Nr. 24
Die Gleichheit
in einer Zeit, die bei noch nie dagewesenen Ernährungsschwierigfeiten die höchsten Anforderungen an die förperliche Leistungsfähigkeit stellte. Und nur der Glaube an die Notwendigkeit des Zusammenschlusses aller Arbeitenden in großen leistungsfähigen Organisationen, die zu einem immer stärker werdenden Schutzwall der Schwachen gegen Ausbeutung und Rechtlosigkeit zu machen auch die Aufgabe der Arbeiterinnen ist, und die Erkenntnis, wie notwendig die Mitarbeit der Frauen auf allen den Interessen der Arbeiterinnen dienenden Gebieten ist, besonders auch auf dem der sozialen Fürsorge, hat während der Kriegsdauer bei dem„ schwachen Weibe" diese Kräfte zur Entfaltung gelangen lassen. Diese Entfaltung zu fördern, wird Martha Hoppe. Aufgabe der sozialistischen Erziehung sein.
Die Bedeutung der Alkoholfrage
für das neue Deutschland.*
Die Arbeiterschaft führt nicht nur gegen das Alkoholfapital einen erbitterten Kampf, sondern auch gegen den Alkoholismus an sich. Man hat erkannt, daß der Kampf gegen Alkohol und Trinksitten nicht lediglich eine Magenfrage ist, und daß nicht nur der einzelne, der ihm verfallen ist, schwer leidet. Die Alkoholfrage ist von erheb= lich größerer Bedeutung. Mit der Errichtung von Frrenanstalten und Jdiotenschulen, durch die Trinkerfürsorge usw. sind nur die trasfesten Fälle erfaßt. Die eigentlichen Gefahren liegen tiefer. Die Frau und vor allem die Arbeiterfrau hat erhöhten Anlaß zur Bekämpfung des Alkoholgenusses. Seine Einwirkung auf das Familienleben, auf die gesundheitlichen, sittlichen und wirtschaftlichen Verhältnisse des Volksganzen zwingen zu genauer Prüfung. Auf Anregung des Deutschen Bundes abstinenter Frauen beriefen Führerinnen der( bürgerlichen) Frauenbewegung eine Frauenkonferenz zum Studium der Alkoholfrage nach Dresden ein. Deren Ergebnisse und die dort gehaltenen Vorträge sind in obengenanntem Heft zusammengefaßt wiederge geben. Es werden die Beziehungen zwischen Alkohol und Volkswirtschaft, Volksgesundheit, Volkserziehung und Volkssittlichkeit gründlich untersucht.
Dr. med. Margarete Stegmann gibt im ersten Beitrag die wissenschaftliche Erklärung für landläufig bekannte Erfahrungstat sachen über den Alkoholgenuß, besonders über dessen hemmenden
* Herausgegeben vom Deutschen Bund abstinenter Frauen. Mimirberlag, Stuttgart . Preis 1,50 Mt.
Und dann stand sie vor ihm-die flammende Röte, die in heißen Wellen über ihr zartes Gesicht flutete, war ihr einziger Schutz. Sie wandte ihm langsam einen heiß bittenden Blick zu, und übermannt von dieser stolzen, keuschen Gebärde der Hingabe sank er vor ihr hin und füßte stammelnd ihre Hände. Sie aber strich ihm verwirrt tastend das Haar. Da war er es, der das Licht löschte...
Als sie dann aneinandergeschmiegt ruhten, die Glieder in seliger Erfüllung gelöst, beugte er sich über sie, atmete den Duft ihres Haares und sah ihr in die Augen, die ihm tief und dunkel aus dem matten Weiß der Kissen dankten, und dicht über ihrem Munde flüsterte er:
,, Kläre..."
,, Kurt..."
"
Sie verstand ihn. Die dunkelschimmernden Augen versanken unter einem langsamen Gleiten der Lider. Dann leuchteten fie tiefer, innig und mütterlich.
Er preßte erschüttert den Kopf auf ihre junge Brust. ,, Cläre, bleibe mir... bleibe mir!" bat er leise. Sie umschlang ihn weich und füßte ihn.
Er legte die Hand sanft auf ihren Leib, als müsse er jegt schon das neue, zarte Leben fühlen und beschirmen.
Das heiße, stumme Strömen ihrer Augen netzte sein Gesicht. Ein leises, weinend glückseliges Lachen schluchzte unter seinem Russe.
Und er wußte, daß er nun eine unendlich süße Schwere mit sich nahm, wenn er wieder gehen mußte....
Das Weib allein kennt wahre Liebestreue. *
Es gibt ein Glück, allein wir kennen's nicht: Wir kennen's wohl, und wissen's nicht zu schätzen. Goethe.
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und zerseßenden Wirkungen auf die Zellen des Gehirns und der Fortpflanzungsorgane. Gustel v. Blücher wirft die Frage auf, ob Erzeugung und Verbrauch alkoholischer Getränke von volkswirtschafts lichem Nutzen sind. In gehaltvollen Ausführungen verlangt sie mit Schärfe die Eindämmung des Alkoholgewerbes bis auf die Befriedigung medizinischer und technischer Bedürfnisse. Sie fordert rücksichtslosesten Kampf gegen die Alkoholgroßkapitalmacht, die sie einen furchtbaren Schmarozzer an der Volkswirtschaft und am Voltsvermögen nennt. Über die bisherigen Versuche zur Bekämpfung des Alkoholismus auf gesetzgeberischem Wege unterrichtet ein Beitrag von Marie Stritt . Bemerkenswert ist, daß sie als Mittel zur Gesundung unserer volkswirtschaftlichen und gesundheitlichen Verhältnisse das gleiche Wahlrecht für Mann und Frau zu allent Körperschaften bezeichnet. Dann erst würden die angestrebte Reglung des Schankkonzessionswesens und die Verleihung des Selbstbestimmungsrechts der Gemeinden über die Zulassung des Alkoholverbrauchs in erhoffter Weise wirken. Des weiteren fordert sie zur Bekämpfung des unheilvollen Einflusses des Alkoholfapitals auf das gesamte Zeitungswesen die Monopolisierung des Anzeigenmarktes. Elsbeth Krutenberg beobachtet die seelischen Vorgänge bei Stindern, die ihre Eltern oder Lehrer unter dem Einfluß des Alkoholgenusses sehen. Die Ursachen der überhandnehmenden Trinksitten in der öffentlichen und häuslichen Geselligkeit deckt sie unerbittlich auf und zeigt, wie auch die Frauen in steigendem Maße das„ Trinken" lernen. Im folgenden Aufsatz zeigt Wilhelmine Lohmann, wie die Jugend über die Alkoholfrage belehrt werden soll: Nicht nur alkoholfrei, sondern bewußt alkoholgegnerisch soll die Erziehung geleitet sein! Sie begründet folgende Forderung: Obligatorischer Nüchternheitsunterricht mit dem Ziel völliger Enthaltsamkeit aus überzeugung in allen Schulen, auch in Seminaren, Hochschulen, sozialen Frauen=" schulen usw., Lehrstühle für Altohologie an den Universitäten. Großen Wert legt sie auf das alkoholgegnerische Wirken innerhalb der Jugendorganisationen. Leider wird bei der Aufzählung dieser Organisationen unsere Arbeiterjugendbewegung vergessen, die doch auch mit viel Erfolg von Anfang an auf dem Standpunkt des freiwilligen Verzichts auf alkoholische Getränke steht in wohltuendem Gegensatz zu andern, auch konfessionellen Jugendbereinigungen. Beachtung verdient der an letzter Stelle abgedruckte Beitrag von Katharina Scheven über Alkohol und Volkssittlichkeit wegen der packenden Darstellung der Beziehungen zwischen Alkoholgenuß und Unzucht, Prostitution, Geschlechtskrankheiten, Sittlichkeitsverbrechen. Es wird Wert gelegt auf die Feststellung, daß nicht so sehr chronischer Alkoholismus oder
Chinesische und japanische Kinder.
Von Elfriede Schäfer.
( Schluß.)
Eine ganz andere Rolle als das chinesische spielt das ja pa= nische Kind. Der Japaner ist sehr kinderlieb. Er nimmt eine ganz ausgesprochene Rücksicht auf die Kleinen. Spielen sie auf der Straße, so geht er ihnen aus dem Wege, um sie nicht zu stören; Wagen biegen aus, wenn Kinder auf dem Damm sich vergnügen. Lastträger scheuen einen Umweg nicht, um den Drachen der Kleinen ungehindert aufsteigen zu lassen. überall sind die Kinder mit dabei. Die Kleinsten werden von der Mutter auf dem Rücken getragen, und zwar so, daß sie in deren Kimono stecken, wo sie einen warmen und sicheren Plazz haben. Sie werden überallhin mitgenommen, auch in das Theater. Die Kleinen Mädchen tragen in gleicher Weise ihre Puppen auf dem Rücken, oft ist es nur ein Stück Holz, das ihrer Phantasie als Kind gilt. Die Spielzeuge sind nach Alter und Jahreszeit verschieden. Drachen, Federspiel, Kreisel spielen eine Hauptrolle. Japanische Holzschnitte und Tuschzeichnungen nehmen sich sehr häufig spielende Kinder zum Vorbild. Und wie der japanische Künstler eine Vorliebe für das Kleine, Niedliche hat, so gelingen eben diese Kinderszenen oft reizend. So gibt es ein Bildchen, das die Kinder darstellt, wie sie „ Schlange" spielen, ein anderes zeigt einen Affen, der als Kindermädchen ein ganz Kleines im Kimono stecken hat, wieder ein anderes bildet Knaben ab, die frisch und lustig, voller Unternehmungsgeist einen improvisierten Tragtempel auf den Schultern herumschleppen, dem ein kleiner Priester voranschreitet. Alle Berregungen dieser Kinder sind so lebendig, so fein beobachtet, wie es nur ein Künstler machen kann, der Kinder versteht und liebt. Aber auch die Gassenbuben werden abgebildet, die böse Streiche machen. Da haben sie sich hinter eine Wassertonne gekauert und ein Täschchen, das sie an eine Schnur gebunden, als Köder ausgelegt. In dem Augenblick, wo sich ein harmloser Spaziergänger danach bückt, ziehen sie es an der Schnur zurück und wollen sich totlachen über das verdußte Gesicht des geprellten Erwachsenen.