Nr. 24
Die Gleichheit
stens zum Teil auf diese Verpflichtungen besonnen, während die deutsche Frau mur Pflichten und keine Rechte habe. Wenigstens feine solchen, um in Reich , Staat und Gemeinde ihre Stimme zu erheben. Ein reichhaltiges und interessantes Material ergänzte die wirkungsvollen Ausführungen des Redners.
Darauf erstattete Genosse Haberland den Bericht über den Stand der Anträge auf Erhöhung der Kriegsunterstügungen. In Elberfeld stecke der Antrag noch in der Kommission, in Barmen sei eine Besserung erzielt, indem den Kriegerfrauen in Zukunft das Einkommen bis 120 Mt. monatlich nicht mehr auf die Unterstützung angerechnet werde. Im Herbst würde man Anträge auf Erhöhung der Unterstügung einreichen. Genosse Ullenbaum wies noch darauf hin, daß die sozialdemokratische Fraktion in Elberfeld alles tun werde, um die gerechten Forderungen der Kriegerfrauen zur Durchführung zu bringen. In Elberfeld forderte Genossin Dröner die Frauen zur tätigen Mitwirkung auf. Der Parteiorganisation traten in Elberfeld 20, in Barmen 30 Frauen bei..
Kriegerfrauen und Kriegerwitwen
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ch. Arbeitsverdienst der Frauen und Kriegsunterstützung. Wir berichteten fürzlich über zwei Frauenversammlungen in Elber feld und Barmen, die hauptsächlich von Kriegerfrauen besucht waren und eine Neuregelung der Kriegsunterstüßung, insbesondere der Anrechnung des Arbeitsverdienstes auf die Unterstügung for= derten. Der Arbeitsverdienst der Kriegerfrauen und der Kinder bis zu 15 Jahren sollte nach Meinung der Versammlungen überhaupt nicht mehr angerechnet werden. Die sozialdemokratischen Stadtverordnetenfraktionen beider Städte haben die Anträge vertreten. In Elberfeld wurde die Sache noch einmal vertagt. Dagegen wurden in Barmen nennenswerte Erfolge erzielt. Die Verwaltung brachte eine Vorlage ein, nach der zwar die Nichtanrechnung des Arbeitsverdienstes der Kinder bis zu 15 Jahren abgelehnt wurde, da man befürchtete, die Kinder würden dann das verdiente Geld überhaupt nicht zu Hause abgeben. Sie sollen aber zeitig daran ge= wöhnt werden, mit für die Familie zu sorgen. Eine Verbesserung wurde insofern eingeführt, als fünftig bei allen arbeitenden Angehörigen, mit Ausnahme der Kriegerfrauen selbst, monatlich bei Rachtarbeitern 40 Mt.( bisher 25 Mf.), bei Tagesarbeitern 30 Mt. ( bisher 15 Mt.) mindestens zunächst vom Arbeitsverdienst abgezogen werden, ehe die Anrechnung erfolgt. Dasselbe gilt für die Kriegerwitiven.
un Plummen is en scheent Jericht, aber wi kriegt's man nicht." Wenn man bedenkt, daß für das Pfund der ersten Birnen 1,75 Mt. verlangt wurde! Und die ersten Wachsbohnen sollten 1,40 Mt. das Pfund fosten! Welche Hausfrau ist in der Lage, das zu bezahlen? Ein Pfund Wachsbohnen und ein Pfund Birnen würden eine Mahlzeit für zwei Personen geben. Das sind zusammen 3,15 Mt. ohne jede Zutaten. Inzwischen sind die Birnen auf 1,50 Mt. herabgegangen und verschwunden. Wohl beginnt erst die Obstzeit. Aber nach den Erfahrungen, die wir mit Stachel, Johannis-, Blau-, Erdbeeren und Kirschen gemacht haben, können wir uns von dem pessimistischen Gedanken nicht frei machen, daß wir Apfel, Birnen und Pflaumen wohl ebensowenig zu sehen bekommen werden, wie die Beerenfrüchte. Wer gute Beziehungen" hat, ergattert wohl einiges zu enorm hohen Preisen. Es ist mit dem Dbst genau so, wie mit allen anderen Nahrungsmitteln.
Im Frieden bekam der Schlemmer im vornehmsten Restaurant für 3 Mt. das feinste, aus allerhand Leckerbissen zusammengesetzte Diner. Und heute?! Heute schwelgen allerdings auch noch einige „ Auserwählte" in einem Freßsanatorium" für 120 Mt. pro Kopf und Tag im Westen Berlins , wie jüngst das„ Berliner Tageblatt" berichtete. Die sich das leisten können, sind sicher keine„ am Kriege verdienenden Rüstungsarbeiter".
Wie es mit dem Obst ist, so geht's mit allem anderen auch. Von den meisten Waren bekommen wir nur die Höchstpreise zu Gesicht. Es mag für einen Finanzminister das Wirtschaften im Striege auch nicht leicht sein. Er hilft sich aber immer durch neue Steuern und neue Kriegsanleihen. Wie aber soll es die Arbeiterfrau machen? Wehr„ leiht" ihr etwas, wenn sie nicht auskommt, auch wenn sie noch so sehr das Abgeben„ verspricht"? War es im Frieden schon immer für eine minderbemittelte Hausfrau, die eine mehrköpfige Familie zu versorgen hatte, schwer auszukommen, so muß sie heute ein wahres Finanzgenie sein, wenn es ihr gelingt, durch alle Wirtschaftsklippen hindurchzusteuern. Neben der Magenfrage ist heute die Bekleidungsfrage eben so schwierig zu lösen.
Während im Frieden für abwechslungsreiche Kost in hinlänglicher Weise gesorgt war, ist jetzt nichts anderes zu haben als nur Gemüſe.
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Bei den Kriegerfrauen werden wie bisher die durch die übernahme der Arbeit entstehenden Mehrausgaben zunächst vom Arbeitsverdienst abgerechnet, als da sind Ausgaben für Beaufsichtigung der Kinder, Schuhe und Kleidung, Wäsche, Reinigen der Wohnung, Bahnfahrten, bei Nachtarbeiterinnen auch für Essen. Diese Mehrausgaben werden als Bauschale vom Kriegsunterſtüßungsausschuß vierteljährlich festgesetzt und sind verschieden für Nacht- und Tagarbeiterinnen, schwere oder leichte, Ganz- und Halbtagsarbeit. Von dem verbleibenden Reinverdienst wurde bisher die Hälfte auf die Unterstützung angerechnet. Hatte eine Frau zum Beispiel 20 Mt. Reinverdienst im Monat, so wurde die Unterstüßung um 10 Mt. gekürzt. Nach der neuen Regelung bleibt der Reinverdienst der Kriegerfrauen bis zur Höhe von 120 Mt. monatlich außer Anrechnung. Erst der diese Summe übersteigende Teil des reinen Arbeitsverdienstes wird angerechnet. Das ist ein ganz bedeutender Fortschritt für die Kriegerfrauen, die nun nicht mehr in ständiger Sorge vor Anzeigen und Abzügen zu leben brauchen, wenn sie durch ihre Arbeit ihr und ihrer Angehörigen Los verbessern wollen. Für die Kriegerwitwen bleibt es bei den bisherigen Bestimmungen, da man die in Aussicht stehende gesetzliche Neuregelung der Hinterbliebenenfürsorge abwarten will.
Gewerkschaftliche Umschau
Das Problem der Frauenarbeit begegnet sowohl in der Öffentlichkeit wie auch besonders in den Gewerkschaftsorganisationen steigendem Interesse. Aus den statistischen Erhebungen einzelner Industriezweige trat die kolossale Zunahme der Frauen= arbeit während der Kriegszeit schon hervor. Einen Gesamtüberblick über die Zunahme der Frauenarbeit finden wir jetzt in den Berichten der preußischen Gewerbeinspektoren. Danach hat sich die Zahl der in der Industrie beschäftigten Arbeiter um 26,5 Prozent vermindert. Dagegen ist die Zahl der erwachsenen, das heißt der über 18 Jahre alten Arbeiterinnen um 18,4 Prozent gestiegen. Auch die Zahl der Jugendlichen hat eine erhebliche Steigerung erfahren, nämlich um 17 Prozent. Bedenklich ist die starke Zunahme der beschäftigten Kinder unter 14 Jahren. Die Zahlen sind zwar nicht erheblich, denn es wurden im Jahre 1917 nur insge= samt 6012 Kinder in Fabriken beschäftigt. Immerhin beträgt die Zunahme beinahe 68 Prozent. Diese Zahlen geben allerdings fein wirkliches Bild von dem Umfang der Kinderarbeit; denn mehr als in den Fabriken, die der Gewerbeaufsicht unterstehen, werden Kin
Gäbe es wenigstens noch ausreichend Fett, um das Gemüse schmack haft machen zu können! Da muß man mit Knochenbrühwürfel, etwas Zucker, etwas Margarine sich helfen, so gut oder so schlecht, wie es eben geht. Ein Lichtblick in der Woche ist der Sonnabend, wenn es 200 Gramm Fleisch gibt. Das ist dann die einzige Veränderung im Menü. Und auch diese wird uns in den kommenden fleischlosen Wochen noch genommen.
Gelingt es einer Hausfrau gar noch, einmal einen Hering oder etwas Fisch aufzutreiben, das ist dann ein Festtag für die Familie. Wenn einmal die Geschichte des Krieges geschrieben wird, darf dabei nicht vergessen werden, welches Martyrium die Frau während dieser„ großen Zeit" durchzumachen hat. Zu der Qual um die fernen Lieben, die sich vielleicht ständig in Lebensgefahr befinden, kommt die Sorge für die heimgebliebenen Familienmitglieder hinzu. Was werden wir kochen? Womit werden wir uns kleiden? Wo gibt's was? Wo kann man sich„ anstellen", unt etivas zu erhaschen? Wollen wir hoffen, daß diese ewige Hezjagd nach Lebensmitteln endlich ein Ende erreicht. Berta Marckwald.
Bücherschau
Sven Hedin , Jerufalem. Feldpostausgabe. 160 Seiten, 25 A6bildungen, 1 Karte. Verlag von F. A. Brockhaus, Leipzig . Geheftet 1,50 Marf.
Man wird sich von Sven Hedin immer gern unterhalten und belehren lassen; und das, was er auf biblischem Boden erlebt hat, ist nach mehr als einer Seite interessant. Der schwedische Forscher war vor der Einnahme Jerusalems durch die Engländer in diesem damals noch türkischen Etappengebiet, und seine Beschreibung der Landschaft und deren Bewohner reiht sich seinen Verdiensten unt die Länder- und Völkerwissenschaft würdig an. Anders muß man sich zu seiner geschichtlichen Auffassung stellen. So setzt er die histo= rische Wahrheit der Christuslegende als selbstverständlich vorausein Weg, auf dem wir ihm nicht folgen können.
An den Bildern hat man, sowohl was Auswahl und Wiedergabe A. Z. anbetrifft, seine Freude.
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