Nr. 11

Die Gleichheit

bis 140 Kinder untergebracht. Die Kleinen Halten sich dort wäh­rend der guten Jahreszeit fast den ganzen Tag im Freien auf, bearbeiten daselbst ihre kleinen Beete und spielen. Die schulpflich tigen Kinder von 6 bis 14 Jahren, die ihre schulfreie Zeit im Hort berbringen, werden von Gärtnerinnen des Roten Kreuzes zum Bearbeiten des Bodens und zum Anbau von Gemüse angeleitet. Der Hort wird teilweise erhalten durch private Beiträge; die Stadt trägt die Kosten der Gasbeleuchtung und der Feuerung, ferner stellt sie den Garten und das Gebäude( Villa) zur Verfügung. Ein Teil der Kosten wird noch gedeckt durch monatliche Beiträge der Mütter; ein Teil der Kinder wird unentgeltlich verpflegt.

Wir müßten darauf hinarbeiten, daß Gewerkschaften, Gemein­den und Eltern gemeinsam dazu beitragen, die Kosten der Heime und Horte zu decken.

Durch derartige Mitarbeit würde ein kleiner Teil unseres Pro­gramms, wenn auch nicht ganz so, wie wir es wünschen, so doch auf dem Wege zu unserem Ziele der Verwirklichung nähergeführt. Zugleich würden wir dazu beitragen, daß unseren Kindern ihre Kinderzeit verschönt wird. Elise Bahr.

Aus unserer Bewegung

Einen Frauentag veranstaltet das Frauenreichskomitee unserer österreichischen Bruderpartei in der zweiten Hälfte des März. Es wird zu diesem Zwede eine besondere Wahlrechtsschrift Der Frauen­tag" erscheinen.

* Rostock . Zu einer eindrucksvollen Friedenskundgebung ge­staltete sich eine öffentliche Frauenversammlung, die am 30. Januar von unserer Parteileitung im großen Saal der Philharmonie ver­anstaltet wurde. Der Riesensaal mit seinen Galerien konnte die Zahl der Besucher, auch Männer hatten sich in großer Zahl eingefunden, nicht fassen, sämtliche Tische mußten entfernt, die Türen zu den Nebenräumen geöffnet werden. Friedenshoffnungen und Friedens wünsche der deutschen Frauen" lautete das Thema. Die Versamm lung folgte den Ausführungen der Genoffin Juchacz mit größter Aufmerksamkeit und gab durch ihr ganzes Verhalten fund, daß sie die Friedensforderungen der Partei zu den ihrigen machte. Auch die Frauen des deutschen Volkes lassen sich nicht mehr von den Reden der Vaterlandspartei betören. Ein Friede der Verständigung und politische Freiheiten im Innern des Landes für Männer und Frauen sind die von ihnen als richtig erkannten Forderungen.

Nach und nach aber kam in ihre großen, mütterlich blicken­den Augen ein Ausdruck heftigen Unwillens, sie zuckte die Achseln, schnitt eine Grimasse und sagte halblaut, im Tone eines eigensinnigen Kindes und dennoch nicht ohne ein ge­wisses Wohlwollen:

,, Na ja, sehr einfach, also: dann gibst du ihm eben vier Sous!..."

Erstes Grün.

Kaum entkeimt das erste Grün

Den vom Pflug gebrochnen Schollen, Und kein Blatt verrät noch kühn, Wo die Veilchen sprießen wollen. Nichts erfüllt das Aug mit Lust, Winter herrscht noch streng auf Erden, Und doch fühl ich's in der Brust, Daß es bald wird Frühling werden.

( Nachdruck verboten.)

Fröschle.

Martin Greif .

( Fortfegung.)

Aufzeichnungen eines Vaters. Von Karl Bröger .

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Fröschle entdeckt seinen unteren Menschen.

Es ist ein sonniger Nachmittag. Warmes Licht flutet über die nackten Glieder Fröschles, der frei von jeder beengenden Hülle auf einem Seissen am Boden liegt. Fröschle ist mit dem nackigten Zustand äußerst zu­frieden, was er durch vergnügtes Krähen zu wissen gibt. Eilig angeln die diden Hände in der Luft und find hinter jedem Lichtstrahl her. Die Hände find Fröschles gute Bekannte; die zehn Finger daran die besten und geduldigsten Spielgenossen, die er vorläufig hat. Ganz prächtige Kerle sind diese Finger, immer bei der Hand, wenn fich Fröschle die Zeit vertreiben will, jeder einzelne in seiner mudel, runden Niedlichkeit das getreue Abbild des Herrn und Meisters.

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Bei dem ungeheuren Andrang war an eine planmäßige Saal­agitation nicht zu denken, doch konnte die Leitung nach Schluß der Versammlung trotzdem eine stattliche Anzahl neuer Mitglieder auf­nehmen.

Wahlkreis Ückermünde - Usedom - Wollin . Einen erfreulichen Fortschritt macht in unserem Fabrikdorf Torgelow die Frauen bewegung, die bisher sehr darniederlag. Nach einer Mitgliederver­sammlung, die für unsere weiblichen Mitglieder einberufen war, und in der Genoffe Parteisekretär Hartwig( Stettin ) einen Vortrag über: Die Kriegsfürsorge für die Kriegerfrauen, Witwen und Waisen" hielt, wurden 30 Frauen für den sozialdemokratischen Verein und ebensoviel Leserinnen auf die Gleichheit" gewonnen. Viele Frauen sind infolge des Krieges zur Arbeit gezwungen, und der Organi­sationsgedanke bricht sich daher immer mehr Bahn. Auch die hiesigen Gewerkschaften haben Zunahmen an weiblichen Mitgliedern zu ver­zeichnen. Jede Genoffin muß es aber auch als Ehrenpflicht betrachten, an der Gewinnung von neuen Mitgliedern und Leserinnen der Gleichheit" mitzuarbeiten! Als Kreisvertrauensperson der Frauen ist Genossin Stubbe, Torgelow , Pasewalker Straße 14, tätig. Von ihr werden auch Neubestellungen auf die Gleichheit" angenommen. T. H.

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-ei-. Bezirk Zwickau . Rechte und Pflichten der Frau" lautete das Thema, das Genoffin Schilling( Döbeln ) Ende Januar in neun öffentlichen Frauenversammlungen im 18., 22. und 23. fäch­fischen Reichstagswahlkreis behandelte. Die Versammlungen bildeten die Fortsetzung der anfangs November vorigen Jahres stattgefun­denen; sie fanden statt in Neumark , Brodau, Lichtentanne , Reins­ dorf , Wilkau , Limbach, Auerbach, Schöneck und Klingenthal . Mit Ausnahme der in Schöneck waren die Versammlungen durchgehends gut besucht, teilweise überfüllt und gestalteten sich zu wuchtigen Kundgebungen für die politische Gleichberechtigung der Frau. Ge­noffin Schilling verstand in ausgezeichneter Weise die Anwesenden zu fesseln und erntete überall reichen Beifall.

Geradezu glänzend verliefen die Versammlungen in Wilfau, Auer­bach und Klingenthal . Derartige Frauenversammlungen haben diese Drte noch nicht gesehen. In Wilkau waren außer den zahlreich Erschienenen aus Wilkau eine Anzahl Frauen aus der Umgebung erschienen, um den Ausführungen der Rednerin zu lauschen. Während des Vortrags hatten sich auch die Leiter" der Zwidauer Unab hängigen" eingefunden, um auch hier ihr arbeiterschädigendes Treiben zu versuchen. Obwohl die Versammlung um 10% Uhr geschlossen werden mußte und es bereits 93% 11hr war, gab der Versammlungs­

Eben jagt Fröschle mit allen Zehnen vergeblich hinter einem mum­teren Sonnenstrahl her, der ihm fed über den ganzen Leib spaziert. Im nächsten Augenblick springt der Strahl schon als zitternder Kringel über Fröschles Kopf.

Fröschle bäumt sich auf, den Flüchtling zu haschen; dabei hebt er den Unterförper hoch und bringt ein Bein in seinen Blickwinkel. Grenzenloses Staunen läuft über das Gesicht. Der Sonnenstrahl, den er eigentlich fangen sollte, ist ganz vergessen. Mit großen, run­den Augen beobachtet Fröschle aufmerksam und argwöhnisch die rätselvolle Erscheinung. Was mag das bloß für ein Geselle sein, der da steil und unbeweglich in die Luft stiert? Noch eine Hand, von deren Dasein Fröschle bis jetzt keine Ahnung hatte?

Plötzlich ist die Erscheinung wieder verschwunden, ohne daß Fröschle bemerkt hätte, wohin. Der Bann dauert aber immer noch an und weicht erst, als Fröschle die Hände wieder vor sich sieht. Nachdentsam dreht Fröschle die eine Hand im Gelenk und guckt sie genau von allen Seiten an. Nein, eine neue Hand kann es nicht gewesen sein, was seine ganz mühsam erworbene Erfahrung ins Wanken gebracht hat. Was aber sonst?

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Da, da da ist das Ding ja schon wieder. Dicht vor den Fingern steigt es aus der Tiefe, plump und ungeschlacht. Mut, Fröschle, Mut und den Fremdling tapfer festgehalten!

Vorsichtig streckt der kleine Entdecker die Hand nach dem un­bekannten Land aus und streicht untersuchend über die Oberfläche hin. Das Gefühl ist nicht fremd. Genau so weich und wohlig wie die liebe, vertraute Hand fühlt sich auch das Neuland an. Aber was für merkwürdige Unebenheiten in diesem neuen Land; das geht bergauf und talab wie in einer Berglandschaft.

Nicht lange hält sich Fröschle mit der Topographie seines neu entdeckten Körperteils auf. Ein Mittel gibt es, das sofort und sicher sagt, was von einer Sache zu halten ist. Wenn man erst weiß, wie das Ding schmeckt, weiß man alles. Also her damit!

Fröschle müht sich aus aller Straft, das Bein in den Mund zu bekommen. Das ist aber gar nicht leicht. Das Ding ist bockbeinig und reißt sich zweimal los, ehe es Fröschle gelingt, die äußerste Spitze des neuen Erdteils, das Kap der großen Behe in den Mund