Nr. 41

Die Gleich beit

In Deutsch - Defterreich liegen die Dinge ähnlich wie bei uns. Wuch dort sieht sich die Partei gezwungen, mit den Bürgerlichen ( Chriftlich- Sozialen) zusammenzugehen. Auch dort scheitert die fofortige Durchführung des Sozialismus an den augenblicklichen Verhältnissen. Auch dort ist die brennendste Aufgabe: die Förde rung der Produktion. Auch dort geht man den gleichen Weg wie bei uns, um die Arbeiterschaft praktisch zum Sozialismus zu er­sichen: durch die Schulung der Betriebsräte in engster Verbin bung mit den Gewerkschaften", um auf diese Weise auch die Lei­tung der Produktion allmählich mit Arbeitern zu durchsetzen.

Mögen die Wünsche unserer österreichischen Brüder nach der Bereinigung mit uns und nach der Wiederherstellung der Inter­nationale sich rascher erfüllen, als wir es im Augenblick erwarten und hoffen dürfen. R. H.

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,, Teuflische Uebermacht".

Die Proletarische Brouw", das Organ der sozialdemokratischen Frauen Niederlands, schreibt beklommen über die neuesten, auch, die neutralen Länder Europas bedrohenden Anmaßungen der Entente u. a.:

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... Die Entente hat gesiegt. Und wie nußt sie nun ihre Macht aus! Das Neueste ist, daß sie von den neutralen Ländern und von Deutschland verlangt, sich an der Aushungerung Ruß lands zu beteiligen. Um dadurch die gegenwärtige Regierung, die doch das Land sich selber eingesetzt, zu stürzen. Wodurch also wiederum das so hochgepriesene Selbstbestimmungsrecht" der Völker ignoriert wird. Das kann man nicht anders. denn als teuflische Uebermacht bezeichnen. Das Blait äußert dann seine Genugtuung darüber, daß die französischen Breß organe glücklicherweise ihre Entrüstung über das Vorgehen der Entente äußern und auch darüber, daß sogar offiziell für die Armee Denifins geworben werde. Die sozialistischen Blätter be­zeichneten dies als eine Herausforderung der französischen Ar. beiter, gegen die sie mit aller Macht vorgehen müßten." Indessen fügt die Proletarische Broum" Teider mit Recht vorsichtig Hinzu: Man fann nur hoffen, daß diese Proteste fräftiger aus­fallen als der ins Wasser gefallene Proteststreit vom 22. Juli d. J." Zum Schluß betont das Blatt, daß natürlich auch an die niederländische Regierung die Aufforderung zur Beteili­gung an jenem Komplott gegen Rußland ergangen fei, wozu auch die niederländische Arbeiterflasie fich werde äußern müssen.( Das ist, soweit die S. D. A. P. in Frage kommt, bis zur Stunde noch nicht geschehen. D. B.)" Diese Aussprache," so Diese Aussprache," so schließt die B. B.", wird sich freilich nicht um die Frage für oder gegen die russische Räterepublik drehen, sondern sie wird sich

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Gin Borhaus? Was ist denn das?"

Da werden Soldaten geboren, wenn Bärbele fünf Jahre alt ist." Jetzt ist es Winter, und sie tragen heldenhaft Eiszapfen vom Bach herauf, ich soll sie verbrennen. Vielleicht werden wir zu Fuß in die Schweiz hinübergehen können, wenn der See zuge­froren ist; das ist auch Netland, schneller geschaffen und erworben als ich es tun konnte mit Spaten und Schaufel.

Dreierlei muß geschehen, bis der See zu Eis wird. Es muß eine anhaltende Sälte kommen, die den Wasserspiegel abkühlt; es muß ein Sturm die Wasser mischen und die unteren warmen Schichten an die Oberfläche bringen; und es muß einmal in ben See geschneit haben. Dann friert es von den Rändern aus zu, und in zwei Tagen ist die gange Fläche tragfähig. Das Dampf, schiff fann mitten auf der Fahrt nimmer weiter und muß schleu nigst umkehren in den Winterhafen. Dann darf man aber auf deutscher Seite noch lange nicht übers Eis. Erst muß von Staats­wegen die Eisdede geprüft und ein sicherer Weg ausgestedt sein. Anders die Schweizer ; fie prüfen nicht und steden nicht aus; es ist jedermanns eigenes Vergnügen, ob er extrinfen will oder nicht; So kommt es, daß ble Schweizer schon lange auf dem See Schlitts schuh fahren und bis an unseren Strand kommen, ehe wir hinüber dürfen. Aber an Land gehen dürfen auch sie nicht bei uns; es ist ja berboten, auf unserer Seite zu fahren und also auch zu landen, ehe ausgestedt ist.

Dann muß eine Wunne durchs Eis geschlagen werden quer über den gefrorenen See, eine Fahrrinne, bamit man auf alle Fälle noch im Boot hinüberkommen fann, wenn das Gis nicht mehr trag. fähig ist. Dann dröhnt nachts der See toieber bon tiefen, untera irdischen Glockenschlägen: die Eierinde ist irgendwo gesprungen, bie Wassergeister läuten mit fristallenen Schwengeln. Ludwig Finth.

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mit der Uebermachtstaktik der Ententeregierungen beschäftigen, die fein Mittel verschmäht, um in Rußland eine ihr gefügige Res gierung zu installieren."

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Dieser letzte, recht fatalistisch flingenbe Satz fennzeichnet zur Genüge die Lage, in der Holland sich der Entente gegenüber be-­findet. Uebrigens hat Holland sich an der Aushungerung Ruß­ lands bereits seit diesem Sommer beteiligt oder beteiligen müssen. Im Auftrage der niederländischen Regierung werden nämlich seit Ende Juni in der Rotterdamer Getreidebörse große Mengen Bohnen, Erbsen usw. öffentlich meistbietend versteigert. In einer ganzen Anzahl der diesbezüglichen Bekanntmachungen hieß es zum Schluß: Ausfuhrfrei nach allen Ländern mit Auz­nahme Näte- Ungarns und Bolschewistisch Ruß­Jands."

Deshalb ist tatsächlich nicht daran zu zweifeln, daß Holland sich auch in diesem Falle genötigt sehen wird, sich der teuflischen Uebermacht" zu fügen. P. W.

Bugunsten der deutschen Kriegsgefangenen fand am 5. November in Haag- Scheveningen eine leider nur für erflusive Kreise be­rechnete Versammlung statt. Ste war von einem Damenfomitec einberufen worden, um einer nach Holland entsandten Vertreterin des Bundes Deutscher Frauen zur Befreiung der Kriegsgefan­genen" Gelegenheit zu geben, holländischen Frauen das himmel­schreiende Unrecht vor Augen zu führen, daß in Frankreich trob aller Versprechungen noch immer 400 000 deutsche Kriegsgefangene festgehalten werden. Und daß sie ungeachtet förperlicher und gei ftiger Erschöpfung schwere Wiederaufbauarbeiten leisten müßten unter Verhältnissen, die nach übereinstimmenden Berichten vielfach noch schlechter feien, als die Behandlung während des Krieges. Ferner gedachte die Rednerin, Fräulein von Negelein, der 50 000 deutschen Männer, die mangels Transportgelegenheit noch in Si­ birien ein elendes Leben fristen, während dort bereits 40 000 gut grunde gegangen seien. Endlich erwähnte sie, daß außerdem noch 100 000 Gefangene aus Oesterreich, Ungarn und der Türkei in Sibirien schmachten. Wenn nicht Amerika , Japan oder die neu­tvalen Stanien Schiffsraum abstünden, stehe all diesen Unglüd­lichen ein sechster, graufiger Winter bevor. Die Vorsitzende, Dr. med. Abetta Jacobs, unterstrich die Ausführungen der Ned­nerin und empfahl die Absendung einer Wittschrift an die Ena tenteregierungen. Diese wurde von den meisten der Besucher unterzeichnet. Nicht unerwähnt mag bleiben, daß die Berichte der Presse über die Versammlung fast ausnahmslos fühl und zurückhaltend sind. p. tv.

Wir Wilden sind doch bessere

Menschen

Die Frankfurter Zeitung " berichtet über die Unterredung eines spanischen Reporters mit dem König Karl Atangana von Jaunde ( Kamerun ), der sich zurzeit in Madrid aufhält. Auf die Frage, wie ihm die spanischen Frauen gefielen, antwortete der König: Die spanischen Frauen gefallen mir sehr, sie sind sehr sympathisch, sehr hübsch. Aber da ich verheiratet bin, kann ich mich nicht weiter für sie interessieren. Ich bin Christ und fann daher nur einer Frau gehören."

Recht bezeichnend ist dabei die Form Ses lehten Sakes: daß er nur einer Frau gehören fann, Gin Europäer hätte sich sicher anders ausgedrückt über die Stellung zu seiner Frau. Die Wendung des Negertönigs zeugt nicht mir von einer hohen An­schauung über die Ehe, sondern auch von einer hohen Achtung der Frau.

Nach einer aften Legende müssen alle Mitglieder des König lichen Hauses von Jaunde ein sternartiges Zeichen auf der Stirn tragen. Durch das gleiche Zeichen werden jedoch auch die int Kindesalter Verwaisten fenntlich gemacht, um sie gleichsam au Angehörigen des Königs zu stempeln und der Achtung der Mit. menschen zu empfehlen".

In allen anderen Dingen sind wir Europäer den Bilden" natürlich weit überlegen. Nur in punto Frauenachiung" uns Kinderfürsorge" scheint es doch, als ob besseren Menschen sind,

die Wilden die Sturt Seilbut.