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Die Gleich beit
kommen, die die Wohnungsgrößen und die Mieten innerhalb der auf gemeinnüßiger Grundlage erbauten Wohnungen nach Kinderzahl und Einkommen der Familien abstufen. Diese Bemessung des Mietpreises nach dem Steuerzettel und der Wohnungsgröße nach der Kinderzahl ist in den Regie bauten der Stadt Amsterdam zur Annahme gelangt.
Die besondere Fürsorge für kinderreiche Familien wird seit Jahrzehnten in vorbildlicher Weise in der gemeinnügigen Aktienbaugesellschaft für kleine Wohnungen in Frankfurt a. M. gehandhabt. Man hat hier noch einen weiteren im Sinne der Wohnungsfürsorge bedeutsamen Schritt getan. Von der Erwägung ausgehend, daß auch die großzügigsten Absichten in bezug auf den Rauminhalt der Wohnungen eine Schranke finden sowohl an der Höhe der Bodenpreise als auch der Baukosten, ist man dazu übergegangen, durch Bau von Gesellschaftshäusern, die je nachdem Krippe, Kindergarten, Lese- und Vortragssäle usw. in sich bergen, sowie durch Spielpläge, Bleichpläge, ein Stückchen Garten- oder Aderland begrüßenswerte Wohnungsergänzungen schaffen. Damit ist der Weg zu dem gewiesen, was wir von der Wohnungsfürsorge verlangen müssen. Es sei jedoch, bevor wir zur endgültigen Formulierung unserer Forderungen kommen, noch eine grundsägliche Frage erörtert: Etagenoder Flachbau? Was gesundheitlich, sittlich und sozial besser ist, bedarf keiner langen Erörterung. Auf der einen Seite die hochstöckige Mietfaserne. In der Großstadt sind da Hunderte, in der Mittelstadt immer noch Dußende von Menschen auf engem Raum zusammengedrängt. Einer guckt dem andern in den Rochtopf, einer horcht dem andern die Seele aus. Krankheitsfeime förperlicher und sittlicher Art finden einen nur allzu bereiten Nährboden.
Auf der andern Seite der Flachbau. Jeder sein eigener Herr im eigenen Häuschen, und selbst wo zwei Parteien unter einem Dach vereinigt sind, die Sache so angeordnet, daß, wie in Holland , jede Wohnung eine eigene Haustür hat, das heißt aber ein für sich abgeschlossenes Reich ist. Bei jeder Wohnung ein Stückchen Gartenland, Raum, um einen
erbten. Sie verlangte stürmisch, das moderne Königtum solle die Sozialreformen selbst in die Hand nehmen. Ihren Ideen gab sie Ausdruck in der Schrift: Dies Buch gehört dem König". Die Form ist häufig verworren, der Stil bizarr. Oft berliert sich die Schreiberin in ihrer gewohnten Art in allerhand Phantasien. Aber wer den Kern herauszuschälen vermag, der wird finden, wie weit Bettina in vielem ihrer Zeit voraus war.
Unerschrocken trat Bettina auch ein für alle politisch Ver folgten und Unterdrüdten. Im Kampf um die bürgerliche Gleichstellung der Juden ergriff sie das Wort. Sie bewirkte, daß die aus Göttingen vertriebenen Brüder Grimm an die Berliner Universität berufen wurden. Sie war eine cifrige Fürsprecherin der verfolgten Freiheitskämpfer Gottfried Rinkel, Mieroslawski , Schlössel und andere. Ueberall offenbart sich ihre tatenfrohe, gedankenkühne Liebe zur Menschheit. Bon ihren Zeitgenossen freilich wurde sie, eben weil sie ihrer Zeit vorans war, vielfach mißverstanden, ja häufig verspottet.
Aber Bettina hatte auch warme Freunde. Schleiermacher meinte, Gott sei in besonders guter Laune gewesen, als er Bettina geschaffen habe. Besser aber hat niemand Bettina verstanden als sie sich selbst, indem sie ihr Wesen in den Ausspruch zusammenfaßte:„ Meine große Veranlagung ist Lieben."
Unser Weg zum Glück
Die Arbeit ist der Kernpunkt unseres Daseins. Ohne Inhalt würde das Leben eines jeden sein, wenn die Arbeit nicht wäre. Stillstand und Zerfall würde für die Gemeinschaft bedeuten das Leben ohne die schaffende Arbeit eines jeden. Die Arbeit ist die bindende und treibende Kraft in der Entwicklung der Gemein
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Holz- und einen Kaninchenstall anzulegen, ein Bodengelaß mit Abstellraum usw.
Ich meine, die Wahl kann nicht schwer fallen, und wenn von seiten der Bauleute eingewandt wird, daß die hohen Bodenpreise der Großstadt den Lurus des Flachbanes nicht gestatten, so ist darauf zu erwidern, daß beim Flachbau ja auch die Grundmauern und das gesamte übrige Mauerwerk leichter und darum billiger sein kann. Endlich kann man auch durch eine geeignete Reform des Straßen- und Dampfbahnverkehrs die Hinausverlegung der Wohnung an die Peripherie der Städte, wo Grund und Boden noch billig sind, begünstigen.
So lauten unsere Grundforderungen: Ermöglichung geräumigen, gesunden Wohnens zu angemessenem, das heißt nach Einkommen und Kinderzahl abgestuftem Preis. Daneben an der Peripherie der Städte Bereitstellung von Gartenund Ackerland und endlich Schaffung von Wohnungsergän zungen der oben gekennzeichneten Art.
Denn was von außen geschehen kann, muß sich die der Wohnungsinspektion anzugliedernde Beratung der Hausfrau in allen Fragen der Wohnungspflege, der bestmöglichen Verwertung des vorhandenen Raumes gesellen. Eine Beratung, die, von geeigneten Frauen ausgeübt, zu einer pädagogisch, sozial und.fittlich gleich wertvollen Bereicherung unseres Gemeinschaftslebens werden kann.
Der Krieg hat uns an äußeren Gütern verarmt, und die äußerlichen, Freuden werden uns bei dem Leben der Arbeit, das uns erwartet, spärlich zugemessen sein. Um so notwen diger ist es, daß wir innere Gegenfräfte schaffen. Harmloses, frohes Miteinandersein, dem die Kräfte des Gemüts Tiefe und Farbe geben. Ein Frohsein, ein Behagen, ein aufatmendes Sichbefinnen auf das Beste und auf das Wesentliche im Leben, das im Schoß der Familie wächst, das aber nur wachsen und gedeihen kann, wenn die Wohnung ein Heim ist und eine Heimat.
Es ist Aufgabe der Wohnungsfürsorge, das zu schaffen. Henr. Fürth .
schaft. Ohne die Arbeit würde das Leben der Gemeinschaft und seine Entwicklung nicht möglich sein.
Das zeigt uns, in wie enger Weise die Arbeit mit dem Gedanken der Boltseinheit zusammenhängt. Wer darum sein Voit liebt und in Wahrheit eine tiefe und immer tiefere Jnnigkeit der nationalen Gemeinschaft ersehnt, wer das erhebende Glück einer großen Boltsgemeinschaft in seinem Janern ahnend empfindet, der muß vor allem der Arbeit, diesem einen Grundstein des Zusammenseins, zu geben suchen den Wert der Innerlichkeit.
Seele aber bekommt die Arbeit, wenn der schaffende Mensch mit seiner ganzen Persönlichkeit bei seiner Arbeit ist; wenn das denkende Hirn und die schwielige Faust, geleitet werden von vollen, warmen, lachenden Herzen. Und das ist der Fall, wenn die Arbeit einem großen, edlen Zwede dient; das ist in vollendetster Weise der Fall, wenn sie dem edelsten und höchften Menschenziele dient, dem Wohle und dem Nußen der Gemeinschaft.
Der Gemeinschaft aber dient nur die Arbeit, die in den Werf stätten der Gemeinschaft vollbracht wird. Der freie Volksstaat muß in die Hand geben Kelle, Hammer wie jedes Werkzeug, erst dann schafft mit freudigem Herzen und mit seiner ganzen Seele ein jeder für das Glück dieses Volksstaates.
Wahrhaftig, das ist keine öde Gleichmacherei", fein Unterdrücken des freien Schaffensdranges". So fann nur sprechen, wer wahren Arbeitsdrang noch nie verspürt; denn die wahre Schaffenslust des Fähigen läßt sich nicht unterdrücken, sie verlangr gebieterisch ihre Befriedigung, und sie findet diese Befriedigung gerade und allein im sozialen Arbeitsstaate, der jedem die freic Entfaltung seiner inneren Schaffenswerte bietet.
Die freie Arbeit für das Ganze allein macht glücklich. Die freie Arbeit für das Ganze allein gibt auch dem Produkte der Arbeit den Seelenhauch, der den Kaufenden, den Gebrauchenden, den Schauenden in ungetrübter Reinheit genießen läßt all die Schönheit der Welt, die Menschenhand und Menjshirn voll