158 Die Gleichheil Nr. 20 4. Übernahme der Bestimmungen der Neichswochenhilfe in den Frieden und ihren Ausbau nach der Richtung einerallgemeinen Wochenhilfe"; 6. Lohn-, Gehalts- und Steuerbemessungen in Rück­sicht auf die Kinderzahl; S. Beteiligung der Gesamtheit an den Kosten der Erziehung und Ausbildung des Nachwuchses kinderreicher Familien; 7. schleunige Erstellung preiswerter auch für Kinder ge­eigneter Wohnungen in Verbindung mit einer zweckmäßigen Ver­kehrs- und Tarifpolitik, sowie Einteilung der Arbeitszeit; S. Ein­führung der Pflichtfortbildungsschule für Mädchen unter Ein­setzung genügender Zusatzstunden für den hauswirtschaftlichen Unterricht für die Facharbeiterinnen. Die Notwendigkeit einer tiefgreifenden Wohnungspolitik für die Gesundung der Familie, für die Hebung und Kräftigung des Nachwuchses erörterte der LandeswohnungSrat vr. Löhner. Er enthüllte die durch den Krieg in bedauerlicher Weise gesteigerten Wohnungsnotstände und WohnungSmängel, er streifte die überall einsetzende Obdachlosigkeit, die zu KriegSnotmaßnahmen dränge, Iveil zum Ausbau der Dachräume, Läden, Werkstätten, Fuhrwerks­schuppen, die sich wiederum als eine bedauerliche Verschlech­terung des Wohnens darstellten und zeitlich durchaus begrenzt werden müßten. Or. Löhner regte den Ausbau der Reichsversiche­rungsordnung zu einer Reichswohnversicherung nach den Vorschlägen eines 0r. Schmitttnann an. Schließlich klang sein Referat in der Forderung einer grundsätzlichen Neuordnung der gesamten Wohnungspolitik aus. Erfreuliche sozialfortschrittliche Töne schlug Professor l)r. v. Zum- busch in seinem Vortrag überVerhütung und Bekämpfung der GeschechtSkrankheiten"an: Der verwüstende Einfluß dieserKrank- heiten, die einen Ausfall an Geburten von mehreren Hunderttausen­den(nach höchster Schätzung von StXXXX)) nach sich ziehen, muß vor allem durchSanierung" der Prostitution lahmgelegt werden. Solche Frauen, die sich gewerbsmäßig der Unzucht hingeben, sollen Gelegenheiten haben, sich untersuchen und behandeln zu lassen,tun sie es nicht, so sollen sie strafbar sein(l). Untersuchung und Behand­lung soll bei jedem Menschen erzwingbar sein, der hinreichend verdächtig ist, daß er für die Weiterverbreitung von Geschlechts- trankheiten gefährlich sei." Herr Professor v. Zumbusch fordert die Unterdrückung der Bordelle, Animierkneipen und des Mädchenhandels. Der Kampf gegen die Geschlechtskrankheiten ist nach seiner Meinung in großem Maßstäbe durch menschenwürdige Krankenhäuser, Ambu­latorien und Beratungsstellen zu organisieren. Der Glaube an die heilende Kraft polizeilicher Zwangsmaßnahmen tritt in dem ganzen schnitten und entkernt und 2l) bis 3S Minuten sterilisiert wird. Dle Flaschen werden, nachdem sie genügend abgekühlt sind, vor­sichtig herausgenommen und der Kork fest eingedrückt. Sodann wird Siegellack oder Pech oder Teer oder Wachs oder Talg?I flüssig gemacht. Die Flaschen werden umgestülpt, der Kork wird hinein­getaucht, und dann läßt man die Masse erkalten. Es darf nicht vergessen werden, daß die Gläser sowohl als auch die Flaschen nicht so schnell aus dem heißen Dampfkessel heraus­genommen werden dürfen. Ein langsames Erkalten und Vorsicht beim Herausnehmen sind erforderlich. Eine Methode, Rhabarber auf einfache Art aufzubewahren, ist die folgende: Der Rhabarber wird nicht geschält, aber gut ab­gewaschen, in Stücke geschnitten und in gut ausgeschwefelte Flaschen gefüllt. Dann wird ungekochtes Wasser darauf gefüllt und bis zum nächsten Tage stehen gelassen. Dann schüttet man eS ab und füllt neues darauf. Dies wiederholt nian fünf Tage fünfmal. Der Platz für den Kork wird freigelassen. Dann bildet sich ein Schimmel­kork, welcher ein guter luftdichter Verschluß ist. Dann werden die Flaschen in den Keller gestellt. Der Schimmelkork bleibt oben. Mit Stachelbeeren und grünen Bohnen kann man ebenso verfahren. Na­türlich bleiben die Stachelbeeren ganz, während die Bohnen fein geschnitzelt werden. Bei der Benutzung wird das Wasser weggeschüttet, und Rhabarber, Stachelbeeren oder Bohnen werden sehr rein ge­waschen. Die Hauptbedingung für alle Konserven ist ein kühler, trockener und dunkler Aufbewahrungsort. Hoffentlich wird alles viel billiger, damit auch wenig Bemittelte und nicht nur die Reichen die Möglich­keit haben, recht viel für den Winter einzukochen. Denn was nützen alle guten Rezepte und prakttschen Ratschläge, wenn der Geldbeutel versagt. Berta Marckwald. Wahre Königin ist nur des Weibes weibliche Schönheit, Wo sie sich zeigt, sie herrscht, herrschet bloß, weil sie sich zeigt. Schiller. Denken des Professors v. Zumbusch stark zurück. Das bezeugen fol­gende Leitsätze seines Referats:Vorbeugende Maßregeln der Verwaltungsbehörden sind besser als Strafen, die nachhinken, wenn das Unheil angerichtet ist. Durch soziale Maßnahmen muß gesorgt werden, daß keine Frauen in die Lage kommen, sich hin­geben zu müssen, um ihren Lebensunterhalt zu finden." Die sozialen Maßnahmen, die von den Referenten der Münchener bevölkerungspolitischen Tagung verlangt wurden, sind zum Teil sehr weitgehend gewesen. Das haben die hier kurz skizzierten Vorttäge der Herren v. Grube, Löhner und v. Zumbusch bewiesen. In den nachfolgenden Referaten forderte Professor P. Jacob die Errichtung von KinderhilfShäusern und Professor Hecke eine allgemeine hygienische Verbesserung der Schulen, Heime für Masern -, Keuchhustenkranke, für rachittsche, skrofulöse und erbsyphilitische Kinder, die Einführung der Mutterschaftsversicherung und der Mutterschulen usw. In allen diesen Forderungen sind Millionenansprüche an die öffentlichen Kassen angemeldet worden Ansprüche, die sich nur in einem Zeit­alter deS Dauerfriedens verwirklichen lassen. Der Fortbestand des bewaffneten Friedens muß uns alle in Fronknechte de» Mili­tarismus wandeln, da uns das Wettrüsten gegen eine ganze Welt von Feinden immer größere, ständig wachsende Teile unserer ge­sellschaftlichen Arbeit aufzehren muß. Die grauenvolle Aussicht auf ein neues Völkermorden muß überdies lähmend auf das Wachs­tum des deutschen Volkes einwirken, dessen Fortpflanzungswille schon, wie Professor v. Grube betont,durch wirtschaftliche Überlegungen gehemmt ist". Stur eine Politik de» gesicherten Dauerfriedens, eine Politik der Rüstungsbeschränkung und der Steuerentlastung der Unbemittelten, eine Politik großzügiger, dem Sozialismus bewußt zustrebender sozialer und politischer Reformen kann die deutsche BolkS- kraft erhalten und mehren. Paul Kampfs meyer. Aus unserer Bewegung IN. lt. Werda« i. S. Am 10. Juni tagte hier die erste Mitglieder­versammlung des Krippenverein» der Stadt Werdau , der vor einigen Monaten ins Leben gerufen wurde. Die Industriellen hatten seinerzeit auf Grund einer Anregung der zuständigen Kriegsamtstelle einen größeren Betrag zum Zwecke der Mütter- und Säuglingsfürsorge gestiftet. Wenige Tage später wurde der Verein auS der Taufe gehoben. Die Gewerkschaften beteiligen sich Über die Freundschaft. Motto: Meine Feinde muß ich nehmen, wann und wo ich sie treffe. Aber meine Freunde kann ich mir aus­suchen. Gchnttzler wProfits «» Bernhart»,''. Wer einnial über die Freundschaft Beobachtungen angestellt hat, Wird bemerkt haben, daß es vorwiegend solche zwischen Männer» gibt, zwischen Mann und Frau seltener. Am seltensten sind Wohl die Freundschaften zwischen Frauen. Ich meine dabei nicht jene Be­ziehungen, die gewöhnlich bei der Vorstellungmeine Freundin" an­gekündigt werden. Mit diesem Ausdruck pflegt man im allgemeinen leider nicht sehr haushälterisch umzugehen. Oft steckt dahinter alles andere, nur wenig Freundschaftliches. Manche Redner haben es auch an sich, die Versammlungsbesucher mitliebe Freunde" anzureden. Daß Freundschaft auf Seelenhannonie aufgebaut sein muß, ist selbstverständlich. Der Freund muß des Freundes Gedanken förmlich erraten können. Dazu muß er natürlich selbst mit dem anderen viel Gemeinsames, mehr als nur die gemeinsame politische Überzeugung haben. Solche auf Seelenverwandtschaft aufgebaute Freundschaft geht nicht leicht in die Brüche. Die hält gewöhnlich dauernd. Wenn die Freundschaft zwischen Mann und Frau öfter vorkommen würde, beständen heute nicht so viele unglückliche Ehen. Die Freund­schaft zwischen Mann und Frau erzeugt in jugendlichem Alter fast ausnahmslos Liebe. Erst in reiferen Jahren wird die Freundschaft zwischen Mann und Frau frei von sexuellem Empfinden sein. In der harmonischen Ehe wird der Freund des Mannes auch der der Frau sein. Aus diesem Freundschaftsverhältnis jedoch er­wachsen sehr leicht seelische Konflikte, wie Goethe das in seinen Wahlverwandtschaften " so anschaulich geschildert hat. Wie steht es nun aber mit den Frauenfreundschaften? Wenn eiue Frau von der anderen als von ihrerFreundin" spricht, so ist das meist nur oberflächlich gemeint. Denn gewöhnlich tritt bei dem ge­ringsten Anlaß Mißstimmung gegeneinander hervor, die sich nicht immer in den schönsten Formen äußert. Und dann ist auch die Freundschaft" zu Ende.