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Die Gleichheit

traten. Ihre bisherige politische Rechtlosigkeit hinderte sie an der Entfaltung ihrer Sträfte. Die arbeitenden Frauen haben die wirtschaftliche Abhängigkeit mit dem Arbeiter gemein, sie wird aber bei ihnen vergrößert durch ihre geschlechtliche Ge­bundenheit, ferner sind sie in ihrer Stellung im öffentlichen Leben benachteiligt durch überlieferte Vorurteile und Mängel der Erziehung.

Durch die Demobilisierung vollzieht sich in unserem Wirt schaftsleben eine Umgestaltung, von der die arbeitenden Frauen in besonderem Maße betroffen werden. Viele sind an ihren Arbeitsstellen überflüssig geworden, sie müssen den heimkeh­renden Kriegern Platz machen, die einen wohlbegründeten Anspruch auf geregelte Arbeit und Verdienst mitbringen. Bei aller Arbeitslosenfürsorge, bei der die Frauen viel schlechter gestellt sind als die Männer, ist es nicht zu vermeiden, daß der Umwandlungsprozeß für die Frauen besondere soziale Härten mit sich bringt. Nur von diesen Gesichtspunkten aus, nicht etwa aus Repräsentationsgründen, empfinden wir die Ausschaltung der Frauen als eine ganz empfindliche Lücke.

Aus diesen Beweggründen, getrieben von dem Wunsche, dem eigenen bedrängten Geschlecht nach Möglichkeit zu helfen, haben die weiblichen Funktionäre der sozialdemokratischen Partei Groß- Berlins an den Vollzugsrat das Ersuchen ge­richtet, zwei Frauen( von jeder Richtung eine) in seiner Mitte mit Sitz und Stimme aufzunehmen. Außerdem sollte eine ebenfalls paritätisch zusammengesete Frauenkörperschaft alle in ihr Gebiet fallenden Aufgaben durchberaten und erledigen. Durch ein solches Vorgehen könnten die beiden dem Vollzugs­rat zugeteilten Genossinnen wertvolle Arbeit leisten.

Bis zur Stunde ist eine Antwort nicht eingegangen. Da gegen hat die Parteileitung der Unabhängigen Sozialdemo­fratischen Partei abschlägig geantwortet mit der Begründung, daß unter dem gegenwärtigen Zustand die Interessen der Frauen vollauf gewahrt würden. Diese Ansicht können die sozialdemokratischen Frauen nicht teilen. Wir geben diese Dar­stellung, um uns vor dem späteren Vorwurf zu schüßen, als hätten wir in dieser großen, aber für die Frauen so besonders schweren Zeit unsere Pflicht nicht gekannt.

An der Sozialdemokratie wird es liegen, ob nach den ge­meinsamen Kämpfen um politische und wirtschaftliche Freiheit für Männer und Frauen der Kampf der Geschlechter um den Vorrang im politischen und wirtschaftlichen Leben einsehen wird. Volle Gleichberechtigung auf allen Gebieten muß die Losung sein, mit ihrer Durchführung tritt erst die wahre Demokratie in ihre Rechte.

Vorsicht vor unnügen Parteigründungen!

In den Berliner   Zeitungen erschien ein Inserat, wodurch " alle" Frauen zu einer öffentlichen Versammlung eingeladen wurden. Es war unterzeichnet vom Werbeausschuß für die ,, allgemeine Frauenpartei". Versammlungsbesucherinnen melden, daß es sich hier augenscheinlich um das Einfangen politisch nicht aufgeklärter Frauen handle. Der Mitglieds­beitrag soll monatlich 75 Pf., jährlich 9 Mt. betragen; über die Verwendung des Geldes und die Ziele des Vereins wur­den keine genügenden Angaben gemacht.

Eine allgemeine Frauenpartei ist ein Unsinn. Mehr als je gehören die Frauen in die politischen Organisationen. Da sich jedenfalls auch anderwärts folche Geschäftlhuber rühren wer­den, geben wir die Mitteilung als Warnung weiter.

Ellen Key   an die Frauen in den " siegreichen Ländern".

Die schwedische Frauenrechtlerin und Schriftstellerin Ellen Sten richtete an die Schwestern in den siegreichen Ländern" einen Aufruf, in dem es heißt:" Die Frauen in den sieg­reichen Ländern müssen mit der ganzen Straft ihres Herzens dahin arbeiten, daß die hungernden Mütter und Stinder in

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Deutschland bald gesättigt werden, in Übereinstimmung mit der gegebenen Zusage, und daß nicht Rache, sondern Weis­heit und Milde den Friedensschluß bestimmen sollen. Alle Frauen der Welt müssen einander die Hände reichen, eine lebende Kette zu bilden zum Schuße der jezigen Generation, die die Folgen des Krieges durchleben muß, aber noch mehr zum Schutze der zukünftigen Menschheit. Von uns wird es abhängen, ob neue Geschlechter ihr Blut lassen müssen für neue Fehlgriffe, oder ob sie die edlen Früchte des Sieges ge­nießen werden."

Ein Glückwunsch an die deutschen   Frauen.

Die sozialdemokratischen Frauen Schwedens   sandten an das Frauen­bureau des Parteivorstandes folgendes Glückwunschtelegramm:

Den deutschen Frauen unsere innigsten Glückwünsche, daß in Deutschland   die Revolution durchgeführt ist und daß sie auch die Drdnung aufrechterhalten konnten. Es lebe die Demokratie, der Sozialismus und das Frauenwahlrecht!

Die Zentralleitung der sozialistischen   Frauen Schwedens  . Anna Sverty. Anna Lindhagen  .

Bekanntmachung.

Die Zwischenscheine für die 5% Schuldver­schreibungen der VIII. Kriegsanleihe können

vom 2. Dezember d. Js. ab

in die endgültigen Stücke mit Zinsscheinen umgetauscht werden. Der Umtausch findet bei der ,, Umtauschstelle für die Kriegs­anleihen", Berlin   W 8, Behrenstraße 22, statt. Außerdem über­nehmen sämtliche Reichsbankanstalten mit Kasseneinrichtung bis zum 15. Juli 1919 die kostenfreie Vermittlung des Umtausches. Nach diesem Zeitpunkt können die Zwischenscheine nur noch unmittel­bar bei der Umtauschstelle für die Kriegsanleihen" in Berlin  umgetauscht werden.

Die Zwischenscheine sind mit Verzeichnissen, in die sie nach den Beträgen und innerhalb dieser nach der Nummernfolge geordnet einzutragen sind, während der Vormittagsdienststunden bei den ge­nannten Stellen einzureichen; Formulare zu den Verzeichnissen sind bei allen Reichsbankanstalten erhältlich.

Firmen und Kaffen haben die von ihnen eingereichten Zwischen­scheine rechts oberhalb der Stücknummer mit ihrem Firmenstempel zu versehen.

2. Der Umtausch der Zwischenscheine für die 4%% Schat anweisungen der VIII. Kriegsanleihe und für die 4% Schatz. anweisungen von 1918 Folge VIII findet gemäß unserer An­fang d. Mts. veröffentlichten Bekanntmachung bereits seit dem

4. November d. Js.

bei der ,, Umtauschstelle für die Kriegsanleihen", Berlin   W 8, Behrenstraße 22, sowie bei sämtlichen Reichsbankanstalten mit Rasseneinrichtung statt.

Von den Zwischenscheinen der früheren Kriegsanleihen ist eine größere Anzahl noch immer nicht in die endgültigen Stücke umgetauscht worden. Die Inhaber werden aufgefordert, diese Zwis schenscheine in ihrem eigenen Interesse möglichst bald bei der ,, 1m­tauschstelle für die Kriegsanleihen", Berlin   W 8, Behren straße 22, zum Umtausch einzureichen.

Berlin  , im November 1918.

Reichsbank- Direktorium.

Havenstein.

v. Grimm.

Berantwortlich für die Redaktion: Frau Marte Juchacz, Berlin   SW 68. Druck und Verlag von J. S. W. Diey Nachf. G.m.b.g. in Stuttgart  .