Nr. 11

Die Gleichheit

Bankgelder recht erhebliche Zinsen aufgebracht werden. Eine der­artige Reservestärkung läge durchaus im Interesse der Mitglieder, während bei der Verteilung der Summe dem einzelnen Genossen ein nur sehr geringer Augenblidsvorteil geboten werden kann.

Ein Vorstoß der fächsischen Mittelständler, die in einer Eingabe an das Ministerium des Innern versuchten, ein Backverbot für die Konsumvereine mit eigener Mühlenanlage durch zujeßen, fand im Sächsischen Landtag durch den Abgeordneten Fräßdorf die gebührende Zurückweisung.

Der Konsumverein für Westerland   auf der Nordseeinsel Sylt  liegt im Kriegsgebiet. Trotz der damit verbundenen Schwierigkeiten kann der Verein über eine günstige Entwicklung berichten. Um die Preise für landwirtschaftliche Produkte regu lierend zu beeinflussen, hat der Verein einen Landwirt= schaftsbetrieb in eigene Regie übernommen und damit sehr günstige Erfolge erzielt. Um allen Mitgliedern, die sich aus Ar­beitern, Landwirten und Handwerkern zusammenseßen, gerecht zu werden, will der Verein das Warengeschäft auf Rohstoffe und landwirtschaftliche Bedarfsartikel ausdehnen. Der Geschäftsanteil wurde deswegen von 30 auf 100 Mt. erhöht.

In der Besteuerung der Konsumvereine wurde vom Oberverwaltungsgerichtshof in Braunschweig   eine für die Konsumvereine günstige Entscheidung getroffen. Danach bleiben in Braunschweig   alle Rüdvergütungen, sofern fie 5 Prozent vom Umfaks nicht übersteigen, steuerfrei. Die seinerzeit viel Auffehen erregende Sondergesetzgebung des Hamburgischen Staates gweds Besteuerung des Konsum-, Bau- und Sparvereins Produktion" in Hamburg  , ist von der Produktion" bis zur höchsten Instanz angefochten worden. Das Reichsgericht hat nunmehr entschieden, daß der Verein zur Zahlung der Konfumvereinssteuer nicht ver­pflichtet sei. Damit ist ein ganz offenbares Unrecht wieder einmal erfolgreich abgewehrt werden.

über die Stellung der Hausfrauen zu den Konsum­genossenschaften sprach in einem vom Verband deutscher  Hausfrauen abgehaltenen Lehrkurs in Hannover   Herr Dr. K. A. Gerlach. Der Redner forderte von der guten Hausfrau der Jekt­zeit, daß sie volkswirtschaftlich denken lerne und sich ihrer Wichtig­feit im Staatsleben bewußt werde. Redner erklärte, daß die Ent­

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deute wirtschaftlich vorteilhaften Konsum. Der Frau liege das Ge-­meinschaftliche besonders nahe, daher sei sie auch besonders für die genossenschaftliche Betätigung geeignet. Diesem Urteil eines bürgerlichen Volkswirts dürften sich wohl auch die sozialdemokra tischen Frauen anschließen.

Ein Sanatorium und Erholungsheim für seine Angestellten will der Verband ungarischer Genossenschaften er­richten. Ein besonderer Verein soll denjenigen Angestellten, die mehr als 4000 kronen Gehalt beziehen und darum nicht mehr versicherungspflichtig sind, eine Stätte schaffen, in der die durch Krankheit verminderte Arbeitskraft wiederhergestellt werden kann. Der vierte Kongreß der geeinigten französischen   Kon­fumgenossenschaftsbewegung tagte vom 30. Septem­ber bis 2. Oktober in Paris  . Unter anderem wurde eine Samm­lung für die Wiedererrichtung der vom Kriege zerstörten Genossen­schaften organisiert, es sind für diesen Zweck bisher etwa 300 000 Franken zur Verfügung gestellt. Bei der Wiedererrichtung sollen die vielen kleinen Konsumvereine möglichst zu Bezirkskonsum­vereinen zusammengefaßt werden. Gleich den deutschen   Konsum­vereinen streben auch die Vereine in Frankreich   eine öffentlich­rechtliche Vertretung der Verbraucherintereffen an und fordern von der Regierung die Schaffung einer Genossenschaftskammer. Die Schwierigkeiten der Nahrungsmittelversorgung werden im Vorstandsbericht gefchildert. Die Zuckerkarte habe sich bewährt, die Brotfarte sei notwendig. Der Genoffenschaftsverband ist auch für die Unterstützung der Kriegswaifen tätig. Zu erwähnen wäre auch ein Hinweis von Albert Thomas  , wonach es Deutschland   vor allem den genossenschaftlichen Methoden zu verdan­fen habe, wenn es der Blockade widerstanden habe.

Die Britischen   Großeinkaufsgesellschaften ha­ben sich in ihren letzten Vierteljahrsversammlungen wieder mit dem Ankauf von Grundstücken beschäftigt. Davon liegen neun in England, während sechs andere in Westafrika  , Südindien, Ceylon und Afrika   gelegen sind. Der Gesamtkaufspreis beläuft sich auf mehr als 5 600 000 r. Ad. Rupprecht.

Kopf um Kopf! So wird sich gestalten der Kampf in Europa  : wicklung des Handels zum Großbetrieb durch nichts aufzuhalten Freiheit oder Gewalt, eine verliert den Kopf.

sei. Diese Entwicklung führe entweder zum kapitalistischen   Unter­nehmen des Warenhauses oder zum genossenschaftlichen Unter­nehmen der Konsumvereine. Der genossenschaftliche Konfum be­

Wenn wir den Jubalt kennen, also nicht mehr durch die Spannung von der Form abgelenkt werden, lommen wir in vielen Fällen erst zu dem wahren Genuß. So geht es uns zum Beispiel mit Fon­tanes Dichtungen. Man fennt sie stellenweise auswendig, und doch empfindet man ihre Schönheiten stets beim Wiederlesen stets aufs neue. Bei einem schlechten Buch wäre so etwas unmöglich.

Sollten unsere Leserinnen an einem Autor der angegebenen Werke besonderen Gefallen finden, so werden sie gewiß versuchen, mehr Bücher von demselben zu erhalten und sich so in seine Art zu ver tiefen. Dies wäre ein Weg, dem wahllosen Lesen( dem Schmö­fern") zu steuern und den vielen wahrhaft Guten, das sich uns bietet, die Tür zu öffnen.

Volkserziehung

*** ,, Schmeiß die Dinger fort!" Das klingt nicht gut, aber ich hörte es so in der Straßenbahn. Eine Arbeiterfrau rief es ihrem Töchterchen zu, das mit einigen schmutzigen Fahrscheinen spielte. Das Kind gehorchte, und die Papierfezen flogen auf den regen­naffen Boden des Wagens. Nur eine Kleinigkeit und doch ein großes Stück Verziehung. Überlegen wir uns nur: Gleich, wenn an der nächsten Haltestelle ein Dugend Fahrgäste im Aus- und Einsteigen die weggeworfenen Scheine mit Straßenschmuz betreten haben, wird die bleiche Schaffnerin, die jetzt müde und nachdenklich an der Flur­wand lehnt, in den Wagen kommen. Wie ihre Dienstanweisung ihr borschreibt, wird sie sorgsam jeden schmutzigen Feßen von dem schlammigen Boden auflesen und beiseite bringen.

Verziehung zur Unordnung! Das ist das andere, was uns an der fleinen Szene auffällt. In einer Biertelstunde sind Mutter und Töchter­chen zu Hause. Wie, wenn auch dort die Kleine dem Ratschlag folgt: " Schmeiß die Dinger fort!" und Kartoffelschalen und Streichholz­refte, Schmugkruften und Papierschnigel auf den Küchenboden wirft? Ordnung und Sauberkeit sind wertvolle Grundlagen jeder Er­ziehung. Das Kind lernt sie nur dann, wenn sie ihm immer und überall, daheim und draußen angewöhnt und, was das wichtigste ist, vorgelebt werden. Ordnung und Sauberkeit sind jedoch auch

* Hoffmann von Fallersleben  . Alle Gewalt geht aus von dem Volf." Das wollt ihr bestreiten? Wer denn, Erlauchte, bezahlt eure Soldaten und euch? Glaßbrenner.

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von viel größerer wirtschaftlicher und voltserzieherischer Bedeutung, als viele ahnen: zahlreiche peinliche und unwürdige Dienstleistungen würden zugunsten werteschaffender Arbeit überflüssig, mancher ge­bückte Rücken bliebe gerade, wenn wir alle auf allen Wegen unseres Lebens durch Zucht und überlegung selbst für Reinlichkeit und Ord­nung sorgen wollten.

Die Mutter.

A. Stahl.

Er eilte freudig heim zu seinem Weib, Um ihm die frohe Botschaft zu verkünden: Im Often ist der Krieg zu Ende! Ein großes Volt aus blut'gem Völkerringen Ist ausgeschaltet und erheblich nun entlastet Die hartbedrängte Front der Mittelmächte. 3n edlem Wettstreit hat man sich verbündet Und tauscht nun Güter aus, die jenen fehlen, Und deren wir seit Jahren schon entraten. Dent an, fie liefern uns nun Brots die Fülle, Der größten Notdurft ist nunmehr gesteuert, Und sie empfangen dafür die Geräte, Die sie zur beffern Nuzung ihres Bodens, Zum Aufschwung ihrer Industrie gebrauchen. Sie horcht nur halb auf ihres Gatten Worte, Ihr Blick schweift in die Ferne hin gen Westen, Wo schon seit Monden im Granatentrichter, Umbränt von tausend heißen Höllenschlünden, Schmutzstarrend und das Haupt doch ftolz erhoben, Wenn er in, ach, so fargen Ruhepausen Mal an die Lieben, an die Heimat denkt,

Ein Sohn ihr weilt, ihr Einz'ger, Heißgeliebter... Und wortlos finkt sie an des Gatten Bruft Und haucht, welch lodernd helles Flammenzeichen Des Urbegriffs von echtem Menschentum, Von Mutterschaft, entsagungsvoller Liebe, Das eine nur: Wird Hans auch wiederkommen?*