehr lebhaft ist auch die Aufklärungsarbeit des Verbandes gewesen. Die belehrenden Kurse, die aus den Mitteln der Stiftung von Frau Bergman- Osterberg bestritten werden( 5000 Kronen im Jahre), sind in drei Distrikten veranstaltet worden( mit 237 Vorträgen vor 17171 Hörern). Etwa 50000 Exemplare von Flugblättern wurden verteilt, und die Zeitschrift„ Frauenstimmrecht" ( rösträtt för kvinnor) erreichte eine Auflage von rund 43000 Eremplaren. Eine aufklärende Artikelferie fand in 21 Zeitungen Aufnahme und dadurch etwa eine viertel Million Leser. Der Frauenkalender, die einzige gewinnbringende Veröffentlichung des Verbandes, er= zielte 700 Stronen Reingewinn. Von den einzelnen Stimmrechtsvereinen wurden überdies noch etwa 100 Vorträge über die verschiedensten Themata veranstaltet. Aus alledem geht hervor, daß weder die Aufklärungsarbeit, noch das Verlangen nach Aufklärung durch den Widerstand erlahmt ist, dem die Frauensache leider noch immer begegnet, vor allem bei der Regierung. Zweimal hat der Verband im Laufe des Jahres durch Deputationen seine ausführlich begründete Forderung nach einer Regierungsvorlage sowohl dem Reichstag von 1916 wie dem darauffolgenden unterbreitet und sich dabei auf die Thronrede von 1914( zu Minister Staafs Zeit) und das darin gegebene Versprechen berufen beide Male bergebens. Der Zentralvorstand, der sich aus je einem Mitglied der einzelnen Stimmrechtsverbände zusammensetzt, hielt seine dreißigste Jahresversammlung unter lebhaftester Beteiligung der nördlichen wie der südlichen Provinzen des Landes ab.
Kleine Mitteilungen. Der Oberkirchenrat des„ Musterländles" Baden hat Fräulein Oberbeck nach bestandenem theologischen Examen als Hilfsseelsorgerin in Heidelberg ernannt. Sie wird im wesentlichen Religionsunterricht erteilen und die Seelsorge der weiblichen Insassen in Krankenhäusern, Kliniken und Gefängnissen übernehmen. In Meisterschwanden hat eine Kandidatin der Theologie die
O, mein kleines Kind! Deine strahlenden Augen sind meine ge= heimnisvolle Verheißung, du bist gesunde Schönheit meines Blutes blühe hinein in den Frühling! Die Sonne springt bald freudiger und feuriger in den Tag!
Du mein junger Frühling- süßes Kind!
herbstbild.
A. Z.
Dies ist ein Herbsttag, wie ich keinen sah! Die Luft ist still, als atmete man kaum, Und dennoch fallen raschelnd, fern und nah, Die schönsten Früchte ab von jedem Baum. O stört sie nicht, die Feier der Natur! Dies ist die Lese, die sie selber hält, Denn heute löst sich von den Zweigen nur, Was vor dem milden Strahl der Sonne fällt. friedrich hebbel .
In den letzten Vorträgen, welche die verstorbene Parteigenoffin Lily Braun noch kurz vor ihrem Tode hielt, malte sie mit Vorliebe das Bild der Frau aus, die mit vollen Händen Samen in die fruchtbare Erde streut. Der Wunsch, zu denen zu gehören, die Samen ausstreuen, um die geistige und materielle Befreiung der Frau herbeizuführen, hat die kluge und warmherzige Frau von dem Augenblick an erfüllt, als sie an sich selbst all die Not erlebte, unter der heute die Stellung der Frau im gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Leben leidet. In diesem Streben hat sie nicht immer die richtigen Wege gefunden, und wir können uns mit ihren Kampfmethoden nicht überall einverstanden erklären. Darüber dürfen wir aber das Gute und Große nicht vergessen, was Lily Braun geschaffen hat. Ihre Hinter * Verlag von S. Hirzel, Leipzig 1901.