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Die Gleichheit

Bachofen  ( Mutterrecht" 1868) Holt seine Beweise aus der alten Literatur, die er in äußerst feinsinniger Weise zu deuten weiß. Er stellt fest, daß die Menschen ursprünglich in regellofem Geschlechtsverkehr lebten. Daß es bei dieser Form des Geschlechts­lebens meist unmöglich war, die Vaterschaft festzustellen. Daß die Abstammung der Menschen daber damals nicht von Vater zu Baler, sondern von Mutter zu Mutter gerechnet wurde. Wes­halb er diese Zeit treffend mit Mutterrecht" bezeichnet.

Morgan dagegen( Ancient Society"-Urgesellschaft, 1877) geht von dem wirklichen Leben aus. Er hat 40 Jahre seines Lebens bei den Jrofejen, einem nordamerikanischen Indianersiamm, 3= gebracht und das Leben dieser Indianer wohl gründlicher studiert cis je einer vor ihm. Er erfannte zuerst die Bedeutung der eigentümlichen Tatsache, daß die Verwandtschaftsbezeichnungen Dieser Indianer mit den tajächlichen Verwandtschaftsverhältnissen nicht übereinstimmten.

Die Jrofesen leben nämlich in Cingelehe. Trotzdem aber nennt der Mann nicht nur seine Kinder, sondern auch die Kinder seiner Brüder Söhne und Töchter", die Kinder seiner Schwestern da gegen ,, Neffen und Nichten". Ebenso nennt die Frau nicht nur thre eigenen Kinder, sondern auch die ihrer Schwestern Söhne und Töchter", die Kinder ihrer Brüder dagegen Neffen und Nichten". Die Kinder von Brüdern sagen zueinander Bruder und Schwester", ebenso die Kinder von Schwestern. Die Kinder von Bruder und Schwester aber Vetter und Base".

Durch Nachforschungen, die von der amerikanischen   Regierung unterstübt wurden, hat man festgestellt, daß die gleichen Verwandt­schaftsbezeichnungen wie bei den Jrofesen nicht nur bei allen nord­amerikanischen Indianerstämmen, sondern auch bei zahlreichen Volfsstämmen in Asien  , Afrika   und Australien   Geltung haben. Weiter: daß dieses Verwandtschaftssystem eine vollständige Er­Klärung findet durch eine Gheform( Gruppenche"), die auf Hawaii  und einigen anderen australischen Inseln noch vorhanden, aber bereits im Absterben begriffen ist.

Seltsam aber ist es, daß das Verwandtschaftssystem auf diesen australischen Inseln wiederum nicht dieser Gheform( der Gruppen. ehe) entspricht, sondern sich nur durch eine noch urwüchsigere, jett ausgestorbene Grippenehe erklären läßt: Hier gelten nämlich noch alle Kinder von Geschwistern, also von Brüdern und Schwestern, für die gemeinsamen Kinder.

dige Mittel zur geistigen Entwicklung geben sollte. Vicle der jetzt verwirklichten pädagogischen Reformen wurden in dieser Anstalt vorbereitet. Malvida   vertiefte sich hier na­mentlich in Fröbels damals viel angefeindeten pädagogischen Anschauungen, und ihr empfängliches Gemüt begeisterte sich an den neuen Grundsägen und Gedanken, zu denen ihre eigenen Vorstudien den Grund gelegt hatten. Hier trat sie auch aus der dogmatischen orthodoren Kirche aus und schloß sich der freien Gemeinde an. Ihren Plan, nach Amerika  zu gehen, gab sie aus Rücksicht auf ihre Mutter auf. Es schien sich ihr auch in Deutschland   eine vollauf befriedigende Tätigkeit zu bieten, denn sie wurde zur zweiten Vorsteherin der Frauenhochschule gewählt, der sie erst so furze Zeit als Schülerin angehört hatte. Mit begeistertem Eifer ging fie an ihre neue Aufgabe, und mit großer Liebe scharten sich die jungen Mädchen um sie. Ihre Pläne für Teilung der Arbeit, für gemeinschaftlichen Unterricht, für gleiche Bil­dung beider Geschlechter hoffte sie nun zu verwirklichen. Auch die konfessionslose Scule wurde damals von der freien Gemeinde beschlossen und Malvida zum Vorstandsmitglied gewählt. Als Lehrer an der Schule der freien Gemeinde wurde der Mann berufen, den Malvida einst so heiß geliebt hatte. So wurde ihre Ruhe noch einmal erschüttert, gerade als sie gehofft hatte, durch eine befriedigende Tätigkeit alles Leid überwinden zu können. Indessen verwandelte sich ihre Liebe bald in heißes Mitleid, als sie erkannte, wie ein phy­jisches Leiden, zu dem der Grund wohl im Gefängnis gelegt war, das Leben des Geliebten verzehrte. Nie zeigte sich Malvidas große gütige Natur vornehmer, als diesem Manne gegenüber, der sie so schyver geträuft hatte. Gleichgültig gegen das Urteil der Welt brachte sie ihre Ferien in der Wasserheilanstalt zu, in der er vergeblich Genesung suchte.

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Für diese Form der Verwandtschaftsbezeichnung gibt es nur die eine Erklärung, daß ursprünglich alle Männer und Frauen inner halb eines Stammes und innerhalb einer Generation in regel­lojem Geschlechtsverkehr lebten. Das heißt, Morgan tommt auf diesem Weg zu genau dem gleichen Ergebnis wie Bachofen   bei feinen Literaturstudien. Man darf also heute mit ziemlicher Sicherheit behaupten, daß der regellose Geschlechtsverkehr die ur sprüngliche Form des geschlechtlichen Zusammenlebens, die Urform der Che war. Kurt Heilbu

Durch Nacht zum Licht

Helft alle an dem großen schönen Werke der Zukunft, der Beglückung der Menschheit!

Obgleich der Kampf der arbeitenden Klassen in der ver­gangenen Zeit der Reaktion schwieriger war, weil sie zur Durchsetzung ihrer Ideen, ihrer gerechten Menschheits­forderung noch nicht die politische und wirtschaftliche Frei­heit besaßen, so ist heute dieser Kampf, wo diese Schranken zum großen Teil gefallen sind, nicht zu unterschäßen.

Sind die arbeitenden Stoffen nicht auf ihrer Hut, so fann es über Nacht eintreten, daß ihnen ihre junge Freiheit wieder genommen wird.

Aber was ist Freiheit? Freiheit bedeutet die Zusam­menfassung aller arbeitenden Kräfte zu einem großen Ganzen, die Verbreitung menschheitsbeglückender Ideen unter sich, ihnen eine Form zu geben, sie zu einem einheit­lichen Großen ausarbeiten und zu tätigen zum Wohle der Allgemeinheit".

Arbeiten wir auf diesem Wege, durchglüht von heiligen Idealen, durchdrungen von tiefem Gerechtigkeitsfinu, im gegenseitigen Verstehen, im sachlichen Kampf mit den Gegnern, dann muß der Widerstand der Gegner brechen, weil dem Gerechten endlich der Sieg gehören muß.

Aber diese große Arbeit kann nur geleistet werden, wenn ein jeder sich der großen Verantwortung gegen die Auge­meinheit bewußt ist und diese Pflicht ausführt. Ein jeder fann feinen Teil beitragen, indem er fest in der sozial­Selbst im Leiden seine Freiheit ehrend, tat sie doch alles, was in ihrer Macht stand, um seine letzten Tage zu erhellen. Den Antrag eines Freundes, ihr Gatte und Beschützer zu sein, wies sie zuriid, um dem sterbenden Geliebten die Treue zu bewahren, ihn mit einer Liebe zu umgeben, die nichts fordert, aber gibt, hilft, tröstet und versöhnt. Er starb, ein Kämpfer, an den Folgen des Kampfes für die Freiheit. So konnte sie stolz auf ihn fein und ihm ein ( Fortjehung folgt) ingetrübtes Andenken bewahren.

In bangen Stunden

Von Wilhelm Cennemann

Und Stille war fo bang und tief, Es fiel die Nacht von goldnen Sternen, Verichüchtert nur ein Glöcklein rief Und klanglos aus verlornen Fernen. Dein Herz ein Zittern überlief Und gab dir felig- frohe Kunde: Ein Leben, das im Dunkel ichlief, Gemahnte dich an feine Stunde.

Was mondenlanges Sehnen schuf Und nährte aus der Seelen Fülle, Ilun löfte es mit wehem Ruf Sich aus der mütterlichen Bülle. Kein Tag, der je fo bang fich bot, So frob uns führte aus den Engen  , Und jubeind floß das Morgenrot Ins Tal mit ftummen Jubeliängen.

Die Verfasserin des Gedichtes in unserer Weihnachtsnummer

A bie heilige Jungfrau" ist Starla Herr.